Mein Partner schaut durch mich als Frau hindurch, seit unsere Tochter da ist

Liebeskummer

Symbolfoto. Foto: pixabay

Mein Freund und ich (beide 37) sind seit sieben Jahren ein Paar. Vor vier Jahren kam unsere Tochter zur Welt, ein absolutes Wunschkind. Dass er kein „klassischer Gentleman“ ist, wusste ich schon immer. Gestört hat es mich nie, selbst ist die Frau und gleichberechtigt sowieso. Mir waren andere Dinge an ihm wichtiger: Verlässlichkeit, Witz, Spontanität und ein Blick für das Schöne im Leben. 

Doch gerade nach der Geburt eines Kindes wünscht sich jede Frau doch Unterstützung und Wertschätzung von ihrem Partner. Das Gegenteil war der Fall: Ich konnte dabei zusehen, wie er mich immer weniger als Frau und Partnerin wahrnahm. Ich fühlte und fühle mich zur Mutter und Alltagsmanagerin „degradiert“. Das geht nun seit vier Jahren so. Er ist ein guter Vater, hat ein halbes Jahr Elternzeit genommen und arbeitet wie ich bis heute Teilzeit, um sich ebenso um unsere Tochter zu kümmern. Mein Herz geht auf, wenn ich ihn im Umgang mit der Kleinen sehe. Er lässt mir Freiräume und Zeit für meine Hobbies. Aber ich als Frau mit Wünschen und Bedürfnissen existiere für ihn kaum noch. Eifersucht gegenüber meiner Tochter verspüre ich nicht, ich bin eher froh, dass die zwei sich so gut verstehen. Und trotzdem: Wo bleibe ich?

Gesehen werde ich, bzw. mein Tagewerk dann, wenn der Alltag nicht „läuft“: Wenn keine saubere Wäsche mehr im Schrank oder das Kind krank ist, Reparaturen am Haus fällig sind, die Frage nach dem Mittagessen ungeklärt oder das Toilettenpapier aus ist. Am schlimmsten ist für mich die Ablehnung in körperlichen Dingen. Sex findet seit Jahren nur wenige Male im Jahr statt, und dann auch nur auf meine Initiative. Nähe und Bestätigung sucht er dann, wenn er Sorgen hat, Sex aber nicht. Ich kann nicht mehr zählen, wie oft ich mir „einen Korb“ geholt habe.

Dabei lasse ich mich nicht gehen, ich bin wieder in Topform, gehe regelmäßig zum Sport und zum Friseur und kleide mich nach wie vor weiblich und attraktiv. Dennoch habe ich das Gefühl, er schaut einfach durch mich hindurch. Auf meine Frage nach dem Warum bekomme ich Vorwände: müde, zu wenig Zeit, Kopfweh, Kind könnte wach werden,… Fragen meinerseits nach dem, was er sich wünscht lässt er unbeantwortet.

Noch nie in meinem Leben habe ich mich so unattraktiv gefühlt wie in den letzten Jahren an seiner Seite, obwohl ich das wohl objektiv gesehen nicht bin. Aber dieses Gefühl als Frau und sexuelles Wesen, für den eigenen Partner unsichtbar zu sein, macht mich so unendlich traurig und vergiftet so langsam unser Zusammenleben. 

Für mich gehört ein gemeinsames erfülltes Sexualleben einfach zu einer guten Partnerschaft dazu. Ich habe ihm gesagt, dass meine Liebe zu ihm irgendwann sterben wird, wenn das Körperliche fehlt. Darauf beteuert er stets, dass sich etwas ändern wird und er es ja auch will. Geändert hat sich nichts.

Eine Paartherapie hat er abgebrochen, als der Therapeut ihm gesagt hat, er müsse sich erst einmal selbst darüber klar werden, was er will. Eine andere Frau schließe ich aus, ich wüsste nicht wann und wie da eine andere im Spiel sein könnte. Ich spüre wie die einstige Liebe, die mich mit ihm verband, jeden Tag ein bisschen mehr verschwindet.

Mein Wunsch war lange, dass er mich wieder als die Frau wahrnimmt, mit der er einst gern geschlafen hat. Inzwischen ist das anders: Wenn mich die Kraft verlässt, weiter für unsere Familie zu kämpfen, dann wünsche ich mir nur noch eines: Dass er der fürsorgliche Vater für unser gemeinsames Kind bleibt, der er heute ist.

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6 comments

  1. wow. dieser Text hätte von mir sein können. Mein Baby ist zwar erst 9 Monate alt, aber die Situation die Gleiche. Der Schmerz, das Gefühl unattraktiv und uninteressant zu sein, ich fühle es genauso. Und mit niemandem kann ich wirklich darüber reden. Wenn ich es versuche, heißt es nur, dann musst du ihn eben „verführen“. und wie oft ich das versucht habe…. wie oft ich weinend einschlafe, wegen all der Zurückweisung. ich fühle, wie ich in eine Depression rutsche vor lauter Verzweiflung. Jeder Versuch zu reden endet ohne jede Antwort.
    Ich wünsche dir (und mir) so sehr, dass es einen Ausweg gibt. Alles Gute!

  2. Hallo.
    Hier finden sich immer so tolle Artikel. Greifbar und aus dem wahren Leben. Danke.
    Ich kenne das auch. Leider bin ich schon wesentlich länger in diesem Leben gefangen und unzufrieden und möchte mich trennen.
    Bin gespannt ob und wie es anderen Frauen mit ähnlicher Situation geht.

  3. Nur eine Möglichkeit…. leidet Dein Partner an einer unentdeckten Depression?
    Da verändert sich ein Mensch sehr, aber ihm selber fällt das nicht auf und er kommt ohne Hilfe da nicht raus.
    Alles Gute!

  4. Mir geht es genauso. Wir haben zwei Kinder. Das erste Kind (17) hat einen anderen Vater. Es war schon schwer, meinen Partner zum Sex zu bewegen, als der gemeinsame Wunsch nachbeinem 2. Kind aufkam.
    Mittlerweile haben wir kaum noch Sex. Es ist wie eine WG mit dem Bruder. Ich mag meinen Mann, doch körperliche Anziehung ist immer weniger vorhanden. Scheinbar ist das Thema auch tabu. Immer höre ich nur, dass die Männer zuviel wollen. Mein Mann umarmt mich, gibt mir Küsse auf die Stirn, streichelt mir mechanisch den Rücken. Lust, Begehren? Fehlanzeige.
    Vor 2 Jahren hatte ich eine Affaire. Ich war endlich wieder als Frau sichtbar. Ich hatte soviel Sex. Es tat so gut. Seitdem das beendet ist, bin ich wieder allein mit meinem Mann, der nicht mit mir schlafen will. Er sagt, er schämt sich. Wofür sagt er nicht.
    Ich fühle mich einsam, allein und als Frau für ihn nicht präsent.

  5. Das könnte 1:1 meine Geschichte sein. Mit allen drumherum. Letztendlich haben wir uns getrennt, Leben im Wechselmodell, ich habe einen neuen Partner und bin glücklicher denn je. Ich hab irgendwann verstanden, dass sich eben nichts ändern wird, wenn nur ein Partner daran Interesse hat – zu einer funktionierenden Partnerschaft gehören eben Beide. Lange habe ich die Verantwortung für die Beziehung nur bei mir gesehen… Irgendwann hat es „Klick“ gemacht! Ich wünsche Euch – egal in welcher Konstelation – alles Gute!

    1. So ähnlich verlief meine letzte Beziehung auch. Nach der Geburt war ich als Frau unsichtbar, sondern nur noch „die Mutter“. So wurde ich auch teilweise genannt.
      Immer war er müde oder nicht in Stimmung. Aber aus mir machen könnte ich doch mal mehr oder mal was nettes anziehen. Hat aber auch nicht geholfen.
      erst als ich mich emotional von ihm entfernt habe, eine Affäre hatte, änderte sich etwas bei ihm. Da waren meine Gefühle aber nicht mehr stark genug.
      Paartherapie und viele Gespräche konnten Ende nicht mehr helfen, ich habe ihn nicht mehr geliebt und mich dann vor knapp 3 Jahren getrennt.

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