Weltreise mit zwei Kindern: Drei Jahre mit Homeschooling unterwegs

Weltreise mit Kindern

Die Strandfamilie am Grand Canyon

Ihr Lieben, auf unseren Aufruf, dass wir neue Geschichten suchen, hat sich auch Jenni gemeldet, die hier nun heute über ihre Lern-Erlebnisse auf ihrer Weltreise mit Kindern schreibt. Sie ist seit über drei Jahren mit ihrem Mann Mark und den beiden Kindern Jonas (14 Jahre) und Julian (11 Jahre) auf Weltreise.

In diesem Beitrag erzählt sie ein bisschen mehr darüber, wie sie unterwegs mit ihren Kindern lernen. Derzeit befinden sie sich in Texas in den USA: Wer ihnen auch über diesen Gastbeitrag hinaus folgen mag, kann das gern auf der Website der Familie oder auf Instagram bei der „Strandfamilie“ tun.  

Drei Jahre Weltreise mit Kindern

Weltreise mit Kindern
Die Strandfamilie an einem Gletscher in Island

„Mehr als drei Jahre Weltreise mit unseren beiden Kindern: fremde Länder besuchen, durch die Wüste und den Dschungel reisen, Gletscher erleben und die Welt gemeinsam entdecken. Für uns wurde dieser Traum zur Wirklichkeit. Geplant war eine einjährige Weltreise mit dem großen Fernziel Australien.

Unsere Kinder, damals in der 2. und 5. Klasse, erhielten eine Schulbeurlaubung für das eine Schuljahr. In unserem Heimatbundesland Hessen durfte die Schulleiterin der Grundschule von Julian und der Schulleiter des Gymnasiums von Jonas über die Beurlaubung entscheiden.

Beurlaubung von den Schulen der Kinder

In unseren vier Handgepäckrucksäcken landeten Mathe- und Deutschhefte. Täglich wollten wir für ein bis zwei Stunden das mitgenommene, teils eingescannte Lehrmaterial bearbeiten, damit unsere Kinder dann nach der Weltreise wieder altersgerecht in ihre Klassen zurückkehren können. Seitens der Schulen gab es keine vorgeschriebenen zu bearbeitenden Aufgaben. Unser Fokus sollte auf dem Erlernen des Unterrichtsstoffes in Deutsch und Mathe liegen, andere Fächer würden wir nach Interesse bearbeiten.

Unsere Familien-Weltreise startete im Februar 2020. Nur wenige Wochen konnten wir unbekümmert diese neue Freiheit genießen, dann saßen wir schon im Lockdown mitten in Vietnam. Alle Ländergrenzen waren geschlossen, unsere Weiterflüge wurden storniert. Viel zu schnell waren wir wieder zurück in Deutschland. Statt die weite Welt zu erkunden, reisten wir zunächst durch unser Heimatland. Als sich dann nach und nach die Grenzen wieder öffneten, setzen wir die Reise fort.

Lockdown! Von Vietnam zurück nach Deutschland

Unser Homeschooling war in keiner Weise vergleichbar mit dem Online-Unterricht der Kinder in Deutschland. Es gab für uns keine festen Termine einzuhalten, keine Abgabefristen oder zwingend zu erledigende Aufgaben. Wir Eltern mussten nicht Job und Schule unter einen Hut bringen.

Als sich unsere geplante einjährige Weltreise dem Ende zu neigte, entschieden wir gemeinsam, unsere Weltreise auf unbestimmte Zeit zu verlängern. Wir meldeten unseren Wohnsitz und die Kinder aus der Schule ab. Somit waren die Jungs nicht mehr schulpflichtig und aus der einjährigen Weltreise wurden nun mehr als drei Jahre Abenteuer.

Junior Ranger Programme statt Klassenarbeiten

Weltreise mit Kindern
Die Strandfamilie beim River Rafting in Costa Rica

Statt täglich über den Lernheften zu versinken, ließen wir uns gemeinsam von den Begegnungen dieser Reise unterrichten: Auf Führungen durch das Kolosseum, das Forum Romanum und Pompeji versanken wir in der römischen Geschichte. In den USA besuchten wir Museen über die Besiedlung durch die Europäer, den Unabhängigkeits- und den Bürgerkrieg.

Wir sahen uns die Unabhängigkeitserklärung mit eigenen Augen an, standen sprachlos vor dem 9/11-Memorial und spazierten über die riesigen amerikanischen Soldaten-Friedhöfe. In den Nationalparks der USA lernten unsere Kinder im Rahmen des Junior Ranger Programms viel über die Natur und die heimische Tierwelt, zum Schluss legten sie immer feierlich ihren Schwur ab, die Umwelt zu schützen.

„Es lief nicht immer alles nur harmonisch“

Jonas und Julian machten ihren Gerätetauchschein, schnorchelten, surften und machten einen Windsurf-Kurs. Wir sahen Gletscher und geothermale Gebiete, Nordlichter, Kängurus und Elefanten in freier Natur. Unser Lernen fand meist draußen statt. Nicht nach Lehrplan, sondern nach Reiseziel. Meistens.

Denn sofern es der Reisealltag zuließ, bearbeiteten die Kinder trotzdem ihre Mathehefte, erledigten Aufgaben in Online-Lernprogrammen, lasen in ihren Büchern, übten Regeln der Rechtschreibung und beschäftigten sich intensiver mit Themengebieten, die sie interessierten. Was nicht bedeutet, dass immer alles nur harmonisch ablief. Selbstverständlich schaute unser mittlerweile 14-Jährige lieber Serien und der 11-Jährige zockte auf seiner Konsole.

Das Lernen mal ganz anders lernen

Weltreise mit Kindern
Die Strandfamilie bei Elefanten in Sri Lanka

In unseren elterlichen Köpfen passierte jedoch einiges. Wir wurden deutlich entspannter. Legten weniger Wert darauf, was unsere Söhne lernten, sondern dass sie lernten zu lernen: Über einer Matheaufgabe grübeln, deren Sinn man versteht. Englisch mittels Gesprächen, auf Führungen oder auch beim Fernsehschauen lernen. Testen, wie sie die korrekte Schreibweise eines Wortes besser verinnerlichen: mittels abschreiben, buchstabieren, dem Verdeutlichen der Rechtschreibstrategien oder der Herleitung des Worts?

Ich blicke mittlerweile offener darauf, was wir alle täglich lernen. Wo überall Lernen drinsteckt. Früher war es vielleicht das Einschätzen von Mengen und der Umgang mit Maßeinheiten beim Backen. Heute ist es eher eine politische Diskussion über tagesaktuelle Geschehnisse und das Verstehen der englischsprachigen Führung über das Gelände der Eisenerzmine in Australien.

Das Ende der Weltreise naht

Weltreise mit Kindern
Die Strandfamilie an den Pyramiden von Gizeh in Ägypten

Dieses Jahr nun werden wir unsere Weltreise beenden. Unsere Kinder möchten zurück nach Deutschland, bei der Familie leben, in die Schule gehen und bleibende Freundschaften knüpfen. Noch wissen wir nicht, ob unsere Kinder altersgerecht eingestuft werden und wie die Schule auf zwei Kinder reagiert, die drei Jahre lang nicht klassisch beschult wurden.

Doch auf unserer Reise haben wir nicht nur viele Familien kennengelernt, die ihre eigenen Bildungswege gefunden haben, sondern haben auch viel Unterstützung und Interesse seitens Lehrender bekommen.

Zurück zur Schule: Freundschaften knüpfen

Diese drei Jahre Weltreise und die Zeit als Homeschooler war für uns eine enorm prägende und wertvolle Zeit. Wir durften selbst entscheiden, wann, wie und was gelernt wird. Trotzdem sind wir hin und wieder an unsere Grenzen gestoßen: vor allem immer dann, wenn wir als Eltern zweifelten, ob wir Jonas und Julian gut auf den Schulwiedereinstieg vorbereiteten oder wenn es zu Streitereien kam, weil wir eben die Eltern sind und nicht Mentoren.

Nun sind wir Vier bereit für den nächsten Schritt: unseren Heimweg. Das Abenteuer ist nicht vorbei, es geht nun einfach nur woanders weiter.“

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5 comments

  1. Zu den vorran gegangenen Kommentaren : Ich denke in diesem Beitrag ging es vorrangig um das Thema Schule. Vllt werden andere Fragen auf der genannten Internetseite behandelt.
    Die Finanzierung geht auch nicht unbedingt jmd was an, Möglichkeiten gibt es viele von gespart über gewonnen oder geerbt bis Online-Arbeit.

    Zum Text, ich fand ihn sehr intéressant vor allem wie sich die eigene Einstellung ändert. Würde mich über einen Bericht wie der Wiedereinstieg dann gelaufen ist freuen.

    1. Hallo ,

      stimmt die Finanzierung geht im Prinzip niemanden was an, und dennoch dürfte diese der limitierende Faktor für die Mehrheit sein, vor allem bei so einer langen Reise mit zwei Kindern ! Von daher also schon spannend zu erfahren , wie das gehen kann. Ob es eventuell eben doch auch für andere interessant sein könnte, weil machbar aus diesen und jenen Gründen.

      Allerdings denke ich , ist es schon ein Ausnahmeprojekt bei so langer Dauer, aber natürlich sehr spannend zu lesen.

      Wahrscheinlich ist das hier wirklich nur soz. Ein „Trailer“ für die Website der Familie.

      Alles Gute für den Wiedereinstieg !

  2. Hey!
    Vorerst-ich find’s toll, wenn eine Familie so etwas Großes in Angriff nimmt, den Mut aufbringt und die Geduld dafür hat. Ein einmaliges Erlebnis insbes. für die Kinder, das sie ein Leben lang positiv begleiten wird. Hut ab!
    Jedoch stimme ich Marie zu! Wie hat die Familie das finanziell geregelt? Und wie sah der Umgang nun mit den stressigen Situationen aus? Nur mit Handgepäck gestartet & ansonsten immer alles vor Ort gekauft!?..Diese ganzen unbeantworteten Fragen lassen mir den Beitrag gleichzeitig auch eintönig und somit langweilig erscheinen-so nach dem Motto „Auch du kannst es machen. Du musst nur wollen!“ Ehrlich!? Der Einblick zu kurz, kein großartiger Mehrwert für mich. Schade!

    Dennoch natürlich alles Gute an die Family weiterhin:)

    1. Toller Artikel, vielen Dank! Ich finde solche Geschichten immer sehr inspirierend, grade weil wir auch so gerne reisen…
      In diesem Artikel ging es ja insbesondere ums Homeschooling, natürlich können da nicht alle anderen Themen gleichzeitig noch mit abgedeckt werden, aber es wurde ja auch auf andere Quellen verwiesen. Auf dem Blog gibt es eeitere Hinweise darauf, wie die Familie ihre Reise finanziert, wie sie mit schwierigen Situationen umgeht oder zum umweltverträglichen Reisen…

  3. Spannende Gedanken, aber auch wenn ich mir eigentlich dachte, ich will lieber positive Kommentare schreiben, leider auch etwas nichts sagend.
    Mich hätte interessiert, wie die Familie in Zeiten des Klimawandels ihr reisen gestaltet, dass es noch einigermaßen klimaverträglich ist oder achten Sie da gar nicht drauf? Und wie funktioniert es mit der Arbeit der Eltern oder haben sie so viel Geld, dass sie nicht arbeiten müssen? Und auch wenn die Kinder auf Reisen viel Lernen und ich auch glaube, dass das Abitur nicht immer das Ziel sein muss, von einem Tauchschein kann ich- außer ich werde vielleicht Tauchlehrerin- später nicht leben.
    Ein Update, wenn die Familie wieder in Deutschland ist, wäre spannend.
    Trotz meiner Kritik, bewundere ich den Mut der Familie, alles für einige Zeit hinter sich zu lassen und Konventionen über Bord zu werfen.

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