Nehmt uns ernst! Warum es nervt, dass wir als Eltern wie Babys angesprochen werden

wut mamablog
Liebe Katharina,

du hast ja gerade nochmal ein Baby bekommen, bei mir ist die letzte Schwangerschaft ja schon fast ein Jahrzeht her und ich bin aus dem Babykosmos schon wieder aufgetaucht. Da aber auch viele Freundinnen in meinem Umkreis gerade Kinder bekommen, fällt mir wieder deutlich auf, was mich am Elternsein doch wirklich stört. Dass viele nämlich plötzlich komisch auf uns reagieren. Irgendwie verweichlicht. Wir werden klein gemacht! Ist dir das auch schon mal aufgefallen?
 

Da spricht die Hebamme dann plötzlich von der Mu statt der Scheide, vom Piiii statt dem Penis, da purzeln dir im Ratgeber kleine Elefäntchen in hellblau und altrosa entgegen, die dir den Weg weisen wollen (soll ICH das lesen oder mein Baby? ICH kam bislang auch ganz gut ohne Elefäntchen klar), der Flyer im Wartezimmer flüstert uns ein "Nicht verzagen, Mami" entgegen (niemand außer meinem Kind sollte mich Mami nennen, oder?), wir sollen uns keine Sorgen machen, wenn dem Männlein das Bäuchlein schmerzt und auf der Seite mit der Umstandsmode ächzt uns ein "superknuffy gemütlich" vor. Superknuffy? "Und dann legst du das Menschlein an den Busi", solche Sätze stehen in Netz-Foren. Echt jetzt. Nööö!

Sind wir denn plötzlich selbst alle Babys geworden? Meinen die denn, wir geben unser Hirn an der Kreißsaaltür ab und tauschen es ein gegen flauschig-weiche Wölkchen, die keine harten Worte und Wahrheiten mehr vertragen? Haben wir denn nicht nur das Kinderzimmer in Pastelltönen gestrichen, sondern auch unseren kompletten Kopf von innen? Ich finde das enorm.elefant fantasie

Wir haben da offenbar wirklich ein Image, an dem wir schrauben müssen. Wenn nicht nur Ratgeber-Schreiber uns als verweichlichte Flausch-Wölkchen wahrnehmen, sondern auch potentielle Arbeitsgeber, dann ist das nicht nur enorm, sondern sogar alarmierend. Denn es gibt sie, die Mütter, die immer noch Frauen sind. Vielleicht sind sie gerade etwas müder, als sonst – das sind die Väter aber auch. Ein Beispiel flatttere jüngst über meine Twitter-Timeline. Eine Mutter, die diesen wunderbaren Satz aus ihrer Elternzeit twitterte: "Ich hab so Bock auf eine politische Diskussion". Und ich finde ihn sooo sympathisch! 

Natürlich fühlen sich viele von uns im Wochenbett benebelt, wir sind geflasht von den vielen neuen Emotionen, wir sind fasziniert von diesem Wahnsinns-Wesen, das wir erschaffen haben und ja, vielleicht sind wir in dieser Zeit auch etwas näher am Wasser gebaut als sonst.

Das heißt aber noch lange nicht, dass man uns Frauen in dieser Situation den kompletten Geist absprechen muss. Wir sind immer noch die, die wir vorher waren. Wir sind nur noch ein bisschen mehr. Mehr Emotionen, mehr Rollen, mehr Lebenserfahrung. Und deswegen haben wir Respekt verdient. Und keine Niedlichmacherei. Findet ihr nicht auch? 

In welchen Momenten fühlt ihr euch nicht mehr so richtig ernst genommen? Lasst uns Situationen und Sätze sammeln und ggfls. eine Fortsetzung draus machen.

 

Fotohinweis: lucindam/pixabay
Fotohinweis: Natunika/pixabay

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6 comments

  1. Also ich denke ja immer da
    Also ich denke ja immer da sind wir doch als Frauen auch etwas selber schuld drann. Wie schon die zwei Hebammen es oben beschrieben. Heute bekommt man keinen Jungen oder ein Mädchen, sondern einen Prinzen oder eine Prinzessin. Wenn ich mir die ganzen Beiträge im Netz so anschaue, staune ich dich über die Adels Dichte in Deutschland 😉
    Es geht aber doch schon in der Zeit der Zeugung los. Da wird “ Geherzelt“ und “ Binchen gesetzt“ als ob es kein Morgen gibt. Also ich hatte ganz profan Sex um meine Kinder zu zeugen, aber bitte wer meint den Imker belästigen zu müssen.

  2. Genau. So.
    Ich kann das leider voll und ganz unterschreiben. Hatte mal eine Kinderärztin, die mich in der 3.Person mit „die Mami“ angesprochen hat. HATTE.

    Liebe Grüße,
    Irene

  3. Liebe Lisa, entschuldige
    Liebe Lisa, entschuldige bitte, aber der Artikel, den du auf Facebook geteilt und auch verfasst hattest, der mit den peinlichen Momenten im Geburtsvorbereitungskurs, der trägt auch nicht wirklich dazu bei, dass man als werdende Mutter oder gar als Hebamme ernst genommen wird. Das mit den Gänseblümchen klingt je nach Situation eben weitaus besser als „Körperöffnungen schließen/ so tun als würde man Tampon hochziehen“, um mal ein Beispiel zu nennen. Ich weiß, dass du für deine Artikel auch Klischees bedienen musst und man damit Leser und Klicks bekommt und man es dem Chef Recht machen muss, aber im Sinne des einander Ernstnehmens und Schätzens war mir das doch zu platt und undifferenziert. Ansonsten mag ich deine und eure Artikel aber sehr gerne 🙂 Liebste Grüße!

  4. Als Hebamme muss ich leider
    Als Hebamme muss ich leider sagen, das ich das genau anders herum erfahre. Kichernde Mütter wenn die Worte Scheide oder Penis fallen. Da wird Käckerchen gemacht und das Prinzessinmäuschen hat Blut/da was ‚da unten‘. Man wird ungefragt in Mami und oder Mutti Gruppen gestopft und selbst Omili scheint nicht mehr in der Lage sich vernünftig auszudrücken.

    Dieses Gehabe auf Flyer, Werbung oä auszudehnen empfinde ich auch als ganz schrecklich und abwertend.

    1. Mir geht es da als Hebamme
      Mir geht es da als Hebamme ähnlich wie dir. Mir würde im Leben nicht einfallen Mu oder Pi zu sagen. Hab ich auch noch nicht gehört. Ich werde hingegen fast täglich gefragt, ob die Unterhose zur vaginalen Untersuchung auch ausgezogen werden muss oder nachts klingelt des häufigeren das Telefon. Zum Beispiel um zu fragen, woran es liegt dass das Kind jetzt Schluckauf hat und ob man in die Klinik sollte. Oft kommt es mir und meinen Kolleginnen so vor als würde der Verstand an der Kreißsaaltüre abgegeben. Ich beantworte geduldig alle Fragen, in normaler Sprache und nicht in Babysprache. Selbst wenn mir der Schleimpfropf im Marmeladenglas in die Hand gedrückt wird.

  5. Wenn man auf dem Amt oder
    Wenn man auf dem Amt oder sogar im Sekretariat der Grundschule nur als „Mama“ angesprochen wird, könnte ich ausrasten. Ich bin 36, habe zwei Kinder, bin berufstätig und promoviere. Ich finde das gruselig. Umso mehr als ich selbst stets beim „Sie“ und „Frau Soundso“ bleibe. Habe mir schon oft vorgenommen, mein gegenüber in solchen Fällen dann auch mal als „Liebe Tante vom Amt“ oder „Oma“ zu betiteln….