Tablet und Handy im Restaurant: Ok oder eher nicht? Zwei Mütter, zwei Meinungen

Handy

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Ihr Lieben, neulich saß im Podcast „Hotel MatzeCordula Stratmann, Comedian, Schauspielerin und Familienterapeutin – die meisten von euch kennen sie wahrscheinlich. In dem Gespräch ging es auch um das Thema Handys und Tablets im Restaurant und Cordula Stratmann machte sehr deutlich, wie wenig sie davon hält, wenn Kinder beim Essengehen vor den Geräten sitzen.

Wir haben den Ausschnitt des Interviews auf unserem Instagram-Kanal geteilt und gefragt, wie ihr das so seht. 37 Prozent von euch finden digitale Medien im Restaurant total ok, 65 Prozent nicht. Wir wollten mehr über eure Meinung dazu wissen und durften zwei Mamas interviewen, die eine gegensätzliche Meinung zu dem Thema haben. Los geht´s!

KEIN HANDY IM RESTAURANT

Liebe Nadine, du hast Kinder im Alter von 12, 9 und 6 Jahren. Gibt es bei euch Regeln zum Medienkonsum und wenn ja, wie sehen die aus?

Ja, bei uns gibt es Regeln zum Medienkonsum: Keine Medien vor Schule/Kita und bestenfalls auch nicht kurz vor der Bettzeit sowie altersgerechte Zeiten und Inhalte. Wir hatten vor ein paar Monaten sogar mal eine Zeitlang unter der Woche Medienpause, weil sich alles nur noch darum gedreht hat, wann es denn endlich Medien gibt. Das haben die Kinder total gut verstanden und von Tag 1 an sehr gut angenommen und die Tage unter der Woche waren so viel entspannter. 

Cordula Stratmann hat ja gesagt, wie schlimm sie es findet, wenn Kinder im Restaurant vor dem Tablet oder dem Handy geparkt werden. Findest du das auch nicht ok?

Ich bin auch dagegen, meine Kinder im Restaurant vorm Tablet/Handy zu parken, nur um in Ruhe essen zu können. Ein Restaurantbesuch ist für mich etwas Besonderes (auch finanziell gesehen) und genau so sollen meine Kinder das empfinden mit all ihren Sinnen. Meinem Gefühl nach nehme ich den Kindern diese Erfahrung, wenn ich sie „ausschalte“. Wir haben also in 12 Jahren Elternschaft noch nie ein Handy oder Tablet für die Kinder im Restaurant dabei gehabt – sondern lieber auf den Restaurantbesuch verzichtet, wenn wir wussten, dass es unentspannt wird.

Wie macht ihr das, wenn ihr essen geht? Wie beschäftigt ihr die Kinder? Und was macht ihr, wenn ein Kind absolut nicht mehr still sitzen kann?

Wir haben so Stecksteine, die wir nur für Restaurantbesuche nutzen. Das ist also etwas Besonderes und überbrückt die Wartezeit und bedient aktuell noch alle Kinder und uns Eltern gut 😉 Inzwischen können unsere Kinder schon ganz gut eine Zeitlang still sitzen. Das war aber natürlich auch nicht immer so und dann ist einer mit dem Kind aufgestanden und gelaufen bzw. wir haben Restaurants entsprechend danach ausgesucht, dass es für alle entspannt werden kann. 

Was ist dir besonders wichtig beim Umgang mit digitalen Medien und deinen Kindern?

Mir ist wichtig, dass das reale Leben immer größere Priorität hat als das digitale Leben. Und ich denke, es ist aktuell schwerer denn je, das gut zu schaffen. Und gleichzeitig möchte ich natürlich, dass die Kinder die Vorteile der digitalen Welt ausschöpfen können. 

Kannst du verstehen, dass manche Eltern manchmal einfach eine Pause brauchen und dann das iPad rausholen?

Ich kann absolut verstehen, dass Eltern Pausen brauchen und zum iPad greifen. Das darf jede Familie so handhaben, wie es für sie passt und sich gut anfühlt. Wir nutzen die Medienzeit unserer Kinder ja auch oft zur Erholung – aber eben nicht im Restaurant 🙂  

Meinst du, dass Kinder heute viel zu früh viel zu lange vor dem Bildschirmen sitzen? Und welche Auswirkung hat das wohl?

Manchmal denke ich schon, dass das so ist. Dann erinnere ich mich aber auch, dass in meiner Kindheit gefühlt auch oft die „Glotze“ lief und gleichzeitig habe ich das Gefühl, dass wir auch sehr viel mehr draußen waren mit Nachbarskindern. Ich beobachte, dass sich einige Kinder gar nicht mehr anders beschäftigten (besonders im Alter meines ältesten Kindes) können und ihnen schnell langweilig wird, wenn sie nicht gerade zocken können. Die Balance muss einfach stimmen. 

Diskussionen zu digitalen Medien werden ja oft sehr emotional geführt – was würdest du dir mehr in solchen Diskussionen wünschen?

Die Menge macht das Gift. Jedem muss klar sein, dass jeder Mensch andere Grenzen hat und andere Kapazitäten und so wahrscheinlich auch lässiger mit Medienzeiten umgehen kann – oder eben nicht. Es muss ebenso jedem klar sein, dass es nicht gesund sein kann, ein Kind 7 Tage die Woche nachmittags vor einem Gerät zu parken. Ich denke, Verständnis für die andere Seite ist immer eine gute Sache. Ich würde mir außerdem wünschen, dass das Thema auch aus schulischer Sicht beleuchtet wird und die Kinder so einen bewussteren Umgang mit Medien erlernen.

HANDY IM RESTAURANT IST OK

Nina, du hast eine 11-jährige Tochter und 10-jährige Zwillinge. Gibt es bei euch Regeln zum Medienkonsum und wie sehen die aus?

Wir haben zuhause recht klare Regeln, was den Medienkonsum angeht, aber diese Regeln haben wir innerhalb der letzten circa 4 Jahre immer mal wieder leicht verändert. Das Thema Medienkonsum ist nach unserer Meinung sehr individuell zu betrachten und kann nicht wie ein striktes Gesetz behandelt werden. Momentan gilt: Unter der Woche sind es maximal 30 Minuten und am Wochenende 60 Minuten pro Tag. Auch gibt es nur kindertaugliche Dinge zu sehen und z.B. keinen Zugriff auf YouTube oder Social Media. 

Ab welchem Alter hatten die Kids Zugang zu Medien und findest du es im Nachhinein zu früh, zu spät oder genau richtig?

Tatsächlich fing die Mediennutzung so richtig in der Coronazeit an. Da waren die Zwillinge 6 Jahre alt und die Tochter 7. Wir haben ihnen Tablets geschenkt und wollten ihnen dadurch diese herausfordernde Zeit „besonders“ machen. Wir hatten klare Regeln und die Nutzungszeit war auf 30 Minuten täglich begrenzt. Das war auf jeden Fall relativ früh, aber bereuen tue ich es nicht.

Frau Stratmann hat sich ja sehr kritisch zu Handys/Tablets im Restaurant geäußert – wie handhabt ihr das? 

Also grundsätzlich finde ich, dass der allgemeine Medienkonsum in der Öffentlichkeit diskutiert werden sollte. Aber vielmehr in Richtung Aufklärung von Risiken und Gefahren. „Wie beeinflusst Social Media unsere Kinder?“, „Sollten Shooter-Spiele schon in der Grundschule erlaubt sein?“, „Was ist Cyber-Mobbing?“ etc. Eine pauschale Bewertung und Kritisierung der Eltern, die hier vielleicht etwas lockerer sind, finde ich aber schwierig…

Zurück zum Thema Restaurant: Der Wunsch, ins Restaurant zu gehen, kommt in der Regel von den Eltern, weil wir Eltern keine Lust haben, zu kochen, nicht aufräumen möchten oder uns einfach mal Abwechslung im Speiseplan wünschen. Also dient der Restaurantbesuch der Befriedigung unseres Bedürfnisses und nicht der direkten Bedürfnisse unserer Kinder.

Kinder lieben am Restaurantbesuch sicherlich die Fanta, die sie sonst nicht bekommen, aber bekocht werden sie ja auch zuhause. Für die Kids ist es also ein Highlight, mit Fanta und dem Handy abschalten zu können, während die Eltern bei einem nicht-selbst-gekochten-Essen abschalten können. Bei uns ist ein Restaurantbesuch außerdem meist der Abschluss eines großen Spazierganges oder einer Rad-Tour, das heißt, die Kids hingen davor nicht auch schon an den Geräten.

Der Vorwurf war ja: Man kann auch malen oder Karten spielen oder sich unterhalten. Was sagst du dazu? 

Malen und Karten spielen ist super! Aber niemand weiß, wie viel die Kids an diesem Tag schon gemalt, Karten gespielt und kooperativ waren oder wie sehr die Eltern ein Gespräch nur unter Erwachsenen benötigen. Wir reden hier von vielleicht 30-60 Minuten Medienzeit nach einem langen gemeinsamen Tag. Ich finde ALLE Beteiligten haben das Recht, zu entscheiden, wie sie abschalten wollen. 

Hast du manchmal den Eindruck, dass das ganze Thema Medienkonsum zu extrem diskutiert wird?

Gott sei dank bin ich anscheinend in der richtigen Bubble unterwegs und was das Handy im Restaurant angeht, finden in meinem Umfeld keine Diskussionen statt. Was allerdings, wie eingangs erwähnt, wirklich wichtig ist, ist die Aufklärung der Gefahren und Risiken. Ich folge hier gerne auf Instagram dem Account „Cyberkriminologe“. 

Was ist dir beim Umgang mit digitalen Medien bei den Kindern besonders wichtig? 

Aufklärung und Begleitung. Es gibt viele richtig gute Formate zur Aufklärung. Wir gucken viel über ZDF Tivi. Bei der Tochter haben wir in Absprache mit ihr eine Security App auf dem Handy und können sehen, was sie macht und zusätzlich haben wir verschiedene Websites gesperrt. Bei den Zwillingen überlegen wir aktuell, das eigene Handy auch erst 1-2 Jahre später zu erlauben, da wir das Gefühl haben, dass Jungs hier noch größere Herausforderungen mit dem Umgang haben.

Was möchtest du Eltern sagen, die vielleicht ein schlechtes Gewissen haben, wenn sie die Kids mal vor dem Tablet „parken“? 

Eure Familie, eure Regeln und eure eigenen Umstände. Am Ende machen wir es doch alle nach bestem Wissen und Gewissen und jede Familie, jedes Kind ist individuell.  

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7 comments

  1. Hallo, ich denke es sollte immer die jeweilige Familie entscheiden, ob die Kinder im Restaurant Medienzeit haben oder nicht. Ist es z. B.im Urlaub einfach die notwendige Nahrungsaufnahme nach einem langen Tag z. B. beim wandern oder Sightseeing haben wir auch schon oft das Handy raus geholt bzw. holen es unsere beiden Teeniekinder selbst hervor. Gehen wir aber im Alltag essen als „Gönnung“, dann unterhalten wir uns, spielen auch schon mal Karten zusammen oder beobachten die vorbeiziehenden Menschen. Also nur mit Blick von außen Handy sofort verurteilen, ist für mich zu kurz gedacht.

  2. Ich bin ein klarer Gegner von Handys als Beschäftigung bei Tisch, auch nicht beim Warten. Aus den Gründen die schon in den obigen Kommentaren genannt sind.

    Gesellschaftsspiele während des Wartens gibt es ja auch noch. Ab vier Jahren gehen die ersten kleinen Spiele schon, so haben wir unsere Kinder beschäftigt. Und jüngere Kinder sollten sowieso weder Handy noch tablet in der Hand haben.

    Aber ich glaube, wir sind vielleicht zu altbacken.

    Viele Grüße
    Stiefelkind

  3. Liebe Nadine,

    du schreibst:
    „Wir hatten vor ein paar Monaten sogar mal eine Zeitlang unter der Woche Medienpause, weil sich alles nur noch darum gedreht hat, wann es denn endlich Medien gibt. Das haben die Kinder total gut verstanden und von Tag 1 an sehr gut angenommen und die Tage unter der Woche waren so viel entspannter. “

    Was hat euch bewogen, diese Regel wieder zu lockern? Ist es, nachdem es diese Regel gab, unter der Woche insgesamt etwas entspannter geworden mit dem ständigen fragen nach Medienzeit?

    Viele Grüße

  4. Ich finde es unendlich nervig, wenn am Nachbartisch (wo auch immer) Videos geguckt oder Sprachnachrichten abgehört werden.

    Bei uns hat auch niemand vor, beim oder nach dem Essen beim gemeinsamen Zusammensitzen ein Handy in der Hand. Weder die Kinder noch die Erwachsenen.

    Langeweile auszuhalten finde ich eine wichtige Fähigkeit für alle Generationen. Außerdem gibt es an „fremden“ Orten immer viel zu sehen, hören, riechen und zu entdecken…

    Als jedoch die Wartezeit letztens im Restaurant übermäßig lang war, haben meine Tochter und mein Vater gemeinsam „Vier gewinnt“ auf dem Handy (natürlich ohne Ton) gespielt. Ein sinnvoller Einsatz elektronischer Geräte kann auch ein Mehrwert sein, zumal er in diesem Fall Gemeinschaft gefördert hat.

    1. >Ich finde es unendlich nervig, wenn am Nachbartisch (wo auch immer) Videos geguckt oder Sprachnachrichten abgehört werden.

      Ich finde es ist immer zum Kotzen, wenn dabei noch nicht einmal Kopfhörer verwendet werden. Ich habe früher in einer Stadt gewohnt, in der es in den Bussen ein schönes Bild von einem jüngeren Mann in Ringelpullover und mit Walkman und einem älteren Mann in Mantel und Hut gab. Es war mit einem Gedicht versehen, von dem Heinz Erhardt bestimmt begeistert gewesen wäre:

      Aus dem Walkman tönt es grell
      den Nachbarn juckt’s im Trommelfell
      doch was andere nicht hören
      wird auch nicht stören.

      Und bei der Aufnahme von Sprachnachrichten muss man auch noch die Sprechpausen und das „Ja, hm… was war noch gleich? Ach ja…“ mithören.

      Das war das Tolle an alten Mobiltelefonen: Bei der Mailbox musste man vorher überlegen und sich beeilen und bei SMS-Flatrates jedesmal abwägen, ob man diesen Monat nicht doch lieber Frei-SMS für wichtigere Anliegen zur Verfügung haben will und es deshalb lieber offline erzählt. Erst gestern hat jemand im Bus normal telefoniert und musste Lärm am anderen Ende übertönen. ich hätte das schriftlich gemacht statt mir die Stimme zu ruinieren und andere Fahrgäste zu verärgern.

      > Langeweile auszuhalten finde ich eine wichtige Fähigkeit für alle Generationen.

      Meine Frau und ich haben zweimal den Provider gewechselt – zweimal über Wochen kein Internet dank der „Letzten Meile“ der Telekomiker. Damals war das noch blöd und anstrengend für uns und unsere Kinder (zwei Söhne, eine Tochter). Doch rückblickend scheint es dem Trio charakterlich geholfen zu haben.

  5. Es wird schwierig werden, den Kindern die Gewohnheit wieder abzutrainieren, wenn sie älter werden und man ordentliches Benehmen im Restaurant voraussetzen kann.
    denn ich Essen gehe, erwarte ich auch von meinen Freunden, dass sie nicht aufs Handy gucken, sondern sich mit mir unterhalten. in diese sozialen Regeln müssen die Kinder aber hineinwachsen. warum also erst damit anfangen, sie mit Medien ruhig zu stellen?

  6. In dem Alter der Kinder kann man schon klare Ansagen machen und wenn es nur die Wartezeit ist, was solls. Solange keine lauten Videos geschaut werden…
    Wo ich es absolut ablehne, wenn Kleinkinder kaum sitzen können und dann das Handy in die Hand gedrückt bekommen bei jeder kleinster Wartezeit und dann auch beim Essen es nicht mehr wegnehmbar ist, weil dann erst der heftige Ausraster kommt. DAS nimmt den Kinder soviel vom Leben weg.

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