Aber Mama, alle anderen dürfen doch auch…

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Ihr Lieben, zuerst einmal ein gutes neues Jahr Euch allen! Viel Glück, Gesundheit und Freude – und auf dass sich einige der Dinge erfüllen, die Ihr Euch wünscht. Wir hoffen, Ihr hattet schöne Feiertage und habt die Familienzeit genossen. 

Hinter uns liegen fast zwei Wochen Ferien, es war eine intensive Zeit – auch mit den Kindern. Wir hatten viel Spaß, aber auch viele Diskussionen. Denn die Kinder waren in der letzten Zeit oft bei Freunden, weil zu Hause wegen des Umzugs Chaos herrschte. Wenn Kinder in anderen Familien zu Gast sind, entdecken sie natürlich auch, dass es in anderen Familien anders zu geht. Dass dort andere Regeln herschen, dass es andere Traditionen gibt und andere Eltern strenger oder weniger streng sind. Das erweitert den Horizont, stellt aber auch so manches in der eigenen Familie in Frage. Warum ist das bei uns so, wenn es doch bei Romy so ist? Warum darf Leo das und ich nicht? Abends gab es deshalb bei uns oft Erklärungsbedarf. 

Eins der großen Themen bei meiner Tochter ist gerade der Süßigkeiten-Konsum. Oder eher: Wo und wann darf genascht werden? 

Bei uns werden Süßigkeiten in einer Schale in der Küche gelagert, meine Kinder dürfen sich dort nach dem Mittagessen etwas aussuchen. Während der Feiertage haben wir zudem am Nachmittag immer eine Kaffeestunde gehalten – wir haben eine Kerze angezündet, saßen zusammen, haben Tee oder Kaffee getrunken und Plätzchen gegessen. Ihr merkt: Wir sind kein zuckerfreier Haushalt. ABER: Der Zugang zu Naschzeug ist eben durch uns Eltern kontrolliert. 

Freunde meiner Kinder aber dürfen Süßigkeiten auf ihren Zimmern lagern. In einer Familie bekommt beispielsweise jedes Kind am Anfang der Woche eine gewisse Menge, die sie sich selbstständig einteilen dürfen. Das funktioniert laut den Eltern auch ganz gut – heißt also, das Kind stopft nicht alles am ersten Tag in sich hinein. 

Die Vorstellung einer eigenen Süßigkeitenbox im Zimmer findet meine Große toll. Ich hingegen nicht. Das hat nicht mal etwas mit fehlendem Vertrauen zu tun, ich sehe nur nicht den Sinn dahinter, warum eine Siebenjährige und ein Dreijähriger Süßigkeiten im Zimmer haben sollte. Wie gesagt: Es gibt bei uns Schokolade und Co – aber eben unter meiner Aufsicht. 

Zunächst dachte ich, dass wir es vielleicht auch einfach mal ausprobieren sollten – kam dann aber wieder davon ab. Ganz einfach, weil ich nicht möchte, dass bei uns irgendwas geschieht, nur weil es woanders so ist. In jeder Familie gelten eigene Regeln, jede Familie fühlt sich mit anderen Dingen wohl. Sollte ich merken, dass eine Situation nicht mehr stimmig ist, würde ich sie ändern. Der Antrieb dazu müsste aber aus uns selbst heraus kommen – ich möchte niemand kopieren. 

Ich weiß selbst noch, dass mein liebster Satz früher war: "Alle anderen dürfen aber auch!" – und mein Vater sagte damals oft: "Wenn alle anderen aus dem Fenster hüpfen, musst du noch lange nicht hüpfen." Das ist natürlich etwas sarkastisch, aber es steckt auch Wahrheit darin. Wir Eltern sollten uns klar darüber sein, wie wir unsere Kinder erziehen wollen, was uns wirklich wichtig ist. Und wir sollten gar nicht so viel nach rechts und links gucken. Klar kann man sich von anderen Eltern inspirieren lassen, aber am Ende muss man für sich selbst wissen, was sich gut oder eben nicht gut anfühlt. 

Es gibt so viele Themen, bei denen wir uns in Zukunft überlegen müssen, wie wir damit umgehen. Ab wann bekommen die Kinder ein eigenes Handy? Ab wann Ohrlöcher? Wie lang dürfen die Kinder abends auf Partys? Wie viel Taschengeld finde ich angemessen?

Es ist und bleibt ein Ausprobieren, nichts ist in Stein gemeißelt, Prinzipien können überdacht werden. Und doch muss eins stimmen: Das eigene Bauchgefühl. 

Ich habe lange mit meiner Großen über die Süßigkeitenbox gesprochen. Ihr erklärt, warum ich das anders mache. Sie fand es nach wie vor nicht toll, aber ich glaube, sie konnte es nachvollziehen. Auch das gehört wahrscheinlich zu Erziehung dazu: Mal Entscheidungen zu treffen, die unpopulär vor den Kindern sind. 

Elternschaft ist und bleibt ein Abenteuer – auf dessen Weg wir alle wachsen. Ich bin so gespannt, was das neue Jahr bringt. Langweilig – soviel ist klar – wird es bestimmt nicht!

 

 

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3 comments

  1. Süssigkeitenbox
    Die Idee mit der Süßigkeitenbox finde ich aus verschiedenen Gründen nicht so gut. Wenn die Kinder zum Beispiel abends nach dem Zähneputzen naschen, oder vor den Mahlzeiten, und dann keinen Hunger mehr auf „richtiges“ Essen haben. Ansonsten finde ich auch: jeder hat seine eigenen Regeln. Außer natürlich wenn es um Gewalt geht.

    1. Falsch gelesen?
      Aber sie schreibt doch, dass die Kinder nach dem Mittagessen dort was aussuchen können? Somit ist ja die Mahlzeit schon im Bauch 😉
      Und ich denke auch, dass sie drauf achtet, dass die Kinder nicht mehr nach dem Zähne putzen noch was essen, meistens ist das ja eh Zähne putzen und Zack ins Bett, da turnt bestimmt keiner noch ne Std rum in der Bude xD

  2. Einhaltung der Regeln und Ausnahmen, die die Regel bestätigen.
    Super! Genauso sehe ich das auch. Meine Kinder fragen oft, warum sie nicht dürfen, was Kind XY darf. Egal ob Süßigkeiten, Ohrlöcher, etc. Ich antworte, dass jede Familie ihre eigenen Regeln hat und dass das auch gut ist. Auch der Kindergarten hat andere Regeln als wir. Ich erkläre den Kindern. dass für sie im Kindergarten die Regeln des Kindergartens zählen, auch wenn es bei uns anders ist. Sie dürfen dort einige Dinge mehr, andere Dinge weniger als bei mir zu Hause. Jeder stellt Regeln auf, wie es für das harmonische Zusammensein am besten passt. Wir haben bei uns einige sehr strikte Regeln, die viele andere nicht haben. Dafür genießen die Kinder aber auch einige besondere Freiheiten, die die meisten nicht haben. Außerdem lasse ich bei vielen Dingen mit mir diskutieren und gebe auf die meisten Fragen ehrliche Antworten. Meistens akzeptieren meine Kinder meine Einstellung. Manchmal überzeugen sie mich auch von ihrer Meinung und wir ändern eine Regel. Aber ab und an wird es auch bei mir zu bunt und meine Antwort lautet: „Das ist so, weil ich es sage und ich bin hier der Oberbestimmer. Punkt!“. Aber das kommt zum Glück selten vor 😉