Herzgeschichte: Wie wir unsere Zwillinge einmal trennten und sie sich vermissten

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Ihr Lieben, dieser Text erschien urpsrünglich im Blog Nusenblaten, in dem wir den Kindern die Namen Franz, Helene und Paul gaben.

"Ich weiß noch, damals, da hatten wir einen Erpel-Überschuss auf unserem Ententeich und die armen zwei übrig gebliebenen und nicht vom Fuchs geholten Weibchen mussten sich täglich der Erpel-Meute stellen. Bald hatten sie keine Federn mehr und ich, noch Kind, und meine Mutter errichteten ein Enten-Frauenhaus, in das wir die zwei Entchen in Kur schickten. Sie hatten ein feines Außengehege, die Erpel kamen nicht mehr an sie ran. Getrennte Haltung.

Getrennte Haltung braucht es bisweilen auch bei Kindern, besonders wenn man mehrere davon hat. Und darum beschlossen wir, dass Franz mal ein Papawochenende gebrauchen könnte. Die beiden fuhren am Freitag Richtung Westfalen, ich blieb mit Helene und Paul zu Hause. Die Zwillinge, das muss man hinzufügen, bewegen sich zum größten Teil auf einem einzigen Quadratmeter. Sie spielen und sie streiten. Man trifft sie meist gemeinsam an. Und weil das Streiten in letzter Zeit erheblich Überhand nahm, dachten wir: Getrennte Haltung könnte gut tun.

Es war ein tolles Wochenende. Für alle! Paul, Helene und ich hatten schließlich sturmfrei, gingen Freitagabend ins Kino, Montagmorgen zum Nikolausfrühstück zu Freunden, nachmittags zur Feier in den Reitstall, abends zum Essen zu Verwandten und so weiter. Ereignisreich, streitarm. Helene und Paul gerieten nicht einmal aneinander. Herrlich für mich, herrlich für Paul, herrlich auch für Helene, die die Streitereien der Jungs genauso wenig leiden kann wie ich. Sie fragte dann auch: Mama, können wir nicht öfter so ein Wochenende machen?

Derweil spielte Franz bei Oma Westfalen, der Papa konnte Zeitung lesen, der Sohn Lego bauen, keiner schmiss ihm seine Türme um oder noch schlimmer: baute einen höheren. Dieser ständige Vergleich. Er sprach besser und langsamer als sonst, er war ausgeglichen und man erkannte ihn kaum wieder. Die Oma glücklich, weil sie nicht den Streithahn von sonst, sondern ein lammfrommes Bürschchen da hatte, Franz glücklich, weil ausgeglichen, Papa sowieso.

Das war aber nicht alles. Denn Franz und Paul, so sehr sie die Streit- und Vergleichsabstinenz genossen, vermissten sich. Und wie! Abends gab es Tränen. “Ich kann nicht schlafen, ohne meinen Bruder. So was machen wir aber nicht wieder.” Es war herzerwärmend. Am Samstag morgen hielt Paul es dann nicht mehr aus (am Tag zuvor war sein Bruder abgereist), er wollte ihm eine SMS schreiben. Ich erlaubte das und war gespannt.

Er geht seit August zur Schule. Er lernt mit der Schreiben-nach-Hören-Methode. Und er schrieb:

“Franz. Es. Femesedes”"

 

 

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2 comments

  1. Ich muss schmunzeln
    Die Jungs sind toll und das was sie als Zwillingspärchen erleben, erleben meine zwei auch. Sie sind keine Zwillinge sondern 18 Monate auseinander, aber es geht weder mit noch ohne den anderen. Mittlerweile sind sie 14 und fast 13 und es hört auch jetzt nicht auf und wahrscheinlich werden sie noch streiten, wer als erster heiratet oder sonst was. So anstrengend wie es ist, so schön ist es auch .

  2. Danke für diesen wunderbaren
    Danke für diesen wunderbaren Text. Wir haben auch Zwillingsjungs und ich kann es nur komplett unterschreiben: die Beiden streiten ständig und wetteifern um Alles. Allein sind sie die liebsten Kinder aber der Doppelpack bedeutet Lärm und Chaos pur.
    Und dennoch, jede Nacht schlafen sie in einem Bett und selbstverständlich ist der Andere der „Beste Freund“. Herzzerreißend.