Ich bin Europäerin – Gedanken zum Brexit

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Ich bin Katharina, 34 Jahre alt, Mutter von bald drei Kindern, Ehefrau, Freundin, Berlinerin, Fränkin, Deutsche, Europäerin.

In meiner Kindheit haben wir fast jede Ferien in Österreich verbracht.

Mit 15 bin ich zur Klassenfahrt nach England gefahren und habe dort meinen ersten schwarzen Tee getrunken. 

Im Portugal-Urlaub habe ich einen Engländer geküsst, er hieß Chris und hatte wunderschöne Augen.

Meine Abifahrt habe ich nach Rom gemacht und dort wild mit Italienern geflirtet.

Nach dem Abi war ich drei Monate in Paris zur Sprachschule. Ich lebte dort in einer französischen Familie mit armenischen Wurzeln. In meinem Sprachkurs saßen Schwedinnen, Deutsche, Schweizer, Engländer, Schotten. Und Amis. Die sagten damals, Europa sei so cool. In Amerika wolle gerade jeder nach Europa.

Ich verliebte mich in Paris unsterblich in einen jungen Mann, halb Engländer, halb Australier. Er sah ein bisschen aus wie Paul Mc Cartney. Ich war wie von Sinnen, wäre um ein Haar mit ihm durchgebrannt.

Für meinen Reporter-Job war ich auf der ganzen Welt unterwegs. Ich durfte überall einreisen, mein deutscher Pass machte das alles möglich. Oft dachte ich, was für ein Segen es ist, in Europa geboren zu sein. Man ist priviligiert – ohne etwas dafür getan zu haben. Ein Segen, echt!

In Europa entwickelte sich Fliegen so angenehm und einfach wie Busfahren.

Mein Bruder lebt mit seiner Familie in London. Ich habe Freunde, die Spanier sind und Italiener. Ich glaube daran, dass es in unseren Köpfen und Herzen keine Grenzen geben darf. Ich glaube daran, dass wir gemeinsam stärker sind als allein. 

Ich liebe Berlin, weil man in Kneipen alle Sprachen der Welt hört. Weil ich an jeder Ecke die kulinarischen Köstlichkeiten der ganzen Welt bekommt.

Ich bin Deutsche, aber noch viel mehr bin ich Europäerin, bin ich Weltbürgerin. Ich glaube an die Idee eines friedlichen Europas. 

Wir sind ohne Schranken aufgewachsen. Die Welt steht uns offen. 

Wie sich Menschen gegen Europa entscheiden können, macht mich ratlos. Und traurig. 

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7 comments

  1. Ein toller Post. Und nach all
    Ein toller Post. Und nach all den politischen und bürokratischen Themen, die man rund um das Thema „Brüssel“ und Brexit in den letzten tagen gehört hat, ein wichtiger Post. Es ist nunmal verdammt schade, dass england ausschert aus unserem Europa….

  2. Ja, ich finde das auch sehr
    Ja, ich finde das auch sehr verstörend. Völlig unverständlich.
    Liebe Grüße
    Jutta

  3. Ich bin auch schockiert
    Ob das Der Anfang Von Europa ist? Ich finde die Vorstellung schrecklich, dass man sich bewusst gegen diese europäische Gemeinschaft entscheidet, wobei es ja eher die älteren gewesen sind. Wenn jetzt die Schotten noch das Königreich verlassen wollen, hat England ein fettes Problem.
    Wenn jetzt die Schotten noch das Königreich verlassen wollen, hat England ein fettes Problem.
    Danke, dass ihr dieses Thema aufgenommen habt. Mich verwundert immer wieder, wie viele blogs einfach weiter ihre Rezepte oder Outfits posten…

  4. Danke
    Es ist leider wie so oft (unter anderem) eine Entscheidung von Jung gegen Alt. Das ist traurig. Und noch viel trauriger ist, dass diese Entscheidung komplett an der Lebensrealität der Jungen vorbei geht und diese aber (wahrscheinlich) einen Leben lang damit leben müssen.

  5. Brexit
    Mich auch!
    Unsere Kinder werden in einer anderen Welt aufwachsen als wir. Alle Dinge, die Du hier gerade aufgezählt hast und für uns so selbstverständlich sind, werden es für unsere Kinder möglicherweise nicht sein. Natürlich sollte man trotzdem erst mal abwarten, wie sich das alles gestaltet und welche Folgen der Brexit tatsächlich haben wird. Panik hilft nicht weiter.
    Dennoch fühle ich mich auch als Europäerin und deshalb überwiegt aktuell Bestürztheit und Schock!