Politische Grundsätze: Wie groß unsere Verantwortung als Eltern ist

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Ihr Lieben, während Katharina sich im Skiurlaub mit ihren Kindern durch den Schnee kugelt, habe ich mir Gedanken gemacht über den Spruch unserer Kinder, den ich am vorgestrigen Wahlabend auf unserer Facebookseite publizierte. Darin entlarven sie die Unlogik einer Partei, deren Erfolg darauf zu basieren scheint, dass viele Wähler diese Unlogik eben nicht erkannt zu haben scheinen:

Böse Blicke nach den Wahlergebnissen. Sohn, 7: "Afd, sind das die, die Flüchtlinge erschießen wollen?" Wir: "Ja, und die wollen, dass Frauen zu Hause bleiben und nicht arbeiten gehen." Tochter, 9: "Dann soll die Petry erstmal selbst zu Hause bleiben, dann kann man die auch nicht mehr wählen!"

Dieser Spruch, schnell nebenbei getippt, beim Abendessen abräumen, damit ich diesen klugen Satz nicht vergesse und einigen Menschen zeigen kann, wie simpel es manchmal ist, Dinge zu entzaubern, nahm plötzlich ein Eigenleben an.

Ich hatte auf "Publizieren" gedrückt. Den Tisch abgeräumt und bin dann mit den Kindern hoch zum Einschlafen. Und während ich beim Pyjama anziehen half, wagte ich einen kurzen Blick auf die Likes. WHAT? Zum ersten Mal schaute ich auf die Zahl 70. Die stand da schon noch wenigen Minuten. So schnell entwickeln sich Posts sonst nicht.

Ich erzählte den Kindern also, als ich zum Einschlafen neben ihnen lag, dass ich eben einen Satz von ihnen ins Internet geschrieben hätte. Und dass es jetzt einige Leute gibt, denen dieser Satz ganz gut gefällt. "Wem denn, wem denn?" Wir schauten zusammen nach. Da waren die Likes schon bei 200.  Es ist selten, dass man zusehen kann, wie schnell die Zahl der Gefällt mirs wächst. Die Kinder baten mich, ein weiteres Mal zu „refreshen“, da waren es schon 400 Likes.

„Wosch? Was? Gibt’s doch nicht!“ Sie lagen jetzt nicht mehr, sondern saßen in ihren Betten. Sie waren angefixt. „Nochmal, Mama, nochmal“. Jetzt glich die Situation bald der während eines spannenden Fußballspiels. Bei 600 Likes riefen sie „Give me five“ und klatschten sich ab, an Schlaf war nicht mehr zu denken. Statt einer Gute-Nacht-Geschichte las ich einige Kommentare vor. „Kluges Kind! Chapeau! Ich hoffe sie kandidiert in 9 Jahren selber!“ Meine Tochter schwebte. „Was für ein wundervolles Mädchen“.

„Wer hat das geschrieben, können wir mal ihr Profil anschauen?“ Das war eine schöne Geschichte nach diesem bitteren Wahlabend. Bei 1000 Likes bat ich die Kinder, dann doch mal einzuschlafen, ich würde ihnen am nächsten Morgen dann sagen, wie viele noch dazu gekommen waren. Und das tat ich. Am Morgen waren es 2400. Jetzt gerade waren es 3885 Likes, der Beitrag wurde 629 Mal geteilt und hat bei Facebook 239.458 Personen erreicht.

Ich erzähle das nicht nur, weil es zeigt, wie schön positives Feedback für uns ist, sondern auch, weil unsere Kinder an diesem Abend gemerkt haben, dass ihre Worte Gewicht haben können. Dass kluge Sätze Gutes bewirken können. Es hat mir aber noch etwas anderes gezeigt. Denn so oft, wie an diesem Tag die Worte „Kinder an die Macht“, „So kluge Kinder“ kommentiert wurden, desto stärker dachte ich, wie groß unsere Verantwortung ist. Was wir unseren Kindern an „Wahrheiten“ fürs Leben mitgeben, das verinnerlichen sie. Meine Kinder sagen nicht von sich aus: „Die SPD ist super“ oder „Die Grünen sind cool“ oder „Die CDU mag ich“ oder „Die AfD ist doof“. Sie lassen sich von uns Dinge erzählen und übernehmen das.

Wenn ich ihnen sage, dass wir Gleichberechtigung gut finden, dass wir finden, dass jeder lieben soll, wen er lieben möchte und dass wir Rassisten nicht tolerieren, dann sagen sie: Ja genau, wieso sollten Frauen nicht genauso arbeiten können wie Männer oder Männer genauo zu Hause bleiben können wie Frauen?, wieso sollte man nicht lieben, wen man mag? und wieso sollte man Ausländer doof finden? Und dann bestärken wir sie: Eben! Und dann erzählen wir, dass die Oma arbeitet und die Mama und genauso der Opa und der Papa und dass die Tante "Hausfrau" ist. Und dass der Freund von Mama Männer liebt und dass wir auf die Hochzeit von zwei Frauen gehen und dass wir unsere geflüchteten syrischen Freunde super finden. Wir füttern diese Grundsätze mit Leben.

Respekt flößt mir ein, dass das natürlich auch andersrum funktioniert. Es gibt Menschen, die ihren Kindern die Welt ganz anders erklären. Auch sie geben das an ihre Kinder weiter. Und woher sollen die es besser wissen, wenn Mama und Papa das doch sagen? Dessen müssen wir uns einfach bewusst sein. Denn es geht nicht nur um die Wähler des letzten Sonntags. Sondern auch um die nächste Generation. Wir haben da eine verdammt große Verantwortung.

Foto: Pixabay

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5 comments

  1. Nachtrag
    Wollte nur noch anmerken, dass es sich bei Schule und Kita keinesfalls um Problembezirke handelt und diese Mütter Akademikerinnen und berufstätig sind…..also sich dieses Problem durch alle Schichten zieht

  2. Sehr richtig, wie wahr!
    Ja, wir haben einen großen Einfluss und müssen den richtig einsetzen. Ich bin im Moment schockiert, wie viele, die vorher ihre Ansichten nicht so gerne laut mitteilten, nun ihre Hemmungen abwerfen. So eine Mutter nach dem Elternabend: „Schlimm, hier in der Schule ist ja mittlerweile jeder zweite Kopf schwarzhaarig!“Oder eine andere, aus der Kita erzählt mir von einem Ausflug zum Indoor-Spielplatz, wo auch eine Behindertengruppe unterwegs war. Die Tochter fing sich Scharlach ein, und ist ja klar, wo der herkam. Diese Behinderten schleppen alle Bazillen mit sich rum und können sich ja auch nicht mitteilen, wenn sie krank sind!
    Also ich für meinen Teil finde solche Ansichten krank. Es ist schlimm, dass diese Leute ihren Kindern so eine Weltanschauung vermitteln. Und sich durch die aktuellen Wahlergebnisse ermutigt fühlen. Da können wir nur positiv dagegen halten!

  3. Super Spruch und super Text
    Ich finde die Sprüche Deiner Kinder und den Zuspruch auf facebook toll. Das einzige, was mich bei Deiner Aufzählung mit Gleichberechtigung und Toleranz stört, ist dass bei Euch alle arbeiten 😉 Meine Kinder lernen, dass es auch in Ordnung ist, wenn der Opa nicht mehr arbeitet (in Rente ist) und die Mama nach der Elternzeit noch einen passenden Job finden muss und erst einmal „Hausfrau“ ist.

    1. Stimmt
      Da hast Du vollkommen recht! Danke für den Hinweis! Ich ergänze das mal!
      Liebe Grüße,
      Lisa

  4. Dafür liebe ich eucj
    Liebe Lisa, du hast so recht! Danke, dass ihr auch mal solche Themen aufnehmt. Und nicht nur die typischen Mamablogs Themen. Das unterscheidet euch wirklich. weiter so!