Über die Angst, jemanden zu verlieren….

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Liebe Lisa, da saß ich gestern morgen am Küchentisch, meinen Sohn auf dem Schoß und heulte Rotz und Wasser. Grund ist dieses Video.

Eine Frau dokumentiert mit der Kamera, wie sie die Menschen sucht und findet, die vor zehn Jahren das Leben ihres 14 Wochen alten Sohnes gerettet haben. Der kleine Junge und sein Vater verunglückten mit dem Auto, der Vater war sofort tot, das Baby überlebte dank schneller medizinischer Hilfe.

Ich weiß nicht, wie es Dir geht, aber wenn ich so ein Video sehe, weine ich natürlich mit der Familie. Aber ganz tief in meinem Herzen sitzt da noch ein anderes Gefühl. Die Angst. Wenn ich solche Videos sehe oder ähnliche Geschichten höre, frage ich mich immer: Wie könnte ich weiterleben, wenn meinem Mann oder einem meiner Kinder etwas passieren würde? Könnte ich überhaupt weiterleben? Müsste ich weiterleben?

Manchmal kommen mir solche Gedanken auch nachts im Bett. Da stelle ich mir vor, was wäre, wäre meine Tochter zum Beispiel plötzlich verschwinden würde, wie die kleine Maddie McCann. Oder wenn abends die Polizei bei mir vor der Tür stände und sagen würde, dass meinem Mann etwas passiert ist. Oder dass mein Sohn morgens nichts mehr aufwacht, plötzlicher Kindstod. Dann fange ich an zu schwitzen, kriege sogar Atemnot, verkrampfe total. Ich habe plötzlich unfassbare Angst.

Vielleicht klingt das alles etwas verrückt – und rational kann ich mir auch prima erklären, dass diese Angst gar nichts bringt. Denn ich werde nie immer überall sein können und alles kontrollieren können. Ja, solche Dinge passieren im Leben. Und ich habe Glück, dass ich bisher davon verschont wurde.

Diese Wahnsinns-Angst ist definitiv eins der heftigsten Gefühle, die man dazubekommt, sobald man eine Familie gründet. Sie bedeutet ja eigentlich nur, dass man sich bewusst ist, dass man etwas Wertvolles hat, was man unbedingt beschützt wissen möchte.

Wenn mich solche Gedanken nachts überkommen, stehe ich meistens noch mal auf, mache mir einen Tee und beruhige mich. Manchmal wecke ich meinen Mann, der mich einfach in den Arm nimmt .

Sag, Lisa, kennst Du diese Gedanken?

 

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10 comments

  1. Ohja…
    das kenne ich gut, liebe Katharina. Diese Gedanken sind soviel stärker, seit ich Kinder habe. Ich glaube auch, dass es normal ist, aber man muss sich echt immer wieder stoppen, wenn man eine starke Fantasie hat…
    Eine entfernte Bekannte hat ihr Kind verloren, es wurde mit 2 Jahren im Sommerurlaub von einem Auto überfahren..vorletzten Sommer ist der kleine Bruder meiner sehr guten, alten Freundin in den Bergen abgestürzt, mit 28 Jahren. Ihn kannte ich von klein auf…So schrecklich, furchtbar und unvorstellbar, so weiterleben zu müssen. Und ich bete, dass uns das nie passiert…
    Liebe Grüße ,Julia

  2. Alle schreiben das Gleiche…
    sprich, Angst is vollkommen normal. Wer keine Ängste hat, ist gaga, wenn Du mich fragst. Gibt es tatsächlich nur bei „Kranken“.

    Das weißt du ja auch, Du willst uns hier zum Nachdenken bringen, vermute ich. Dazu folgendes: Deine Tee-&-Mann-Strategie finde ich inspirierend, ich liebe beides nämlich auch.
    Andere Ideen habe ich auch, z.B „bewussten gedankenstopp“, oder besser „bewusste gedankenREDUZIERUNG.
    aber k.a. ob das hilft…
    WEITER SO BITTE, KATHARINA:)

  3. ich denke,
    dass wir das alle kennen. Unser Glück ist aus Glas. Dass wir das im Bewusstsein haben ist zwar manchmal ein Fluch, macht das Leben aber auch viel kostbarer.

    Schlimm wird es nur, wenn die Angst zu Einschränkungen im Alltag führt, finde ich. Es gibt ja Kinder mit sehr ängstlichen Eltern, also in den meisten Fällen Müttern…, die sich so gar nicht ausprobieren dürfen, aus ständiger Angst, dass etwas passieren könnte.

  4. Ich verstehe dich
    Seitdem mein Sohn auf der Welt ist habe ich auch öfter diese Verlustängste. Die Zeit mit der Familie ist wunderschön und ich möchte es nicht anders leben. Wenn dann jedoch schreckliche Nachrichten aufkommen, beschleichen einen wieder mulmige Gefühle, weil man nie sagen darf, mir passiert nichts. Aber genau deswegen genieße ich die schöne Zeit, die ich jetzt habe und schiebe solche negativen Gedanken möglichst von mir weg.

    Alles Liebe
    Sina

  5. ohja
    das begleitet mich seit dem positiven schwangerschaftstest…. die erkentnis dass es auch etwas glück bedarf im leben. ich steigere mich in die angst nicht rein aber kennen tu ich sie guut…..

  6. Die Angst ist gut
    Die Angst ist gut, so lang sie nicht überhand nimmt. Denn dadurch lernen wir zu schätzen was wir haben. Und wir sollten für jeden Tag dankbar sein, auch wenn er noch so anstrengend war. Wenn wir uns aufregen, sollten wir uns manchmal fragen, ob es das wirklich gerade wert ist. Manchmal könnte man sich selbst und anderen gegenüber auch etwas großzügiger sein. Und mehr Verzeihen.
    Schiebt nichts auf, lebt im Jetzt und geht nie im Streit auseinander!

    Ich genieße jeden Tag mit meiner Tochter. Mein Mann ist in diesem Jahr gestorben.

  7. mir geht es auch so….
    Hi, dieses Jahr im Sommer waren wir in der Türkei im Club-Urlaub und eines Abends (es war schon dunkel) saßen wir an der Bar, unser Zwerg (3 Jahre alt) hat mit anderen Kindern gespielt und plötzlich war er wie vom Erdboden verschluckt! wir haben mind. 15 Minuten die ganze Anlage nach ihm abgesucht, am Strand, am Pool… ich wurde total panisch! Nach einer gefühlten Ewigkeit, kam dann eine Bekannte und hatte ihn auf dem Arm! er hat sich versteckt und war ganz happy, dass ihn keiner gefunden hat! (er hatte ein paar Tage vorher das erste Mal mit seiner Cousine Verstecken gespielt…)
    ich habe so geweint und konnte die ganze Nacht nicht schlafen!
    Jetzt träume ich davon ganz oft und habe genau die gleichen panischen Gefühle… das verfolgt mich immer noch!
    Diese Angst, diese tiefen Gefühle…das habe ich als Nicht-Mama so nicht eingeschätzt!

  8. Das kenne ich so gut!
    Ich kann das alles so gut nachempfinden, denn auch mir passiert sowas regelmäßig, wenn ich abends zur Ruhe komme. Stelle mir dann vor, wie mein 2-jähriger Sohn sich an einer befahrenen Straße von meiner Hand losreißt und überfahren wird. Mich durchzuckt es dann immer und mir wird ganz schlecht. Überhaupt bei dem Gedanken daran, was alles passieren kann, auch mit meinem Freund und mir. Bin ja irgendwie froh, dass es nicht nur mir so geht mit diesen Gedanken. Aber wenn man liebst, macht man sich eben auch Sorgen – das ist ganz normal.

  9. Kenn ich gut!
    Ich glaube, mit dieser Angst bist Du nicht alleine. Das ist auch gar nicht irrational oder gefühlsduselig, dass ist einfach so, wenn man so viel Gefühl in sich hat. Ich bin schwanger und habe letztens genau diese Angstgefühle nachts gehabt, als ich mir vorstellte, wie es wäre, wenn meinem 3-jährigen Sohn etwas passiert und dann mein Baby auf die Welt kommt. So als „Ersatz“. Mir ist kotzübel geworden, weil ich mir vorgestellt hab, dass ich das Baby nicht annehmen können würde, weil es ja nur noch ein Ersatz für meinen Sohn wäre, der mir ja (noch) gefühlsmäßig viel näher, weil viel realer ist. Und ich sage meinem Mann jedesmal, dass er vorsichtig fahren und auf unvorsichtige Idioten achten soll, weil er unheimlich viel beruflich unterwegs ist mit dem Auto. Wo viel Liebe ist, ist auch viel Angst 🙂