Warum Singen, Tanzen und Spielen für Kinder so wichtig sind 

Tanzen

„Mich hat schon immer fasziniert, wie Kinder über das Singen, Tanzen und Spielen ihr Frei sein erleben und das tiefe Glück vom KindSein empfinden. Junge Menschen machen dabei Erfahrungen, die sie selbst oft kaum in Worte fassen können. Sie erreichen einen Zustand, in dem der Verstand abschaltet und vieles aus dem stressigen Kinder-Alltag keine Rolle mehr spielt. Deshalb sollten wir Erwachsene Kindern wieder mehr Freiräume geben, damit sie sich und die Welt auf ihre spielerische Art und Weise entdecken können.

Was mich traurig stimmt, ist, dass wir — unsere Gesellschaft, unsere Erziehung und unser Bildungssystem — oft so wenig davon zulassen. Überall bauen wir Mauern, Hindernisse und Grenzen auf und unterbinden die Energie, die in jedem Kind steckt. Neues probieren? Fremdes schmecken, riechen und anfassen? Neue Höhen erklettern oder Höhlen bauen? Der Neugier folgen? Nicht erlaubt! Erwartungen und Regeln geben schon den Jüngsten eindeutig vor: So sollst du sein — so bist DU richtig! Dabei hat jedes Kind wunderbare Potenziale. Wir müssen nur unseren Blick dafür mehr öffnen und kindliche Kreativität und Fantasie bewusst zulassen und fördern. 

Den Verstand loslassen und in den Flow kommen

Aber wie können wir Erwachsene diese kindliche Energie fördern? Indem wir ihnen Raum für freies Spiel, zum Singen und zum Tanzen geben. Raum, um sich selbst zu entdecken, sich zu erproben und um sich zu entfalten. Denn darüber erleben Kinder etwas, das über die praktische Erfahrung des Tuns hinausgeht. Sie machen die fundamentale Erfahrung: „Das bin ich und das darf ich sein!“.

Dieses Erlebnis ist wesentlich, um aufzuwachsen und um zu gestalten. Und das gelingt besonders gut beim Singen, Tanzen und Spielen. Kinder und Jugendliche lassen dabei den Verstand los und kommen in einen Flow. Sie nehmen das selbst nicht unbedingt bewusst wahr und sie können die Erfahrung vielleicht nicht in Worte fassen. Aber sie fühlen die Veränderung, denn der Flow erfüllt sie. Darum möchten sie diesen Zustand wieder und wieder erleben. Und tatsächlich: Je häufiger sie sich in den Flow fallen lassen, umso einfacher wird es, das Einssein zu erreichen. Denn im Flow lösen sie sich automatisch aus einem konditionierten negativen Kreislauf und möglichen Sorgen. Singen, Tanzen und Spielen helfen ihnen also, gestärkt und selbstbewusst durchs Leben zu gehen.

Weniger Grenzen setzen – stattdessen Neugierde und Entdeckergeist fördern 

Deshalb ist es so wichtig, dass wir die Kinder einfach mal KindSein lassen, ohne jeden ihrer Impulse sofort zu bewerten oder zu unterbinden. Wir sollten Kinder dazu ermutigen, neugierig zu sein, und sie dabei begleiten, immer wieder Neues auszuprobieren. Nehmen wir ihnen ihre Ängste statt sie mit überhöhten Erwartungen zu schüren. Geben wir ihnen die Freiheit, ihre Welt auf ihre Art zu entdecken. Richten wir KindSein nicht von Anfang an auf Leistung und Erfolg aus. Und am besten: Tun wir das mit ihnen gemeinsam! Das bringt positive Energie in unser Leben und Wirken. All das ist in unserer heutigen Zeit mit ihren Herausforderungen besonders wichtig. Corona, Social Distancing und Kriege machen unseren Kindern Angst. Es ist unsere Aufgabe, sie zu stärken!

Doch wie gelingt uns das? Es ist gar nicht so schwer, wenn wir uns immer wieder an folgende Punkte erinnern:

Gibt deinem Kind bewusst Zeit für das eigene kreative Spiel

Verplane nicht die gesamte Freizeit deines Kindes, lasst ihm Ruhezeiten ohne Verpflichtungen. Kinder sind oft einfach glücklich, wenn sie sich in ihr Spiel vertiefen und ihre eigene Welt genießen dürfen. In einer Loslösung von Terminen, Hektik und Herausforderungen bekommen Kinder die Chance, eigene Ideen und Wünsche in Taten umzusetzen. Das Freisein von Zwängen gibt ihrer Fantasie Raum und lässt sie ins kreative Erleben eintauchen. Kindern fällt es dann leicht, sich in ihr Tun und den Moment fallen zu lassen. Entspanntes Spielen – ohne Erwartungsdruck – lässt sie in ihrer Mitte ankommen und ihren eigenen Flow finden.

Ermutige dein Kind dazu, die Welt selbst zu entdecken 

Wohlmeinend halten viele Eltern heutzutage ihre Kinder davon ab, eigene Entdeckungen in ihrer Umwelt und mit ihren Mitmenschen zu machen: „Tu das nicht, tu dies nicht“, „Pass auf!“, „Geh nicht auf die hohe Rutsche!“, oder „Klettere nicht auf die Mauer, sonst fällst du runter.“ Und immer wieder die Warnung „Du tust dir weh!“ mit der versteckten Begründung „Du kannst das nicht!“.

Mahnungen zur Vorsicht in steter Wiederholung, vorgebetet von behütenden Eltern, stehen auf der Tagesordnung. In der ständigen Anstrengung, ihre Kinder zu schützen, verhindern sie, dass sie wichtige eigene Erfahrungen machen – gute ebenso wie schlechte. Damit trainieren Eltern ihren Kindern die Neugierde ebenso ab genauso wie das Austesten der eigenen Möglichkeiten. Ein Sich-einlassen-Dürfen auf das kreative Spiel, das Entdecken von Fähigkeiten und der eigenen Grenzen darf oft nicht stattfinden. Ursache dafür ist Angst. Ihr Außen trichtert ihnen ein: „Das ist falsch!“

Beim Kind kommt die Botschaft an: „DU bist falsch“. Deshalb gib deinem Kind mehr positive Verstärkung. Wenn es hört „Du schaffst das! Du kannst das!“, wird es am Ende eines Lernprozesses genau das von sich sagen können: „Ich kann das! Ich mach das jetzt!“. Mach deinem Kind keinen Druck, gib ihm den Raum und die Zeit, sich in seinem Tempo zu entwickeln, das stärkt seine Persönlichkeit.

Fördere die intrinsische Motivation 

Die extrinsische Motivation, in Form von Bewertung und entsprechendem Belohnungssystem, tötet die intrinsische Motivation, ein Talent wirklich zu entfalten. Die Suche nach den verschütteten Motivationen und Talenten kann eine Reise zu sich selbst werden. Je öfter ein Kind die Erfahrung macht, seinen inneren Impulsen zu vertrauen und dann voller Freude etwas Großartiges zu (er)schaffen, umso stärker wird die intrinsische Motivation und der Mut, ihr zu folgen.

Hör auf die Wünsche deines Kindes

Gib deinem Kind den Raum, zu sich selbst zurückzufinden, die Welt auf seine Art zu entdecken und dabei seine Kreativität auszuleben. Hör auf, die Wünsche deines Kindes zu manipulieren und seinen tatsächlichen Bedürfnissen entgegenzuwirken. Das klingt hart, aber wenn Eltern ehrlich sind, legen sie sich die Wünsche und Bedürfnisse ihres Kindes oft so zurecht, wie sie in den Erwachsenen-Alltag passen. Übe dich darin, dein Kind nicht stetig mit neuen und oft viel zu hohen Erwartungen zu konfrontieren. Lass dein Kind singen, tanzen und spielen. Gib ihm den Raum für seine innere Stimme, seine Kreativität und seinen Ausdruck – ganz ohne Ziel und Erwartungen. Lass es einfach sein – KindSein. 

Motiviere dein Kind, Neues zu entdecken und kreative Ideen auszuprobieren

Lass deinem Kind den Freiraum, um neue kreative und verrückte Ideen auszuprobieren. Spare dir Kommentare wie „Was soll denn das?“. Signalisiere stattdessen Verständnis für den Entdeckerdrang deines Kindes, lass dich selbst mal in die Fantasiewelten deines Kindes hineinziehen. Wenn es in einer erfundenen Sprache mit dir spricht, mach einfach mit. Bleib wach für ein Erleben mit allen Sinnen. Nimm dein Kind wahr und seine Impulse auf.

Eltern müssen in der Erziehung nicht perfekt sein – aber mutig!

Mein Buch „KindSein. Der Schlüssel zum Glück“ ist für Eltern, die bereit sind, sich auf all die Möglichkeiten zu besinnen, die sie selbst als Kinder ausschöpfen durften. Jene Eltern, die bereit sind, endlich damit aufzuhören, alles perfekt machen zu wollen, finden in meinem Buch hoffentlich die Bestärkung darin, auf ihre Intuition zu hören. Wer bestimmt schon, was perfekt und richtig ist? Das sind doch wir selbst! Ich bin überzeugt, sobald Eltern aufhören, das perfekte, artige Kind präsentieren zu wollen und ihrem Kind die Freiheit lassen, laut zu singen, wild zu tanzen und kreativ zu spielen, kann sich das Leben der Kinder und eben auch das der Eltern maßgeblich zum glücklicheren Miteinander entwickeln. Man braucht in vielerlei Hinsicht Mut, um glücklich zu sein. Das gilt auch in der Kindererziehung. 


greie kindsein ebook

Über die Autorin: Anna Greie ist Geschäftsführerin der Stage Up! GmbH, die Musicalschulen für Kinder und Jugendliche in Hamburg und Schleswig-Holstein betreibt. Rund 350 Mädchen und Jungen im Alter von vier bis 22 Jahren werden hier in den Fächern Schauspiel, Tanz und Gesang unterrichtet. Sie ist Mutter von zwei Kindern . Ihr Buch gibt es ab heute 24 Stunden kostenlos unter diesem Link zum Kindle-Download, Ende Oktober erscheint dann das Taschenbuch.

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