Leserfrage: Wie gehe ich damit um, wenn ich bemerke, dass die Eltern des Kita- oder Schulfreundes meiner Kinder rechte Gedanken äußern?

Stopp-Schild

Foto: pixabay

Ihr Lieben, es gibt mal wieder eine Leserinnenfrage aus der Community und vielleicht hat die Ein oder Andere ja ebenfalls Erfahrungen mit dem Thema und kann Lena hier helfen.

„Ich habe gestern eine Facebookfreundschaft beenden müssen, weil der/die Betreffende/n eindeutig faschistische Inhalte auf dem Profil geteilt hat.

Das Problem: Es handelt sich dabei um die Eltern eines Schulfreundes meines fast 14-jährigen Sohnes, mit dem er auch regelmäßig außerhalb der Schule Kontakt hat.

Ich weiß ehrlich gesagt überhaupt nicht, wie ich mich da jetzt außerhalb von Facebook weiter verhalten soll!!??

Das Thema ist ja gerade auch irgendwie hochaktuell… ich bin damit allerdings persönlich noch nie so in Berührung gekommen und dachte irgendwie, dass meine Freunde und Bekannten politisch nicht in diese Richtung tendieren… Aber soll ich meinem Sohn jetzt deswegen den Umgang verbieten???

Mich mich würde sehr interessieren, wie andere Eltern mit so etwas umgehen…“


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10 comments

  1. Zunächst kommt es natürlich darauf an, wie rechts die Leute wirklich sind.

    Wenn es sich jetzt tatsächlich um absolute Hardcore-Rechtsradikale handelt, die regelmäßig auf Rechtsrockkonzerte fahren, die ganze Wohnung voll mit NS-Devotionalien hängen haben, aktiv in rechtsradikalen Gruppierungen sind und den Besuch bereits mit stramm ausgestrecktem rechten Arm begrüßen, dann würde ich meinem Kind schon ins Gewissen reden, dass es sich von diesen Leuten besser fernhalten sollte.

    Falls es nicht so total extrem ist, würde ich von Kontaktverboten dringend absehen. Am Ende hast Du sonst schlimmstenfalls ein Kind, das aus Trotz rechtsradikal wird, weil es keinen Bock mehr auf die ständige Zensur durch seine linken Eltern hat.
    Das andere Kind kann im Übrigen nichts für die Meinung seiner Eltern.

    Allerdings würde ich, wenn es sich tatsächlich um eindeutig faschistische Inhalte handelte und ich die Leute kenne, eine Strafanzeige wegen Volksverhetzung gegen die betreffenden Eltern in Erwägung ziehen.
    Dies würde ich aber nur tun, wenn die Inhalte wirklich eindeutig faschistisch (also z.B. Verwendung verbotener Symbole, Verherrlichung der NS-Zeit, Aufforderung zu Gewalt) waren und nicht nur ein geschmackloser Witz über Flüchtlinge, ein Sarrazin-Zitat oder ein Pro-AfD-Beitrag. Letzteres wäre nämlich, auch wenn es unsympathisch ist, von der Meinungsfreiheit gedeckt, Ersteres nicht.

    Von daher wäre es durchaus interessant genauer zu erfahren, was die betreffenden Personen da auf Facebook geteilt haben.

  2. Ich würde dir dringend empfehlen mit deinem Sohn über demokratische Werte sowie eure politische Haltung zu sprechen und diese notfalls auch von deren seines Freundes Eltern abzugrenzen. Verbieten würde ich den Umgang auch nicht. Doch klar machen, dass die öffentlich über soziale Kanäle (und damit nicht mehr nur als Privatsache/private Angelegenheit zu behandelnde) kommunizierte Meinung und Haltung der Eltern seines Freundes für euch nicht akzeptabel ist.
    Die Eltern des Freundes deines Sohnes haben ein Recht auf ihre Meinung, dass ist zu tolerieren. Sie müssen aber damit leben und aushalten können, dass es Widerspruch zu dieser gibt. Das hat nichts mit mit fehlender Toleranz der Familie des Freundes deines Sohnes zu tun.

  3. Ich habe ein ähnliches Problem:
    Mein Kind äußert linke Gedanken.
    Es findet die DDR Diktatur gut. Natürlich auch die Mauer, möchte sie am liebsten wieder aufrichten.Weil freies Denken für Linke Ideen gefährlich ist.
    Findet es in Ordnung, dass die russische rote Armee in Kathyn 40.000 Polen erschossen hat. Auch sozialistische Lager, wie Gulag, Findet mein Sohn gut, weil man Menschen eben zu ihrem Glück zwingen muss.
    Und natürlich muss man Menschen, die rechte Gedanken äußern dort einsperren. Das war in der DDR schon so.

    1. Ich denke, dass auch hier das Gleiche gilt! Reden und in Diskussion miteinander gehen. Sprich mit deinem Kind und informiere es.
      Es gibt sehr viele Bildungsangebote und Informatiobsmaterial zur DDR-Geschichte etc., über das ihr euch kritisch austauschen könnt.
      Ihr könntet beispielsweise gemeinsam die Gedenkstätte Berlin-Hohenschönhausen in Berlin oder „Roter Ochse“ in Halle/Saale besuchen, die Bundeszentrale für politische Bildung bietet ebenfalls kostenfrei Bücher und Broschüren zum Thema an…
      Und am Mittwoch (07.10.2020) läuft auf Arte „Fritzi – Eine Wendewundergeschichte“ – ein auf einer Graphic Novel beruhender Film über den Mauerfall (btw). Den könntet ihr auch zusammen schauen.
      Gegen Ideologie und Radikalisierung von Jugendlichen kommt man sicherlich nur mit Gesprächsbereitschaft und Bildung/Information an!
      Alles Gute, lieber Jason, für dich und dein Kind!

  4. Vertrauen auf 14 Jahre vorherige Erziehungsleistung. Kinder sollen zu selbständigen Menschen erzogen werden. Dazu gehört auch, dass sie mit solchen Themen umgehen lernen. Wie auch mit Liebe, Sex, Trauer, Beruf, Tod usw… Nachfragen, vielleicht auch kritisch. Doch es ist sein Kumpel. Übernachtungen, Urlaube mit der Familie usw… würde ich nicht erlauben. Doch ich würde gerade in der Phase der Pubertät darauf vertrauen, dass sein/unser Fundament gut genug ist, dass er hier fest stehen kann. Für Jungen ist es wichtig, das sie den Segen der Eltern/Vaters für ihr „Tun“ haben. Es ist unser Kind. Er hat den Segen für sein Tun. Er wird immer geliebt und kann kann jeder Zeit mit allen Themen zu mir/uns kommen. Das geht aber nur wenn ich meine/unsere Themen nicht überstülpe.

  5. Ich weiß nicht, was die politische Gesinnung bei Eltern von Freunden der eigenen Kinder zur Sache tut. Es ist schlicht deren Privatsache. Um ehrlich zu sein, käme mir als im Mitte rechts gesinnten Spektrum angesiedelte Frau nicht in den Sinn, meinen Nachkommen den Umgang mit Sprösslingen von offen linken Eltern zu verbieten.
    Leute wie die Fragestellerin tendieren dazu, Toleranz zu predigen, aber diese lediglich Gleichgesinnten gewähren zu wollen. Kann man nicht mit gutem Beispiel vorangehen und Toleranz leben?
    Bei uns zuhause ist Politik kein Thema, wenn Gästekinder zu Besuch sind. Ich vermute, das halten die meisten anderen Eltern ähnlich.
    Wenn uns jemand auf die aufgehängten Hochzeitsfotos anspricht, sind wir ehrlich und verleugnen nicht, dass mein Mann in einem „Verein für Studenten“ (wenn Kinder fragen),
    in einer Burschenschaft (Wahrheit für Eltern) Mitglied ist. Neugierige Fragen kamen seitens der letzteren, jedoch hat sich bis dato niemand von uns abgewandt, und indoktriniert haben wir schon gar kein Kind. Schließlich handelt es sich lediglich um eine Vereinsmitgliedschaft.

    1. Na, diese Vorstellung von „Toleranz“ finde ich jetzt daneben!
      Natürlich bin ich (und offensichtlich auch die Fragestellerin) tolerant! Ich finde Burschenschaften total bescheuert, trotzdem dürfte natürlich mein Kind bei euch ein und aus gehen. Und ich würde auch sowas niemals meinem Kind gegenüber kommentieren. Jeder wie er will!
      Deshalb ist ja die Frage so wichtig, WIE rechts bzw. faschistisch die betreffende Familie ist. Ein paar dumme Sprüche kann ich tolerieren. Aber nichts Rassistisches oder etwas Neonazimäßiges. Da möchte ich bewusst nicht tolerant sein!
      Ich hatte in der Schule einen Klassenkameraden, dessen Vater für die NPD im Stadtrat war und der Militärfahrzeuge im Garten stehen hatte. Mit dem Jungen verstanden sich eigentlich alle recht gut.Zu seinem 17. Geburtstag war die ganze Stufe eingeladen-bis auf explizit zwei türkischstämmige Mädchen und ein albanischer Junge. Ich bin heute noch stolz darauf, dass wir nicht tolerant waren! ALLE EIngeladenen haben die Party boykottiert und sind nicht hin.
      Ich hätte an der Stelle „Toleranz“ als mangelnde Zivilcourage bzw. Bequemlichkeit bezeichnet.

  6. Ich würde ganz unbedingt mit meinem Sohn in den Dialog gehen. Mit ihm über Werte und Würde sprechen. Ihn fragen, wie er es sieht. Was er an seinem Freund schätzt? Auf keinen Fall den Kontakt verbieten. Oft sind unsere Kinder doch auch mit unseren Werten sozialisiert und können Situationen und Äußerungen von Anderen gut einschätzen. Meine Kinder sind noch im Grundschulalter, bei uns ging es bisher eher um Spielzeugwaffen oder nicht. Oder um Spiele, bei denen es um Ballerei geht. Da half und hilft auch kein Verbieten sondern nur zuhören, erklären, ja auch was Krieg ist und was der bedeutet. Auch schon behutsames Dahinführen, wohin Rassismus führen kann. Auch schon einmal die Geschichte erörtern, wohin Intoleranz führt und selbst versuchen jeglichen Rassismus aus dem Alltag zu verbannen. Mit 14 vertragen junge Menschen sicher schon viel mehr Realität aus der Geschichte als mein Zehnjähriger… Den Eltern würde ich klar machen, dass ihre politische Einstellung nicht die Meine ist und an deren Verstand appellieren mein Kind damit in Ruhe zu lassen. Ich drücke die Daumen und wünsche Euch gute Gespräche. Mein Sohn hat mit 6 Jahren seine einzige Spielzeugpistole verschenkt, weil er nicht mehr schießen spielen wollte.

  7. Wie würde denn (glaubst Du) dein 14! Jahre alter Sohn reagieren auf ein „Kontaktverbot“?

    Mit „OK, Mama, dann such ich mir halt nen neuen Freund, wär XYZ für Dich OK oder willst Du erst die Eltern kennenlernen?“

    Auf die Freundeswahl seiner Kinder hat man – gut so! – in diesem Alter kaum mehr Einfluss (kaum, da notfalls ja noch die Option bleibt, das Haus zu verkaufen, den Job zu kündigen und das Land zu verlassen aber das ist ja eher was für den worst case).

    Wie ist denn der Freund deines Kindes eigentlich so?

    Wie denkt Dein Sohn?

  8. Oh ja, hochaktuelles Thema. Ich finde Verbieten ja immer schwierig. An deiner Stelle würde ich erst mal mit deinem Sohn über das Thema sprechen. In seinem Alter hat er ja sicher auch seine Meinung dazu. Und dann kann er ja selbst entscheiden, ob er noch weiter Kontakt zu seinem Kumpel haben möchte. Evtl. teilt der ja nicht die Ansicht seiner Eltern.

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