Queere Familie: Endlich ist das so ersehnte Geschwisterkind da!

Queere Familie

Ihr Lieben, ihr und wir lieben Updates – und deshalb fragen wir regelmäßig bei Familien, über die wir schon mal berichtet haben, nach, ob es was Neues gibt. Bei Maria, die mit ihrer Frau und ihrem Sohn, als queere Familie in Berlin lebt, gibt es tatsächlich sehr schöne News: Es gibt seit einigen Monaten ein Geschwisterkind. Danke für das erneute Interview, liebe Maria!

Liebe Maria, bei unserem letzten Interview hattet ihr einen Sohn, nun ist eure Familie gewachsen. Erzähl doch mal.

Ich habe das Kind (Tochter, jetzt 4,5 Monate alt) erneut ausgetragen. Meine Frau wollte nach wie vor keine Schwangerschaft austragen, also habe ich das erneut gemacht. Sie kam am 1.3. zur Welt, per Kaiserschnitt wie ihr Bruder. Ich hatte erneut trotz Einleitung nur unproduktive Wehen, so war das leider die einzige Möglichkeit. Nach über 24 Stunden war sie endlich da.

Leider war der Weg zum zweiten Kind nicht ganz einfach, es gab mehrere Fehlgeburten, richtig?

Ja, ich hatte zwischen den Kindern drei Fehlgeburten. Auf „natürlichem Weg“ (in unserem Fall meine ich damit Insemination zu Hause, Sex mit dem Kindsvater hatte ich nie) kann ich laut Kinderwunschklinik kaum gesunde Kinder austragen, da sowohl Eizellen als auch Sperma stark beeinträchtigt sind und somit eine Vorauswahl getroffen werden muss. Die moderne Reproduktionsmedizin hat da glücklicherweise Möglichkeiten. 
Ich wollte trotz der 3 Fehlgeburten nicht aufgeben. Der Wunsch nach einem zweiten Kind war sehr stark, die Familie hat sich für mich unvollständig angefühlt. 

Was haben diese schmerzlichen Verluste mit euch als Paar gemacht? 

Wir haben sehr getrauert, besonders beim ersten Mal, da es sich so sehr nach einem Wunder angefühlt hat, das dann einfach verschwunden ist. Ich habe es in der Notaufnahme erfahren, dort war ich aufgrund starker Krämpfe. Kein Herzschlag, nur Leere. In den kommenden Wochen haben wir gemeinsam viel geweint, viele Serien gestreamt, viel geredet. Eigentlich wollte meine Frau danach nicht weiter machen, ich habe aber nicht locker gelassen.

Es folgten 2 weitere „natürliche“ Fehlgeburten, eine negative ICSI und schließlich der allerletzte Versuch, der noch finanziell möglich war. Ich habe im Alleingang einen Kredit aufgenommen und bin nochmal zur Klinik, habe den Kindsvater ins Boot geholt und durchgezogen. Und es hat geklappt. Heute sind wir alle sehr glücklich, dass es doch noch funktioniert hat.  Zwei gesunde Kinder sind ein Geschenk. Da sind die Kosten (insgesamt 32.000 für uns als Selbstzahler) fast Nebensache. 

Wie habt ihr die Veränderung von 1 auf 2 Kinder wahrgenommen?

Schwierig, wie bei allen Eltern schätzungsweise. Mehr Aufwand, mehr Organisation, weniger Platz in der kleinen Wohnung. Unser Sohn macht sich gut als großer Bruder, er liebt seine Schwester abgöttisch und hilft für seine drei Jahre sehr gut mit. Als Paar haben wir im Moment natürlich wenig Zeit und müssen viel organisieren, um mal ein paar Minuten für uns zu haben. Aber das wird auch wieder anders, wenn die Kleine größer wird und vor allem mich nicht mehr so viel braucht. 

Es gibt ja auch einen leiblichen Papa, der eine aktive Rolle spielt. Wie genau teilt ihr Betreuung und Pflichten auf?

Er holt seinen Sohn meist einen Tag pro Woche, seit er ungefähr 1,5 Jahre alt ist (vorher konnte sich unser Sohn nicht trennen und sein Vater konnte ihn nur für wenige Stunden mitnehmen oder bei uns zuhause mit ihm spielen). Inzwischen übernachtet unser Sohn auch bei seinem Vater und fährt mit ihm in den Urlaub. Manchmal übernimmt sein Vater manchmal das Abholen aus der Kita. Seine Tochter hat er auch bereits stundenweise abgeholt. 

Sonst liegen alle Erziehungspflichten bei uns, so ist es vereinbart. Wir sind die (Haupt)Eltern, er kommt als „Bonus“ dazu. Schätzungsweise wird er aber künftig mehr involviert werden, wenn beide Kinder älter werden und von sich aus Kontakt einfordern. 

Mal ganz aktuell: Was macht das mit euch als queere Familie, wenn es z.B. so viele Diskussionen um die Regenbogen-Flagge auf dem Bundestag gibt?

Das ist schwierig für uns. Wir beobachten die Gesellschaft mit Sorgen, hauptsächlich sorgen wir uns um unsere Kinder. Werden sie so angenommen, wie sie sind? Müssen sie sich irgendwann rechtfertigen, vielleicht sogar schämen oder ihre Eltern verschweigen? 
Diese Diskussionen zeigen leider immer noch, dass wie für manche Menschen Bürger zweiter Klasse sind – gerade so und netterweise geduldet, aber nur, wenn man uns möglichst nicht wahrnimmt, wenn wir nichts fordern, wenn wir bitte auch keine Kinder bekommen. Das lese ich leider immer wieder. 

Was wünscht ihr euch für eure Familie noch in diesem Jahr? 

Eine größere Wohnung! In Berlin ist das wahnsinnig schwer, gerade 4-Zimmer-Wohnungen sind sehr rar, bezahlbare erst recht. Vielleicht haben wir ja dennoch Glück und können eine finden.

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