Es gibt so Tage, die man gerne einfach aus dem Kalender streichen würde. Die einfach scheiße sind. So ein Tag war gestern.
Es fing damit an, dass ich schon um 8.30 Uhr die Nerven verlor. Seit ein paar Tagen stänkert ein Kind von mir die ganze Zeit rum und sorgt für viel Missstimmung unter den Geschwistern. Also habe ich mich in den letzten Tagen diesem Kind sehr angenommen, versucht ihn zu bestärken, mich in ihn einzufühlen – all die Sachen, die man aus Ratgeber-Büchern zu kennt. Mit dem Ergebnis: Nüschte. Als würde ich chinesich reden, dachte ich und nach einem erneuten Vorfall bin ich also im Auto explodiert. Ja, mit Schreien und "ich hab keinen Bock mehr" und all den blöden Sachen, die leider auch nichts bringen – außer Tränen und schlechtem Gewissen.
"Na toll, erziehungstechisch wieder auf ganzer Linie versagt", dachte ich mir kurz darauf. Ich fuhr nach Hause und weil ich so aufgewühlt war, rief ich eine Freundin an und lud mich zum Kaffee ein. Vorher steckte ich noch schnell meine EC-Karte ein, weil ich auf dem Rückweg noch Geld abheben wollte. Als ich eine Stunde später vor dem Bank-Automat stand, fiel mir auf: Die EC-Karte ist weg.
Wie eine Irre kroch ich durchs Auto, raste dann nach Hause, stellte die die Bude auf den Kopf, wieder: Nütschte. Die Karte war vom Erdboden verschluckt. Daraufhin folgten 30 Minuten in der Warteschleife der EC-Sperrung. Die Frau fragte mich dann nach meiner Kontonummmer, die ich natürlich nicht im Kopf hatte, sondern in Panik meinen Aktenordner herauszog, woraufhin ein ganzer Stapel geordneter Steuerunterlagen quer durch den Raum segelte.
Das Handy piepste. Der Mann fragte, ob es ok sei, dass er abends später nach Hause kommt. Im Büro gäbe es einen Ausstand mit Drinks und Häppchen. Ja klar, hörte sich super an. Ich sehne mich übrigens auch nach Drinks und Häppchen. Stattdessen gibt´s bei uns abends mal wieder Milchreis. Bäh.
Um ein wichtiges Telefonat mit einem Kunden zu führen, wollte ich dann nach meinem Festnetz-Telefon greifen, das mir aus der Hand glitt und hinter der Heizung verschwand. Die nächste Stunde kniete ich im Staub und versuchte, mit Kochlöffeln und Besenstielen das Handy herauszufischen. Ohne Erfolg.
Und dann, als ich einen letzten Versuch mit dem Besenstiel wagte, war ich so rabiat, dass ich mit meinem Ellebogen einen Bilderrahmen herunter stieß – Scherben. Da hockte ich mich vor die Heizung und heulte. WAS FÜR EIN MIST TAG!
Ich weiß, dass sind alles Kleinigkeiten, Luxus-Probleme, eher Problemchen. Und an den meisten Tagen stecken wir die doch alle gut weg und sind uns dessen bewusst, dass das alles Kleinkram ist. Aber an manchen Tagen will ich mich kreischend auf den Boden schmeißen, wütend in ein Kissen beißen. Warum hat einem 1. keiner gesagt, dass Erziehung so verdammt anstrengend sein kann? 2. der Alltag manchmal einfach nur aus Durch-Wursteln besteht und 3. manchmal alles einfach mist-kacke ist (sehr erwachsene Formulierung, ich weiß!)
Mist-kacke war übrigens auch, dass ich am Nachmittag beim Ausparken noch ein anderes Auto anrumpelte. Ich glaube, mein Wutgeschrei hat man kilometerweit gehört….
Warum ich diesen Beitrag schreibe? Um mich wieder abzuregen. Lisa meinte nämlich gleich: "Schreib das auf, das wird Dir gut tun", als ich ihr von meinem Mist-Morgen erzählte. Und weil ich Euch zeigen will: Anderen gehts auch so. Vielleicht hast Du ja auch schon wütend aufs Lenkrad getrommelt – und dich danach mies gefühlt. Vielleicht denkst du: Ach, bei anderen läuft es immer rund.
NO WAY – bei uns läuft es absolut auch nicht immer rund. Lisa und ich haben auch absolute Kack-Tage. Und vielleicht hattest du gestern oder heute genauso einen Tag und konntest über meinen Text lächeln – dann hat sich dieser blöde Tag wenigstens noch etwas Gutes bewirkt!
Foto: Pixabay
4 comments
Kopf hoch!
Ich finde es übrigens überhaupt gar nicht schlimm, wenn Kinder auch mal erfahren, dass Mama und Papa nicht endlos Geduld haben, dass ihre Zeit nicht auf Bäumen wächst, dass sie auch mal einen Punkt haben, an dem sie nicht mehr können und auch nicht mehr wollen. Das ist nur realistisch. Wir wohnen ja alle nicht im Wolkenland bei den Glücksbärchis…
Ich sag meiner Tochter schon oft frühzeitig, wenn ich spüre, dass mein Limit jetzt langsam erreicht ist, dass es jetzt gleich ein Donnerwetter gibt. Und neulich bin ich auch mal schier komplett ausgerastet, als das Abendessen nur in Mäusehäppchen verspeist wurde, egal welchen der 315 komischen Essenswünsche ich ihr vorgesetzt habe. Immer nur ein Bissen abgeknappst und dann: Ich mag das nicht. Und eine Stunde später, als der Papa heim kam und sich ein Butterbrot geschmiert hat, während Kind ins Bett sollte, plötzlich der große Hunger ausbrach. Mein Mann war etwas irritiert, Kind hat geplärrt, aber Essen gab es dann keines mehr. Mir macht das auch keinen Spaß, aber irgendwann müssen auch so kleine Menschen kapieren, dass wir nicht nur das Personal sind. Alles andere was du beschreibst Katharina : Been there, done that! Kopf hoch!
Scheißtag
Oh I feel you.
Ich hatte kürzlich auch einen Scheißtag, und zwar im wahrsten Sinne des Wortes! Es fing damit an, dass mein Sohn mit dem Laufrad durch einen Hundehaufen fuhr…aaah oh nein!
Kind in die Kita gebracht, ich zu s-bahn. Ich wunderte mich beim Einfahren schon warum der Waggon so leer ist. Stieg ein und sah, dass dort jemand auf den Sitz gekackt hat?!?! Ist das zu fassen?!?
Habe den ganzen Vormittag gebraucht um mich wieder abzuregen…was ein Scheißtag 😉
Hier gibt’s auch solche Tage
Als ich heute früh vor dem Aufstehen den Text gelesen hab, dachte ich mir noch: welch Glück, so einen wilden Tag hatte ich schon länger nicht mehr. Und schon nahm das Schicksal seinen Lauf:
– treffen mit der Freundin abgesagt
– keine „passenden“ Strumpfhosen für die eine Tochter und die vier grauen (!!!) paar Socken mit Punkten, Streifen, Elsa und hallo Kitty waren auch nicht gewünscht.
– die andere Tochter hat sich dreimal die Pyjama Hose wieder angezogen
– zwei schreiende Kinder ohne ersichtlichen Grund (ich schiebe es auf die Zeitumstellung)
– die Schuhe zu meinem Outfit waren im Auto, das der Mann ausnahmsweise hatte
– in der Kita gemerkt:Handy daheim vergessen
– S-Bahn verpasst, die nächste fällt aus.
Guten Morgen, es ist 8:40!
Immerhin hab ich es ohne schreien hinbekommen und sitze jetzt mit einer Nussecke am Bahnhof (Fasten gebrochen….)
Kann ja nur besser werden;)
Danke!
Danke für den Text! An den denke ich bei unserem nächsten Kack-Tag und er zaubert mir bestimmt ein Lächeln auf die Lippen 🙂