Jetzt mal ehrlich: Was macht diese Krise mit Eurer Beziehung

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Mein Name ist Nathalie und ich bin seit 10 Jahren mit meinem Mann Kay verheiratet, wir haben zwei Kinder (8 und 5 Jahre alt). Wie Millionen andere Familien haben wir in den letzten Wochen sehr viel Zeit miteinander gebracht. Die Kinder waren zu Hause, wir Eltern beide im Home Office.

Um ehrlich zu sein, fand ich die Kids in dieser Zeit gar nicht soooo anstrengend. Dafür haben Kay und ich uns so viel gestritten wie nie zuvor. Ich denke, wir haben einfach noch nie so viel Zeit miteinander gebracht, hatten dabei so einen Druck (durch die Arbeit) und so wenig Ausgleich (Freunde, Sportverein, mein Chor). Plötzlich fielen einem die Eigenheiten des anderen richtig auf, Dinge, über die ich mich früher nicht so aufgeregt habe, weil ich keine Zeit dazu hatte, nerven mich nun total.

Dazu kommt, dass ich auch finde, dass wir sehr schnell in das klassische Rollenbild zurück geschlittert sind. Und er? Fand mich auch nervig, kleinlich und zu laut.

Wenn ich mit meinen Freundinnen spreche, gibt es eigentlich zur zwei Lager: Einige wenige sagen, dass sie sich super verstehen und durch die Krise zusammen wachsen, die Mehrheit aber zofft sich mit seinen Partnern.

Wie ist das hier bei den Leserinnen? Erzählt doch mal: Was fällt Euch plötzlich an Eurem Partner/in auf, was Ihr vorher gar nicht so auf dem Schirm hattet? Und seid Ihr ganz harmonisch miteinander oder fliegen die Fetzen?


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11 comments

  1. Liebe Nathalie,

    gute 18 Monate später ist dein Thema LEIDER wieder ganz aktuell 🙁 Die Krise ist zurück und bestimmt unser öffentliches/tägliches Leben.

    Mein Schatz Thomas und ich sind von der Krise auch auf gewisse Weise getroffen. Wir sind jetzt seit 3 Monaten fest zusammen – Thomas tourt unter der Woche als Vertreter durch ganz Deutschland, sodaß wir nur die Wochenenden gemeinsam verbringen können. Zum Glück hatte es sich in letzter Zeit aber ergeben, daß Thomas unter der Woche hier in der Region bleiben konnte und wir so ganze 14 Tage zusammen verbringen konnten. Zur Zeit habe ich noch meine eigene Wohnung, wohne aber bei Thomas – wenn er da ist.

    Die Einschränkungen im öffentlichen Bereich nerven ganz schön – unternehmen kann man fast nichts mehr, bzw. es macht keinen Spaß überall mit den „Verboten“ klar kommen zu müssen. Was bleibt also übrig, man verbringt mehr Zeit zusammen als sonst.

    An Werktagen, sehen wir uns erst Abends (bzw. morgens, aber da ist es meist hektisch…) – so rücken wir uns nicht tagsüber auf die Pelle..:-) Ich arbeite entweder im Büro oder kann auch Arbeit mit nach Hause nehmen und so im Home-Office arbeiten – wobei ich aber lieber im Büro bei meinen Mitarbeiter*innen bin.

    Bis jetzt kann ich eigentlich nicht sagen, daß wir uns auf die Nerven gehen. Kleine Streitereien kommen vor, keine Frage, das bringen Beziehungen so mit sich. Vielleicht liegt es aber auch daran, daß unsere Liebe noch so taufrisch ist und wir mit Komplikationen gut umgehen können. Fällt uns zu Hause die Decke auf den Kopf gehen wir in die Natur und machen einen langen Spaziergang – wir beiden LIEBEN das!

    Zu Hause gibt es für uns aber auch viele Möglichkeiten mal allein „sein Ding“ zu machen – Thomas verliert sich in einem Buch, während ich im Home-Office ein wenig Arbeit erledige. Am schönsten finde ICH es aber, wenn wir beide vorm TV „Couch-Kuscheln“ machen. Ein toller Liebesfilm mit Herzschmerz und Heulgarantie (die Tempos liegen immer griffbereit…:-) ) oder eine romantische Komödie die uns humorvoll unterhält. Das sind glückliche Stunden an denen wir der Krise trotzen.

  2. Mein Mann und ich sind beide 35 und seit 20 Jahren ein Paar. Wir habe zwei Töchter im Alter von 4 1/2 und fast 1.
    Wir haben vorher fast nie gestritten und wenn dann nur kurz und eher milde… Geschrei musste es nie geben. Wir leiden beide schrecklich wenn wir mal streiten 🙁
    Jetzt während Corona ist es ein bisschen mehr geworden, aber an der Art des Streites hat sich nichts geändert, wir leiden dennoch beide. Thema Nr. 1 ist der Haushalt (fast 200qm, drei Bäder)
    Leider schaffe ich (Elternzeit) es nicht so leicht zwei Kinder (mehrmals die Woche betreue ich auch noch ein Nachbarskind) UND den Haushalt unter einen Hut zu bekommen, so dass es meinen Liebsten nach dem Homeoffice (er ist IT Abteilungsleiter) packt und er selbst auch noch aufräumt, weil ihm die Unordnung selber stört. Ihn setzt das unter Druck und es ärgert ihn, dass er das (in seinem Verständnis) tun muss, mir bereitet es Schuldgefühle und ebenfalls Druck 🙁
    Aber ich kann einfach nicht mehr, bin chronisch müde und lustlos. Wenn unser Baby pennt, kümmere ich mich entweder um die Große, guck dass ich was geschafft bekomme oder setze mich einfach mal hin und atme durch.

    Wir vermissen unsere Freunde, die sonst mehrmals die Woche zum Spieleabend kamen, andere Freunde mit Kindern und die Leichtigkeit des Alltags.

  3. Der Mann wollte nach einer Woche die Scheidung als ich Zeit für meine Aufgaben gefordert hatte. Ich studiere und dadurch sind meine Aufgabe weniger zeitkritisch als sein Job. Er ist mittlerweile in Kurzarbeit und fast jedesmal „erwisch“ ich ihm beim belanglosen Surfen Ich seh allerdings nicht ein warum ich immer erst nach 16. 00 oder gar nicht mal meinen Sachen nachgehen kann wo ich eh schon kaputt bin vom 2 Kleinkinder bespaßen kochen Haushalt usw…
    Meine Antwort war deshalb, ja dann hab ich wenigstens alle zwei Wochen mal Zeit für mich.
    Fand er nicht so toll und unsre Beziehung hat auch seitdem einen Knacks (zumindest meinerseits). Vorallem da wir erst ein Monat zuvor geheiratet haben.
    Wenn er sich mal mit den Kindern beschäftigt sitzt er nach spätestens 30 Minuten vorm Fernseher mit einem oder beiden (2und 4.5 Jahre) .
    Beim Bett gehen muss ich mit ihm diskutieren ob der 4.5 jährige noch Fernsehen darf um 21.15!!!
    War auch schon davor oft so. obwohl er sonst immer alles ganz genau weiß wer was gesagt hat, werden meine Wünsche bezüglich der Kindererziehung immer vergessen bzw boykottiert. Mir kommt es so vor, dass er jetzt gemerkt hat wie anstrengend es auch ist Familie zu haben und er auch nicht mehr so leicht aus der Nummer raus kommt.
    Ich habe ihn gestern gefragt ob wir uns nicht gegenseitig einen Abend frei geben könnten, und er meinte was willst denn du schon machen an einem Abend? Und er kann schließlich die Kinder nicht ins Bett bringen da sies gewohnt sind von mir gebracht zu werden, Zähne putzen klappt bei mir auch nicht… Ich hab das Gefühl er sieht mich als Kindermädchen und Haushälterin und er ist der schönwetter Papi der alles erlaubt (und kauft) und deshalb von den Kindern geliebt wird.
    Ebenfalls hab ich das Gefühl, dass unsere Beziehung eine extreme Schieflage hat und er eigentlich gar nicht mit mir den Abend verbringen möchte und deshalb die Kinder aufbleiben lassen möchte.
    Ebenso fühl ich mich extrem kontrolliert was ich wie mit den Kindern mache sobald einer weint kommt er gelaufen und fragt was ich falsch gemacht habe sonst würde ja niemand weinen!
    Wir sind derzeit in seinem Haus das wir gemeinsam renoviert hae(normalerweise wohnen wir noch in einer kleinen Wohnung in der Stadt) und ich komme mir vor wie ein Gast ich müsste ständig die Kinder schimpfen damit sie nix kaputt machen, bilder darf ich auch keine aufhängen weil er angst hat die Wand zerbricht.

    1. Wow……….. Ich bin gerade sprachlos und taurig 🙁
      War der vor der Hochzeit ganz anders??? Hoffentlich, weil so einem Mann hätte ich nie das Jawort gegeben 😭

  4. Ich mache mir viele Gedanken. Vor der Krise ging es uns ziemlich schlecht. Ein Jahr zuvor rutschte mein Mann in die Midlifecrisis und stellte alles in Frage und machte damit alles kaputt. Was er wollte, war wieder 20 sein und was ich wollte war Familie (die wir ja nun mal auch haben).
    Er hat immer schon viel gearbeitet und ich hier den Laden geschmissen. Aber vorher habe ich mich dabei nie alleine oder nicht wertgeschätzt gefühlt.
    Es verging kein Tag ohne Tränen, und Trennungsgedanken von mir.
    Die ersten 2-3 Wichen waren hart. Wir sprachen beide davon, so nicht mehr leben zu können. Da wir uns beide nicht trennen wollten ging es schon in Richtung Selbstmordgedanken über.
    Und dann wurde es plötzlich wieder schön! Ich musste weiterhin arbeiten und er in Kurzarbeit begann sich um den Laden hier zu kümmern. Er zog die Kinder an, wickelte und mittlerweile gibt es Mittagessen wenn ich von der Arbeit komme und das Haus ist ordentlich und die Kleine im Mittagsschlaf.
    Es ist ein Traum. Ich bin so dankbar dass ich nochmal erleben darf dass es so schön ist zwischen uns. Kein Streit. Wir lachen und reden. Ich wünsche mir so sehr das es so bleibt. Aber ich weiß nicht wie ich es festhalten kann… Ich versuche die Zeit jetzt einfach nur zu genießen und in meinem Herzen fest zu halten.
    Letztendlich wird es ja nach der Krise weitergehen wie zu vor. Es hat sich ja nichts geändert. Es ist nur eine Pause von der Hölle, denke ich.

    1. Das klingt furchtbar, Selbstmordgedanken, Pause von der Hölle… bitte denkt an eure Kinder und holt euch professionelle Unterstützung! Es scheint ja doch Hoffnung für euch zu geben, vll könnt ihr an den positiven Erlebnissen während der Krise absetzen. Ich wünsche es euch sehr. Alles Gute!

  5. Für uns hat sich durch die Krise tatsächlich kaum etwas verändert. Das die Kinder nun zuhause sind (wobei unsere Tochter bereits seit 2 Wochen 2-3x die Woche vormittags wieder in den Kindergarten (Notbetreuung) geht weil meine Frau einen „systemrelevanten Beruf“ ausübt (Lebensmittelherstellung)) stört uns kaum. Für mich ist es wie Ferien und ich mag diese Stimmung immer sehr. Unser Schulkind ist tatsächlich sehr froh nicht in die Shcule gehen zu müssen und ich genieße es mit allen so im Moment zu leben: morgens ausschlafen und dann nach gut dünken den Tag gestalten. Da ich selbstständig bin, teile ich mir meine Arbeitszeit selber ein. Und es war aber auch vorher schon so dass ich immer der Familie den vorrang eingeräumt und die Arbeit auf „später“ verschoben habe.

    Unser Alltagsleben hat sich also nur in sofern verändert, dass wir nun nicht mehr ständig Kindertaxi machen müssen. Unsere Kinder sind insgesamt auch viel ausgeglichener und auch in unserer Paarbeziehung verhält sich das so. Wir haben vorher schon immer viel (Alltags)Zeit miteinander verbracht und daher sind wir uns jetzt durch das „enge“ beieinander sind nicht plötzlich nicht „zu viel“.

    Ich finde dass ganz spannend, das quasi unsere vorherige Lebenssituation und -gestaltung unser Leben nun gar nicht beeinträchtigt oder Konflikte hervorgerufen hat. Dafür bin ich wirklich dankbar.
    Mein Fazit lautet also: für uns ist es ingesamt harmonischer geworden durch die Krisensituation.

  6. Unterschiedlich. Am Anfang war ich komplett zu Hause, während mein Mann aus dem Homeoffice gearbeitet hat. Er war genervt, weil die Kids nicht leise waren und ich es trotz 10h/Arbeit die Woche nicht geschafft habe dem Herren immer Essen 3x am Tag zu kochen…und ich war genervt, weil ich plötzlich nur noch das dumme Hausmütterchen war ohne Aussicht bald wieder zu meiner geliebten Arbeit zu gehen. Eskaliert ist es das als der 2-jährige, die 3-jährige und ich Corona bekamen und es uns allen echt so richtig mies ging und 24h Gebrüll war, während mein Mann 2m entfernt Telefonkonferenzen hatte wo es um 7,8,9-stellige Beträge ging.

    Jetzt sind wir alle fit und da wir immun sind, können die Kids jetzt zu den Großeltern zumindest. Ich bin seit Ende April auch wieder 40h/Woche am Arbeiten und mein Mann sogar nur etwa 38 und dementsprechend ohne Fahrzeiten viel früher zuhause. Jetzt wo wir wieder beide Arbeiten sind wir das absolute Traumpaar und glücklich denn je 😊 ich würde also sagen dass insgesamt Corona unser Beziehung total gut getan hat…Am Anfang waren wir beide aber echt gereizt.
    .

    1. Hallo Mari!

      Ist dein Mann selbstständig (beruflich) tätig? Wenn nicht, hätte er, während eurer Corona-Erkrankung die Kinderkrank-Tage nehmen können, da du ja auch krank warst und dich somit nicht um die Kids kümmern konntest. Das ist bei uns hier selbstverständlich. Man muss auch in schlechten Zeiten zusammen halten und nicht nur in guten.
      Und vielen Dank bzgl dummes Hausmütterchen. Ich bin alles andere als dumm, bin aber aufgrund zwei schwerbehinderter Kinder „nur“ Hausmütterchen. Mein Mann und unsere Umgebung schätzt aber meine Arbeit und ich wurde noch nie „unterwürfig“ behandelt. Und wenn hier mal zeitlicher Stress ist, kann sogar mein Mann Essen machen, er würde das nie nur von mir „verlangen“.

      VG

      1. Wieso fühlst du dich angegriffen?
        Zu 1) war aus verschiedenen Gründen nicht möglich, die hier auf den Blog nichts zu suchen haben. Hätte die Situation aus verschiedenen Gründen aber auch nicht entspannt.
        2) dann hat deine Situation ja nichts mit meiner zu tun. Ich hatte eben das Gefühl nur noch Putzfrau und Köchin zu sein und nebenbei noch die Kinder pädagogisch wertvoll so zu beschäftigen ohne dass sie Geräusche machen. Und für diesen Job keine Anerkennung zu kriegen, sondern eben nur das dumme Hausmütterchen zu sein. Während mein Mann das Gefühl hatte ich kriege einfach nichts auf die Reihe obwohl ich nur so wenig arbeite.

        Jetzt ist aber alles gut und wir sind sehr sehr glücklich. Es ging ja nicht explizit darum was wir für Probleme hatten sondern wie oft wir uns gestritten haben…Und das war Woche 1-3 viel und danach absolut gar nicht mehr 😄

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