Das Kind will ein Haustier! Checkliste: Seid ihr bereit für den Familienhund?

Haustier

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Kulleraugen, die sich mit Tränen füllen, eine zitternde Unterlippe und ein beinahe gehauchtes „Ich gehe auch jeden Tag mit ihm Gassi, ganz fest versprochen!“. Es ist soweit: Das Kind wünscht sich einen Hund und es soll der plüschigste, liebste und klügste von allen sein. Ohje.

Auf den ersten Blick ist ein Haustier für Kinder eine große Bereicherung. Sie gewinnen eine tiefe Freundschaft, in der jedes Geheimnis gewahrt bleibt und die bedingungslose Liebe verspricht. Ein Hund lacht Dich nicht aus, findet Dich jeden Tag aufs Neue fantastisch und manchmal frisst er sogar den ekligen Brokkoli, den man unter den Mittagstisch fallen lässt.

Kinder lernen Verantwortung zu übernehmen

Kinder lernen durch ein Haustier Verantwortung zu übernehmen und auf Bedürfnisse anderer zu achten, sie sind häufig sportlich aktiver und stärken in der Interaktion mit dem Hund ihr Selbstbewusstsein und ihre Selbstwirksamkeit.

Für Eltern gelten die positive Punkte zwar genauso, aber auf sie kommt auch große Verantwortung zu. Denn machen wir uns nichts vor: Ihr werdet die meiste Arbeit haben. Die Entscheidung über Ja und Nein zum Familienzuwachs will daher wohl überlegt sein.

Um Euch dabei zu helfen, will ich hier kurz umreißen

  • was Ihr bedenken solltet, bevor Ihr einen Hund anschafft
  • wie Ihr entscheidet, welcher Hund zu Euch passt

Bevor Paw Patrol bei Euch einzieht, solltet Ihr folgende Fragen (ehrlich) beantworten:

Haben wir im Alltag Zeit für einen Hund? Haben wir wirklich Zeit fürs Gassi gehen?

Die Faustregel für Spaziergänge lautet:

  • mindestens 3x am Tag
  • insgesamt mindestens 2 Stunden

2022 trat eine neue Tierschutz-Hundeverordnung in Kraft, die schwammig von „ausreichend Auslauf im Freien“ (TierSchHuV, §2 (1) 1.) spricht. Ausreichend heißt jedoch für einen altersschwachen Beagle etwas ganz anderes als für einen jungen Windhund. Gleich bleibt aber für jeden Hund: Eine Hundeblase drückt auch bei Regen, Schneesturm und Hagel.

Tipp: Gemeinsame Abendspaziergänge schaffen einen tollen Rahmen für Familiengespräche, die im hektischen Alltag sonst oft untergehen. Und war da unter den Neujahrsvorsätzen nicht ohnehin was mit „mehr Bewegung an der frischen Luft“?

Achtet aber darauf, dass nur diejenigen Kinder den Hund führen dürfen, die ihm körperlich gewachsen sind. Auch der faulste, dickste Hund kann sich erschrecken und unerwartet losrennen.

Wer betreut und beschäftigt den Hund?

Hunde können lernen stundenweise allein zu bleiben ohne das Sofa auseinanderzunehmen. Sie sind dennoch Rudeltiere und brauchen unbedingt den sozialen Anschluss. Und: je klüger der Hund, desto mehr Beschäftigung fordert er auch über den Tag ein.

Tipp: Vielleicht könnt Ihr den Hund tagsüber mit ins Büro nehmen? Ein kinderfreundlicher Hund ist in der Regel auch der Liebling der Kollegen – fragt doch mal Eure Chefetage, wie die Regeln bei Euch sind.

Sonstige Termine

Nicht vergessen solltet Ihr auch:

  • Kontrolltermine beim Tierarzt
  • Hundeschule
  • Hundesporttraining

Was machen wir im Urlaub mit dem Hund?

Einen Hund zu haben bedeutet nicht, dass Ihr nie wieder in den Urlaub fahren könnt. Es erfordert nur etwas mehr Planung. Idealerweise kann der Hund natürlich mitkommen, denn auch Euer Vierbeiner freut sich auf ganze Tage an einem neuen, aufregend unbekannten Ort mit Euch. Viele Hotels sind inzwischen auf Hundebesitzer eingestellt und auf Campingplätzen ist es sogar eher die Ausnahme, dass Hunde nicht erlaubt sind.

Oder habt Ihr ansonsten Freunde oder Verwandte in der Hinterhand, die sich in der Zeit um den Hund kümmern können?

Hinweis: Wenn alle Stricke reißen, gibt es Hundepensionen, die sich hochprofessionell und jederzeit um Euren Hund kümmern. Aber Achtung: Die Preise hängen hier stark von der Urlaubszeit und Eurem Wohnort ab.

Dürfen wir einen Hund halten?

In einer Mietwohnung braucht Ihr die Erlaubnis der Eigentümer einen Hund zu halten. Rechtlich darf die Haltung zwar nicht allgemein verboten werden, sondern muss mit Lärm- oder Geruchsbelästigung der Nachbarn oder der Größe oder Gefährlichkeit des Hundes begründet werden. Bei einer klaren Ablehnung solltet Ihr Euch aber zweimal überlegen, ob Ihr dafür einen Streit vom Zaun brecht.

Für manche Hunderassen gibt es außerdem rechtliche Anforderungen für eine Anschaffung. Sie variieren je nach Bundesland, die Infos dazu findet Ihr auf den Websites Eures Bundeslandes.

Meistens wird dabei das Ablegen eines sogenannten Großen oder Kleinen Sachkundenachweis gefordert. Das ist ein kleiner Test, den Ihr bei Eurem Tierarzt ablegen könnt. Und keine Sorge: Er ist einfach und im Internet findet Ihr viele Unterlagen und Tipps zum Lernen.

Gibt es medizinische oder persönliche Gründe gegen einen Hund?

Mit einer Hundehaarallergie oder einer tief sitzenden Angst vor Hunden ist nicht zu spaßen. Vielleicht habt Ihr ja im Freundeskreis schon eine Familie mit schwanzwedelndem Anschluss, bei der ihr testen könnt, ob alle Familienmitglieder mit einem Hund leben können?

Wer die Wohnung porentief gereinigt und blitzend vor Sauberkeit bevorzugt, sollte übrigens ebenfalls eine Anschaffung überdenken. Fast jeder Hund haart. Und das viel.

Können wir uns einen Hund leisten?

Die gute Nachricht: So teuer ist ein Hund nicht. Für hochwertiges Futter gebt ihr – je nach Größe Eures Hundes – ca 50 bis 80 Euro im Monat aus.

Die einmaligen Anschaffungskosten schlagen da mehr zu Buche: Tierheime nehmen eine Vermittlungsgebühr, die in der Regel um die 300 Euro beträgt. Seriöse Züchter verkaufen Welpen für bis zu mehrere tausend Euro.

Dazu kommen Futter- und Wassernapf, Spielzeug, mindestens ein Körbchen, Leine und Halsband und Leckerlis. Eine Tierhaftpflichtversicherung ist immer sinnvoll und je nach Bundesland auch für manche Rassen verpflichtend, die Kosten beginnen da bei 5 Euro im Monat.

Vorsicht: Wenn Euer Hund erkrankt und operiert werden muss, kann das sehr teuer werden. Informiert Euch am besten über Tierkrankenversicherungen oder legt dafür Geld zurück.

Welcher Hund passt zu uns?

Über diesen Punkt kann man stundenlang sprechen (Und oft genug werden dann alle Überlegungen über Bord geworfen, weil man sich eh auf den ersten Blick rettungslos verliebt).

Ein paar Kriterien und Vorschläge, an denen Ihr Euch entlanghangeln könnt:

Die Größe:

  • Kleiner Hund (bis 40 cm): Französische Bulldogge, Dackel, Beagle, Zwergpudel
  • mittelgroßer Hund (41 bis 60 cm): Labrador, Golden Retriever, Collie, Dalmatiner
  • großer Hund (ab 61 cm): Berner Sennenhund, Bernhardiner, Dogge

Die Sportlichkeit:

  • Couchpotato: Basset Hound, Retro-Mops, Pekinese
  • Spiel- und Spaßhund: Jack Russel Terrier, Bearded Collie, Australian Shepherd
  • Athlet: Border Collie, Husky, Podenco

Der Exotenfaktor:

  • (zu recht) sehr beliebt: Labrador, Deutscher Schäferhund, West Highland Terrier
  • Mal was anderes: Englische Bulldogge, Irischer Wolfshund, Akita
  • Außergewöhnlich selten: Chinook, Norwegischer Lundehund, Xoloitzcuintle

Überlegt auch, welches Alter zu Euch passt:

Welpen (bis 18. Lebenswoche) müssen anfangs alle zwei Stunden raus – auch nachts. Sie wachsen in Eure Familie hinein und passen sich Euch perfekt an, aber dafür müsst Ihr auch die ganze Erziehungsarbeit leisten.

Junghunde (bis 2. Lebensjahr) haben nur Flausen im Kopf, aber kennen häufig schon Grundkommandos und sind stubenrein. Sie haben das ideale Alter, um in ein langes, gemeinsames Leben zu starten.

Erwachsene Hunde (ab 2. Lebensjahr) sind die berechenbarsten Ersthunde. Hier wisst Ihr direkt, was Euch erwartet: Ihr Charakter ist ausgebildet und ihre Vorlieben und Abneigungen bekannt. Je nach Herkunft sind sie auch sattelfest in allen Kommandos.

Zu guter Letzt: Adopt, don’t shop!

Tierheime sind voll mit wunderbaren Familienhunden. Das Fachpersonal vor Ort schätzt die Vierbeiner professionell ein und kann Euch daher perfekt beraten. Üblicherweise wird auch über den Kauf hinaus Unterstützung angeboten für die Eingewöhnung und das Leben mit dem neuen Freund.

Wenn Ihr aber einen Hund vom Züchter wollt, dann achtet unbedingt darauf, dass Ihr es mit einer seriösen Zucht zu tun habt, die gesunde und sozialisierte Welpen verkauft.


Über den Autor: Ich bin Sebastian und schreibe auf meinem Blog hunde.plus über die Erziehung und den richtigen Umgang mit Hunden. Als zweifacher Hundepapa werde ich oft im Freundeskreis nach meiner Meinung gefragt, wenn es um die Anschaffung eines Hundes geht. Ich bin überzeugt: Es gibt für jeden Menschen den richtigen Hund und er ist nur einen Dackelblick weit entfernt.

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7 comments

  1. Mir fehlt hier der Hinweis, dass bei der Anschaffung eines Hundes unbedingt darauf geachtet werden sollte, dass der Hunde keine „Qualzucht-Merkmale“ trägt. Viele Hunde, darunter Französische Bulldoggen und Möpse, aber auch Riesen-Rassen wie Bernhardiner etc haben so große gesundheitliche Probleme, dass sie jeden Tag ihres Lebens leiden. Überhaupt kann man sich durch die Auswahl des „falschen“ Hundes große Probleme ins Leben holen, da nicht jede Rasse oder jeder Mischling für Familien oder Hundeanfänger geeignet ist.

    Bitte informiert euch, wie man einen seriösen Züchter erkennt und informiert euch ausgiebig, am.besten bei verschiedenen Personen, über die Rasse. Rasseportrait im Internet lesen reicht nicht! Fragt gezielt nach gesundheitlichen Problemen. Und im Tierheim o.ä. kritisch nach der Vergangenheit der Hunde.

    Liebe Grüße
    Dorothea (glücklich mit Familienhund)

  2. Wir haben den Wunsch nach einem Hund durch einen Pflegehund in der Nachbarschaft gelöst.
    Die Besizerin freut sich über Entlastung.

    Mit dem Hund gehen wir Gassi, manchmal verbringt er ein ganzes Wochenende bei uns. Alles schön und gut, die Kids freuen sich – und am Sonntag Abend geht der Hund wieder und ich als Mutter bin die Verantwortung los.

    Mein Lebensgefährte hat seinen Kindern damals einen Hund gekauft – nun sind die Kinder Teenies und haben mit dem Hund nicht mehr viel am Hut. Nein Danke. Kinder überblicken die Verantwortung gar nicht – am Ende bleibt eh alles an den Eltern hängen.

  3. Wir hatten auch schon oft die Diskussion Hund. Ich hätte gerne einen, der mit in der Familie lebt, mein Mann ist für Zwinger, was in meinen Augen für ein Rudeltier nicht so toll ist, auch wenn er im Hof laufen und mit uns spazieren kann.
    Haben uns letzlich für Hühner entschieden, brauchen nicht bei jedem Wetter raus, es muss sich trotzdem gut gekümmert werden und als Dank gibt es lecker Eier. Natürlich geht das nicht in der Stadt oder Wohnsiedlung, aber wer auf dem Land lebt, ist es interessant. Unsere drei Kinder lieben es den Küken beim aufwachsen zu zu schauen, ihnen Salat und Löwenzahn aus der Hand zu füttern. Mittlerweile lassen die sich super streicheln und auf den Schoß setzen, wie auch Meerschweinchen. Das Thema hatten wir auch auf dem Tisch und da haben die Kinder von sich aus gesagt, die Hühner sind mittlerweile zutraulich wie Meerschweinchen, da können wir auch denen Salat bringen und brauchen keine Meerschweinchen.
    Viele Grüße

    1. Kann ich ni hat nachvollziehen. Gerade als Teenies sind Hunde als Haustiere oft ein gemeinsamer Nenner bzw. Bindemittel/besonderer Klebstoff in der Familie. Meine Kinder sind mit dem Hund groß geworden und er ist ihnen doch nicht egal, bloß weil sie größer werden und ihre Interessen sich verändern.

  4. Vielen Dank für eine doch Recht realistische Betrachtung des ganzen, aber eines möchte ich anmerken.Bitte bitte, können wir das elendige „Hund mit ins Büro nehmen“ bleiben lassen?
    Einerseits können Kollegen wirklich Angst vor Hunden haben, wollen das aber evtl. Nicht vor dem Team oder Chef sagen, da sie nicht als „Spielverderber“ oder „Weichei“ etc. dastehen wollen. Und dann gibt es sehr viele, teils hochgradig allergische Menschen. Da reicht es schon, wenn du deinen Hund nur jeden Morgen durch gemeinsame Räume schleifst, jemand regelmäßig in dein Büro kommt oder ihr ein gemeinsames Großraumbüro habt, dass Leute keine Luft mehr bekommen. (nein, wir müssen nicht nur Niesen! Ich z.b. bekomme im wahrsten Sinne des Wortes keine Luft, und nein, gründliches reinigen der Putzkraft hilft auch nicht). Die Idee, dass Gott und die Welt beglückt sein musst wenn du da mit deinem „total freundlichen Familienhund“ auftauchst, ist schon etwas aufdringlich für viele. Das ganze kann auch Klienten, Gäste oder Kunden betreffen. Zumal langweilt sich ein Hund auch im Büro schnell. Anspruchsvolle Rassen wie Bordercollie oder deutscher Schäferhund gehen da mental ein. Bitte betrachtet das Büro nicht als adequate Hundesitter. Wer keine Zeit hat, soll sich keinen Hund anschaffen. Punkt.

    1. Danke, das Gleiche wollte ich such zum Thema Hund im Büro schreiben. Ich bin auch stark allergisch und kann Räume, in denen sich regelmäßig ein Hund aufhält nicht betreten. Ich finde es auch eine Katastrophe, dass viele Menschen ohne nachzudenken ihren Hund mit in Vereinsräume nehmen.
      Das ist auch ein weiter Punkt, der bei einer Entscheidung für einen Hund zu bedenken ist: Welche aktuellen und zukünftigen Freunde und Familienmitglieder können wegen des Hundes nicht mehr zu Besuch kommen? Und auch: Bin ich bereit mich wieder vom Hund (oder anderem Haustier) zu trennen, wenn eins der Kinder eine Allergie entwickelt? Ich habe oft mitbekommen, dass da keine Rücksicht genommen wurde.

    2. Ich finde dass das ein wichtiger Punkt ist und natürlich nehme ich als Hundehalter Rücksicht auf meine Mitmenschen, insbesondere wenn diese Angst haben oder allergisch sind. Allerdings stimmt es nicht, dass sich Hunde im Büro langweilen. Ob ein Hund bei seinem Menschen ist während der arbeitet, fern sieht oder ein Buch liest ist dem völlig egal. Ich hatte sowohl Schäferhund als auch Australien Shepherds im Büro und je mehr sportlichen Ausgleich der Hund zu Hause hat, desto mehr liebt er es, im Büro unterm Schreibtisch zu schlafen bis es mittags Gassi geht. Meine Kollegen haben oft erst Stunden später gemerkt, dass der Hund dabei ist. Das hat auch nix mit „wenn man keine Zeit für einen Hund hat“ zu tun, denn ein Hund braucht nicht rund um die Uhr von mir bespasst zu werden. Er will einfach nur da sein, wo seine Familie ist, also gerne auch im Büro. Ganz klar geht das nicht bei Kundenverkehr und nur wenn nicht nur Chef, sondern auch ALLE Kolleginnen und Kollegen einverstanden sind. Übrigens blieben meine Hunde auch gut 8 Stunden alleine zu Hause ohne Schaden zu nehmen oder die Wohnung zu zerlegen. Alles eine Frage von Charakter, Prägung und wie man den Hund nach Feierabend auslastet.
      Klar bin ich mit einem Haustier weniger flexibel, muss pünktlich heim und Urlaub entsprechend organisieren. Aber wer Kinder hat ist das doch gewohnt und auf die stell ich mich doch auch ein und leb nicht wie ein 20jähriger Single.

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