„Ich habe mich bewusst dafür entschieden, die Kinder beim Vater zu lassen“

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Ich bin Eva, 29 Jahre alt und „Teilzeit-Mutti“ von Zwillingen. Ich möchte Euch heute meine Geschichte erzählen, weil sie immer noch ungewöhnlich ist – und ich mir einfach mehr Verständnis wünsche.

Aber von vorne. 2013 bin ich überraschend mit Zwillingen schwanger geworden. Mit dem Vater der Kinder war ich erst ein halbes Jahr zusammen und da wir in verschiedenen Städten wohnen, führten wir eine Fernbeziehung. Da er den „besseren“ Job hatte, bin ich während der Schwangerschaft dann zu ihm gezogen, in eine recht konservative Kleinstadt im Norden Deutschlands.

Die Zwillinge kamen 12 Wochen zu früh auf die Welt, von einem Tag auf den anderen stand unsere Welt auf dem Kopf. Ohne familiäre Unterstützung und ohne Freunde an diesem für mich fremden Ort waren die ersten Monate eine sehr harte Zeit für mich, die erste depressive Phase überrollte mich. Ich holte mir Hilfe und die Depression klang dank ambulanter Therapie wieder ab….

Die Zwillinge machten sich gut, holten schnell alles auf, was es aufzuholen gab und sind heute so weit wie andere Kinder in ihrem Alter. Ich ging wieder arbeiten, fand auch neue Bekannte, aber ich blieb einsam.

Auch in unserer Partnerschaft gab es immer wieder Probleme. Wir begannen eine Paartherapie, die uns half, uns gegenseitig zu verstehen, aber wir hatten zu so vielen Themen unterschiedliche Einstellungen. Wir stützten uns zudem auch in unsere Jobs, arbeiteten sehr viel, Anfang 2019 gab es uns als Paar praktisch nichts mehr. Wir hatten uns nichts mehr zu erzählen, waren sprachlos miteinander.

Ich wollte aber so sehr, dass es funktioniert. Ich wollte eine Familie für meine Kinder aufrecht erhalten, wollte eine heile Welt. Wollte in meinem Job gut sein, die Kinder gut begleiten, wollte allem gerecht werden. Dabei verlor ich mich komplett selbst.

Dann kam der Zusammenbruch

Im März letzten Jahres streikte mein Körper. Ich hatte schwere Infekte, musste ins Krankenhaus und war fast einen Monat nur im Bett. Diese Gelegenheit nutzte meine Depression, um wieder hervor zu kriechen.

Da ich wegen Corona kaum Besuch im Krankenhaus bekommen durfte, hatte ich sehr viel Zeit, über mich selbst nachzudenken. Ich konnte plötzlich sehen, dass ich schon vor dem Krankenhaus kaum noch Kraft hatte, mich gut um die Kinder zu kümmern. Ich gestand mir ein, dass ich nur Druck spürte, sei es Druck, den ich mir selbst auferlegt hatte oder Druck, den andere auf mich ausübten.

Ich bekam einen völlig neuen Blickwinkel auf mein Leben und merkte, wie sehr ich mich hatte einengen und verbiegen lassen und dass ich das nicht mehr wollte und konnte.

Als Paar gescheitert, als Eltern nicht

Mein Partner und ich sprachen lange miteinander, offen und ehrlich und ohne Vorwürfe. Wir entschieden uns gemeinsam, die Beziehung zu beenden. Wir sprachen darüber, wie es mit den Kindern weitergehen solle. Und ich entschied mich bewusst, die Kinder beim Vater zu lassen. Die Zwillinge sind in dem Haus aufgewachsen, kennen die Nachbarschaft, sie blicken aus dem Fenster direkt zur Schule und haben dort alles, was sie brauchen.Ich wollte sie nicht aus ihrer gewohnten Umgebung reißen, auch wenn es „nur“ den Umzug in eine Wohnung bedeutet hätte.

Dazu kommt, dass ich mir sehr bewusst bin, dass ich noch immer in einer Phase meiner Krankheit stecke, die viele schlechte Tage mit sich bringt. An diesen Tagen schaffe ich es nichtmal, das Geschirr zu spülen oder eine Waschmaschine anzumachen. Tage, an denen sich die kleinsten Aufgaben wie ein Marathon anfühlen.

Ich möchte, dass meine Kinder ein stabiles zu Hause haben, auch wenn das bedeutet, dass sie nicht bei mir sind. Für viele Menschen aus meinem Umfeld ist das nicht nachvollziehbar – für mich ist es nur logisch, weil ich nur das Beste für meine Kinder will.

Ich bin trotzdem eine gute Mutter

Mein Ex unterstützt mich glücklicherweise sehr und lässt mich die Kinder so oft sehe wie ich kann und möchte. Er versteht meine Krankheit zwar nicht immer, aber er gibt sich große Mühe und ist ein toller Vater. Die Zeit, die ich nun mit meinen Kindern verbringe, hat eine ganz neue Qualität- es ist viel intensiver, offener, schöner und das gibt mir Kraft für meinen weiteren Weg. Vielleicht bin ich irgendwann soweit, dass die Kinder wieder bei mir leben können….

Warum ich dies alles schreibe: Ich glaube, es gibt viele von uns „Teilzeit-Muttis“, deren Kinder beim Vater leben. Egal, aus welchen Gründen, das so ist – es bedeutet, dass wir unseren eigenen Verlust und Schmerz ertragen, damit unsere Kinder glücklich sind. Und genau deshalb sind auch wir gute Mütter!

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9 comments

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  2. Ich verstehe dich sehr gut. Mein Sohn lebt zum Glück bei mir, weil der Vater völlig andere Vorstellungen vom Leben hat, aber manche Episoden meiner depressiven Vergangenheit hätte ich ohne Hilfe nicht so gut oder vielleicht garnicht händeln können. Aber es wird besser, zweifle nie daran. Inzwischen sind mein Sohn und ich ein eingeschworenes Team. Deine Entscheidung war also nicht nur zum Wohle der Kinder, sondern auch für eine unbeschwertere Zukunft zu dritt.

  3. Eine sehr gute und mutige Entscheidung.
    Man ist keine schlechte Mutter ,wenn man sich eingesteht, dass die Kinder beim Vater besser aufgehoben sind ,man ist eine „starke “
    Mutter.

  4. Vielen Dank für die Offenheit. Ich finde nicht, dass Sie eine „Teilzeit-Mutter“ sind, weil Ihre Kinder die meiste Zeit beim Vater sind. Ich wünsche Ihnen eine rasche und vollständige Genesung.

  5. Vielen Dank für diese mutige Geschichte! Ich bin sicher, dass dein Weg die beste Lösung für alle ist. Ich bin mit einer psychisch kranken Mutter aufgewachsen, die sich und dem Umfeld nicht eingestehen wollte, dass sie Hilfe und lange Therapie braucht. Ich bedauere es sehr -für mich, wie für meine Mutter- dass sie nicht den Mut hatte eine Grenze zu ziehen und sich um sich selbst zu sorgen. Ich wünsche dir ganz viel Kraft und alles Gute!

  6. Einfach danke! Ich bin in einer sehr ähnlichen Situation – und ich kämpfe täglich mit meinem schlechten Gewissen den Kindern gegenüber… Dabei weiß ich, dass es ihnen sehr gut geht mit der Lösung.
    Liebe Grüße und bleib stark!

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