Traumatische Schwangerschaft und Geburt: Wo bekomme ich Hilfe?

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Mein Name ist Tina, ich brauche mal eure Hilfe. Meine Schwangerschaft ist ziemlich katastrophal verlaufen. Ich musste mich fast durchweg bis zu 10 Mal am Tag übergeben. Ich hatte Schwangerschaftsdepression, Karpaltunnelsyndrom durch Wassereinlagerungen, musste Blutzucker messen, und ab der 30. Woche musste ich liegen, weil der Muttermund verkürzt war.

Dann wurde „Insertio velamentosa“ festgestellt, der Ansatz der Nabelschnur befand sich also an der Eihaut statt an der Plazenta. Bei einer spontanen Geburt wären mein Baby oder ich vermutlich gestorben. Deshalb wurde unser Sohn 35+1 per Kaiserschnitt geholt. Er hatte Atemprobleme, ich konnte ihn erst drei Stunden später in einem Inkubator sehen, insgesamt lag er noch drei Wochen auf der Station.

Heute ist der Kleine sechs Monate alt, es geht ihm gut. Aber bei mir hat das alles Spuren hinterlassen. Mich überkommt oft eine schlimme Traurigkeit, dass ich in dieser Schwangerschaft „nicht gut genug“ war. Oder ich bekomme Panik, weil alles noch viel schlimmer hätte ausgehen können.

Kurz gesagt: Ich muss das aufarbeiten. Aber ich weiß gar nicht genau wo ich Hilfe finde und ob das überhaupt was bringt. Daher meine Frage: Hat sich jemand nach so einer Schwangerschaft/Geburt Hilfe geholt und kann mir davon berichten? Ich wäre sehr dankbar dafür.


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13 comments

  1. Liebe Tina,
    meine Tochter wurde bei ihrer Geburt schwer verletzt und hat eine körperliche Behinderung davon zurück behalten. Mein Mann und ich wurden am Tag nach der Geburt vom Oberarzt gefragt, ob wir mit der Klinikpsychologin sprechen wollen. Das haben wir gerne in Anspruch genommen und ich konnte dann auch nach mehreren Gesprächen direkt bei der Psychologin eine Therapie beginnen. Das war richtig gut und hat mir sehr geholfen, das alles zu verarbeiten. Ich weiß aber nicht, ob es so eine Unterstützung im jedem Krankenhaus gibt. Aber vielleicht kann das Krankenhaus dir bei der Suche helfen. Oder du fragst bei deiner Krankenkasse nach.
    Ich wünsche dir alles Gute!
    Liebe Grüße
    Steffi

  2. Liebe Tina,
    eine erste Anlaufstelle ist das Hilfetelefon nach schwieriger Geburt. Die Beraterinnen dort sind alle auf das Thema Schwangerschaft und Geburt spezialisiert. Sie hören dir zu und schauen gemeinsam mit dir, wie es weitergehen kann, welches Hilfsangebot zu dir und deiner Situation passt.

    Weitere Infos findest du auf https://hilfetelefon-schwierige-geburt.de/ (ebenfalls als @hilfetelefon_schwierige_geburt auf Instagram und Facebook)

    Die Beratungszeiten sind Mittwoch von 12 bis 14 Uhr und Donnerstag von 19 bis 21 Uhr unter 0228 9295 9970.

    Es ist schon ein großer Schritt, dass du hier diese Frage stellst und dich auf den Weg machst! Alles Gute für dich und deine Familie!!!

  3. Liebe Tina, in den bisherigen Kommentaren sind schon viele gute Tipps gegeben worden, vielleicht findest du aber auch hier etwas Passendes:

    Auf der Seite https://schatten-und-licht.de/ gibt es unter „Hilfsangebote“ eine Liste mit Fachleuten und Beratungsangeboten für Frauen u.a. nach traumatischen Geburten.

    Eine weitere Anlaufstelle könnte das „Netzwerk Frühe Hilfen“ sein, das Eltern von Babys und Kleinkindern Hilfe bei allen möglichen Schwierigkeiten bietet (https://www.elternsein.info/fruehe-hilfen/suche-fruehe-hilfen/).

    Ich bin nach einer ebenfalls traumatischen Geburt in eine postpartale Depression gerutscht, die zu lange unerkannt blieb. Als es mir immer schlechter ging, habe ich bei der Frühen Hilfe in meiner Stadt angerufen und innerhalb weniger Tage schnell und unkompliziert Hilfe erhalten. Die Mitarbeiterin hat mir eine Therapeutin und eine Familienhebamme vermittelt (die kommen bei Bedarf, zum Beispiel in psychischen Notlagen, bis zu einem Jahr nach der Geburt und werden nicht über die Krankenkasse sondern das Hilfsnetzwerk abgerechnet).
    Was ich noch als wichtig erlebt habe: Bei der Wahl der Psychologin oder Therapeutin gut auf das eigene Bauchgefühl hören! Ich habe einmal gewechselt, weil es mit der ersten nicht gepasst hat. Danach habe ich eine Therapeutin gefunden, die auf traumatische Geburten spezialisiert ist und dort habe ich mich endlich gut aufgehoben gefühlt.

    Von einer Bekannten weiß ich, dass sie sich Hilfe bei einer Cranio-Sakraltherapeutin geholt hat (die sind auch oft auf Traumata spezialisiert).
    Manchmal bieten auch Hebammenläden oder Geburtshäuser Selbsthilfe-Gesprächsgruppen für Frauen mit traumatischen Geburtserfahrungen an oder arbeiten mit entsprechend spezialisierten Therapeut:innen zusammen.

    Ich hoffe, dass du schnell die Hilfe findest, die dir gut tut. Alles, alles Liebe für Dich!

  4. Hallo Tina, mir ging es ganz ähnlich wie dir – auch wenn im Nachhinein alles gut scheint, ist es das nicht. Ich habe die Krise kurz vor dem ersten Geburtstag des Kindes (meines 3.) bekommen und bin dann zu einem Familienzentrum in Frankfurt am Main gegangen, wo so eine Gesprächsrunde für traumatische Erfahrungen rund um die Geburt angeboten wurde. Das war krass, hat aber sehr geholfen (und danach, seit mittlerweile 5 Jahren, immer mal wieder Psychotherapie). Vor allem, dass da so etwas wie Solidarität gelebt wurde, fand ich toll.
    Alles Gute und dran bleiben! Jutta

  5. Liebe Tina, auch meine erste Geburt war ein Kaiserschnitt, der mich nachhaltig traumatisiert hat und der eine postpartale Depression folgte. Ich habe lange nach Hilfe gesucht und dann eine Gesprächstherapie gemacht. Insgesamt über zwei Jahre. Nach der Geburt meines zweiten Kindes habe ich noch eine 5-wöchige Reha gemacht, die mir sehr sehr geholfen hat. Vor allem, weil ich gesehen hab, dass es Leute gibt, denen es genauso geht. Bei Posttraumatischen Belastungsstörungen kann ich auch EMDR empfehlen, eine spezielle Traumatherapie, die schnell zu Erfolgen führt. Manche Therapeuten haben eine entsprechende Qualifikation. unter http://www.emdria.de oder http://www.emdr.de kann man nach solchen suchen. Ansonsten hilft reden, reden, reden…

    1. Liebe Jule,
      Vielleicht hast du schon was gefunden. Falls nicht: Ich biete meine Hilfe an, denn ich arbeite (online) mit Frauen, denen es so ähnlich ergangen ist wie dir.
      Ich bin/war selbst betroffen von einer solchen Geburtserfahrung und bin daher ganz nah dran 💓

      Wenn du möchtest, kontaktiere mich unter info@martinawolf.com und wir können uns in einem ersten Gespräch kennenlernen. Schauen, ob wir zusammen passen und wie ich dir helfen kann.

      Ich wünsche dir alles Liebe!
      Von Herzen
      Martina

  6. Hallo. Erst einmal freut es mich zu hören, dass es eurem Sohn gut geht. Ich selbst hatte eine schreckliche Geburt und muss das ganze für mich aufarbeiten, da ich in die Wochenbettdepression gefallen bin. Mir wurde von meiner Hebamme Adressen von Traumapsychologen gegeben, die auf Geburtstrsumata/Schwangerschaftstraumata spezialisiert sind. Dort habe ich jetzt Termine und kann alles aufarbeiten. Auch hat mir geholfen das Geburtsprotokoll zu lesen. Ich wünsche dir viel Glück.

  7. Hallo, ich hatte auch eine schwierige Schwangerschaft (starke Blutungen, langes Liegen, sehr viel Angst, da ich davor eine Fehlgeburt hatte) und eine traumatische Geburt. Dachte danach meinem Sohn geht es gut, dass heißt es wird alles gut, aber mir ging es überhaupt nicht gut. Ich finde es toll, dass du erkannt hast, dass du Unterstützung brauchst! Ich habe, als mein Sohn 6 Monate alt war, mit einer Psychotherapie begonnen um alles aufzuarbeiten, und obwohl es sich anfangs komisch angefühlt hat, war es eine der besten Entscheidungen meines Lebens! Ich kann dir nur empfehlen diesen Schritt zu wagen, damit es dir besser geht und du dein Mama-Sein ohne Traurigkeit und Angst genießen kannst! Und ich kann aus eigener Erfahrung den Spruch „Eine Psychotherapie ist ein Geschenk an sich selbst“ bestätigen! Ich wünsche dir alles, alles Gute❤️

  8. Liebe Tina, auch ich hatte eine sehr traumatische Schwangerschaft, die zum Glück ein gutes Ende nahm. Trotz allem habe auch ich sehr lange noch unter dieser Erfahrung gelitten. Leider konnte ich mich nie überwinden mir professionelle Hilfe zu holen, und habe irgendwie alles mit mir selbst ausgemacht. Nun sind 7 Jahre vergangen und wir hatten das große Glück noch eine, zwar nicht unbeschwerte aber doch unkomplizierte Schwangerschaft erleben zu können. Dies zu genießen fiel mir jedoch vorallem am Anfang sehr schwer und ich hatte große Angst das alles noch einmal passieren könnte.
    Gerade wenn du dir noch ein Kind wünschst und vielleicht nicht so lange warten willst wie wir würde ich dir raten einen Therapeuten/Pschologen zu kontaktieren. Ich könnte mir vorstellen dass eine Gesprächstherapie helfen könnte. Viel Kraft dafür und alles Gute!!

  9. Hallo. Das tut mir sehr leid für dich. Ich habe auch sehr unschöne Erfahrungen in den Schwangerschaften gemacht. Es gibt psychologische Beratungsstellen von der Kirche und auch nicht konfessionelle Hilfe, die auch nichts kostet und die dir bestimmt wegweisend zur Seite stehen kann. Auch kann dir eine Mutter Kind Kur womöglich helfen, das alles zu verarbeiten. Ich würde mit dieser Kur aber noch warten, bis dein Kind größer ist.
    Ich wünsche dir alles Gute!

  10. Ich hatte in meiner ersten Schwangerschaft keine Probleme, die jetzige zweite ist jedoch ein anderes Kaliber. Generell kann ich dir keinen Tipp geben, außer dir zu sagen:

    Du hast nicht versagt oder warst nicht „nicht gut genug“! Dein Körper hat nicht so funktioniert, wie man es sich wünscht, das kam schon immer überall auf dieser Welt in allen möglichen Zeiten vor. Diese schlimme Erfahrung, die du durchleben musstest, hat mit dir als Person nichts zu tun. Du bist gut, so wie DU bist und nicht, wie dein Körper zu dieser Zeit agierte.

    Ich wünsche dir viel Kraft und dass du es schaffst, diese Situation zu verarbeiten und du das, was war, als Vergangenheit siehst, welche du nicht ändern kannst und dich auf die Zukunft mit deinem Baby freust.

  11. Hallo Tina! Du solltest Dir dringend Hilfe in Form einer Psychotherapie suchen. In manchen Städten gibt es extra Anlaufstellen für psychische Erkrankungen rund um Schwangerschaft und Geburt. In Bonn zum Beispiel an der Uniklinik in der Frauenklinik eine gynäkologische Psychosomatik. Vielleicht können Hebamme oder Frauenärztin bei der Suche weiterhelfen. Alles Gute für Dich!

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