Jeden Tag, nachdem ich die Großen aus der Schule und der Kita abgeholt habe, machen wir einen Spaziergang. Ich habe das Gefühl, die Kinder und ich brauchen nochmal frische Luft, wir müssen alle durchgelüftet werden, um den bisherigen Tag zu verarbeiten.
Und da die beiden Großen gerade um Aufmerksamkeit buhlen, haben beide ein enormes Mitteilungsbedürfnis – wobei ich den Verdacht habe, es geht weniger darum, mir von ihren Erlebnissen zu erzählen, als sicherzustellen, dass sie die meiste Redezeit haben.
Deshalb höre ich ein Wort fast in Dauerschleife: Mama!
"Mama, weißt Du, Emil hat heute Mia geboxt." "Mama, in der Mensa gab es heute Kartoffeln." "Mama, warum bluten Bäume nicht?" "Mama, wie hast Du eigentlich Papa kennen gelernt." "Mama, kennst Du Elvis von Feuerwehrmann Sam?"
Vor ein paar Tagen war das "Maaaamaaaa"- Gerufe so heftig, dass ich irgendwann sagte: "STOP. Wenn ich noch einmal Maaaamaaaa höre, fallen meine Ohren ab." Was natürlich für Gelächter sorgte.
Ich weiß noch, wie ich vor Verzückung fast ausgeflippt bin, als meine große Tochter zum ersten Mal bewusst Mama gesagt hat. Hach, war das niedlich. Inzwischen ist es hier allerdings inflationär.
Mama, wo sind meine Schuhe
Mama, ich muss aufs Klo
Mama, sag ihm, er soll aus meinem Zimmer
Mama, sie hat mich gehauen
Mama, kann ich noch Apfelsaft haben?
Umso später der Tag, desto lauter und kreischiger wird das Maaaamaaaaaaaaa. Hätte ich die Nerven dazu, würde ich gerne mal mitzählen, wie oft dieses Wort an einem Tag fällt.
Also sage ich jetzt immer öfter: "Probier das mal alleine. Wenn es nicht klappt, kannst Du mit bescheid sagen, dann helfe ich Dir."
Mit dem Ergebnis, dass es erstaunlicherweise auch oft ohne mich klappt. Ich denke, es tut ihnen mitunter recht gut, ein bisschen mehr Verantwortung zu übernehmen und sich nicht blind darauf zu verlassen, dass Mama gerannt kommt.
Und für die Spaziergänge habe ich mir folgendes ausgedacht. Wenn es zu viel Maaaamaaa wird, spielen wir einfach Spiele. Die Große möchte Rechenaufgaben gestellt bekommen. Der Kleine benennt alle Automarken, die er sieht. Oder wir spielen "Ich sehe was, das Du nicht siehst." Das klappt prima und nimmt den beiden den Drang, ständig auf sich aufmerksam zu machen.
Und zu Hause rette ich mich manchmal vor den Rufen ins Badezimmer. Setze mich auf den Badewannenrand und atme tief ein uznd aus… Ihr wisst. was ich meine, oder?
Erzählt doch mal, wie ist das bei Euch zu Hause? Hört Ihr auch öfter Maaaaaamaaaaaaaaa?
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Was habe ich geweint als
Was habe ich geweint als meine Große mit fast drei, dank Logopädie, endlich Mama sagte. Heute ist sie 5, spricht fast „normal“ ( bis zum Schuhlbeginn sollte es gut sein) und ich suche immer noch den Ausknopf. Also ja, ich kenne das !