Segeltörn mit Kleinkindern und Schwangerschaft: Stürmische Zeiten

Segeltörn mit Kleinkindern

Ihr Lieben, Seraina ist 36 Jahre alt, Mutter von vier Kindern (Mädchen 2013, Junge 2015 und Zwillingsmädchen 2020) und von 2016 bis 2020 war die Familie mit den Großen dreieinhalb Jahre lang auf einer Weltreise mit dem Segelschiff. Auf dieser wurde sie schließlich schwanger – mit Zwillingen! Im siebten Monat beendeten sie die Reise und flogen nach Hause… hier erzählt sie von ihrem Segeltörn mit Kleinkindern und Schwangerschaft.

Segeltörn mit Kleinkindern und Schwangerschaft

Noch bevor ich einen Test machte, wusste ich, dass ich schwanger war. Dass der doppelte Hormonschub jedoch auf Zwillinge zurückzuführen sein würde, erfuhr ich bei meinem ersten Ultraschall in der 10. Woche. Da ich selber eine Zwillingsschwester habe, war die positive Überraschung groß und wir freuten uns sehr!

Unsere beiden anderen Kinder waren zu diesem Zeitpunkt 4 und 5 Jahre alt. Aufgewachsen mit drei Schwestern wusste ich vom Leben in einer Großfamilie und sah dem Ganzen wohlgesonnen entgegen – was für ein Geschenk! Der zweite Ultraschall sollte jedoch erst in der 27. Schwangerschaftswoche erfolgen, denn seit gut zwei Jahren waren wir mit einer 39 Fuß(ca.12m)-Segelyacht auf Reisen und lagen zu diesem Zeitpunkt in Tobago mitten in der Karibik vor Anker….

Segeltörn mit Kleinkindern

Im Frühling 2016 zogen wir zu viert auf unser neues Zuhause. Zuvor hatten wir alles eingestellt, die Autos verkauft und die Jobs gekündigt. Die Kinder waren beim Start 8 Monate und 2,5 Jahre alt. Mein Mann hatte den Hochseeschein, einen Motorenkurs gemacht und Erfahrung beim Sturmsegeln gesammelt. Wohin unsere Reise gehen und wie lange sie dauern würde, ließen wir offen. Solange das Geld reichen und es uns allen gut gehen würde, sollte der Kurs Richtung Wärme zeigen. 

Unsere Aufteilung an Bord

Die Aufteilung war mehr oder weniger klar: Ich ging mit den Kindern einkaufen, suchte die Waschsalons auf, kümmerte mich vorwiegend ums Kochen und wir vertrieben uns, wenn wir ankerten, viel Zeit auf Spielplätzen, während mein Mann die Überfahrten vorbereitete, das Wetter checkte, das Schiff reparierte und uns durch die Meere navigierte.

Bei Überfahrten, welche mehrere Tage andauerten, wechselten wir uns in der Nacht bei der Wache ab. Natürlich genossen wir auch viel Zeit gemeinsam als Familie und entdeckten mit einem Mietauto in Küstennähe die Länder.

Das Tolle am Reisen mit einem mobilen Zuhause ist, dass man immer alles Wichtige dabei hat. Die Kinder schliefen im gleichen Bett und ihre Spielsachen waren auf ein Minimum reduziert worden. Natürlich mussten wir alle mit reduzierten Ressourcen leben und einen Umgang mit Solarstrom, Regenwasser und Nahrung finden.

Einfach weiterreisen und neue Abenteuer erleben

Segeltörn mit Kleinkindern

Das Beste war aber, dass wir nur auf ein gutes Wetterfenster warten, wenn wir von einem Ort oder Land genug hatten. Leinen los und ab in ein neues Abenteuer! Das alles ohne Großstadtgewimmel, Flugzeug und  Hotel-Stress! Im Allgemeinen nahmen wir es gemütlich, lagen manchmal wochenlang am selben Ort und suchten – wenn möglich – Regionen mit wenigen Touristen und vielen Einheimischen, um so die Ursprünglichkeit der Kulturen entdecken zu können. Mit Kindern wurden wir überall mit offenen Armen empfangen und schlossen viele Freundschaften – bis hin zu Tauf- und Hochzeits-Einladungen. 

Letztlich führte uns unsere Reise in die verschiedensten Länder und an die unterschiedlichsten Orte: Start in Kiel. Dann Holland (Staande Mastroute), weiter nach Belgien, Frankreich, durch die Biskaya nach Spanien, Portugal, rüber auf die Kanaren, welche wir alle in 10 Monaten absegelten. Anschließend runter zu den Kapverdischen Inseln und in zwei Wochen über den Atlantik nach Brasilien. Von dort flogen wir für gut sechs Monate nach Hause in die Schweiz, wo mein Mann durch Arbeiten die Bord-Geldbörse wieder etwas fütterte.

Zurück in den Tropen verließen wir nach weiteren zwei Monaten Brasilien hoch nach Französisch-Guyana, Suriname, Trinidad und Tobago, die kleinen Antillen hoch bis nach Martinique, wo wir unsere Yacht verkauften und uns im Januar 2020 mit vier Kindern (2 im Bauch) nach Hause begaben. Und dies kurz bevor Corona die ganze Welt lahmlegte – was für ein Timing! 

Dreieinhalb Jahre auf Reisen

Segeltörn mit Kleinkindern

Wir waren insgesamt dreieinhalb Jahre auf Reisen. Natürlich hatten wir auch mal mit heftiger Seekrankheit (meinerseits) zu tun, mit Würmern, Läusen, Schnitt- und Platzwunden, Knochenbrüchen, Magen-Darm-Grippen, tropischen Hautinfektionen, Flauten, Stürmen und mehrere Kollisionen mit Fischernetzen – aber am Ende ist dann doch alles händelbar!

Die Kinder lernten zu laufen, zu sprechen, mit 3 schon zu schwimmen und das in mehreren Sprachen. Sie wurden offen gegenüber anderen Kulturen. Sie lernten, tolerant zu sein gegenüber verschiedensten Frisuren, Outfits, Hautfarben und mussten sich immer wieder neu anpassen! Ich denke, wir haben ihnen ein gutes Urvertrauen gegenüber sich und der Welt mitgeben können, ihren und unseren Horizont erweitert. Davon können wir alle unser Leben lang zehren.

Die Zwillinge sind da

Nun ging es von einer intensiven Reisezeit in ein neues Abenteuer mit Tandemstillen, Eifersuchtsdramen, Schulstress und dem Handling von vier noch recht kleinen gleichzeitig! Unsere Zwillinge waren in der 38. Woche eingeleitet worden und ich konnte sie im Abstand von drei Minuten auf natürlichem Wege zur Welt bringen. Nach zwei tollen Schwangerschaften und guten Geburten war ich zuversichtlich gewesen und hatte meinem Körper vertraut.

Ich liebte es, ein Kind bzw. mehrere in mir heranwachsen zu spüren. Nie habe ich mich weiblicher gefühlt! Darum hatte ich auch eine große Zuversicht gehabt, dass mein Körper auch eine Zwillingsschwangerschaft auf Reisen und ohne „permanente“ Überwachung meistern würde. Ich bin meinem Körper so dankbar, dass wir so gut zusammengearbeitet haben und nun auf eine so bereichernde und positive Zeit zurückschauen dürfen.

Das Leben bietet so viel Herausforderungen – das ist doch viel besser, als sich zu Tode langweilen. Es ist so schön, gebraucht zu werden und eine so sinnvolle Aufgabe zu haben! Ich bin dankbar für die letzten Jahren und freue mich auf die nächsten!

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2 comments

  1. Ein sehr schöner Artikel. Hut ab für so viel Mut, mit 2 kleinen Kindern und schwanger noch dazu. Ich denke auch das es für eure Kinder eine absolute Bereicherung ist. Alles liebe für euch, wünscht eine Zwillingsmama die von eurer Reise nur träumen kann.

  2. Wahnsinn – was für ein Abenteuer, was für ein Glück! Und Mut, von dem man gerne eine Scheibe ab hätte. Ich hoffe, die Zwillinge dürfen auch noch viele Reisen erleben :). Alles Gute!

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