Back to the roots – wie sich ein Ausflug in den Prenzlauer Berg anfühlte

senefelder

Letzte Woche war ich eine liebe Freundin in meinem alten Kiez, dem Prenzlauer Berg, besuchen. 40 Minuten fuhr ich dazu quer durch Berlin, an meinem alten Arbeitsplatz vorbei, kannte jede Station. Als ich ausstieg und „Senefelder Platz“ laß, warte ich, was mit mir passierte. Würde ich wehmütig werden? Ich stieg die Treppen nach oben, guckte mich um. Vor mir der Biomarkt, in dem ich oft einkaufen war, am Eck der Laden, in dem ich mir immer meinem Kaffee holte. Außerdem der Blick auf den Fernsehturm. Hier habe ich also sieben Jahre gelebt. Und war so glücklich.

Damals kam ich aus Hamburg, ich dachte, die Hansestadt sei eine Großstadt. Diese Meinung habe ich schnell geändert, denn Berlin überfuhr mich mit seiner Schnelligkeit, seinem Lärm, seinem Dreck, seinen Trends, Clubs, Restaurants und Bars. Ich verliebte mich in diese Stadt, die oft so grau ist, aber doch so toll. Der Prenzlauer Berg machte es mir auch leicht. Meine Freundinnen wohnten hier, ich konnte zu den angesagten Einkaufsstraßen zu Fuß laufen, immer war noch ein Spätkauf offen. Ich kam in diesen Bezirk als junge, lebenshungrige Frau, die ihre Unabhängigkeit genoss.

Ich bin im Prenzlauer Berg schwanger geworden, habe mein erstes Kind durch die Gegend geschoben. Habe unzählige Latte Macchiato dort getrunken und mit anderen Müttern über wunde Babypopos und Stillprobleme geredet. Auch da war der Bezirk sehr gut zu mir.

Dann war ich plötzlich eine Working Mom. Mein Kiez blieb mein Kiez. Alles war so nah beieinander, mein alter Job war nur fünf Ubahn Stationen entfernt. Freundinnen, Weggefährtinnen, Verbündete – alles hatte ich dort. 

Als dann mein Sohn geboren wurde, änderten sich meine Gefühle. Ich fühlte mich dem Bezirk entwachsen und merkte, dass ich einen Wechsel brauche. Also sind wir umgezogen und haben von Vorne angefangen. Neuer Kiez, neue Kita, neue Freunde, neue Herausforderungen. 

Es ist schon lustig, dass das Leben einen immer wieder zwingt, umzudenken. Das, was vor ein paar Jahren noch passte, passt vielleicht irgendwann nicht mehr. Das, was sich richtig anfühlte, kriegt einen seltsamen Beigeschmack. Immer wieder müssen wir unser Leben, unsere Denkweisen, unser Handeln überprüfen. Bin ich noch glücklich, da, wo ich jetzt stehe? Und wenn es nicht mehr passt, brauchen wir Mut und Offenheit für Neues. 

Und so fühlte ich nur einen winzigen Hauch von Wehmut, als ich am Senefelder Platz ausstieg. Aber eine riesen Portion Dankbarkeit. Für all die wunderbaren Momente, die ich dort erlebt habe….

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1 comment

  1. Danke für diesen tollen
    Danke für diesen tollen Artikel!

    Wir haben 6 jahre lang in Mitte gewohnt (am Hackeschen Markt, mehr Leben ging nicht) und sind nun vor 3 Monaten mit unserer kleinen Tochter an den Stadtrand gezogen, in ein kleines Haus im Grünen.

    In meiner Brust schlagen momentan zwei Herzen : das eine was sich wie irre freut über die Ruhe und die Möglichkeiten für die Kleine und das andere, wenn ich im Homeoffice mal eben nicht schnell zum Coffeshop um die Ecke kann. Zum Glück bin ich 2-3x die Woche in der Stadt arbeiten, das gleicht einiges aus.

    Ein neuer Lebensabschnitt mit allen ambivalenten Gefühlen, die damit zusammenhängen.

    Liebe Grüße,
    Evi