Interview mit Mona: So war die Ehetherapie und warum meine Ehe nicht mehr zu retten war

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Ihr Lieben, dass eine Ehe nicht imner nur rosig ist, wissen wir alle. Doch ab wann reicht es nicht mehr, zu zwiet auf dem Sofa Probleme zu wälzen? Was bringt eine Ehetherapie? Unsere Leserin Mona hat sich nach einem Facebook-Aufruf bei uns gemeldet und hat uns erzählt, warum sie sich damals externe Hilfe geholt hatten – und warum auch das die Ehe nicht mehr retten konnte… Lieben Dank, liebe Mona, für Deine Offenheit. 

Erzähl doch erstmal kurz von Eurer Ex-Beziehung. Wie lange kennt Ihr Euch und wie seid Ihr damals zusammen gekommen?

Unsere Beziehung begann, da war ich 16 und er war 21. Wir sahen uns und waren hin und weg. Es war eine größere Veranstaltung und ich begleitete einen Freund dorthin. Wir unterhielten uns den ganzen Abend, tanzten und hatten Spaß. Er legte mir sein Sakko um die Schultern und ich gab ihm meine Nummer – mit der Auflage, er möge anrufen, wenn er sein Sakko zurück möchte. Er schrieb mir am kommenden Tag eine SMS und 10 Tage später waren wir ein Paar.

Was hat Dich an Deinem Mann begeistert? Und wie waren die ersten Monate/Jahre zusammen?
Begeistert hat mich sein Selbstbewusstsein, dieses schiere Wissen um seine Erscheinung. Er hatte Ziele und die waren sehr hoch gesteckt, damit steckte er mich an und motivierte mich. Er wirkte auf viele arrogant, aber dfür mich war er einfach jemand, zu dem ich hoch sah.
Die ersten Jahre kann ich wunderbar in einem Satz beschreiben: "Wir gegen den Rest der Welt"
Uns konnte keiner was, unsere erste gemeinsame Wohnung, Umzug in die Stadt, stetige Bildung und Reisen waren damals unsere Zeitfüller. Wir entwickelten uns in den ersten Jahren gemeinsam. Es war vom ersten Moment klar, wir werden heiraten.

Wann und wie hast Du gemerkt, dass mit der Beziehung was nicht stimmt? Was hat Dich
Es ging uns finanziell sehr gut, wir lebten in bester Wohngegend und hatten einen großen Freundeskreis – und doch fingen wir an zu streiten. Wir stritten über den Haushalt, über gemeinsame Zeit usw.  Oftmals waren die Inhalte unserer Streitereien vorgeschoben, aus der Retrospektive betrachtet, traute sich keiner die Wahrheit auszusprechen. Wir hatten angefangen, uns in unterschiedliche Richtungen zu entwickeln und die liefen nicht konform. Wir verloren das Interesse aneinander, es begann uns egal zu werden, dass der andere mal ein Wochenende mit anderen unterwegs war, mehr Zeit für Freunde hatte und mehr Energie in andere investierte als in die Beziehung/Ehe. Wir wurden zu einer gut situierten WG und Ehepaar waren wir nur noch in den Urlauben oder in Extremsituationen, denn da funktionierten wir super.

Hast Du mit Deinem Mann darüber gesprochen?
Wir haben immerzu darüber gesprochen, in den unterschiedlichsten Emotionen. Ich habe es ruhig gesagt, ich habe es geweint und ich habe es ihm vor die Füße geworfen. Wir waren festgefahren.

Wie und von wem kam der Entschluss zu einer Paartherapie?
Ich verliebte mich in einen anderen Mann und wollte meinen Mann verlassen. Da wurde er plötzlich aktiv. Auf keinen Fall dürfe ich ihn verlassen, auf keinen Fall würde diese Ehe beendet. Ich zog zunächst aus, er machte einen Termin beim Paartherapeuten. Mein Gedanke war, dass eine betreute Trennung und eine Klärung in einer solchen Therapie eine gute Sache ist. Ich habe mich getäuscht, denn meine Wünsche und meine Gefühle waren irgendwie aussen vor. 

Erzähl mal von der ersten Sitzung – war das unangenehm?
Ich weiß, ich war recht nervös und mir war es zuwider, aber ich ließ mich schnell um den Finger wickeln. Der Therapeut stellte sich scheinbar auf meine Seite und war der Auffassung, mein Mann müsse geleitet werden und an diversen Probleme anhand Einzelsitzungen arbeiten. Ich wurde auf einen Thron gesetzt und kaum kritisiert. Mein Mann erklärte sich meine Verliebtheit als die Folge von Vernachlässigung und als etwas, das gelöst werden kann und gelöst werden muss. Dazu muss ich sagen, mein Mann ist Rationalist wie er im Buche steht.

Über was habt Ihr in den Sitzungen gesprochen? Hat es Dir geholfen?
Wir begannen mit der Einschätzung der Liebe zu einander auf der Skala von 1-10. Ich sagte 2, er sagte 10, damit war für den Therapeuten eine gute Grundlage geschaffen.
Wir sprachen über eigentlich alles, von Gemeinsamkeiten über Zukunftspläne bis hin zur Sexualität.
Ich konnte mich gut strukturieren in diesen Sitzungen, ich fand meine Fehler, merkte aber auch, dass wir zu jung waren und dass wir nicht mehr das für einander waren, was wir brauchten. Unsere Leben waren zu weit von einander entfernt.
Der Therapeut war hartnäckig, sein oberstes Ziel war unsere Rettung, dazu waren ihm alle Methoden recht. Er suchte mich privat auf um ein Gespräch mit mir zu führen um dieser Ehe eine Chance zu geben. Ich glaube, er steckte schlichtweg mit meinem Mann unter einer Decke. Im Nachhinein erschien mir das Ganze wie eine Inszenierung.

Wie ist Dein Mann mit der Therapie umgegangen?
Er stand da voll hinter, war bereit, alles zu tun, damit es wieder gut wird, damit ich zurück komme – was ich kurzfristig auch tat.

Wie hat sich die Therapie auf Eure Ehe ausgewirkt?
Nun diese Rückkehr war ein großer Fehler meinerseits, wir fanden nicht mehr zusammen. Wir taten uns nicht gut, auch wenn er mich nicht aufgeben wollte, wusste er es, glaube ich, auch. Wir haben uns scheiden lassen nach 10 Jahren Beziehung und 4 Jahren Ehe.

Wie lebt Ihr heute?
Wir leben getrennt hunderte Kilometer voneinander entfernt. Jeder hat seine Familie. Wir sahen uns das letzte mal einige Monate nach der Scheidung. Wir sprachen uns aus, sagten Dinge wie "wir hatten es gut, haben es aber versaut" oder "wir hatten wunderbare Jahre" – was der Wahrheit entsprach. Wir umarmten uns und wünschten einander ein schönes Leben. Ich glaube er ist glücklich und ich gönne es ihm aus tiefsten Herzen, obgleich wir einander hässliche Dinge angetan haben.

Ich bin angekommen, habe einen Mann, den ich aus tiefstem Herzen liebe und der mich auch liebt. 
Ich kann sein wie ich bin und dies konnte ich in meiner ersten Ehe nicht. Ganz gleich wie die Therapie war – sie hat mir immerhin gezeigt,  dass Anpassung ab einem gewissen Grad unglücklich macht…
 

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