Für Euch gelesen: „Mama zwischen Sorge und Recht“ von Carola Fuchs

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Ihr Lieben, bei mir ist es so, dass ich mich viel mit Kinderwunschthemen auseinandersetze – ohne selbst betroffen zu sein. Dass ich mich viel mit Fehlgeburten und Kindstod auseinandersetze – ohne selbst betroffen zu sein. Und dass ich mich auch ordentlich mit dem Thema Trennung und Alleinerziehende auseinandersetze – ohne selbst betroffen zu sein.
Ich könnte so weiter machen. Und ich weiß nicht, woran es liegt, ob ich eben ob der fehlenden eigenen Erfahrungen meinen Horizont aus Neugier erweitern möchte oder ob ich mich unterbewusst vielleicht vorbereiten will, stark machen möchte, für den Fall, dass…
Ich weiß es nicht und es tut auch nichts zur Sache. Jedenfalls empfahl mir eine alte Freundin aus Berlin dieses Buch: „Mama zwischen Sorge und Recht“, weil sie sich – selbst betroffen – so darin wiedergefunden hätte und es so angenehm fand, dass dieses Buch trotz der zermürbenden Rechtsstreitigkeiten zwischen Vater und Mutter mit Humor um die Ecke biegt. „Ich habe oft laut lachen müssen“, schrieb mir meine Freundin, das lockte mich, ich brauchte das Buch, organisierte es mir und begann zu lesen.

So viel zu Beginn: Es rollt einem die Fußnägel nach oben, wenn man mitbekommt, welche Ungerechtigkeiten in Deutschland passieren können. Mit welcher Voreingenommenheit Jugendamtsmitarbeiter reagieren können (nicht müssen!), mit welchen Methoden sich ein offensichtlich gestörtes Elternteil in die Herzen von Psychologen und Richtern lügen kann. Und weil ich selbst eine betroffene Freundin habe, die Ähnliches erlebt hat, glaube ich leider nicht, dass Carola Fuchs, die in Wirklichkeit übrigens anders heißt, ein Einzelfall ist. Und das macht wütend. Und trotzdem, ja, auch ich musste an der ein oder anderen Stelle laut lachen über Carolas schwarzen Humor.
Und darum geht´s: Carola ist seit einigen Jahren mit Thomas zusammen, sie wohnen nicht gemeinsam, das gibt die Jobsituation nicht her, doch als sie schwanger wird, zieht sie zu ihm. Sein Kontrollwahn wird bald anstrengend. Er möchte gern alles mit Carola teilen. Früher hatte sie ihre eigene Wohnung zum Luftholen, nun wird das Zusammenleben zur Geduldsprobe. Doch mit der Geburt der kleinen Katja wird es unerträglich.

Thomas verändert sich radikal und reagiert schroff auf Carolas Bemühungen ums Baby. Sie verwöhne das Kind mit ihrer Liebe, sie hätte den Haushalt zu schmeißen, es könne sich nicht alles ums Kind drehen. Und das sagt er nicht nach zweieinhalb Jahren, sondern noch im Wochenbett. Carola denkt zunächst noch, es läge an ihren Hormonen, dass sie sich sein Verhalten so zu Herzen nimmt, aber es wird nicht besser – sondern schlimmer. Sie bekommt mit, wie er ihr Kind schüttelt. Sie geraten so sehr aneinander, dass sie irgendwann heimlich mit dem Baby flüchtet, ich kriege jetzt noch Spannungs-Atemnot, wenn ich an die Stelle im Buch zurückdenke.

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Sie treffen sich immer wieder. Wegen Katja. Sie sind beide ihre Eltern. Das wird so bleiben, das wird sie für immer verbinden. Doch dann spricht er eine Morddrohung gegen sie aus. Er schubst sie. Er beschimpft sie vor dem Kind. Ihr flattern braune Umschläge ins Haus, Gerichtstermine, weil er sich immer neue Dinge für sie ausdenkt. Und er besteht darauf, dass Katja bei ihm schläft, obwohl sie nicht will. Das arme Kind, schreit es in einem, wenn man das Buch liest. Das arme Kind.
Während Carola Katja beim Einschlafen unterstützt und im Zimmer bleibt, bis sie schläft, muss sie bei Papa allein auf dem Dachboden klarkommen. Sie hat Angst. Der Vater verpricht ihr, dass sie nicht bei ihm schlafen muss und bricht das Versprechen doch immer wieder und behält sie trotzdem bei sich. Manchmal fürchtet Carola um Katjas Leben, weil er Andeutungen macht und sie nicht zum verabredeten Zeitpunkt zurückbringt. Sie schaltet die Polizei ein, doch die hilft ihr nicht. „Er ist doch der Vater!“
Sowohl Richter als auch Jugendamtsmitarbeiter stehen fest auf der Seite von Thomas. Carola war ja selbst mal auf seinen Charme reingefallen… damals, als sie sich kennenlernten. Was sich hinter seiner Fassade verbirgt, entdeckt man erst auf den zweiten Blick. Und für den haben die Zuständigen keine Zeit.
Das ganze Buch hinduch wartet man auf ein Happy End. Und bewundert Carolas Durchhaltevermögen, Carolas Geduld und ihren Kampfesgeist, sich nicht unterkriegen zu lassen – für sich, aber vor allem: für ihr Kind. Am Ende gibt es tatsächlich so eine Art Happy End. Allerdings nur auf Bewährung. Denn bald schon kann ein nächster brauner Umschlag ins Haus flattern, der ihr wieder einen Strich durch ihre besser gewordene Situation machen könnte.
Was ihren Ex angeht, hat sie lebenslänglich. Sie hat sich damit abgefunden, dass das ihr Schicksal ist. Und sagt sich, dass das eben ihr Preis dafür ist, die beste Tochter auf der Welt geschenkt bekommen zu haben…  
 
Carola ist übrigens sehr interessiert an Austausch. Wenn Ihr also persönlich oder beruflich in dieser Hinsicht einschlägige Erfahrungen gemacht habt, dann freut sie sich über Eure Zuschriften an carola.fuchs (at)gmx.net, gern könnt Ihr auch mal auf Ihrer Website vorbeischauen: www.carola-fuchs.de. Und zu guter Letzt könnt Ihr hier ihr Buch kaufen, das sie im Selbstverlag veröffentlicht hat.

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16 comments

  1. Unglaubwürdig
    Der Inhalt des Buches erinnert mich an ein Verfahren, das ist selbst am Familengericht erlebt habe. Die Mutter hat genau die selben Aussagen getroffen wie Frau Fuchs. Sich selbst immer als Opfer dargestellt, die aberwitzigsten Geschichten erfunden, das Kind manipuliert und so weiter und gleichzeitig den Vater als schlimmsten Narzissten bezeichnet. Man muss hier sehr sehr vorsichtig sein, wem und was man glaubt. Der erste Reflex „Oh Gott, das arme Kind“ ist sicherlich bei Leuten, die mit dem Thema nicht vertraut sind, normal. Eine riesen Gefahr für unsere Kinder sind aber insbesondere auch Mütter, die oft Fantasie und Realität nicht mehr unterscheiden können. Es ist gut, dass die Jugendämter und Gerichte inzwischen in der Richtung sensibilisiert sind und nicht mehr blind glauben „der Vater ist ein Narzisst und hat mir mit Mord gedroht“. Am meisten zu bedauern ist das Kind, was unweigerlich unter die Räder geraten muss.

  2. Unter die Leute
    Vielen Dank euch allen für das Interesse und die Downloads. Es bedeutet mir viel, wenn das Buch und dadurch das Thema unter die Leute kommt. Die Briefe der Leserinnen zeigen mir, dass meine Hoffnung, ich sein ein Einzelfall, recht naiv war. Wir brauchen wieder gesunden Menschenverstand beim Jugendamt und vor Gericht. Durch euer Weitersagen machen sich bestimmt auch mal wieder vernünftige Menschen Gedanken dazu.
    In diesem Sinne herzliche Grüße,
    eure Carola

  3. gruselig
    „Ihr flattern braune Umschläge ins Haus, Gerichtstermine, weil er sich immer neue Dinge für sie ausdenkt. Und er besteht darauf, dass Katja bei ihm schläft, obwohl sie nicht will. Das arme Kind, schreit es in einem, wenn man das Buch liest. Das arme Kind.“
    Ja, das arme Kind. Mit einer Mutter, die glaubt die Weißheit mit Löffeln gefuttert zu haben und dem Vater jegliche Kompetenz abzusprechen, die glaubt das Recht zu besitzen, ihrem Kind ein Elternteil wegzunehmen. Was würde sie wohl machen wenn dieser so schlimme Vater genauso handeln würde wie sie, einfach mit seiner Tochter zu verschwinden und Gerichtsurteile, dass ein Kind BEIDE Elternteile braucht zu ignorieren.
    Armes Kind – es hätte sicher eine weniger egoistische Mutter verdient.

    1. Lieber „Ein Vater“, der Vater

      Lieber „Ein Vater“, der Vater, um den es in diesem Buch geht, ist aggressiv und hat sein Kind vor den Augen der Mutter geschüttelt. Und trotzdem sagt die Mutter: Das Kind braucht Vater UND Mutter und versucht alles, damit die Vater-Tochter-Beziehung so gut ist, dass ihre Kleine nicht immer weint, wenn sie zu ihm fährt. Sie versucht, ihr die Welt beim Papa schön zu malen, weil sie unbedingt will, dass sich ihr Kind bei beiden Elternteilen wohl fühlt. Aber je strenger und aggressiver der Vater wird, desto weniger will das Kind zu ihm. Dass er die Mutter bei den Übergaben vor dem Kind beschimpft und bedroht, führt auch nicht gerade dazu, dass das Kind mehr Vertrauen in seinen Vater gewinnt. Dass der Mutter dann von Amtsseite zusätzlich unterstellt wird, sie sei schuld, wenn das Kind nicht zum Vater will, macht beim Lesen wütend. Denn zumindest in diesem Fall wird die Schuld ausschließlich bei der Mutter gesucht. Und nicht beim Vater, der ja auch eventuell Einfluss darauf hat, ob das Kind zu ihm will oder nicht.

      Und was mir sehr wichtig ist, klarzustellen: Es geht hier nicht um eine egoistische Mutter. Es geht hier um ein Kind, dem es sichtbar nicht gut geht.
      Vielleicht liest Du das Buch einmal und wir quatschen dann noch einmal drüber.  Beste Grüße!

    2. Ein Kind braucht nicht beide Elternteile
      Es ist ein weit verbreiteter Irrglaube das ein Kind beide Elternteile braucht. Es braucht letztlich weder den leiblichen Vater noch die leibliche Mutter, es braucht verlässliche, beständige und liebevolle Bezugspersonen. Sind dies die leiblichen Eltern ist dies perfekt, aber leider sind eben nicht alle Eltern perfekt. Es gibt miese Väter und es gibt miese Mütter und man muss jeden Einzelfall betrachten und nicht pauschal immer wieder dieses alberne „Ein Kind braucht Vater und Mutter“ runterbeten, was schon längst wiederlegt ist. Das die Gerichte dies noch anders sehen ist eine andere Sache und diesbezüglich gibt es ja aktuell eine Studie, die das Familienministerium in Auftrag gegeben hat, weil die selbst daran zweifeln. Ich bin gespannt wie die Kindeswohlstudie wohl ausgeht, aber ich bin sicher das Ergebnis weitestgehend schon zu erahnen!

      1. Genauso …
        … sehe ich das auch. Das Buch ist ein Plädoyer für die Betrachtung des Einzelfalls.
        Danke, Realität!

  4. Ich würde so ein Buch nicht
    Ich würde so ein Buch nicht lesen. In so komplexen Angelegenheiten gibt es nie eine „richtige“ Sicht auf die Dinge. So etwas muss man immer aus beiden Perspektiven anhören. Und wenn man das tut, liegt der Fall plötzlich nicht mehr so klar, sind gute und böse Rollen auf einmal nicht mehr so klar verteilt. Man kann hier im Mama blog trefflich über den Vater und die Gerichte herziehen, drüben in den Väter Blogs wird dagegen über die Müttern hergezogen, die angeblich im trennungsfall immer von den Gerichten bevorzugt würden… Die Wahrheit liegt bestimmt weder bei den einen noch bei den anderen.

    1. Liebe Nadja,

      Liebe Nadja,

      es geht hier auch nicht um die Wahrheit oder darum, wer recht hat oder noch schlimmer: wer gut oder wer böse ist. Dieses Buch ist der Erfahrungsbericht einer Mutter, der zeigt, in welche leidlichen Mühlen man als Elternteil geraten kann. Es geht darum, dass sich Mutter und Tochter in dieser Phase ihres Lebens hilflos und ausgeliefert fühlen. Und da es einige gibt, die sich so fühlen, ist dies eine Lektüre, die zeigen kann, dass man mit so einem Problem nicht alleine ist. Allein das kann schon helfen. Und da mache ich keine Unterschiede zwischen Männern und Frauen und baue keine zusätzlichen Fronten auf. Ein Mann, der sich in einer ähnlich misslichen Lage befindet, wird sich genauso in diesem Buch wiederfinden. Es geht nicht um Mann oder Frau, sondern um diese Defensive, in die man sich getrieben fühlen kann, wenn die Beziehung kaputt gegangen ist. Und hier wird beileibe nicht „über jemanden hergezogen“, wie Du es beschreibst. Es ist eine subjektive Sicht der Dinge. Das haben Erfahrungsberichte so an sich. Und das macht sie eben auch aus.

      Du musst das Buch natürlich trotzdem nicht lesen, wenn Du nicht möchtest. Das bleibt ja zum Glück jedem selbst überlassen. Liebe Grüße!

  5. Puuh…
    das hört sich wirklich schrecklich an.
    Kommt auf jeden Fall auf meine Must-Read-Liste.
    Zwar selbst nicht betroffen, aber doch hochinteressant, was aus dem dt. Familienrecht wurde – grade, wenn man selbst ein Scheidungskind ist/war.

    Vielen Dank für deinen Beitrag =)

  6. Mama zwischen Sorge und Recht
    Carola Fuchs hat ein unterhaltsames und teilweise skuriles Buch geschrieben, welches den Irrsinn des dt. Familienrechts lebensnah abbildet. Das Buch kann ich nur empfehlen!

  7. kein Einzelfall
    Ich kenne das nur zu gut befinde mich derzeit im gleichen Wahnsinn und ein Ende ist nicht in Sicht bin am Ende meiner Kraft Man kommt gegen die Ungerechtigkeit nicht an und die Wahrheit interessiert das Gesetz, Richter und Gutachter eh nicht sie entscheiden über dein Leben ganz egal was es anrichtet

  8. Zum Wohle des Kindes – meist zum Wohle des Vaters
    Ich habe leider schon oft in meinem Fteundrskreis mit erleben müssen, dass eigentlich zum Wohle des Vaters geregelt wird. Ich kenne dramatische Trennungen mit Kind und auch weniger dramatische. Doch meist ist ein Muster zu beobachten. Kinder werden aus ihrem gewohnten Umfeld gerissen um zum Vater zu gehen. Auch wenn sie das gar nicht so gerne möchten. Oft ist es so geregelt oder noch viel öfter möchten die Kinder den Vater nicht verletzen und gehen deshalb. Zum Wohle der Kinder sieht für mich anders aus

  9. traurig aber wahr
    ich werde mir das buch auch holen und sicher auch einer freundin empfehlen, die gleiches durchlebt.

    und selbst weniger extreme fälle können einem als mutter schon kraft und nerven kosten… grässlich


  10. oh gott. das klingt so furchtbar. wenn ich mir vorstelle, das wäre mein kind und…

    ich kauf mir das buch, interessiert mich sehr.