Think positive: Die schönen Seiten von Kinderkrankheiten

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Und hinter mir sitzt einer und baut eine Stadt. Mein Home Office befindet sich im Zentrum der Wohnung – im Wohnzimmer. So spielen wir hier grad Vereinbarkeit. Mama arbeitet am Compi, Kind liegt auf dem Sofa, hört CDs oder setzt sich mal auf den Teppich hinter mir – und baut mit Holzklötzen Städte. Zwischendurch liegen wir übereinander. Oder snacken zusammen. Tag Sieben im entschleunigten Leben durch Krankheit. Klingt doch fast schön, oder?
Es war nicht immer so. Es gab Zeiten, in denen ich morgens ängstlich aufwachte und erstmal Kinder-Stirnen fühlte – schon wieder einer heiß? Ich erinnere mich an ein Jahr, in dem wir nicht einmal zwei Wochen am Stück ohne Kinderfieber hatten. Bei drei Kindern überträgt sich eben auch schnell mal etwas.
Mit dem Umzug aufs Land, mit der Einschulung änderte sich das. Und die Krankheiten wurden vom Dauernzustand zur Randerscheinung. Eben normal. Nur ab und zu
mal bei ansonsten bester Gesundheit.
Letzten Mittwoch begann das Fieber. Nur bei einem Kind – fast schon Luxus. Ein Kind, das sich ansonsten in einem engen Familienverbund bewegt, hat plötzlich die Mama nur für sich. Weil die Mama zu Hause arbeitet.
Natürlich ging es ihm in den ersten Tagen immer mal wieder schlecht. Alles tat weh. Er war schlapp. Aber statt zu jammern, schlief er einfach dauernd und war danach wieder kurz gut drauf. Schwach, aber fröhlich.

Es ist eine komische Krankheit, nur Fieber, sonst keine Symptome. Der Kinderarzt lachte nur, als ich fragte, ob das vielleicht mit den Backenzähnen zusammenhängen könnte – wie bei Babys, die die ersten Zähne bekommen. Nee, irgendein Infekt.

So ein Infekt ohne Schmerzen, dachte ich dann, kann auch etwas Entspannendes haben.

Raus aus dem Stresstrott des Alltags, nicht pünktlich in der Schule sitzen, sich nicht mit den Mitschülern messen müssen, kein schnelles Mittagsessen-Hausaufgaben-Hobby-Durcheinander. Einfach sein. Morgens ausschlafen. Im Schlafanzug runter kommen. Erstmal kuscheln, auf dem Sofa. Aufeinander liegen, Wange an Wange, warm an warm, sich gegenseitig schnuppern und schmiegen.

Am Nachmittag weniger Streit durch Schwäche. Endlich eine Hierarchie zwischen den Zwillis (einer stark, einer schwach), die Rollen mal klar verteilt. Gegenseitige Fürsorge, Entschleunigung und die Exklusivzeit zwischen Mama und Kind, in der man sich nah kommt und genießt.

Natürlich rotiere ich, weil die Sommerferien bevorstehen und vorher noch so viel erledigt werden muss. Aber als ich heute morgen um drei Minuten vor acht mit meinem Sohn so da lag, aufeinander, auf dem Sofa und zu meinem Mann sagte: "Ach ja, gestern hatte ich schon fünf Dinge geschafft bis acht Uhr", da sagte er: "Heute auch! Du hast Zeit mit Deinem Kleinsten verbracht und ihm den Kopf gestreichelt."
Das Wichtigste.
Das, was zählt.
<3

 

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4 comments

  1. So ging´s uns auch
    Hallo,
    zu dieser Geschichte kann ich auch was beitragen: vor einigen Jahren hatte mein Sohn, damals 5 Jahre alt, eine heftige Magen-Darm-Geschichte. Irgendwann war er so geschwächt, dass er nicht mal mehr trinken mochte, so dass uns der Arzt schließlich ins Krankenhaus überwies.
    Und dort – so komisch es klingt – hatten wir beide eine schöne, entspannte Zeit: er kam an den Tropf und wurde aufgepäppelt, und mit jedem Tag wurde er wieder munterer und wacher. Und wir haben die Tage im KH irgendwie genossen – wann hat man soviel Zeit füreinander? Vorlesen, ratschen, dann wieder eine Runde schlafen, Besuch von Papa und Schwester, …

    Und zu guter Letzt: Dankbarkeit für unser Gesundheitssystem. Ich kam dann schon ins Grübeln – in einem anderen Land, oder in einer Zeit vor 50 oder 100 Jahren bei uns, wäre mein Sohn jetzt vielleicht nicht mehr am Leben.

  2. Sehr schön geschrieben!
    Es ist gut, solche Dinge auch mal aus einer anderen Perspektive zu betrachten 🙂

    Trotzdem wünsche ich gute Besserung fürs Kind!

    Liebe Grüße, Biene
    {klitzekleinedinge.com}