Stille Geburt: So nahm ich Abschied von unserem Baby

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Ich sitze hier und fühle mich leer. Gerade noch hatte ich eine Kugel, ich trug mein Baby in mir. Und nun? Nun ist er ein kleiner Engel und ich werde ihn nie mehr in die Arme nehmen können oder ihm meine Liebe schenken können. Sein Papa und seine Brüder konnten ihn nicht einmal sehen….

Die letzten Wochen waren der blanke Horror für uns als Familie. Ein ständiges Auf und Ab. Positive Neuigkeiten und dann gab es wieder Rückschläge. Irgendwann haben wir uns nicht mehr getraut, uns über die positiven Nachrichten zu freuen.

In der 17. Schwangerschaftswoche veränderte sich plötzlich alles

Dabei hatte es doch eigentlich alles gut ausgesehen. Nachdem ich 2018 schon mal eine Fehlgeburt hatte, schien es jetzt alles gut zu laufen. Der positive Schwangerschaftstest, der Wahnsinn. Der erste Ultraschall – unglaublich. Da war er, der kleine Mann. Winzig klein, wie eine Erbse. Doch er wuchs und wuchs. Und unsere beiden großen Jungs freuten sich wie verrückt auf einen kleinen Bruder.

In der 17. Schwangerschaftswoche dann wurde eine Infektion in meiner Gebärmutter festgestellt. Mit Verdacht auf einen Spätabort wurde ich ins Krankenhaus aufgenommen. Die Ärzte sagten: Wir wissen nicht, ob sie das Krankenhaus mit Baby im Bauch verlassen werden.

3 x am Tag bekam ich eine Dosis Antibiotika über die Vene. Ich hatte nonstop Angst. Angst, den Kleinen wegen der Infektion zu verlieren. Angst, den Kleinen wegen der hohen Antibiotika-Dosis zu verlieren. Angst, was noch eventuell auf mich und meine Familie zukommen wird.

Nach den 5 Tagen wurde ich dann mit angeblich stabilen Blutwerden wieder nach Hause geschickt und sollte eine Woche später ganz normal zur Kontrolle zu meiner Frauenärztin. Mir ging es gut und ich war glücklich. Vielleicht hatte ich diesmal Glück? Beim Kontrolltermin bei der Ärztin schien alles okay, doch einen Tag später waren die Blutergebnisse da und ich musste ins Krankenhaus.

Im Krankenhaus sagten die Ärzte, dass meine Entzündungswerte viel zu hoch seien und dass sie sich nicht nur um Baby sorgen würden, sondern auch sehr um mich.

Die Ärzte sagten, dass das Kind nicht überleben kann

Ich wurde untersucht und dann der Schock: Mein Fruchtwasser war fast weg. Die Ärzte sagten, dass das Kind wohl deshalb in den nächsten 24 Stunden auf die Welt kommen würde, denn tatsächlich hatte ich auch bereits leichte Wehen. Es war klar, dass unser Kind nicht überleben würde, da die Lungen nicht ausgereift waren und die Schwangerschaftswoche noch viel zu früh war. Die Ärztin sprach mit mir über Sternenkinder, die Möglichkeit, unser Sternenkind fotografieren und bestatten zu lassen.

Die Wehen stoppten, ich blieb im Krankenhaus. Ich war die ganze Zeit alleine, aufgrund von Corona durfte ich keinen Besuch empfangen. Es war einfach nur schrecklich. Die Tage vergingen, dem Kleinen ging es erstaunlich gut. Nach elf Tagen im Krankenhaus durfte ich sogar nochmal nach Hause. Die Ärzte machten uns klar, dass jeder Tag wertvoll ist. Denn jeder Tag brachte uns näher an die Lungenreifespritzen.

Nach drei Tagen zu Hausen spürte ich, dass etwas nicht stimmt. Ich verdrängte das Gefühl, aber als die Großen dann im Kindergarten waren, rief ich meine Hebamme an und sagte, sie solle vorbei kommen. Sie brachte zwei Geräte mit, konnte aber keinen Herzschlag mehr finden. Ich fuhr zur Frauenärztin, sie setzte das Ultraschallgerät an und sehr schnell war klar, dass das Herz aufgehört hatte zu schlagen.

Am nächsten Tag bekam ich einen Termin für die stille Geburt

Warum schon wieder wir, dachte ich und fing an zu weinen. Die Ärztin klärte mich auf, dass die Geburt nun eingeleitet würde und ich unseren kleinen Jungen auf die Welt bringen würde. Diese Vorstellung zerriss mir das Herz.

Ich bekam einen Termin für den nächsten Tag. Abends legte ich mich in mein Bett zu Hause, sah das Stillkissen, das ich nun nicht brauchen würde. Ich lag im Bett und wusste, dass dies die letzte Nacht mit Babybauch sein würde – dass ich aber nicht mit einem Kind nach Hause kommen würde.

Am nächsten Morgen packte ich meine Tasche und fuhr ins Krankenhaus. Auf dem Weg dorthin bekam ich Wehen und es ging plötzlich alles ganz schnell. Nur wenige Minuten, nachdem ich im Krankenhaus angekommen war, wurde unser Sohn geboren. Die Hebamme legte ihn mir in die Arme. Ein ganz normales Kind, nur viel zu klein. Er sah friedlich aus und sehr süß. Ich hatte ihn mehrere Stunden bei mir. Dann verabschiedete ich mich, küsste diesen kleinen Engel und fuhr zu meiner Familie nach Hause.

Es vergeht kein Tag, an dem ich nicht an mein Baby denke und ich hoffe, dass die Zeit meine Wunden heilt.

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5 comments

  1. Was für eine furchtbar schwierige Situation, das tut mir sehr leid. Nach so viel Bangen und Hoffen der Verlust des Babys, das muss unglaublich traurig sein.
    Unbekannterweise alles Liebe!

  2. Das zerreißt mir das Herz. Es tut mir so sehr leid das zu lesen. Ich wünsche dir viel Kraft zum Verarbeiten und liebe Menschen um dich herum.

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