Erstes Jahr mit Baby: Alles so schweißtreibend, nichts schaff ich mehr

Erstes Jahr mit Baby

Foto: pixabay

Ihr Lieben, als uns Annkatrin zum Thema „Erstes Jahr mit Baby“ schrieb fühlten wir uns soooofort so verstanden. Ich mein, immerhin haben wir ein ganzes Buch, einen ganzen Mama-Mutmacher fürs erste Jahr mit Kind geschrieben, wer, wenn nicht wir sollte als Verständnis dafür haben?

Erstes Jahr mit Baby

Sie schreibt so herrlich lustig darüber, wie schwer bislang einfach Dinge wie „aus dem Haus gehen“ werden. Hier kommt ihr Beitrag.

Erstes Jahr mit Baby: Man kommt wirklich zu NICHTS

„Nichts. Ich meine, man kommt wirklich zu NICHTS. Die einfachsten Dinge dauern mit dir Stunden. Sowas wie mich selbst anziehen. Könnte ich in fünf Minuten erledigt haben. Will ich auch, da du keine Lust darauf hast, dass Mama nach vier Tagen mal ein frisches T-Shirt anzieht. Und alles, worauf du keine Lust hast, macht so viel Spaß wie am 1. Mai durch Kreuzberg zu flanieren. Purer Stress.

Das mittlerweile nur noch wöchentliche Duschen erledige ich in solch einer Geschwindigkeit, dass mir beim Abtrocknen der gerade erst abgewaschene Schweiß schon wieder in Strömen runterläuft. Das Anziehen verläuft sowieso nur noch in Intervallen: halb ausziehen, dich wegen immer lauter werdender Proteste von der Spieledecke ins Bad holen, auf die super Hightech-Lichtmaschinen-Karaoke-Wippe, die du leider doof findest, zumindest immer dann, wenn ich mich gerade anziehen will.

Katzenwäsche: Für mehr reicht´s bei mir nicht mehr

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Also weiter ausziehen, dabei alle 7 Sekunden (wichtig!) die vibrierende Wippe anstoßen, damit sie zusätzlich auf und ab wackelt. Katzenwäsche (Wozu sonst einen Deoroller kaufen? Soll er mal zeigen, was er kann!), zwischendurch immer wieder in deine Richtung Grimassen schneiden und schnalzende Geräusche machen.

Unterwäsche anziehen, losrennen, um den blauen Plastikball zu holen, der dich hoffentlich noch für weitere drei Minuten beschäftigt. Aus dem Wäscheberg – teils gewaschen, teils nicht, da ich´s mal wieder nicht geschafft hab, irgendwas zu sortieren – eine mittel-saubere Hose fischen.

Was Mütter den ganzen Tag machen, fragen sich Kinderlose…

Wegen mittlerweile lautstarker Proteste versuchen, meine steigende Anspannung durch Sätze wie „Dann schreist du jetzt eben, ich muss mich auch mal fertig machen“ niederzukämpfen, um schließlich mit dir nach insgesamt einer halben Stunde immerhin halb bekleidet, stillend und mit schlechtem Gewissen auf dem Sofa zu sitzen oder vor der Wickelkommode zu stehen. So gesehen wäre es eh unsinnig, voll bekleidet zu sein. Zu groß das Risiko.

Kinderlose Menschen, also vor kurzem auch noch ich, fragen sich bisweilen, was Mütter den ganzen Tag zu Hause machen. Deine Tante, mittlerweile Mutter von zwei quirligen kleinen Jungs, bekommt unter der Woche täglich Besuch von deinen Großeltern, die ihr bei der Betreuung helfen und das fertig gekochte Mittagessen mitbringen.

Nicht mal Essen kochen schaffe ich gerade

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Als ich mit dir schwanger war, sagte ich einmal zum Papa: „Also, ich hoffe ja schon, dass ich es schaffe, tagsüber mal Essen zu kochen. Das muss doch drin sein, wenn ich den ganzen Tag mit dem Kleinen zu Hause bin“. Nun, es ist nicht drin.

Ich bin nicht den ganzen Tag mit dir zu Hause. Ich bin jeden Tag stundenlang mit dir draußen unterwegs, weil du nur dann schläfst, und zu Hause hast du sowas von überhaupt keine Lust, dich weglegen oder -setzen zu lassen. Ich bin dann doch nicht der Typ Mutter, der pfeifend in der Küche am Herd steht, während sich das Kind daneben die Lunge aus dem Hals schreit.

Trotz Abi und Diplom: Zu doof für ein Tragetuch

Baby im Tragetuch
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Dich im Tuch an mich zu wickeln habe ich mehrmals versucht. Wäre ja praktisch, dann hätte ich beide Hände für etwas anderes frei. Fanden wir aber leider beide doof. Ich habe Abitur und ein Diplom, aber ich werde es in diesem Leben wohl nicht mehr schaffen, dich hüftschonend an mir festzusurren.

Aufgrund deiner Proteste und der Dauer des ganzen Unterfangens bin ich am Ende in Schweiß gebadet, und du hängst an mir, dass jedem auf den ersten Blick gleich klar ist: So ist das sicherlich nicht gedacht, und gesund sieht’s schonmal gar nicht aus. Zumal mein schwacher Beckenboden und dein leichtes Übergewicht (laut Kinderärztin bist du inzwischen über der Normalkurve, hmpf!) eine ungünstige Kombi sind.

In diesem Tempo bräuchte ich vier Tage für eine Mahlzeit

Ergo würde es, rechnete man die fünf Minuten, die ich eigentlich zum Anziehen bräuchte, einmal für‘s Kochen hoch, etwa vier Tage mit dir dauern, um ein Gericht fertigzustellen. Dann doch lieber wieder schnell was in den Ofen schieben, beim Döner um die Decke vorbei oder was liefern lassen.

Zumal, selbst wenn du dich einmal für wenige Minuten auf der Spieledecke oder in der Wippe beschäftigst, es tausend Dinge gibt, die zu erledigen sind – deine Kleidung einweichen (Und es gibt immer etwas einzuweichen! Gibt es sowas wie ein Gallseifen-Abo?), meine Kleidung einweichen, Wäsche waschen und alles andere, was eben so im Haushalt anfällt.

Mit der Milch fließt auch meine Energie ab

Stillen
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Oder kurz bei Fixer Upper reingucken. Denn wenn ich in diesem 24 Stunden Job mal ein paar Minuten durchschnaufen kann, mache ich das auch. Der wenige Schlaf, der fieser Weise nie am Stück, sondern immer nur in kleinen Portiönchen kommt, schafft mich genau so wie das Stillen.

Mit der Milch fließt jedes Mal auch ein Großteil meiner Energie ab und danach könnte ich mich glatt eine halbe Stunde hinlegen. Wenn man bedenkt, wie häufig und lange ich dich jeden Tag stille, hieße das, dass ich gar nicht mehr aufzustehen bräuchte.

Wachkoma-ähnlicher Zustand: Nicht mit Koffein zu lösen

Man fühlt sich ohnehin wie in einem Wachkoma-ähnlichen Zustand – man ist schon irgendwie wach, aber auch nicht so richtig. In dieser Zeit sollte man eigentlich sicherheitshalber kein Fahrzeug führen, keine Verträge abschließen dürfen und keine Suppe essen (wegen der Gefahr, mit dem Gesicht im Teller zu ertrinken).

Dürfte ich so viel Kaffee trinken, wie ich wollte, könnte ich die Erschöpfung vielleicht kompensieren. Allerdings habe ich zwei Mal in Momenten höchster Verzweiflung nachmittags Koffein zu mir genommen, und an beiden Tagen bist du abends noch schlechter zur Ruhe gekommen als sonst. Daher verkneife ich mir die extra Zufuhr möglichst.

Seinen Stolz gibt man im Kreißsaal ab

Ich gehe ja davon aus, dass es besser wird. Ich bin auch fest entschlossen, wieder zu kochen. Spätestens ab deiner Pubertät. Wenn deine Großeltern also bei uns in der Nähe wohnen würden statt bei deiner Tante, ich denke, ich würde auch die ein oder andere selbstgemachte grüne Soße annehmen.

Früher war meine Einstellung: Eher verhungere ich mit dem Kind an der Brust, als dass die Großeltern täglich bei uns wären. Heute weiß ich, seinen Stolz gibt man im Kreißsaal ab. Es wird wieder Zeiten geben, wo ich stark und unabhängig alles alleine schaffe, aber ein übergewichtiges Kind mit Pilzbefall ohne Hilfe groß zu kriegen, das gehört nicht dazu. 

Mal eben aus dem Haus gehen? Ist nicht mehr

Eine Freundin erzählte mir vor deiner Geburt: „Mal eben aus dem Haus gehen, so wie vor dem Kind, ist nicht mehr. Das dauert heute ewig.“ Ich nickte damals verständnisvoll, als hätte ich eine Ahnung. Die hatte ich nicht.

Die hat man immer erst, wenn man selbst schwanger war, wenn man selbst ein Kind aus sich herausgepresst, sich Nacht um Nacht um die Ohren geschlagen und überquellende Windeln gewechselt hat, wenn man das Kind trotz blutender Brustwarzen zu stillen und gleichzeitig den Beckenboden – von dem man vorher gar nicht wusste, dass es ihn gibt – zu retten versucht, und ja, die hat man auch erst, wenn man einmal versucht hat, mit Baby das Haus zu verlassen.

Anderthalb Stunden bis wir vor die Tür kommen

Im Schnitt dauert das Vergnügen mit dir anderthalb Stunden. Von der Entscheidung „Jetzt könnten wir mal langsam“ bis zum Öffnen der Wohnungstür, um tatsächlich loszugehen. Je nachdem, ob du und/oder ich schon angezogen sind, gern auch länger. Macht aber keinen großen Unterschied, da ich dich an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit eh nochmal umziehen muss, weil du dich eingepinkelt und/oder eingekackert hast.

Dann noch zwei Mal stillen, weil du doch wieder Hunger kriegst, was zusammen eine Stunde dauert. Mal eben die Wohnung zu verlassen gestaltet sich daher als ein recht zeitintensives Unterfangen. Die Erfolgsformel, um Stress zu vermeiden? Mich zeitlich nicht mehr festzulegen.

Bei aller Liebe zum Beckenboden, die Liebe zum Schlaf ist größer

Das ist mehr als ein Mal schiefgegangen – alleine meinen Beckenbodenkurs, den ich wahnwitzigerweise für donnerstags morgens um halb zehn gebucht hatte, habe ich ein stolzes halbes Mal besucht. Obwohl ich hochmotiviert war! Denn ich hätte ihn wirklich dringend gebraucht.

Aber beim ersten Termin wolltest du kurz vorm Aufbruch nochmal unbedingt gewickelt werden und, ach, wenn wir schon dabei sind, gleich noch komplett umgezogen. Die anderen beiden Male hatten wir höchstens drei Stunden geschlafen, als der Wecker klingelte.

Bei aller Liebe zum Beckenboden, die Liebe zum Schlaf ist größer. Also nichts mehr fest ausmachen, nur noch vage Andeutungen: „So zwischen 3 und 4“ oder, noch besser: „Ich sag Bescheid, wenn wir loskommen“. Die anderen Muttis verstehen das, und der Rest auch, eines Tages.“

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BUCH DER AUTORIN: Niemand hatte mich darauf vorbereitet, dass es sich SO anfühlen würde, Mutter zu werden. So überwältigend! Und oft so viel härter, als ich erwartet hätte, sowohl körperlich als auch emotional. Es ist ein Prozess, diesen kleinen Menschen kennenzulernen, es ist ein Prozess, Mutter zu werden, und für mich war es die intensivste und herausforderndste Aufgabe meines Lebens. Ich hielt meine Erlebnisse und Gefühle in Form von Briefen an meinen Sohn fest, für ihn und für mich. Briefe voller bedingungsloser Liebe, Freude, Humor und Dankbarkeit. Aber auch voller Frust, Überforderung, Unsicherheit und Erschöpfung. Denn das alles ist Muttersein. Ich teile die Einblicke in diese sensible Phase unseres Lebens in der Hoffnung, dass es anderen werdenden Müttern dabei helfen möge, ein klein wenig besser vorbereitet zu sein auf das, was kommt. Und um frischgebackenen Müttern, die sich ebenfalls überwältigt fühlen, Zuversicht zu vermitteln: Du bist nicht allein mit deinen Gedanken und Gefühlen. Es sind alles Phasen. Es wird einfacher und schöner. Es wird die Aufgabe deines Lebens, aber auch die Liebe deines Lebens. https://www.twentysix.de/shop/herz-im-bauch-ann-katrin-seibel-9783740772826

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23 comments

  1. Jetzt wollte ich doch auch nochmal kurz was dazu schreiben, der Textauszug ist von mir, aus dem E-Book „Herz im Bauch“ – das waren Briefe an meinen ersten Sohn, der nun schon 6 Jahre alt ist. Er war definitiv kein Anfänger-Baby, aber nach 3,5 Monaten, als die Koliken und der ständig wunde Popo endlich vorbei waren, wurde es (erstmal) einfacher – bis zur nächsten „Phase“ 😉 Ich hoffe mit dem E-Book, in dem es auch „10 Dinge, die ich gern vor der ersten Zeit mit Baby gewusst hätte“ gibt und „Überlebenstipps“ für mögliche Herausforderungen (Stillen, Bauchweh, Schlaf etc.) andere Mütter zu erreichen und auch zu entlasten, die ebenfalls an ihre Grenzen kommen. Es ist also nichts für Mütter, die sich fragen, worüber die anderen eigentlich so viel jammern, während ihr Baby 12 Stunden am Stück durchschläft und nur 1 Mal pro Woche Kacka macht 😉 Sondern für die, die schwanger sind und sich auf mögliche Herausforderungen – immer auch mit Humor und ganz viel Liebe – vorbereiten möchten oder eben die, die mitten drin stecken in dem Abenteuer. Und dass es im Internet immer auch die gibt, die kritisieren, abwerten, sich selbst ganz toll darstellen, tja, spricht das jetzt gegen das Internet oder die Verfasser solcher überheblichen Kommentare? 🤷

  2. Klar, der Beitrag ist hier und da ein wenig überspitzt. Was ich als Ironie verstehe. Man braucht kein High-Need-Baby um quasi nichts mehr auf die Reihe zu kriegen. Zumal man ja beim ersten Kind aus der völligen Selbstbestimmung kommt und plötzlich komplett fremd bestimmt ist.
    Aber all die Anstrengungen gehen vorüber und dazwischen gibt es ja auch immer die vielen schönen und erfüllenden Momente und Phasen.

  3. I feel you! Danke für den ehrlichen Artikel. Sicher etwas überspitzt, aber in vielen Situationen hab ich mich wiedergefunden! Mein Kind ließ sich sehr selten ablegen ohne zu schreien.
    Es ging mit dem Kinderwagen und mit der Trage.
    Meine Highlights:
    1) Essen für mich war nur kalte Wienerle aus dem Kühlschrank. Mehr ging an manchen Tagen nicht.
    2) Kind in der Trage. Flasche Wasser fällt in der Küche auf den Boden und zerschellt. Ich habe es nicht gebacken bekommen, die Scherben aufzuheben, weil die Kleine beim Ablegen jedes Mal so herzzerreißend schrie. Also lagen die Scherben am Abend noch, als der Mann von der Arbeit kam und ich hatte halt den ganzen Tag die Küche nicht betreten 😉

  4. Also der Artikel ist wirklich witzig geschrieben und an der ein oder anderen Stelle vllt. ein wenig überspitzt, aber man darf nicht vergessen, „jede Jeck is anders“ und damit auch jedes Baby. Es wäre ja auch n bissel verrückt, wenn alle/s ( Menschen,Baby, Eltern-Dasein) gleich wäre.
    Ich fühle mit der Autorin und allen Eltern mit high need Babys mit und wünsche eine baldige Besserung der Situation.
    Ich für meinen Teil hatte 2 Babys,die die ersten 3 Monate fast ausschließlich geschlafen haben ( 21 von 24 Std ) und dann aus ihrer Bubble erwacht sind, sodass es auch noch ordentlich anstrengend wurde.

  5. An alle Kommentatorinnen, die ihr Leben mit Baby deutlich besser auf die Reihe bekommen: der Artikel ist doch offensichtlich etwas überspitzt und ironisch geschrieben. Sie erzählt halt von den schwierigsten Momenten und macht deutlich wie herausfordernd plötzlich Alltagssituationen sein können. Ihr Leben ist bestimmt auch keine reine Katastrophe. Oder glaubt ihr sie hat wirklich Sorge in ihrem Suppenteller zu ertrinken?

    Ich verstehe als Kernaussage, dass die Autorin einräumt die Anstrengung mit Baby unterschätzt zu haben und finde das verdient vollen Respekt!

    Bei uns war das 2. Baby im ersten Jahr sehr herausfordernd – alles was beim Ersten kein Problem war hat plötzlich nicht mehr geklappt. Ich konnte die Zeit auch deutlich weniger genießen als beim ersten. Jetzt ist sie aber ein absoluter Sonnenschein!

    Ich wünsche der Autorin alles Gute für den weiteren Weg und gute Nerven beim Kommentare lesen 😉

    1. Oh ja, so war es bei mir auch! Der Große war völlig ruhig und entspannt… bis er krabbeln konnte (leider sehr früh), da war nichts mehr vor ihm sicher. Bis heute fordert er alle Aufmerksamkeit (er ist jetzt 12). Die Kleine „wohnte“ das erste Jahr auf/ an mir… ohne Trage wäre ich verloren gewesen. Auch bei der Rückbildung lag sie auf meiner Matte. Sie war überall an mit dabei, da sie auch beim Papa furchtbar schrie die ersten 6 Monate (hatten es nach der Geburt „vergessen“ an ihn zu gewöhnen, weil er sich komplett um den Großen gekümmert hat). Duschen konnte ich nur, weil das Wasser auf meinen Kopf prasselte und ich so ihr Geschrei (egal wer sonst bei ihr war) nicht gehört habe. Dann konnte sie sich fortbewegen und die Welt entdecken, da war die Welt für sie in Ordnung! Sie ist heute ein starkes und total ausgeglichenes Kind (ist jetzt fast 10). Also es wird besser und alles hat seine Zeit!

  6. Ich finde es schade, dass hier schon wieder so viel geurteilt und verurteilt wird. Ständig wird uns Müttern (oder auch Frauen allgemein) vermittelt: „Bei mir klappt es ohne Probleme. Wenn es bei dir nicht klappt, bist du selbst Schuld.“ Und genau deswegen sind so viele Mütter überfordert, weil sie versuchen, anderen oder erhöhten Erwartungen gerecht zu werden und die Schuld bei sich suchen.
    Aber die Umstände und das Wesen des Babys und seine körperliche Verfassung spielen doch auch eine große Rolle.
    Ich denke, die meisten Mütter haben schon an sich gezweifelt oder waren in Phasen selbst verzweifelt. Dann wünscht man sich doch eher jemanden, der fragt, wie man helfen kann. Und jemanden, der lieber von eigenen Erfahrungen und Tricks, die geholfen haben, erzählt, als Ratschläge mit erhobenem Zeigefinger „Du solltest mal…“

    Mein Junge wollte sich als Baby auch nicht ablegen lassen und hat besonders die ersten fünf Monate viel geschrien. Als wir eine Überspannung der Nackenmuskulatur (er hing im Geburtskanal mehrere Stunden fest) durch eine Osteopathin lösen ließen und nachdem wir im fünften Monat Milch hinzufütterten, weil er zu dünn war, wurde er deutlich ruhiger. (Klar, das mit dem Zufüttern ist bei dem Baby der Autorin nicht relevant.) Und ab da schlief er z.B. auch im Kinderwagen ein, was vorher nie geklappt hatte. Meine Umstände waren auch nicht die Einfachsten, weil ich ihn durch starke Rückenprobleme nicht längere Zeit tragen konnte.

    Der Artikel klingt an manchen Stellen auch für mich krass, aber vielleicht wurde es wirklich etwas überspitzt und ich kann zumindest viele Situationen nachvollziehen. Rückbildung mit Baby war ich z.B. pünktlich, aber da der Kleine dort immer stark geweint hat, musste ich öfter mal abbrechen. Draußen war er dann wieder ruhig, es waren ihm zu viele Eindrücke gewesen.

    Ich habe mich nur auch gefragt, wo denn der Mann in diesem Alltag auftaucht? Es gibt natürlich Babys, die sehr an der Mutter hängen. Wenn der Papa regelmäßig dabei ist und sie sich zusammen kümmern, könnte das nach einiger Zeit auch helfen. Vielleicht kann die Autorin wirklich den Alltag so organisieren, dass sie ihre Bedürfnisse (Duschen) öfters erledigen kann, wenn der Papa dabei ist. Wenn das Baby nur im Kinderwagen schläft, kann der Papa den vielleicht abends und am Wochenende schieben, sodass die Mutter Zeit für sich hat?

    Und wenn die Autorin möchte, könnte Sie nochmal auf die Gesundheit des Babys gucken oder eine Schreiambulanz besuchen. Es ist zwar normal, dass Babys mal schreien, aber wenn es sehr viel, sehr lang und sehr stark ist, können halt auch körperliche Gründe dahinter stecken. Die erste Ansprechpartnerin wäre da natürlich auch die Hebamme.

    Viel Kraft dir, liebe Mutter! Das erste Babyjahr ist herausfordernd. Aber lieber realistisch sagen, wie es einem damit geht, als einen auf „heile Welt“ zu tun.

  7. Puh, also ich weiß nicht. Wir hatten ein High-Need Baby und trotzdem würde ich den Artikel nicht unterschreiben. Wenn ich pünktlich bei einen Arzttermin musste, hab ich entsprechenden Puffer eingeplant und rechtzeitig gestillt. Gekocht hat mein Mann (trotz Vollzeitjob im Außendienst) und wenn er mal wieder eine Woche im Hotel war, dann kam Sohnemann ins Tragetuch beim Kochen. Dank Wickel-Anleitung via Youtube-Video wirklich kein Hexenwerk. Kochen heißt an solchen Tagen übrigens Nudeln mit Tomatensauce oder überbackenes Toast. Auch Anziehen war nie ein Problem, dafür brauche ich auch keine 5 Minuten, sondern eine und das Baby lag dabei neben mir auf dem Bett oder auf dem Boden auf einer weichen Wickelunterlage. Wenn ich duschen wollte, hat der Papa übernommen und zum Beispiel das Baby zeitgleich gebadet. Oder ich hab das Baby mit unter die Dusche genommen.
    Also ich finde, trotz High-Need Baby und fast zwei Jahre andauernder Wochenbettdepression hatte ich mein Leben im ersten Babyjahr besser im Griff als die Autorin des Artikels (den ich auch ehrlich gesagt nicht lustig finde, sondern mich beim Lesen fremdschäme).
    Fun fact, wenn das Baby nur im Kinderwagen einschläft sind das übrigens die Eltern schuld. Man sagt, sobald man etwas dreimal hintereinander macht, gewöhnen sich die Babys dran. Wir haben stattdessen den Fehler gemacht, in den Schlaf zu stillen, ist mir aber lieber, als in den Schlaf zu tragen oder zu schieben. 🤷‍♀️

    1. Mays! Du bist Heldin der Kommentarspalte und vielleicht sogar des Babyjahrs! Trotz der Herausforderungen und deiner psychischen Belastung so gut durchgekommen! Feier dich! Toll!

      Bei meinem ersten Kind hatte ich auch solche Phasen wie die Autorin. Pünktlichkeit ist mit meinen Kindern ist noch immer ein Kraftakt. Kinderwagen ging bei meinen Kids kaum, in den Schlaf stillen hat uns sehr gut getan, Duschen ging bei einem Kind gut, beim anderen gar nicht. Bekocht hat mich nie jemand außer dem Lieferdienst.
      Das erste Jahr birgt, wie jedes weitere, Herausforderungen. Ich danke der Autorin für die Ehrlichkeit. Ich bin auch eine Mama, die nicht alles wuppt. Schön, damit nicht allein zu sein!

      1. S
        Es gibt einen Unterschied zwischen “ nicht ALLES wuppen“ und “ garnichts schaffen“. Das hier ist zu übertrieben, man hat mal solch einen Tag (!) aber nicht ständig. Dann liegts nicht am Baby.

    2. Ist das hier jetzt der Wettbewerb, wer sein Leben mit Baby trotz welcher Schwierigkeiten „am besten im Griff hatte“?
      Da sage dann ich: puh.

  8. In dem Artikel sind ja wirklich alle Klischees zusammen gewürfelt. Eine Tüte Mitleid. Mutter mit Kind zu Hause sein, ist wohl eine Raketenwissenschaft.
    Bei aller Liebe ich kann das nicht nachvollziehen. Ich habe drei Kinder. Die zweiten waren Zwillinge. Es war manchmal hart, aber meine Grundbedürfnisse ( Essen, Schlafen, Körperhygiene) konnte ich trotzdem decken.
    Ich habe jeden Tag geduscht, dauert keine 5 Minuten.Anziehen dauert keine 2 Minuten und das Baby kann auch morgens Mal der Papa das Kind nehmen, damit Mutter Zähneputzen und aufs Klo kann. Ich war bei jeden Rückbildungskurs und zwar pünktlich. Genauso wie ich jeden Tag meine Große aus der Grundschule zu einer festen Zeit abgeholt habe, die Minis im Kinderwagen dabei. Und abends gab auch ein gekochtes Essen.
    Alles eine Frage der Organisation, Vorbereitung und Disziplin. Wenn man will, klappt das auch.
    Bei dem Artikel kann ich wirklich nur den Kopf schütteln.

    1. Danke Verena! Ich finde auch hier fehlen nur Konsequenz und Organisation. Warum sollte ich mit Kind nichts tun können oder nur unpünktlich sein??? Ich habe auch meinen Haushalt nie abends erledigt sondern immer mit Baby ( wie lernen sie das sonst?) und abends war generell meine Zeit, Babys schlafen doch auch viel und, bei einigermaßen geregeltem Tagesrhythmus, auch abends zu ihrer Zeit ein.

  9. Beim ersten Baby hatte ich auch oft das Gefühl, dass ich nichts schaffe. Essen kochen blieb auf der Strecke, Haushalt auch, ich selbst hab mich tw. vernachlässigt.
    Dass ich tagelang nicht geduscht habe, kann ich aber nicht behaupten. Dann hätte ich mich auch gar nicht mehr wohl gefühlt.
    Ab Kind Nr. 2 merkt man dann, dass man doch viel mehr schaffen kann und muss als man denkt. Kita Bring- und Abholzeiten kann man plötzlich mit Baby im Schlepptau einhalten, Essen muss auch irgendwie gekocht werden (ja ok, manchmal auch einfach Pasta mit Butter), Freizeitaktivitäten der älteren Kinder etc.
    Den Papa muss man auch einfach mal einbinden, wenn man in Ruhe duschen will oder so.
    Wir Mamas müssen nicht immer alles alleine wuppen/schaffen!
    Naja, alles nur Phasen, ändert sich immer wieder. Trotzdem genießen 🙂

  10. Oh ja. Kann das Alles so gut nachvollziehen. Mit Kind2 habe ich aber mittlerweile eine andere Einstellung dazu.
    Es ist nicht artgerecht und es sollte nicht normal sein alleine mit einem Säugling zu sein und sich alleine um diesen und Haushalt etc. zu kümmern ! Dabei geht es nicht nur um den Säugling, sondern vor allem um die Mutter ! Die Industrialisierung und Globalisierung hat uns materiellen Wohlstand gebracht…..aber sie ist eine Katastrophe für die Spezies Mensch.

  11. Bei der Überschrift dachte ich noch: ja, stimmt, irgendwie hat man im ersten Jahr echt nichts geschafft. Denn das Gefühl hatte ich an vielen Tagen. Aber wenn ich diesen Artikel dann lese, war ich wirklich bestens unterwegs. Ich hab es an jedem Tag geschafft zu duschen, mich anzuziehen, Essen zu kochen und auch Wäsche zu waschen. Klar dauerte es länger, dass Haus zu verlassen und wenn wir einen Termin hatten, hat mich das auch in Stress versetzt pünktlich zu sein. Aber soooo schlimm war es nie. Und auch alle Mütter in meinem Umfeld hatten ihr Leben deutlich besser im Griff.

  12. so ging es mir auch beim ersten kind. es im zu früh, schrie ganz viel. duschen ohne schreien? essen ohne schreien? ich wurde meister im alles-mit-einer-hand-machen oder es war in der trage.
    also wer das schafft so viel zu machen während die ganze zeit das baby schreit, gut ab!
    beim zweiten baby wurde es besser, trotz noch kleinkind. aber meistens hab ich mehrere anläufe gebraucht um ins bad zu kommen. der unterschied war aber, das mein zweites baby so viel einfacher und ruhiger war. es wollte auf den arm, aber genauso einfach rum liegen. einschlafen, aufwachen ohne schreien. stillen hat noch nicht ausgelaugt und den halben tag gedauert so wie beim ersten baby. ….
    aber – es wird besser. irgendwann kann wieder schön gekocht werden, jeden tag geduscht usw. hinterher ging es dann doch schneller vorbei als man das in dieser zeit denkt.

  13. Sorry, ich kann das nicht bestätigen. Auch nach dem vierten Kind nicht.
    Ein Baby ist doch nicht 24/7 wach. Da kann man sich doch duschen, wenigsten ein One Pot- Gericht reinschmeißen und eine Waschmaschine anschalten.
    Das mit der vollen Windel, wenn man gerade aus dem Haus will, unterschreibe ich.
    Manchmal glaube ich, eine Supermum ist man bei uns in Deutschland erst, wenn man so richtig im Eimer ist, sich fürs Kind aufgegeben hat, sich nicht mal mehr kämmt.Kuckt mal in unsere Nachbarländer! Bisschen mehr Selbstrespekt!

    1. Es gibt halt auch Kinder, die ausschließlich im Wagen fahrend oder im Tuch auf der Mama (!) zur Ruhe kommen…
      Schön, wenn die Kommentatorin hier andere Erfahrungen gemacht hat 😉

      Aber ich kann die hier erzählte Geschichte gut nachvollziehen, weil meine Kinder beide zumindest solche Phasen hatten…

      Kopf hoch! Es wird einfacher.

    2. Wo steht denn, dass die Autorin sich als Supermum bezeichnet? Und wie ist es denn in unseren Nachbarländern? Ich finde es gut, auch mal auszusprechen, wie anstrengend es wirklich mit einem Baby sein kann. Der Artikel ist sicher etwas überspitzt formuliert, damit er sich witzig liest.
      Glückwunsch an alle, die pflegeleichte Babys haben und weiterhin alles schaffen. Wenn man nachts nur 3 Stunden Schlaf hatte tut man gut daran, sich tagsüber nochmal hinzulegen, wenn das möglich ist.
      Kochen mit Baby in der Trage geht ja auch noch, aber Wäsche machen wird schon schwieriger (vor allem wenn die Waschmaschine im Keller ist und man im 3. Stock wohnt) und duschen geht eben nicht. Manche Babys wachen sofort auf, wenn man sie ablegt oder sich entfernt. Und wenn sie wach sind, wollen manche sich nur bewegen und bloß nicht in einer Wippe oder Ähnlichem abgelegt werden, dann geht sofort die Sirene an. Klar kann man duschen, während das Baby das Badezimmer auseinander nimmt.
      Mein Baby will aktuell fast stündlich trinken tagsüber. Dazwischen selbstverständlich noch gewickelt, angezogen, umgezogen, in den Schlaf getragen…
      Mein Selbstrespekt hängt zum Glück nicht von gekämmten Haaren ab. Toll finde ich diese Phase trotzdem nicht und bin froh, wenn sie vorbei ist.
      Gerade beim ersten Baby fehlt einem eben auch noch die Routine. Aber da unser zweites ganz anders ist als das erste fange ich hier gefühlt auch wieder von vorne an.

    1. Ich musste herzhaft lachen, als ich diesen witzig geschriebenen Text gelesen habe…mein Leben im ersten Jahr unserer Tochter pointiert auf den Punkt gebracht, super!
      Dann kommen wieder Mütter, die sagen ‚Ich hatte mein Kind da aber doch ein wenig besser im Griff’…😏
      Hört endlich mit diesen Vergleichen auf; die machen jede Mutter kirre…jedes Kind ist anders, jede Mutter kommt unterschiedlich gut mit dieser Ausnahmesituation klar.
      Wenn es mehr solcher Texte gäbe. hätte ich in der ersten Zeit nicht so häufig gedacht, ich sei völlig unfähig…Ich bin definitiv eher die Mama für das Leben mit Kind nach dem ersten LJ…aber mit ganz viel Herz!😉
      Nochmals DANKE!

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