Lüg mich nicht an! Wie erziehen wir Kinder zur Ehrlichkeit?

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Ich bin kein nachtragender Mensch und habe für vieles Verständnis. Was ich wirklich, wirklich, wirklich hasse sind allerdings Lügen.

Vor ein paar Tagen kam meine Tochter aufgelöst zu mir, ein Nachbarskind habe ihr einen Stein, den sie gefunden hatte und der so schön gelitzerte, weshalb es ein Zauberstein sein müsse, weggenommen und in den Wald geworfen.

Mit dem Jungen hat es schon ein paar Mal gekracht – er ist ein ganz schöner Bengel. Was Jungs ja oft sind, was auch nicht weiter schlimm ist.

Nun spazierte dieser Junge also kurz darauf fröhlich grinsend an und vorbei und ich fragte ihn, ob er denn meiner Tochter wirklich den Stein weggenommen habe. Sie sei sehr traurig deshalb und er sei doch eigentlich der Ältere und müsse die Kleinen doch nicht so ärgern.

Er guckte mich an und sagte: War ich ja gar nicht.

Ein anderes Nachbarskind, das dabei stand, sagte: „Klar, warst Du es. Ich hab es doch gesehen.“

Worauf der Junge sagte: „Nö, Ihr beiden seid die Lügner.“

Mir geht es nicht um diesen Jungen. Ich will ihn nicht erziehen, das ist nicht mein Job. Aber ich musste über ihn nachdenken und ich fragte mich: „Wie schaffe ich es, dass meine Kinder dafür grade stehen, wenn sie Mist gebaut haben?“ Hier geht es natürlich nur um einen Stein – was aber, wenn es mal um ganz andere Dinge geht? 

Noch sind meine beiden ja klein, aber es wird die Zeit kommen, in der sie Mist bauen und zwar bewusst. Ich habe auch Dinge getan, obwohl ich wusste, dass sie verboten sind, obwohl ich wusste, dass meine Eltern ausflippen würden.

Und ich habe auch gelogen.

„Nein, ich habe nicht geraucht.“

„Nein, die Klassenarbeit haben wir noch nicht zurück“

„Nein, ich war nicht auf der Party!“

„Alle anderen dürfen aber auch – ich bin die Einzige, die nicht darf“

„Ich weiß nicht, wer das war“

Und so weiter und so weiter. Die Krux: Oft fühlte ich mich nach der Lüge schlechter als zuvor. Und: Meine Mutter hat es meistens später doch raus bekommen, dann gab´ s doppelt Ärger.

Und so halte ich meinen Kindern eine moralische Ansprache. Nach dem Motto: „Es ist nicht so schlimm, wenn Ihr Mist baut. Es ist nur schlimm, wenn Ihr nicht dazu steht.“

Ob ein Zwei-und eine Fünfjährige das schnallen ist fraglich. Daher glaube ich, muss eine andere Lösung her.

Sie müssen spüren, dass ihre Eltern zu ihnen stehen, egal was passiert.

Dass sie Fehler machen dürfen, ohne dafür ausgelacht oder niedergemacht zu werden. Dass ihre Eltern sie lieben, mit allen Ecken und Kanten.

Dass Elternliebe nicht aufhört, nur, weil man fehlbar ist.

Dass Ehrlichkeit immer siegt.

Dass kein Fehler unauslöschlich ist.

Dass eine Sache nicht richtig sein muss, nur weil alle anderen sie machen.

Dass man sich entschuldigen kann und die Sache wieder grade biegen kann.

Ich hoffe, das kann ich ihnen beibringen. Ich gebe mein Bestes. 

 

Foto: Pixababy

 

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