Klassenfahrt: Was, wenn das Kind Angst davor hat?

Klassenfahrt

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Ihr Lieben, mein Name ist Anna und ich habe einen neunjährigen Sohn. Ich brauche euren Rat zum Thema Klassenfahrt. Mein Sohn ist ein lustiger, fröhlicher Junge, selbstbewusst und hat viele Freude. Nun steht die Klassenfahrt im Frühling an und das ist ein Problem. Denn mein Sohn übernachtet nicht gerne wo anders. Ein paar Mal haben wir schon ausprobiert, dass er mal bei einem Freund schläft, aber dann kam jedes Mal das Heimweh so stark, dass ich wieder abholen musste. Großeltern haben wir leider keine in der Nähe, so dass man das bei Oma und Opa mal üben könnte.

Nun bin ich wirklich total verunsichert, was die Klassenfahrt angeht. Er hat schon total Bammel davor, will aber eigentlich nicht der Einzige sein, der ich mitfährt. Und trotzdem tendiert er schon eher dazu, nicht mitzufahren. Ich weiß nicht genau, wie ich damit umgehen soll.

Muss er die Klassenfahrt durchhalten?

Auf der einen Seite möchte ich ihm Sicherheit geben und ihn auch zu nichts zwingen. Auf der anderen Seite will ich ihn aber auch schon fordern, es zu probieren und sich auch nicht gleich beim ersten Anflug von Heimweh abholen zu lassen. Ich fürchte, dass wenn ich ihm „die Tür öffne“, in dem ich sage, dass ich ihn abholen kann, er zu schnell aufgibt. Ich glaube, dass er auch total davon profitieren würde, wenn er die Klassenfahrt durchhält.

Nun ist er mein erstes und einziges Kind und ich weiß einfach nicht, wie ich mich verhalten soll. Vielleicht gibt es hier ja Mütter, die so eine Situation schon hatten und mir sagen können, wie sie sich verhalten haben. Ich bin echt dankbar für eure Erfahrungen!


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16 comments

  1. Ich glaube man muss weder Mut machen noch thematisieren, was unsere Aufgabe als Eltern ist. (Zumal die sehr verschieden angesehen wird.)
    Ich finde es toll, dass die Autorin die Bedürfnisse ihres Sohnes ernst und in den Blick nimmt. Und dabei sollte man es auch belassen. Wenn der Junge leidet und gerne mitfahren würde, aber zu große Angst hat, könnte man überlegen, wie man ihm „helfen“ kann bzw. welche Strategie die richtige wäre. Wenn er aber einfach nicht mitfahren möchte (aus welchen Gründen auch immer), es aber für ihn okay ist, so lasst ihn doch!! Und das wäre auch mein einziger Tipp an die Mutter: Akzeptiere es und bestärke ihn lieber in seinen Wünschen als hinsichtlich dessen, was angeblich besser für ihn wäre.

  2. Noch ein netter Bilderbuch-Tipp zum Thema: „Eine Dose Kussbonbons“ von Michel Gay
    Ist zwar eigentlich für etwas jüngere Kinder gedacht, aber meine 10jährige Tochter liebt es immer noch und das Buch und die Kussbonbons sind ihr auch immer noch eine Unterstützung. Die kann man nämlich notfalls auch heimlich mit auf Klassenfahrt nehmen. 😉

  3. Wie ist dein Sohn sonst so?
    Ist er jemand, der bei neuen Sachen einen kleinen wohlmeinenden Schubser braucht bzw. einen Freund, der ihn mitnimmt oder bekommt er wirklich Panik?

    Beim ersten Kind neigt man dazu die Bedürfnisse der Kinder super ernst zu nehmen. Wenn man sich nicht traut, dann begrenzt man sich selbst.
    (Bitte jetzt kein Shitstorm dazu…)

    Unsere Aufgabe als Eltern ist ja auch halbwegs selbstständig zu erziehen. Das Kind ist nicht allein, sondern mit anderen gleichaltrigen.
    Von erzwungenen Freundschaften spricht dabei niemand, aber von gemeinsamen Erlebnissen und gestärkter Klassengemeinschaft.
    Und das merkt man wirklich danach.

    Für unsere beiden Kinder waren die Reisen in der Grundschule jeweils die Highlights der Grundschulzeit.

  4. Aus Lehrerinnenperspektive würde ich auch empfehlen, das Thema zum einen nicht zu groß zu machen und das Kind zum anderen mitfahren zu lassen. Wenn er auch selbst sagt, dass er nicht als Einziger zu Hause bleiben will, ist das doch für ihn sicher ein Anreiz, es auch zu schaffen. Und er wird auf jeden Fall daran wachsen, wenn er diese Aufgabe bewältigt.
    Natürlich ist Heimweh auf einer Klassenfahrt immer wieder Thema und es gibt auch immer Kinder, die dann doch abgeholt werden müssen. Aber es gibt auch viele, die vorher Angst haben und es dann eben doch schaffen. Bei einer Klassenfahrt nicht dabei gewesen zu sein und die vielen Erlebnisse der Mitschüler*innen nicht teilen zu können, kann im Nachhinein viel trauriger sein als das Heimweh. Während einer Klassenfahrt passiert in sozialer Hinsicht so viel, dass sich Kinder, die nicht dabei waren, anschließend häufig schwer damit tun.

    1. Liebe Eva…

      bitte keine Vermutungen anbringen, die im Text von mir nicht zu finden sind.

      Mein Sohn hatte nie Trennungsangst, er hatte nur keine Lust auf eine Klassenfahrt! Bei ihm spielte der gesamte Klassenverband eine Rolle.

      Heute kommen Schüler aus mehreren Ortschaften zusammen in eine Klasse, die sich „nur“ in der Schule treffen,

      Ich habe hier nur eine andere Sichtweise geschildert und nichts von Trennungsangst geschrieben.

      1. Liebe Anne, mir ist schon klar, dass du nichts von Trennungsangst geschrieben hast. Deshalb beginnt mein Satz dazu auch mit „wenn“.
        Was ich zu „keine Lust“ geschrieben habe, übrigens auch.
        Ich wollte lediglich zwei Varianten aufzeigen, mit denen m.M.n. sehr unterschiedlich umzugehen ist.

        Ihr habt eure Perspektive auf Klassenfahrten offenbar gefunden und gefestigt, ob diese so auf andere zu übertragen ist, halte ich aber doch für fragwürdig.

  5. Hallo Anna,

    es geht hier um eine Klassenfahrt, nichts dramatisches und nichts, was man verpasst, was lebensnotwendig ist.

    Mein Sohn (jetzt 17) schon raus aus der Schule, ist nie mitgefahren. Er sagte immer, man kann nichts in den paar Tagen erzwingen, auch keine Freundschaften, was vorher die in der Schule auch nicht entstanden ist.

    Ebenso wurde er auch deshalb nie ausgeschlossen. Er war in Bezug auf die Schule auch immer ziemlich selbstbewusst und wusste was er wollte und was nicht. Ich habe das immer genauso akzeptiert und wertgeschätzt, seine Bedürfnisse nicht untergraben. Wie haben bis heute eine vertrauensvolle Bindung, was mir immer wichtig ist und war.

    Sie es aus dem Blickwinkel deines Kindes. Wie würdest du reagieren, wenn man gegen deinen Willen entscheiden würde? Dann kennst du die Antwort.

    Alles Gute für euch.

    1. @Anne: Das finde ich, ehrlich gesagt, eine etwas merkwürdige Einstellung. Auf welcher Grundlage entscheidet ein Kind denn, ob die Klassenfahrt „was für es ist“?

      Wenn ein Kind bis zum Ende seiner Schulzeit so große Trennungsangst von zu Hause hat, sollte man doch besser mal schauen, was da das eigentliche Problem ist. Wenn es aber nur ein „Ich hab keinen Bock auf Klassenfahrten“ ist, dann sollte man schon mit bedenken, dass Klassenfahrten in der Regel Pflichtveranstaltungen sind, die häufig auch Bezüge zum Unterricht haben. Dass ein Kind dann einfach nicht mitfährt und das auch noch von den Eltern unterstützt wird, würde ich als nicht allzu große Wertschätzung gegenüber der Schule und ein in Frage stellen der schulischen Abläufe und Regeln empfinden. Ist es wirklich das, was wir unseren Kindern vermitteln wollen?

      1. Das sehe ich etwas anders. Wir wissen doch alle, gerade als Lehrpersonen, dass wir unterschwellige Dynamiken in Klassenkontexten selten in ihrer Tragweite erfassen. Kinder sind so unterschiedlich und unser Schulsystem mit all seinen Facetten ist nicht für jedes Kind geeignet. Dennoch müssen (fast) alle Kinder da durch. Und ja, es schadet vielen nicht, aber es hilft leider auch vielen nicht ihr volles Potential auszubilden. Wenn nun für ein Kind (aus welchen Gründen auch immer und nach eingehender Beratung/ Gesprächen) eine Klassenfahrt nicht möglich erscheint, finde ich, dass es unser pädagogischer Auftrag ist, dies zu akzeptieren und das Kind in seinem Sein zu bestärken. Wir sind nun mal alle Individuen und alle, auch oder gerade mit unseren individuellen Befindlichkeiten, wertvoll!

        1. Liebe Isabelle,
          vielen Dank für deinen Wortbeitrag. Bei meinem Sohn steht in einem Jahr die Abschlussfahrt der 6. Klasse an (gute 6 Stunden von zu Hause entfernt) und er ist sich sehr sehr sicher, dass er nicht mitfahren wird. Die erste Klassenfahrt war in der 4. Klasse (nur eine Stunde entfernt) und auch da wollte er nicht mit. Dennoch ist er in die Bahn gestiegen, es viel ihm unfassbar schwer. Eine Nacht hat er durchgehalten, er hat weder seine Reisetasche ausgepackt, noch Schlafsachen angezogen und kaum etwas gegessen, am zweiten Abend durfte ich ihn abholen. Es hat ihm so zugesetzt, dass er den Rest der Woche krank war. Gemeinschaft und Schulpflicht hin oder her…du sagst es so schön „Wir sind nun mal alle Individuen…“, ich werde ihn definitiv nicht überreden oder zwingen. Er ist glücklich zu Hause, dann soll es so sein. Danke, dass du die individuellen Befindlichkeiten bestärkst und als wertvoll betrachtest. Nur weil „früher“ alle mitfahren mussten, muss das nicht richtig und für alle Kinder förderlich gewesen sein.

  6. Genau so: Versichern, dass man notfalls abholt und mitfahren lassen. MIT Kuscheltier.
    Unsere waren eben in der dritten Klasse vier Nächte weg. Es waren auch unsichere Kinder dabei. Es ging alles gut. Nur ein Kind musste abgeholt werden, weil es gespuckt hat.

    Viel Spaß dem Kind!

  7. Lass ihn mitfahren, die Lehrer kennen das und die Kinder trösten sich auch gegenseitig und Freundschaften wachsen daran! Meine beiden Kinder waren auch vorher sehr skeptisch und waren hinterher stolz und glücklich und freuen sich jetzt immer auf die Klassenfahrt! Vielleicht könnt ihr vorher hin fahren und Euch alles schon einmal ansehen? Das haben wir vor dem ersten Mal des großen Sohnes gemacht. Und wir haben ihm im Umschlag ein Familienfoto von uns mitgegeben, wo wir hinten drauf liebe und ermutigende Worte für ihn geschrieben haben.

    1. Hallo,

      Das was dem Kind Angst macht,dass ich das Unbekannte. Meine Tochter wollte auch nicht fahren und dann kam ein Kind wieder das ganz viel Stolz auf sich mitgebracht hat. Ich vertraue den Lehrkräften und schenke meinem Kind und mir einen Vertrauensbonus,dass alles so läuft wie es laufen kann.Oft spüren die Kinder die Trennungsangst der Eltern.
      Alle Beteiligten sollten mutig sein.

  8. Puh, da schließe ich mich der Fragestellenden gerne an. Auch ich wäre interessiert an Berichten von Erfahreneren diesbezüglich. Exakt das ist hier nämlich auch Thema und zwar schon seit einem Jahr. Ich kann deine Fragezeichen bezüglich des Umgangs damit sehr gut mitfühlen. Allerdings ist unser Kind erst 7 und es steht erst nächstes Jahr die Klassenfahrt an. Sie macht, seitdem sie weiß, dass Klassenfahrten existieren, komplett dicht und Panik kriecht, wenn mal das Thema aufkommt, bei ihr hoch. Wir haben auch das Übernachten schon ausprobiert – auch mit Abholen gegen Mitternacht. Bisher sehe ich es noch so, dass sie vielleicht einfach länger braucht als andere; was eh insgesamt für ihre Selbstregulationsfähigkeit stimmt. Vielleicht fehlt ihr der Baustein abends das Heimweh regulieren zu können einfach noch. Vielleicht ist es auch einfach normal, dass eine Klassenfahrt in der 3./4. Klasse für manche Kinder einfach extrem früh ist…?

    1. Ich bin seit über 20 Jahren Grundschullehrerin und habe schon viele Klassenfahrten mit 3. oder 4. Klässlern begleitet. Eigentlich sind bei jeder Klassenfahrt ein paar ängstliche Kids dabei und wir LehrerInnen sind definitiv darauf eingestellt!
      Manche haben vorher noch nie woanders übernachtet. Das ist auch okay so, jedes Kind ist anders (habe selbst 3 sehr unterschiedlich tickende Kids zu Hause). Meist ermutige ich die Kinder schon lange lange vor der Klassenfahrt zu einer Übernachtung „auswärts“(Großeltern, Freunde). Wenn das nicht klappt, nehmen wir sie natürlich trotzdem mit auf Klassenfahrt, wenn sie den Versuch wagen wollen. Es gibt die Option, dass man im Notfall von den Eltern abgeholt wird. Man kann auch tagsüber dabei sein und nachts daheim schlafen (vorausgesetzt, dass die Eltern die Fahrten stemmen können und wollen).
      Vor Ort gibt es unzählige kreative Lösungen, auf jedes Kind einzugehen.
      Hab vom Einschlaf-Hörspiel über Nachtlicht bis hin zu Einschlafbegleitung per Händchenhalten so einiges mitgemacht. Hatte auch schon „Heimweh-Mäuse“ im Etagenbett über mir liegen. Die Anwesenheit eines vertrauten Erwachsenen hat einfach geholfen.
      Abgeholt werden musste bislang nur einmal ein Kind mit Armbruch.
      Alle anderen Befindlichkeiten haben wir gemeinsam gerockt. Die Kids sind hinterher stolz zurück gekehrt und an der Erfahrung gereift. Nur Mut!

  9. Ein Kind war auch sehr verunsichert und hat versucht. Am Ende wurde das Kind immer abends abgeholt und morgens hingebracht. Dafür muss man echt Zeit und Benzin haben. Generell sind die Klassenfahrten nicht so weit weg. Vielleicht einen Versuch, nur tchagsüber dort zu sein, wenn es gar nicht klappt?

    Mein Kind übernachtet auch nicht gerne woanders, aber auf Klassenfahrt hat es doch geklappt. Vermutlich aus „Gruppenzwang“ 😉 Aber am Ende kam ein glückliches und nach Lagerfeuer stinkendes Kind zurück ;-)))

    Einfach ausprobieren und das Thema nicht zu groß machen, wäre mein Rat. Ich habe zu mein Kind gesagt „Wir probieren es einfach aus, wenn es nicht klappt dann beim nächsten Mal. Ich hole dich dann ab. (das einmal erwähnen)“ und dann das Thema ruhen lassen, bis das Kind selber erwähnt.

    Viel Glück.

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