Gastbeitrag von Alina: Weltreise statt Haus und Garten – so veränderte uns unser Kind

alina

„Ein Kind verändert alles“ – das hört man als werdende Mama nun wirklich zu Genüge. Ich dachte da ganz banal an schlaflose Nächte, weniger Zeit für sich und den Partner, chaotischen Haushalt. Und natürlich diese unendliche, bedingungslose Liebe zu diesem halben Meter Mensch, der gefühlt 24h am Tag etwas von dir will. All diese Dinge trafen auch tatsächlich ein, keine Frage. Aber sie wurden komplett in den Schatten gestellt von dem, wie Mama-Sein nach und nach meine Zukunftsvorstellungen auf den Kopf stellte.

Demian kam Ende November 2015 als absolut geplantes Wunschkind in unsere Familie. Mein Mann und ich waren hin und weg von diesem kleinen Bündel und unserer neuen Elternrolle. Im ersten Babyjahr soll es die meisten Trennungen geben, habe ich irgendwo gelesen. Wow. Das war etwas, was wir absolut nicht nachvollziehen konnten (und können). Natürlich ist es anstrengend, aber hey, die schönen Momente überwiegen doch, oder? Bei uns lief jedenfalls alles super und wir waren eine glückliche Familie, der es an nichts gefehlt hat.

Knapp 1,5 Jahr vorher waren wir aus unserer einjährigen Weltreise zurückgekehrt und haben uns mittlerweile einiges aufgebaut – Steffen, mein Mann, hatte einen guten Job und ich konnte die Elternzeit voll und ganz ausnutzen. Wir waren dabei unser Haus in Steffens Heimatort auszubauen, hatten eine Finanzierung am Laufen und waren sogar Hundeeltern von Mischling Carlos geworden. Eine ganz normale typische Familie eben! Aber wir wären nicht wir, wenn unsere Geschichte hier nun mit „Und so lebten sie glücklich bis an ihr Lebensende“ aufhören würde.

Doch erst einmal zurück zu mir, einer frischgebackenen Mama, die noch gar nicht ahnte, welche Wendung ihr Leben bald nehmen würde.  Ich bin ein Mensch mit ganz klaren Vorstellungen vom Leben und weiß so gut wie immer, was ich will. Auch vor der Geburt meines Sohnes hatte ich mir schon einiges ausgemalt: ein halbes Jahr stillen, länger muss nun wirklich nicht sein. Nach ein paar Monaten sollte das Baby dann doch bitte in seinem eigenen Bettchen schlafen. Und eigentlich könnte ich nach 2 Jahren spätestens wieder arbeiten gehen, es spricht ja nichts gegen eine Kita. Und wie sieht es heute aus? Demian feiert in einem Monat seinen 1. Geburtstag, ich kenne niemanden, der in diesem Alter noch mehr stillt, als wir („fast voll“ würde ich das nennen). Er schläft immer noch im Familienbett und eine Fremdbetreuung (zumindest unter 3) kommt für mich absolut nicht in Frage. Schwupps, alle Vorsätze gingen innerhalb nicht einmal eines Jahres über Bord. 

Es ging noch viel weiter. Wir haben uns immer mehr mit bedürfnisorientierter Erziehung befasst und hatten diesen unheimlich starken Wunsch, unser Kind frei aufwachsen zu lassen. So frei wie es uns nur möglich ist. Und für uns, die eh schon ein Jahr mit Rucksack durch die Welt gereist sind, besteht Freiheit zu einem sehr großen Teil darin, ortsunabhängig  zu sein. Trotz Haus und einem wirklich glücklichen Leben hier in unserer Kleinstadt, sind wir nie ganz „angekommen“. Und seit unser Sohn auf der Welt war, wurde das Gefühl immer stärker, dass das hier nicht der richtige Weg für unsere Familie ist. Wir sind nun einmal freiheitsliebende Weltenbummler und muss man denn wirklich komplett anders leben, wenn man Kinder hat? Heute ist unsere Antwort: nein. Wir haben uns dafür entschieden, unser Lebensweise zu überdenken und einfach mal so zu leben, wie wir es uns vorstellen und für unsere Familie für richtig erachten. Ganz ohne gesellschaftlichen Normen und Erwartungen Beachtung zu schenken. Und so steigen wir am 4. Januar 2017 in den Flieger nach Thailand und beginnen unsere Weltreise – und zwar open end.

Zunächst werden wir monatelang in Südostasien unterwegs sein. Die Vorfreude ist einfach riesig, denn gerade Thailand haben wir auf unserer Weltreise ganz besonders ins Herz geschlossen. Sogar so sehr, dass wir am Strand von Koh Samui geheiratet haben! Wir freuen uns, wieder minimalistisch unterwegs zu sein – was in unsere 2 Rucksäcke passt, kommt mit. Und das muss gut überlegt sein, gerade mit Kind. Zurzeit arbeiten wir an unserer Packliste, um auch wirklich gut ausgerüstet zu sein. Endlich hat der unnötige Konsum ein Ende – viel zu sehr lassen wir uns hier in Deutschland zum Kaufen animieren. Unterwegs wird es nicht möglich sein und fühlt sich einfach nur befreiend an, können wir aus eigener Erfahrung sagen. Damit unser Sohn trotz unserer Ortsunabhängigkeit eine gute Bindung zu seinen Großeltern und restlichen Familie aufbauen kann, werden wir in den warmen Monaten viel mit unserem Wohnmobil in Europa unterwegs sein und immer wieder in Deutschland vorbeischauen. Auf unseren Touren wird uns unser Hund Carlos begleiten, der in den Wintermonaten bei meinen Eltern gut untergebracht ist und den wir dann sicherlich nach unserer Zeit in Asien als eine sehr verwöhnte Socke wieder in Empfang nehmen dürfen. 

Oft werden wir auf die Finanzierung der Weltreise angesprochen. Leider sind wir nicht über Nacht Millionäre geworden, sondern müssen natürlich schauen, wie wir uns langfristig finanzieren. Vorerst greifen wir auf Ersparnisse zurück und haben einige Ideen für ein Online-Business, welche wir nach und nach „ausprobieren“ werden. Aus Erfahrung wissen wir, dass man in Asien sehr günstig leben kann und haben uns nicht zuletzt deswegen für Thailand als unser erstes Reiseziel entschieden. Unser Budget müssen wir gut im Auge behalten, aber wir reisen sparsam und kommen mit sehr wenig aus.

„Mutig“ sagen die einen, „Verrückt“ die anderen und „totaler Quatsch“ liegt bestimmt auch einigen auf der Zunge. Für uns fühlt sich einfach endlich alles richtig an. Wir sind glücklicher und ausgeglichener denn je und nur auf diese Weise können wir als Eltern auch unser Kind glücklich machen. So verschieden Menschen sind, so unterschiedlich sind auch ihre Meinungen und das ist absolut großartig! Es gibt so viele Familien mit ganz unterschiedlichen Lebensweisen, Zukunftsvorstellungen und Wünschen.  Es gibt kein „richtig“ oder „falsch“, wenn es darum geht, glücklich zu sein.  Natürlich steht uns das Wohl unseres Kindes immer an erster Stelle und sollten wir merken, dass ihm diese Lebensweise nicht gut tut, wäre wir in Handumdrehen wieder in Deutschland. Aber wir möchten diesen Schritt wagen, uns auf das Abenteuer „Weltreise“ einlassen und schauen, wohin dieser Weg uns führt.

——–

Mehr von Alina und ihrer Familie könnt ihr HIER lesen

f86e26b195f94b42979999055e73bfce

Du magst vielleicht auch


4 comments

  1. Alles richtig gemacht!
    Weltreise mit Familie, besser geht’s nicht :)! Wer bei der eigenen Planung nicht weiterkommt, kann gerne mal bei http://www.weltreise.jetzt vorbeischauen. Kostenlose Seite für Weltreise-Planung. LG aus dem Norden!

  2. Gute Reise
    Dann bin ich mal gespannt, wie lange Eure „open end“-Reise dauern wird. Irgendwann wird auch die schönste Reise alltäglich und man wünscht sich, endlich mal wieder nicht den Rucksack packen zu müssen. Aber erst einmal genießt es. Und man kann rauslesen, dass Eure Familien hinter Euch stehen. Das ist auch wichtig.

  3. fantastisch
    Ich wünschte ich hätte den Mut und das nötige Kleingeld gehabt. Ich finde die Idee überhaupt nicht absurd. Im Gegenteil! Viel Spaß bei dieser Reise. .. ihr werdet die Zeit eures Lebens haben

  4. Ich wünsche Euch alles Gute
    Ich wünsche Euch alles Gute für die Reise. Und natürlich viel Spaß.
    Ich find es toll.
    Liebe grüße