„Und Ihr so?“ Heute bei FRIDA, die bald mit Mann und Zwillingen auswandert

frida1

In unserer „Und Ihr so?“-Fragereihe geht es uns darum verschiedene Familien mit verschiedenen Lebensmodellen und verschiedenen Ansichten und verschiedenen Vorlieben vorzustellen. Wie schön, dass wir hier so viele unterschiedliche Menschen vorstellen können!  

Wer seid Ihr? Wir sind Familie Petersen: Frida (30) und Hans (34) mit Emil und Anton (2), unsere Zwillinge, die seit 2012 unser Leben auf den Kopf stellen. Wobei ich mir ehrlicherweise momentan nicht sicher bin, ob sie nun unseres oder doch eher wir ihr Leben auf den Kopf stellen.

Was heißt für Euch Heimat? Das ist eine gute Frage. Hans ist in München geboren, in München aufgewachsen, hat in Bayern studiert und ist dann wieder nach München gezogen – ich würde also behaupten, dass seine Heimat München ist. Ich bin da anders. Ich habe natürlich eine Heimat, das kleine Dorf in dem ich aufgewachsen bin, was meine Kindheit geprägt hat. Aber dort ist auch nichts mehr wie damals – und meine Freunde von früher leben ebenfalls überall – nur nicht mehr dort. Seit ich mit 18 Jahren ausgezogen bin, zieht es mich alle zwei Jahre woanders hin, ich bin schon 11 Mal umgezogen und habe 5 mal die Stadt gewechselt. Bald wollen wir das Land wechseln, den Kontinent sogar. Heimat bedeutet für mich nicht einen spezifischen Ort, sondern es sind eher die Menschen, mit denen ich den Begriff Heimat verbinde. Es gibt Freunde, die sehe ich nur alle fünf Jahre, aber ab der ersten Sekunde bin ich bei ihnen zu Hause. Andere Leute sehe ich jede Woche und fühle mich nicht wohl. Für mich ist Heimat eher ein Gefühl als ein Ort.

Wie wohnt Ihr? Wir wohnen in so einem Mittelding aus Städtchen und Dorf, am Ortsrand einer 14.000 Seelen Gemeinde. Wir fühlen uns in unserem Mietshaus mit kleinem Garten und Blick auf den See seit gut zwei Jahren sehr wohl,  auch wenn wir schon wieder dabei sind, Kisten zu packen. Die Kinder können aus der Terassentür ins Freie und spielen, wir haben einen enormen Freizeitwert. Andererseits pendelt Hans seit unserem Umzug täglich, bei jedem Wetter, mit dem Rad zum Banhof, mit dem Zug nach München, mit dem Rad ins Büro – und abends zurück. Pro Fahrt gehen da (ohne Verspätungen im Bahnverkehr) gut 60-80 Minuten bei drauf. Das strengt an. Und kostet Zeit, die er lieber mit den Kindern verbringen würde.

Wie hat sich Eure Wohnsituation verändert seit Ihr Kinder habt? Komplett. Von 3 Zimmer Küche Bad mit Balkon an der dreispurigen Straße in Schwabing zum Haus mit Garten, Garage, Keller und allem, was dazu gehört in Oberbayern.

Was tut Ihr vormittags? Wir frühstücken alle gemeinsam, dann fährt Hans zur Arbeit. Die Kinder und ich sind vormittags-faul und verlegen die meisten Aktivitäten außer Haus lieber auf den Nachmittag. Wir spielen im Garten, wir spielen im Wohn- oder Kinderzimmer oder lesen Bücher. Wir genießen ein zweites Frühstück und ein frühes Mittagessen bevor wir uns nochmal hinlegen. Da unsere Nächte unruhig und schlecht sind (seit der Geburt konstant schlecht) schlafe ich meist mittags immer noch mit, damit ich nicht zusammenklappe. Kita oder Krippe haben wir bisher vermieden, auch wenn mich das viel Kraft kostet – ich fange jetzt erst langsam an, mich lösen zu können und mir vorzustellen, sie von jemand anderem betreuen zu lassen. Ich bin halt eine Glucke 😉

Und nachmittags? Montag Nachmittag ist Kinderturnen. Da gehen wir seit neustem mit unseren Babysitter-Zwillingen Julia und Sophie hin, damit Emil und Anton sich auch mal mit anderen Bezugspersonen anfreunden – und ich in Ruhe zwei Stunden in der Woche ein Buch lesen oder Kaffee trinken kann.  Ansonsten sind wir viel auf dem Spielplatz, verabreden uns mit gleichaltrigen und / oder gehen spazieren.  Was man eben mit grade zwei Jahre alten Zwillingen so macht.

Vereinbarkeit: Wie glücklich seid Ihr mit der Situation? Wir sind glücklich. Und wir sind dankbar über unsere Kinder und alles, was wir haben und erreicht haben. Wir sind aber auch – einfach ausgedrückt – ziemlich platt. Und ehrlicherweise sind wir nicht total erfüllt mit dem, was wir machen, da wir es derzeit (jeder für sich) ausschließlich machen. Ich bin 24/7 zu Hause mit den Kindern und kümmere mich um den Haushalt. Hans arbeitet wie ein Verrückter, damit ich zu Hause bleiben kann und wir uns das alles leisten können. Das sorgt aber dafür, dass er die Kinder kaum sieht und ich sie nur noch sehe. Was nach zwei Jahren an meinen Nerven, meiner Kraft und meiner Geduld zerrt. Ich würde gern wieder arbeiten, was hier in der Region aber nahezu unmöglich ist. Zwei Vollzeitstellen in München und die Kinder in der Ganztags-Krippe auf dem Land – ist auch nicht unser Wunsch. Halbtags zu arbeiten mit Zwillingen in der Krippe ist finanziell gesehen ein Draufzahler. Und irgendwann kam der Moment, in dem wir eingesehen haben, dass wir so nicht weitermachen wollen. Und deshalb (Vorsicht, ab jetzt wird’s verrückt) ändern wir 2015 radikal alles! Ich bin auf Jobsuche, Hans wird nochmal an die Uni gehen und einen Masterstudiengang belegen. Die Kinder kommen im November in den Kindergarten der Uni und mein Mann wird Student, Vater und Hausmann und ich der Brotverdiener. Alles neu, alles anders – ob alles besser wird werden wir sehen. Ein i-Tüpfelchen hat das Ganze noch, wenn nicht überhaupt einen dicken fetten Punkt: Wir machen das alles in Neuseeland.

Was bedeutet Gleichberechtigung für Dich? Gleichberechtigung ist ein großes Wort. Ich weiß auch gar nicht, ob es mir so wichtig ist. Ich finde es (innerhalb der Familie) nicht nötig, dass jeder gleichen Teils QUANTITATIV zu seinem ‚Recht‘ kommt: Nicht jeder hat die gleichen Ansprüche an verschiedene Dinge wie ein anderer, daher ist das Prinzip der ‚Gleichheit‘ vielleicht gar nicht immer so nötig. Manche Leute brauchen zum Beispiel viel Zeit für sich alleine, andere nutzen die Zeit lieber mit Freunden oder mit Familie. Ausgeglichen gleich viel machen oder tun kann man doch ohnehin nicht, das funktioniert nur generalstabsmäßig. Und welche Familie ist schon generalstabsmäßig. Gleichberechtigung sollte aber zumindest in soweit bestehen, als dass sich jeder QUALITATIV gleich wohl und geborgen, sich anerkannt und gestützt, respektiert und unterstützt fühlt. Ist das gewährleistet, ist es letztlich egal, wer dreimal öfter das Bad geputzt hat, wer wessen Geld ausgibt und wer was geleistet hat. Die gegenseitige Anerkennung ist das, was zählt.              

Was ist etwas, mit dem Du nie gerechnet hast bevor Du Mutter wurdest? Puh. Das… ALLES … anders wird. Dass es eigentlich NICHTS gibt, was ist oder bleibt wie vorher. Und dass ich vorher eigentlich noch nicht wusste, was wahre Liebe bedeutet. 

Inwiefern würdet Ihr Euer Leben optimieren, wenn Ihr könntet? Siehe oben – wir sind schon voll dabei! Wir möchten optimieren und wir glauben zu können. Ob’s klappt werden wir sehen.

Was ist Euch als Familie wirklich wichtig? Wirklich wichtig sind wir vier. Als Vater, Mutter, Kinder, Eltern, Ehepartner, Freunde. Seelenverwandte. Blutsverwandte. Egal wo, wie oder wann. Eine Familie.W

Weitere wundervolle Geschichten aus dieser Familie gibt´s bei Frida im Blog Der kleine Muc².

15da510c5d3b4392bc535f1b3e08324e

Du magst vielleicht auch