Krankheit, Versetzung, Geburt: Alles zu viel! Mein Mama-Akku ist grad einfach leer

alles zu viel

Ihr Lieben, ihr kennt das, in manchen Zeiten ist einfach der Wurm drin. Für Sabrina liegt gerade ein solches Jahr hinter ihr. Sie fühlt sich so müde. Gerade als sie denkt, dass nun alles normaler und entspannter werden könnte, steht schon wieder eine Versetzung ihres Mannes an. Diese Unstetigkeit während man fürs Kind stetig da sein muss… das kann auf Dauer schon schlauchen. Gerade, wenn man eh schon so viel duch hat, wie unsere Leserin… 

Liebe Sabrina, dein Mann ist Soldat – was genau bedeutet das für euer Familienleben generell?

Als wir uns kennenlernten, warnte er mich. Er ist Marine-Soldat. Er fährt zur See, mit großer Leidenschaft. Es ist keine Planung möglich. Er ist nie da. Wollte sein Haus nicht für einen Umzug aufgeben.

Ich fand das perfekt. Ich war gern allein, aber genauso gern auch in der Weltgeschichte unterwegs. Doch immer loyal und treu. Für mich war das die perfekte Konstellation einer Beziehung. Anfangs bedeutete es: Keinen Nachwuchs. Und dann war ich doch unerwartet schwanger. Die Freude war riesig.

Für uns stand schnell fest, wir werden eine kleine Familie – Papa, Mama, Kind. Spontane romantische Hochzeit zu zweit vor der nächsten Seefahrt, die erst kurz vor der Geburt enden sollte. Aber generell sollte die Seefahrt noch einige Jahre andauern und erst später sollte ein Posten an Land angestrebt werden.

Und was bedeutet sein Job jetzt aktuell grad ganz konkret für euch?

Wir zwei Mädels sind von Sonntagabend bis Freitagnachmittag mit unseren Hunden in unserem Zuhause auf dem Land, während mein Mann 500 km entfernt in einer Großstadt arbeitet und eine kleine Wohnung hat. Planungssicherheit in den kommenden Jahren? Nein. Die gibt es nicht.

Wir wissen aktuell nur, welches Bundesland es wohl in gut zwei Jahren werden wird. Wir könnten hier alles aufgeben und mitziehen, aber wie oft? Wie oft soll unsere Tochter die Schule wechseln? Wir hatten gehofft, dass wir diesen Schritt zum Wechsel an die weiterführende Schule machen können, aber wohin? Welcher Stützpunkt wird es werden? Und wie lange?

Ihr führt also – mal wieder – eine Fernbeziehung jetzt? Wie fühlst du dich damit, wenn du an die nächsten drei Jahre denkst?

Wenn man nur die Beziehung zwischen meinem Mann und mir betrachtet, empfinde ich die Fernbeziehung eher als Gewinn. Für mich fühlt es sich ein bisschen wie unser Anfang an. Damals konnten wir, wenn er zur See fuhr, nur alle drei Wochen miteinander telefonieren, täglich eine Mail versenden, wenn überhaupt.

Jetzt sitzen wir an den Wochenenden lange zusammen, besprechen Dinge, tauschen Banalitäten der Woche aus, schmieden Pläne. Wir telefonieren nicht täglich, schicken uns aber jeden Morgen und Abend einen Kussmund zu. Gibt es wichtige Dinge zu besprechen, die nicht bis zum Wochenende warten können, nehmen wir uns die Zeit am Telefon.

Unsere Tochter ruft ihren Papa an, wenn sie es möchte. Ich fordere sie nicht auf. Manchmal plaudern die beiden Ewigkeiten, an anderen Tagen werfen sie sich nur Doppelküsse durchs Telefon und an manchmal möchte sie lieber lesen statt zu telefonieren.

Neben der alleinigen Alltags-Organisation – fehlt dir auch die Körperlichkeit, das Nahsein?

Wenn mein Mann früher von Seefahrten nach Hause kam, wurden sämtliche körperliche Verzichte der vergangenen Wochen oder Monate sofort nachgeholt. Heute ist das anders. Da brauche ich am Freitagnachmittag erstmal eine ganz lange Umarmung, einen Kuss auf die Stirn. Ich denke, da unterscheiden wir uns kaum von anderen Paaren, die viele Jahre zusammen sind und im Hintergrund Kinder haben.

Dein Mann erkrankte dann im Jahr der Geburt recht schlimm… was war los und wie ging es dir damit?

Ja, wir haben 2010 als miesestes Jahr unseres Lebens auserkoren. Ich war zuvor von der Großstadt zu ihm in die Provinz gezogen. Habe meinen guten Konzernjob gegen eine Minifirma getauscht.

Im Spätsommer legte sein Schiff ab. Kurz zuvor erfuhren wir, dass wir Mädchen-Eltern werden. Zwei Wochen vor dem Geburtstermin sollte es wieder einlaufen. Ich hatte nie Angst, dass das schief gehen würde. Im Gegenteil.

Wochenlang überlegt ich, was ich wohl anziehen könnte, damit der Babybauch gut zur Geltung kommen würde. Überlegte, wie ich ihm per Mail meine Gefühle zu diesem kleinen Mädchen in meinem Bauch erklären kann.

Seine Mails wurden irgendwann kurz angebunden. Er erzählte von Bauchschmerzen, Sättigkeitsgefühl, Übelkeit. Klar gab es ein Arzt an Bord. Und dann kam der Anruf aus dem Ausland…

„Dein Mann ist im Krankenhaus. Er wurde sediert und abtransportiert. Man weiß noch nichts.“ Absolute Ohnmacht. Da dachte ich, ich halte es nicht aus. Aber das war noch nichts gegen das, was noch auf uns wartete.

Zwei Tage später wurde er nach Deutschland eingeflogen. Nachts. Die Untersuchungen ergaben einen Blinddarmdurchbruch. Aber nicht frisch. Nein. Es war Tage her. Not-Operationen. Aufatmen. Die nächste Not-OP. Aufatmen. Wieder eine Not-Operation. Aufatmen… Und so ging es weiter.

Er wurde ins Koma versetzt und ich saß da. Im 8. Monat schwanger. Hilflos und voller Angst, was das Leben da gerade mit mir macht. Viele Wochen bangte ich um sein Leben. Habe im Schwesternwohnheim des Krankenhauses übernachtet, da ich mir die Zugfahrten raus aufs Land nicht mehr zutraute und Angst hatte, nicht rechtszeitig bei ihm sein zu können, wenn es notwendig war.

Meine Schwangerschaft rückte nach hinten. Alles drehte sich um Infusionen, Därme, Vormundschaften, Lungenembolie, künstliche Möglichkeiten seinen Körper zu stabilisieren. Er war nur noch ein Bündel Elend. Körperlich, seelisch. Und mir ging es nicht besser.

Um die Zeit des Geburtstermines ging es ihm erstaunlich gut. Zumindest für seine Verhältnisse. Er hatte 50 kg in kurzer Zeit verloren (er ist fast 2m groß, kam mit 120kg in die Klinik, drei Monate später hatte er nur noch 73kg) konnte sich nicht aufrecht halten, hatte einen künstlichen Darmausgang, aber er war anwesend.

Zwei Tage nach Stichtag ließ ich die Geburt einleiten. Ich wünschte mir so sehr, dass er die Geburt miterlebte. Ich wollte, dass er für das, was er da sah, weiter kämpfte. Unsere Tochter wurde geboren.

Notkaiserschnitt. Warum auch immer. Ich kann mich nicht erinnern. Ich kann mich an fast gar nichts erinnern. Nur an die dünnen, blassen Hände meines Mannes. Die Wochen nach der Geburt? Keine Ahnung. Ich weiß fast nichts mehr.

Sie war perfekt. So unglaublich perfekt. Doch sie weinte. Immerzu. Ich legte sie schlafend in die Arme meines Mannes. Er konnte sie immer nur kurz halten. Ständig wurde sie weggelegt. Mein Mann brauchte ja Hilfe.

So ging es über Wochen, Monate. Ein kaputter Mann, ein ständig weinendes Baby. Ich konnte nicht schlafen. Ich konnte nicht stillen. Da war nichts. Die Hebamme meinte, das ist nicht schlimm. Doch, das war schlimm!

Dieses kleine Wesen hatte doch schon keine normale Geburt, keine 100 %-ige Aufmerksamkeit ihrer Eltern. Keinen starken Papa. Eine schwache Mama. Lief ich mit ihr durch unser Haus, um sie in den Schlaf zu wiegen, liefen mir die Tränen stumm im Gesicht herunter. Vor Liebe, vor Kummer, vor Selbstmitleid.

Dann kam der Nachmittag, an dem er sagte, dass er so nicht leben will. Mit diesem künstlichen Ausgang, mit dieser Schwäche. Ich habe meinen Mann einweisen lassen. Wieder eine Operation. Doch dieses Mal mit dem Wissen, dass es schief gehen kann. Ja, ich habe das Leben meines Mannes riskiert. Aber für sein Leben. Es ging gut. Warum auch nicht?

Wir waren doch eigentlich frisch verheiratet, verliebt, plötzlich Eltern. Nach einem guten Jahr Krankenhaus, Reha, Geburt, Medikamente, Zusammenbrüche und so vielen Menschen, die für uns da waren, ging es bergauf.

Was für ein Auf und Ab. Du warst damals auch noch frisch von der Großstadt in die Provinz gezogen – und hast es bis heute schwer damit, stimmt´s? Was genau macht das Leben dort schwer und was vermisst du aus der Stadt?

Bist du nicht im Schützenverein, hast du verloren. Und ich bin nicht im Schützenverein. Auch nicht bei der freiwilligen Feuerwehr. Somit wirst du nicht integriert. Du bist immer die Zugezogene.

Die Zugezogene, die manchmal zu offen ihre Meinung vertritt, deren Mann ja nur am Wochenende da ist, die bestimmt eine Affäre hat. Ja, ich vermisse die Anonymität der Stadt oder die Möglichkeit, eine Schule für unsere Tochter wählen zu können.

Nun hast du im Januar einen tollen neuen Job gefunden, in dem du sich sehr engagierst. Jetzt bricht dir eine weitere Versetzung deines Mannes grad das Rückgrat…

Genau, im Januar habe ich in einen neuen Job gewechselt. Abwerbung in ein Start Up. Ich arbeite sehr gern. 30 Stunden die Woche. Eine 8-Jährige und zwei Hunde bilden das Nachmittagsprogramm. Die Versetzung meines Mannes kam zu April. 500 km Entfernung für drei Jahre. Ich schaff das schon. Klar. Ich schaffe sonst auch alles.

Du hattest gedacht, du schaffst das schon. Jetzt hat sich die Realität eingeholt. Wie genau geht es dir jetzt gerade?

Leider muss ich mir momentan eingestehen: Ich schaffe gerade gar nichts. Mich überfordert das, was neben dem Alltag kommt. Ein Kieferorthopäde, der mir vormittags einen Termin für ein Schulkind anbietet. 72km Fahrerei zwischen Wohnort, Arzt, Wohnort, Arbeit, Wohnort. Ja, keinen Urlaubstag nehmen.

Was ist, wenn man den für einen Notfall braucht, denn jetzt muss ich den Notfall alleine regeln. 500 km sind zu viel für den Notfall.

Ein Handballspiel der 8-Jährigen am Sonntagmorgen und dann darf sie nicht mal aufs Feld. Ein Tierarzt, der plötzlich keine Kleintiere mehr behandelt. WhatsApp-Gruppen, in denen permanent Unnützes geäußert wird.

Lehrkräfte einer Grundschule, die nicht kommunizieren wollen oder können und so eingefahren sind. Die Blicke der Dorfprominenz beim Einkauf. Entscheiden, welche Tapete gekauft werden soll oder was die Familie sich Weihnachten auf den Tellern wünscht. Plötzlich stehe ich da und weine…

Wie geht es deinem Mann damit?

Mein Mann konnte es anfangs nicht deuten. Er fühlte sich wohl hilflos. Seine Frau, ich, funktionierte einfach nicht mehr. Ich bin müde vom Alltag. Nein, irgendwie auch nicht. Müde vom Alltag, den ich irgendwie alleine wuppen muss.

Kann mich kaum entscheiden, ob ich nur Sofa und Kuscheldecke möchte oder ein Treffen mit meinen Mädels aus der großen Stadt. Auszeit. Kurz mal Urlaub von den Verpflichtungen, von den WhatsApp Gruppen, von den Blicken, von der Dorfschule, vom Job.

Nur noch ein paar Tage durchhalten. Dann ist 2020.

Was wünschst du dir fürs nächste Jahr?

Es wird eine Auszeit kommen. Das weiß ich. Das hoffe ich.

 

Foto: pixabay

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6 comments

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    Liebe Sabrina, was du in diesem Interview über dich und deine momentane Befindlichkeit sagst, lässt mich an eine depressive Symptomatik denken; definitiv aber scheint es mir mehr zu sein als nur Erschöpfung (ich bin Psychologin und Psychotherapeutin). Hier fiel in den Kommentaren mehrfach das Stichwort „Mutter-Kind-Kur“. Das könnte eine sinnvolle Sache sein. Aus fachlicher Sicht würde ich dir raten, deinen Hausarzt anzusprechen und ihm zu beschreiben, wie du dich im Moment fühlst. Falls du keinen guten Hausarzt hast, wäre eine Familienberatungsstelle eine Alternative. Wichtig finde ich, dass du in irgendeiner Form Unterstützung und Entlastung erhältst, damit sich die Beschwerden, die du wahrnimmst, nicht weiter verschlechtern, und damit du für dich und deine Familie mittelfristig einen guten Weg finden kannst.
    Alles Gute dir!

  3. Oh je
    Liebe Sabrina,

    das tut mir alles leid zu hören. Was für ein Gewicht auf deinen Schultern lasten muss, und das seit langem!
    Ich würde dir auf jeden Fall empfehlen, dir professionelle Hilfe zu holen. Medizinische Hilfe, die dir beim Beantragen einer Haushaltshilfe und Mutter-Kind-Kur helfen kann. Dort kann auch abgeklärt werden, ob du an einer Depression leidest. Manches, was du beschreibst, klingt danach. Außerdem kann vielleicht eine Familienberatungsstelle weiterhelfen.
    Herzliche Grüße!

  4. Oh ich drücke dich
    Oh ich drücke dich unbekannterweise aus der Ferne ganz fest. Ich kenne dieses Gefühl glaube ich ein wenig. Überfordert sein mit Dingen die man als Kleinigkeit angesehen hat. Du musst eine Auszeit haben. Eine Mutter-Kind-Kur, eine Haushaltshilfe, ein Urlaub? Alles Tropfen auf den heissen Stein aber du musst es ganz laut sagen und laut um Hilfe bitten denn so stark wie du all die Jahre warst, muss es um dich herum erst verstanden werden. Pass auf dich auf, zieh die Notbremse. Alles Liebe!

  5. Zeit für dich
    Liebe Sabrina,
    das tut mir sehr leid, was du alles mitgemacht hast!
    Beim Lesen habe ich gedacht: Du bist eine sehr, sehr starke Frau, die jetzt aber auch mal an sich selbst denken muss. Vielleicht hilft dir eine Mutter-Kind-Kur ein wenig zur Ruhe zu kommen und in dich hineinzuhören, was du brauchst, um wieder glücklicher zu sein? Oder eine andere Form der Auszeit, sofern das beruflich bei dir möglich ist.
    Wenn dein Mann auch in Zukunft nur am Wochenende da sein kann (habe ich vllt auch nicht richtig im Text herausgelesen), solltest DU vielleicht vorgeben, wo dein zukünftiger Lebensmittelpunkt (die Stadt, in der du momentan arbeitest und deine Freundinnen sind?) sein soll. Ich denke, wenn du ein Umfeld hast, wo du dich wohl fühlst und du auch mal unter der Woche helfende Hände hast, wirst du deinen Akku im Alltag auch besser aufladen können.

    Alles Liebe für deinen Weg in 2020

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