Flaute im Bett: „Wie ich mit Mitte 40 mein Sexleben neu entdeckte“

Beziehung wiederbeleben

Foto: pixabay

Ihr Lieben, sich aus eigener Kraft aus einem Loch rausholen – das kann nicht jeder. Wir sind immer fasziniert, wenn Menschen das gelingt. Und Tina Molin ist so ein Mensch. Als sie nach Jahren der Beziehung merkte, dass ihr die Lust auf Sex flöten gegangen war, fragte sie sich, was sich ändern ließe… und nahm es in die Hand!

Liebe Tina, du hattest eine Zeitlang überhaupt keine Lust mehr auf Sex. Wie ging´s dir damit? 

Mir fehlte etwas. Nicht nur die Lust, sondern auch die Lebenslust war weg. Ich war müde, lustlos und antriebslos. Kein schöner Zustand.

Was macht Unlust insgesamt mit einer Beziehung? Wie war das bei euch?

Wir haben viel mehr gestritten als sonst, haben aufgerechnet, wer nun mehr im Haushalt getan hat und waren voller Vorwürfe. Sobald wir wieder Sex hatten, waren wir viel liebevoller miteinander. Schöner Sex scheint wie eine rosa Brille zu sein: er kittet, verbindet und wirkt wie ein Weichzeichner. Du hast den Geschirrspüler nicht ausgeräumt – ohne Sex ein Riesendrama bei uns. Mit Sex: „Egal, mache ich halt schnell“.

Tina Molin lachend
Autorin Tina Molin. Foto: Denise Siegel

Wann ging bei dir die Lust flöten – nach der Geburt? Oder war es eher eine Art Midlife Crisis?

Sie war definitiv nach der Geburt weg. Aber ich beobachte in meinem Freund.innenkreis, dass die Lust auch in langjährigen Beziehungen einschläft, genauso wie in der Lebensmitte, wenn der Körper sich verändert. Frauen sich vielleicht nicht mehr schön und knackig fühlen und Männer Angst um ihre Standfestigkeit haben.

Du hast dann irgendwann gedacht: So geht es nicht weiter. Und dein Liebesleben mit 40 komplett neu entdeckt. Wie hast du das gemacht? 

Ich bin mutig überall dahin gegangen, wo ich mich vorher nicht hingetraut habe: zur Tantramassage, zum Zervix-Dearmouring, zu Kuschel- und Sex-Partys.

Oh wow, wie war das? Und: Hattest du deinen Mann da immer dabei? 

Bei der Kuschelparty war ich alleine. Mein Mann fand das igitt. Im Swinger-Club waren wir zusammen, fanden es beide aber sehr unerotisch. Diese Einigkeit darüber hat sich gut angefühlt (lacht).

Grad erwähntest du das Wort „Zervix De-Armouring“ und im Buch geht es auch um „mindful masturbation“. Kannst du uns die zwei Begriffe mal genauer erklären?

Beim Zervix De-Armouring wird die Gebärmutter durch eine Intimmassage „entpanzert“. Wir können uns gar nicht vorstellen, wie verspannt die Zervix oft ist. Durch medizinische Eingriffe, unsanfte Frauenärzt.innen oder zu rabiaten Sex. Hier zu massieren, sorgt für neues Lustpotenzial, aber manchmal auch nur, dass sich der Nacken endlich entspannen kann 😉

Mindful Masturbation bedeutet, dass es nicht um schneller, höher, weiter, mehr geht. „Yeah, ich bin in unter einer Minute gekommen!“ Das kann auch toll sein, aber es geht auch anders. Sich Zeit nehmen, sich spüren und Gefühle zulassen. Seine intime Zone mit den Fingern selbst erkunden und damit die Nervenenden wieder zum Leben zu erwecken. Sich treiben lassen und vom Körper, der Lust führen lassen.

Was meinst du, wie viel hat Sex auch mit Selbstliebe zu tun?

So viel mehr, als ich gedacht hätte. Es sich wert sein, den besten Sex zu haben. Das Selbstbewusstsein haben, Grenzen zu fühlen und zu benennen. Denn erst mit einem klaren „Nein“ wird auch ein ehrliches, lustvolles „Ja“ möglich.

Tina Molin
Foto: Denise Siegel

Auch Tantramassagen hast du ausprobiert, was von all den Dingen, die du getan hast, hat dir am meisten gefallen und geholfen?

Die Tantramasssage war definitiv ein „Gamechanger“ für mich. Sie hat mich enorm bereichert und mir gezeigt, was im Sex noch möglich ist. Auch die Kuschelparty hat mich sehr inspiriert. Hier habe ich ein wichtiges Tool gefunden, um nach einem langen, harten Tag die To-Do-Listen im Kopf verstummen zu lassen. 20 Minuten kuscheln und ich bin so was von bereit (lacht).

Welche Erkenntnisse hast du aus dieser Zeit für dich mitgenommen? 

Toller Sex hat viele Grundpfeiler: Selbstliebe, eine achtsame Kommunikation mit dem/der Partner.in, Sex eine Priorität geben (und sich z. B. dafür verabreden), einen Toolkasten von Slow Sex bis BDSM um je nach Stimmung lustvollen Sex haben zu können und viele Tricks um den Kopf auszuschalten.

Was rätst du Paaren, die vor allem jetzt auch durch Corona vielleicht ein bisschen aus der Lust gekommen sind, weil das permanente Aufeinanderhocken ja auch zermürbend sein kann? 

Wir machen dieses Jahr getrennt Urlaub, damit wir uns wieder aufeinander freuen und vermissen können. 

Und zu guter Letzt noch eine Leserinnenfrage: „Ich bin jetzt 46 und habe ein Problem. Ich habe nur Lust auf Sex bis zum Eisprung. In der Zeit werde ich auch „feucht“. Danach hört es schlagartig auf. Keine Lust auf Sex und untenrum total trocken. Das frustriert mich und ist natürlich für meinen Freund auch nicht schön. Ich wüsste gerne was ich tun kann, damit sich der Zustand ändert.“

Da ich weder Therapeutin oder Ärztin bin, kann ich die Frage nur sehr persönlich beantworten. Ich persönlich würde meine Hormone checken lassen. Vor allem mein Progesteron. Ab 40 Jahren verändert sich der Körper schon langsam in Vorbereitung auf die Wechseljahre. Und eine hormonelle Dysbalance könnte zu Trockenheit und Lustlosigkeit führen.

Mehr von Tina Molin gibt´s unter: www.happyvagina.de oder in unserem Interview mit ihr zu ihrem Ow up!-Magazin.

a7e89507a22145c7a54c5b772156fe11

Du magst vielleicht auch


1 comment

  1. Beim diesem Blog-Titel musste ich doch gleich mal in den Artikel reinschauen 🙂

    Danke liebe Tina, für deine offenen Zeilen, die ich mit großen Interesse gelesen habe und kann in einigem sogar Parallelen zu mir selbst finden. Ich selbst bin auch Mitte 40 und habe gerade zum ersten Mal die Liebe gefunden. Ich lebte viele Jahre als Single und mochte das Leben eigentlich, da ich unabhängig war und den Fokus nur auf mich legen konnte. Aber ganz ohne Liebe oder einer Beziehung hat mir über die Jahre doch etwas gefehlt.

    Und ohne Beziehung, auch kein Sex. Ok, „Abenteuer“ gab es immer wieder, die auch aufregend und super spannend waren – als Single kann man (mit wechselnden Partnern) eben entsprechend viel „experimentieren“. Aber Sex ohne Liebe ist immer nur eine Eskapade die lediglich für ein paar Stunden Befriedigung bringt – danach ist man wieder ganz allein in seinem Kosmos ;(

    Mit meinem Schatz Thomas kann ich deinem Blogtitel so auch für mich beanspruchen. In der Liebe macht der Sex einfach doppelt so viel Spaß, da man sich seinem Partner vertrauensvoll hingeben kann, ohne die Angst zu haben enttäuscht zu werden. Deinem Satz „Toller Sex hat viele Grundpfeiler“ kann ich so voll zustimmen. In meiner Beziehung sind das Vertrauen, KOMMUNIKATION (super wichtig!!!), keinen Zwang oder Druck, keine Scham zeigen, um eigene Wünsche dem Partner mitzuteilen und einfach mal die eigene Fantasie ins Liebesleben einbeziehen – das macht alles so aufregend!

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert