Ihr Lieben, Christina hat sich vor zwei Jahren von ihrem Mann getrennt. Ihr Sohn war damals 5. Hier schreibt sie, wie sie es geschafft hat, diese Lebenskrise für sich und ihr Kind zu nutzen und welche Tipps sie Müttern in Trennung gibt.
„Niemand steigt morgens am Tag seiner Hochzeit in ein wunderschönes weißes Kleid und ahnt, dass sieben Jahre später alles vorbei sein wird. Doch genau so war es bei mir.
Ich glaube, dass keine Mutter sich leichtfertig trennt und auch ich habe mir diese Entscheidung damals sehr schwer gemacht. Denn ich weiß selbst, was es bedeutet, ein Scheidungskind zu sein. Ich war vier als sich meine Eltern getrennt haben. Mein Sohn war bei unserer Trennung nur ein Jahr älter.
Immer irgendwie zwischen den Stühlen zu stehen und es beiden Eltern, die sich nicht mehr lieben, recht machen zu wollen, dieses Gefühl kenne ich sehr gut aus meiner Kindheit. Ich wollte es meinem Sohn ersparen. Um jeden Preis.
Aber irgendwann ging es leider nicht mehr anders, weil einfach zu viel vorgefallen war. Und dann bin ich mit meinem Kind aus unserem Einfamilienhaus ausgezogen. In eine Zwei-Zimmer-Wohnung im selben Ort. Denn mir war wichtig, dass mein Sohn keinen Kindergartenwechsel verkraften muss in dieser turbulenten Zeit, dass er weiter mit seinen Freunden spielen kann.
Es ist kein schöner Moment, seine Umzugskisten aus dem Haus zu tragen, in dem man als Paar zu einer Familie geworden ist. Und das Kinderzimmer des Sohnes, das man selbst so liebevoll eingerichtet hat, wahrscheinlich nie wieder zu sehen.
Damals hatte ich viel Unterstützung beim Umzug von meiner Familie und von Freunden, das hat mir viel bedeutet. Und trotzdem. Es war eine harte Zeit.
Auch für meinen Sohn war es anfangs ungewohnt in der neuen Wohnung. Heute hat er sich an das Leben in zwei verschiedenen Haushalten gewöhnt. Es folgten Termine beim Anwalt, Jugendamt und Familiengericht … das volle Programm.
Solch eine Trennung ist kein Spaß und ich rate jedem Paar: wenn es noch einen Funken Hoffnung plus Gefühle gibt: Versucht es bitte nochmal. Auch in Beziehungen gibt es dunkle Zeiten. Und gerade wenn die Kinder klein sind, ist der Stress oft groß.
Doch wenn es zwischen den Eltern langfristig gar nicht mehr passt, die Zeiten nur noch dunkel sind und keine Chance auf Veränderung in Sicht, dann muss man irgendwann eine Entscheidung treffen. Auch wenn es extrem schmerzhaft ist.
Ein Kind braucht beide Eltern – aber vor allem braucht es Eltern, denen es gut geht. Deswegen rate ich allen Alleinerziehenden: Verbringt viel Zeit mit eurem Kind, aber vergesst nicht, auch für euch selbst gut zu sorgen. Nur so könnt ihr euer Kind am besten stabilisieren.
Ich weiß, dass das für viele Frauen nicht einfach ist. Viele Alleinerziehende, die ich in den letzten zwei Jahren kennengelernt habe, haben so gut wie nie einen freien Abend. Weil der Kindsvater keine Verantwortung übernimmt. Alles alleine stemmen zu müssen, das schlaucht extrem. Ich habe großen Respekt davor.
Andere Mütter wie ich leben im Wechselmodell und sehen ihr Kind oft viele Tage am Stück nicht. Ihre langen freien Abende können sie dann oft auch nicht wirklich genießen. Beide Situationen sind nicht einfach. Aber ich habe in den letzten Jahren gelernt, das Beste daraus zu machen. Auch wenn ich meinen Sohn jedes Mal aufs Neue vermisse, wenn er mehrere Tage bei seinem Vater ist.
Wichtig finde ich, dass es ihm gut geht. In beiden Welten.
Eine Trennung von einem langjährigen Partner ist ein riesiger Sprung aus der Komfortzone. Das ganze Leben dreht sich plötzlich komplett auf links. Doch ich habe gelernt, dass sich gleichzeitig auch viele neue Chancen bieten, wenn man sie ergreift. Ich habe im vergangenen Jahr meinen Blog getrenntmitkind.de für getrennt erziehende Eltern gestartet und gemeinsam mit einer anderen Bloggerin einen regelmäßigen Stammtisch in Köln gegründet.
Diese Treffen sind immer sehr nett, wir frühstücken gemeinsam mit unseren Kindern und lachen viel. Die Frauen, die zu uns kommen, haben mit dem Klischee der typischen Alleinerziehenden nicht viel zu tun: Es sind kluge, starke und positive Mütter, die ihr Leben in die Hand nehmen und nach vorne schauen. Von der Ärztin bis zur Verkäuferin sind wir ein buntgemischter Haufen. Jede Trennungsgeschichte ist anders und doch irgendwo gleich.
Inzwischen biete ich auch Online-Coachings für Mütter in Trennung an. Dort gebe ich anderen Frauen die Tipps und Erfahrungen weiter, die ich damals in meiner Trennungszeit gerne selbst gehabt hätte. Denn so heftig und aufwühlend solch eine Lebenskrise auch ist: sie ist gleichzeitig ein Motor für Veränderung und inneres Wachstum.
Ich habe mich in den vergangenen Jahren viel mit persönlicher Weiterentwicklung beschäftigt und gelernt, aus dieser Zeit für mich und mein Kind das Beste zu machen. Auf meinem Weg habe ich viele neue Menschen kennengelernt und manche sind inzwischen zu sehr guten Freundinnen und Freunden geworden.
Wichtig finde ich, das Erlebte aufzuarbeiten. Sonst holt einen die Erfahrung irgendwann ein. Eine Trennung ist die beste Chance, sich mit den Themen zu beschäftigen, die einem das Leben immer wieder vor die Füße wirft.
Wenn man bereit ist, sich mit sich selbst auseinander zu setzen, bietet das Aus einer langjährigen Beziehung große Chancen. Genau wie jeder andere große Umbruch im Leben auch.
Denn wir Getrennterziehende haben die Chance, unser Leben noch einmal komplett neu auszurichten. Und einzurichten. Nicht nur mit neuen Ikea-Möbeln und Schätzen vom Flohmarkt, sondern mit den Dingen und Menschen, die uns wirklich gut tun. So als ob man noch einmal den Reset-Knopf des Lebens für sich selbst drücken dürfte.
Damit will ich aber nichts beschönigen. Denn Traurigkeit, Frust und Sorge ums Kind gehören genauso dazu. Doch auch wenn man sich das anfangs gar nicht vorstellen kann: Heute weiß ich, dass auch nach einer Trennung das Leben wieder gut werden kann. Sehr gut sogar. Für das Kind. Und für uns Mütter. Wenn es richtig gut läuft, wird es sogar noch viel besser als vorher.“
Hier sind meine drei Tipps für Mütter in Trennung:
– Sprich niemals schlecht über deinen Ex-Partner wenn deine Kinder in Hörweite sind. Rolle auch nicht mit den Augen, wenn deine Kinder das sehen. Auch wenn es dir schwer fällt. Sie leiden sonst.
– Sorge gut für dich und gönn dir regelmäßig Auszeiten. Nimm jede Hilfe an, die du kriegen kannst. Du darfst das.
– Schreib dir jeden Tag drei Dinge auf, für die du in deinem Leben dankbar bist und fokussiere dich auf das Gute in deinem Leben. Mindestens einen Grund gibt es immer: dein Kind.