Aus Elternsicht: Der Blick auf total verkorkste Schuljahre

classroom gdc56c70b1 1280

Ihr Lieben, gestern hatten wir den Bericht einer Oberstufenlehrerin, die uns von der Mehrbelastung in ihrem Schulalltag erzählte. Es gab viele Kommentare dazu, viele von euch haben Verständnis, andere sagten, sie könnten das Gejammer der Lehrer nicht mehr hören. „Fragt mal einer uns Eltern, wie es uns geht?!? Ich sag ehrlich – ich bin am Ende mit den Nerven. Verpasstes wurde nie nachgeholt. Alles im Homeschooling Erarbeitete wurde nicht mal kontrolliert oder irgendwie gewürdigt – es landete alles in der Tonne und man fing einfach wieder nach Lehrplan an.“ Das schrieb uns unsere Leserin Ina. Wir konnten das gut nachfühlen und baten Ina um ein Interview.

Lieber Ina, hast du Verständnis dafür, dass viele Lehrer sich gerade beschweren bzw sagen, wie viel Stress sie haben?

Ja, absolut. Die Defizite, die unsere Kinder haben, liegen ja nicht an den Lehrern. Viele Lehrer haben sich wirklich bemüht. Meine ältere Tochter ist auf einer digitalen Schule. Dort fand jeden Morgen online-Unterricht statt, an dem die Kinder auch anwesend sein mussten. Wir Eltern bekamen von den Lehrern mitgeteilt, wenn ein Kind zu spät kam oder nicht anwesend waren.

Aber es gibt und gab leider auch schwarze Schafe. Von den Lehrern kam wenig Verständnis für unsere Familiensituation. Wir waren selbst im Homeoffice am Küchentisch mit 2 Drittklässlern in verschiedenen Klassen, dazu eine tobende 2jährige, die nur durch TV ruhig zu stellen war. Dazu kam, dass die Kinder nicht ausgelastet waren, die Spielplätze geschlossen, was man bei den heutigen Infektionszahlen nur belächeln kann. Ich bin teilweise morgens um 04:30 Uhr mit meinem Mann aufgestanden, so hatte ich wenigstens schon 2 Stunden effektiv was gearbeitet bis meine Kinder wach wurden.

Wie genau sah euer Homeschooling aus?

Bei meiner älteren Tochter gab es Video-Konferenzen, die verpflichtend waren. Bei den Grundschulkindern gab es 1x in der Woche ein Videochat, wo die Kinder sich sehen und gegenseitig was erzählen durften. Fragen zum Schulstoff oder sonstigem wurden dort nicht behandelt. Feedback gab es nicht – die Unterlagen durften dann ungesehen entsorgt werden.

Wie ging es bei euch in der Schule weiter, nachdem der Lockdown vorbei war?

Erst ging es in den Wechselunterricht. Da hatte ich schon dafür gesorgt, dass meine Kinder immer abwechselnd in die Schule gingen, so dass ich nur 1 Kind am Küchentisch sitzen hatte. Vom Stoff her ging es einfach so weiter wie es auf dem Plan stand. Wer irgendwo stehengeblieben war, hatte einfach „Pech“. Unser Problem war, dass meine Zwillinge dann in die 3. Klasse kamen und damit auch Klassenarbeiten und Benotungen anstanden. Wir alle haben den absoluten Horror erlebt, wie jedes Kind erst mal mit einer schlechten Note konfrontiert wurde.

Dazu kam ständiger Lehrerwechsel. Wie geht dein Kind damit um?

Die ganze Klasse hat gelitten. Nach den Herbstferien kam die schwangere Lehrerin nicht mehr wieder. Die Ersatzlehrerin hatte nur 7 Schulstunden in der Woche, also wurden mehrere Lehrer eingesetzt. Die Ersatzlehrerin kam dann wegen Schwangerschaft aus den Winterferien nicht mehr wieder. Nun haben wir aber eine engagierte junge Lehrerin, die unseren Kindern sicher gut tut, sobald sie sich alle aneinander gewöhnt haben. Im Großen und Ganzen sind wir Eltern der Klasse aber einig, dass der ständige Wechsel die Kinder mindestens 1 Note gekostet hat.

Was müsst ihr als Eltern abfangen?

Erst einmal die schlechten Noten – wir müssen viel üben. Meinen Kindern fehlt ja nicht der Schulstoff, sondern die Übung. Es war einfach keine Zeit, alles noch einmal zu wiederholen. Es wurde immer jedes Thema nur kurz behandelt und dann ging es weiter. Klassenarbeiten waren so umfangreich, dass wir uns auch wirklich beschwert haben. Aber es war immer alles Teil des Lehrplans und musste so sein… Damit kommen natürlich auch die schlechten Noten und das tut nicht nur den Kindern weh. Langsam normalisiert sich vieles. Aber die Angst, dass wir evtl bald wieder in solchen Situationen sind, ist gegenwärtig.

Was belastet dich am meisten?

Mich belastet, dass wir Eltern nicht „gehört“ werden. Am Anfang der Pandemie wurde gesagt „Jedes Kind wird abgeholt wo es steht“. Man hat sich aber nie bemüht, das umzusetzen.

Es gab ein Programm „Aufholen nach Corona für Kinder“. Daran durften eine Handvoll Kinder teilnehmen. An unserer Grundschule wurde das „unter der Hand“ behandelt. Sprich, man lud die betreffenden Kinder heimlich ein, damit die anderen Eltern nicht anfangen, dies auch für ihre Kinder zu fordern. Ich habe es dann trotzdem erfahren und meine Tochter durfte kurzerhand in Mathe teilnehmen. Das ganze fand 4x statt und wurde dann wegen Lehrermangel eingestellt. Das macht so unheimlich wütend und traurig. 

Mich macht gerade so vieles wütend. Im Lockdown bekamen wir aus der Grundschule einen Zettel mit einer Abfrage, wer ein Gerät zu Hause hat, mit dem er am online-Unterricht teilnehmen könnte. Wir haben keine 2 zusätzlichen Tablets zu Hause, also habe ich angegeben, dass ich ein Leih-Gerät bräuchte. Und es passierte einfach nichts. Es gab ein riesiges Budget, mit dem die Schulen technische Ausstattungen abfordern konnten. Und es wurde von unserer Schule einfach nicht genutzt. Wir hatten am Ende dann kein Gerät, es fand ja aber eh kein Online-Unterricht statt und die Aufgaben-Pakete habe ich von meinem Laptop aus gedruckt. Das war ja auch so eine Sache – die Arbeitshefte blieben leer, wir haben nur auf Zetteln gearbeitet. Warum habe ich bis heute nicht verstanden.

Mir ist klar, dass ich von Lockdown und allem als Mutter mehrerer Kinder anders betroffen bin, als vielleicht Familien mit einem Kind. Dazu kam, dass wir nicht systemrelevant waren und die Kinder nie Anspruch auf Notbetreuung hatten. Ich liebe meine Kinder, ich begleite sie gerne in allen Lebenssituationen. Diese ganze Zeit hatte auch gute Seiten, aber hat extrem viel Kraft gekostet.

62c39594a4b946289b8609cd178e0c7c

Du magst vielleicht auch


22 comments

  1. Wenn Programme wegen Lehrermangel eingestellt werden, ist das nicht die Schuld der Lehrer. Zum Teil ist die normale Unterrichtsversorgung nicht mehr gedeckt, dann müssen solche Programme zuerst aufhören. Ist das schön? Nein. Ist das fair? Nein. Fragt jemand die Kolleg*innen? Nein.

    Wenn Eltern sich öfter offiziell beschweren würden, d.h. bei der Schulleitung und nicht bei der Lehrkraft, die kann da nämlich nichts für, kann der Missstand zumindest nicht gedeckelt werden. Wenn niemand da ist, ist aber eben auch niemand da.

  2. Wir haben die Erfahrung gemacht, dass es stark von Schule und Lehrer abhing, wie gut es im Lockdown funktioniert hat und welche Unterstützung die Kinder erhalten haben. Kind 1, sechstes Schuljahr, hatte jeden Tag online Unterricht nach Stundenplan, das lief super! Kind 3, zweites Schuljahr, hatte eine sehr engagierte Lehrerin, die die Schulplattform regelmäßig mit ansprechenden Aufgaben „gefüttert“ hat, 3x die Woche Videokonferenzen zur Besprechung von Aufgaben und neuen Themen durchgeführt hat. Sie hat sich die Hausaufgaben hochladen lassen, alles nachgeschaut und den Kindern eine Rückmeldung gegeben. Das war toll und motivieren! Bei Kind 2, viertes Schuljahr, dagegen: tote Hose! Von der Lehrerin kam NICHTS, außer Wochenpläne mit Unmengen Hausaufgaben. Oft auch solche Aufgaben, die sie bei der Erstellung nur wenige Minuten gekostet haben dürften, das Kind aber stundenlang dran saß. Und als sie einmal nach Wochen die Hefte eingesammelt hat, meinte sie allen ernstes, wir könnten kurz warten, sie würde schnell alles abhaken. Sie hat sich nicht mal bemüht, irgendetwas anzuschauen oder zu kontrollieren. Es hätte alles falsch sein können, ohne dass sie es bemerkt hätte. Danach hatte Kind 2 auch die letzte Motivation verloren, da es ja sowieso niemanden interessierte, was gemacht wurde. Echt traurig!!! Es gibt bestimmt viele engagierte Lehrer, aber manche Lehrer haben sich im Lockdown einfach nur einen faulen Lenz gemacht!!! Und wir Eltern durften dann schauen, wie wir die Lücken unserer Kinder selbst auffüllen….

  3. Wir waren im Lockdown mit mit 4 Kindern. Im ersten mit 2 Schulkindern, im zweiten waren es dann 3 Schulkinder.
    Ich bin zwiegespalten. Fachlich hat keines meiner Kinder Defizite durch die Lockdowns, jedoch waren alle noch auf der Grundschule.

    Die Family Time im Sommer war toll und würde ich nicht missen wollen. Mein Mann war auch zuhause und wir haben ohne Termine einfach in den Tag reingelebt. Wir schlafen alle gern länger und so haben wir die Homeschooling-Zeit unserem Rhythmus angepasst.

    Unser 3. Kind wurde in der Zeit auffällig, was sich im Nachgang als Hochbegabung rausstellte. Der Lockdown wirkte als Katalysator und ohne diesen hätten wir das erst viel später erkannt. So konnten wir ihm den passenden Input geben und dafür bin ich dankbar, da er seitdem viel mehr in seiner Mitte ist.

    Mein ältester Sohn hat jetzt das erste Jahr auf dem Gymnasium hinter sich und es hat ordentlich gerumpelt in der jungslastigen Klasse. Man merkt, dass den Kindern Sozialkompetenz fehlt. Keine einfache Aufgabe auch für die Lehrer.

    Im Fazit würde ich schon sagen, dass der Erfolg oder Misserfolg im Homeschooling damit zusammenhängt wie viel Zeit die Eltern dafür aufbringen konnten. Es gibt sicher Ausnahmen, aber die wenigsten Kinder waren sicherlich dazu in der Lage das ganz allein zu bewältigen.

  4. Es tut gut von anderen Betroffenen zu lesen.
    Auch meine Tochter war damals nur ein paar Monate in der Schule bevor das Homeschooling anfing. Sie hat zum Glück eine sehr schnelle Auffassungsgabe aber motivationstechnisch kamen wir regelmäßig an unsere Grenzen. Irgendwann war einfach die Luft raus und es gab viel Schreien und Tränen.
    Manchmal auch von mir.
    Ich arbeite in einem systemrelevanten Beruf und hatte damit Anspruch auf Notbetreuung – gut für den kleinen Bruder der so durch die Kita nicht komplett isoliert war.

    Jedoch war es für die große keine Option. Die Schule leistete ihre Notbetreuung nur in Form von Beaufsichtigung. So hätte ich mich abends noch mit ihr hinsetzen und die Schulsachen des Tages erledigen müssen. Eine Erstklässlerin kann sich meiner Meinung nach schwer selbst beschulen. So arbeitete ich in ständig wechselnden Varianten inklusive wachsender Minusstunden bis der Stress für keinen mehr gut war.
    Letztlich zog meine Mutter sozusagen bei uns ein und übernahm das Homeschooling während ich arbeite sodass nach Feierabend noch Familienzeit übrig blieb.

    Ich bin dafür wahnsinnig dankbar und mir der Tatsache bewusst dass es so viele komplett alleine schaffen mussten. Meinen großen Respekt dazu.

    Unsere Schule hat sich im Vergleich mit anderen in der Umgebung noch sehr bemüht. Aber wie bei vielen. Kontrolle des Lernstands gab’s noch am Anfang. Später hat es die Lehrerin nicht mehr interessiert. Die Videokonferenzen einmal wöchentlich waren meist Zeitverschwendung. Ständige technische Probleme und viele Kinder denen von Geschwistern die Antworten im Hintergrund vorgesagt wurden oder gestört wurde. Ein Vorschlag die Konferenz in der Schülerzahl zu halbieren und damit im Wechsel stattfinden zu lassen, wurde abgelehnt.

    Bis heute bekommt man keine Aussage der Lehrer wie groß der Lernrückstand im Vergleich zum Lehrplan letztendlich ist.

    Wir machen das beste draus. Aber gerade auch die sozialen Probleme durch die Isolation sind groß. Eine schöne Grundschulzeit mit Zusammengehörigkeitsgefühl und Freunden stellt sich bis heute kaum ein.
    Das macht mich sehr traurig für die Kinder.

  5. Natürlich muss im Intro bezüglich der Lehrer dann doch das Wort „Jammern“ fallen, vielleicht hätte man sich das respektvollerweise verkneifen können. So gesehen „jammern“ auch ganz schön viele Eltern rum.
    Übrigens sind auch ziemlich viele Lehrer Eltern, die jammern dann gleich doppelt. Wer von den Leuten im Home-Office mit mehreren Kindern am Küchentisch kriegt seine Arbeit genauso gut erledigt wie in Ruhe im Büro? Eben! Lehrer sind auch nur Menschen.
    Ich selbst unterrichtete Klassenstufen 7-10 und meine 3 Kinder waren im langen Lockdown Nummer 2 (November 20 bis Juni21) Klasse 11, Klasse 8 und Klasse 2. Teilweise waren sie allein zuhause während ich in der Schule war, um die Zehner zu unterrichten, die im Wechselunterricht waren (wechselunterricht bedeutet übrigens für Lehrer doppelte Unterrichtszeit bei halbierten Klassen, das machen sich viele nicht bewusst, dafür muss an anderer Stelle gekürzt werden). Der Kleine hätte in die Notbetreuung gedurft, wollte aber nicht, so schauten die Großen nach ihm. Auch mich hat vieles geärgert. Zum Beispiel, dass der Große als Elftklässler so komplett hinten runterfiel, während die Zehner und Zwölfer als Abschlussklassen zumindest teilweise in die Schule gingen.Trotzdem hat er sein Abi nun mit 1,9 geschafft.
    Was mich auch ärgert ist die teilweise massive Forderungshaltung der Eltern. Individuelle Rückmeldung ist natürlich toll, wer freut sich nicht darüber. Vielleicht auch in der Grundschule mit nur einer Klasse möglich. Andere Lehrer haben 200 Schüler, sollen die das ganze Wochenende Rückmeldungen schreiben-dann sind sie garantiert bald im burnout. Auch für mich war diese Zeit extrem belastend. Ich hoffe, es kommt nie wieder zum Schul-Lockdown.

    1. In Anbetracht der Tatsache,welche Aufgaben von den Lehrern eingefordert wurden(4 Kinder im Gymnasium in den Stufen 6 bis Q2)überfordert es auch keinen Lehrer eine kurze Rückmeldung in 2 bis 3 Sätzen zu schreiben.Auch damit kann man Schülern weitaus mehr weiterbringen als mit einer Beurteilung „Bestanden“zu einer Arbeit die mehrere DIN A4 Seiten voraussetzt.Im Übrigen sollten dann die selben Lehrer die von Freitag 14.00 bis Montag 8.00Uhr nicht erreichbar dind nicht Sonntag Nachmittag keine Aufgaben mit Abgabefrist Montag 8.ooUhr einstellen.
      Da liegt das Burnout ja wesentlich schnrller bei denvSchülern

      1. Hallo Birgit, 2-3 Sätze schreiben, vorher das Geschriebene der Schüler natürlich gelesen und durchdacht haben, sind bei schnellen Lehrern (5 Minuten pro Schüler) und 100 Schülern (das sind 4 Klassen, die meisten Lehrer haben mehr) 500 Minuten, also 8 Stunden, am Wochenende. Doch, das überfordert.
        Lehrer die das machen sind superengagiert (hoffentlich hören die auch mal ein Wort der Anerkennung von den Eltern, die mit Meckern immer schnell am Start sind), verlangen kann das kein Mensch zusätzlich zu allem anderen. Aber das sehen Eltern mit ihrem Fokus nur aufs eigene Kind leider selten.
        Und ich will am Wochenende auch nicht permanent von Schülern/Eltern/Kollegen angeschrieben werden und reagiere nur, wenn es sehr wichtig ist. Das heißt nicht, dass ich nicht Mails lese, Unterricht vorbereite oder an Korrekturen sitze.
        Aber danke fürs tief in die Faule-Lehrer-Klischeekiste greifen.

    2. Viele Lehrer die plötzlich online unterrichten mußten,hatten aber auch nicht allzu viel Plan davon.Die Lehrer,die den Online Unterricht mit aufgebaut haben kannten sehr wohl die Probleme,die zum Beispiel beim Nutzen der verschiedenen Browser auftreten konnten.Der Test der digital sehr unerfahrenen Lehrer schoben die auftretenden Probleme sofort den angelich schwänzenden Schülern in die Schuhe.
      Als absolutes Highlight lehrerlichen Inkompetenz im Bereich Digitalisiering durfte ich dann eine 5minütige Verspätung meines Sohnes,verschuldigt durch ein Update ,als Fehlstinde entschuldigen.

    3. Hallo Franzi,

      ich glaube, Eltern erwarteten nicht ständig Rückmeldung von den Fachlehrern, aber vom Klassenlehrer – und gerade in der Grundschule – muss es möglich sein, sich ab und zu zu melden.
      Erster Lockdown: Sohn 4. Klasse – es gab Sonntag Abends einen Wochenarbeitsplan. Dieser wurde nie bearbeitet zurück verlangt (auf unser Bitten nach ein paar Wochen, ob es dazu Mal Rückmeldung gibt wurde dies abgelehnt). Die Lehrerin meldete sich auch nicht ein einziges Mal bei den Schülern.

      Als wieder Präsenz in der Schule war wurden die Arbeitspläne auch nicht mehr angeschaut, es hieß nur, man soll auf sie zu kommen, wenn es Probleme gab…

      Zweiter Lockdown, Sohn inzwischen 5. Klasse, toller Online Unterricht!

      Tochter 1. Klasse – es gab jede Woche eine Sprachnachricht für jedes Kind über die bearbeiteten und zurück geschickten Aufgaben und etwa 14tägig eine Stunde Videokonferenz (mit halber Klasse).

      So was ist natürlich mega, hätte ich aber nicht erwartet. Von der Klassenlehrerin im ersten Lockdown war ich aber total enttäuscht, null Interesse an den Kindern!

      Viele Grüße Magda

      1. Hallo Magda, ja da gebe ich Dir Recht. Die Grundschule meines Jüngsten hat sich da auch nicht grad mit Ruhm bekleckert.Videokonferenz war dort ein Ding der Unmöglichkeit, was ich echt nicht nachvollziehen kann, ist ja nun echt kein Hexenwerk und ein paar persönliche Worte vom Klassenlehrer sollten schon sein! Ich habe mit meiner 7. Klasse auch Videokonferenz durchgeführt.

  6. Wir waren sehr streng was die Lernzeit zu Hause anging, manchmal vielleicht auch zu streng. Am Anfang (das war in der vierten Klasse) gab es jeden Tag zwei bis vier Stunden in denen am Tisch gearbeitet wurde (Wochenpläne mit Abgabe und korrigierter Rückgabe), der kleine Bruder saß mit am Tisch und bearbeitete seine „Aufgaben“(Kindergarten-Bücher), der Papa im Home-Office mit am Tisch, während eventueller Meetings stattdessen im Schlafzimmer.
    In der fünften Klasse wurde dann Moodle eingeführt, mit Wochenplänen, festen Abgabe-Zeiten und einem Stundenplan mit Video -Unterrichtseinheiten und Selbstlernzeit (mit Möglichkeit von Rückfragen über Video).
    Soweit hat das geklappt, die Motivation ist natürlich manchmal im Keller gewesen, aber mit einem festen Stundenplan war das besser hinzubekommen als mit nur Freilernzeit.
    Allerdings haben wir beim Kleinen (jetzt erste Klasse) massive Probleme was das soziale angeht, da er ja sehr lange ohne Kindergarten und auch ohne andere Kinder war.

  7. Mein Sohn besucht eine Privatschule. Es war von Anfang an alles sehr gut organisiert gewesen. Ipads gehören sowieso zum Unterrichtsmaterial. Für uns war die Coronazeit ein Segen. Family quality Zeit

  8. Bei uns lief es mit zwei Grundschulkindern auch einigermaßen gut. Ab Klasse 5 wurde der Große dann automatisch mit einem Leihgerät versorgt. Ich war sehr froh, dass meine Kinder sowieso schon an Wochenpläne gewöhnt waren dank Montessori. Auch wenn es mit vier Kindern nicht unanstrengend war und vieles besser hätte laufen können, so sehe ich hier im direkten Umfeldvergleich doch die immensen Vorteile, die uns die private Schule von Anfang an gebracht hat.

  9. Es kommt wahrscheinlich tatsächlich auf die jeweilige Schule an, wobei der ständige Wechsel von Home- zu Wechselunterricht jedem Kind zusetzt, das Struktur braucht. Die Kinder in der Klasse meines Sohnes (9.Kl.) sind im September von den wenigsten (!) Lehrern dort abgeholt worden, wo sie standen! (bestätigt von einem Verbindungslehrer der Schule!) Es gab Notenschnitte (!) von meist 3,8-4,5… kein Mensch kann mir sagen, dass das nur an den Schülern und ihren schlechten Vorbereitungen liegt. 1,5 Jahre lückenhafter Schulstoff, der nicht nachgearbeitet wurde, lässt sich von den Kids nicht eigenständig aufholen.
    Und jetzt die Kinder in die Verantwortung zu ihren Leistungen zu nehmen ist verantwortungslos von denen, die die Verantwortung zu tragen gehabt hätten, dass es anders läuft.
    Und nein, leider konnte ich nicht -wie viele andere Eltern- hinter dem Kind am PC sitzen und ihm flüsternd helfen, ich habe durchgängig systemrelevant gearbeitet, damit andere Eltern ihre Kinder betreut bekommen haben.
    Danke, Ministerium für Bildung und Soziales.

  10. Ich habe beide Seiten erleben dürfen, bin also Mutter von 2 Kindern, davon eins schulpflichtig und eins im Kindergartenalter und selbst Lehrerin am Gymnasium. Mein Mann ist in der Schulleitung und war daher weiterhin gut beschäftigt. Ich selbst unterrichte in den Klassenstufen 5 bis 12. In der Zeit des Lockdowns hatte ich 129 Schülerinnen und Schüler zu betreuen, davon 45, die im selben oder im kommenden Jahr ihr Abitur ablegen sollten. Mein Fächer sind Mathematik und Physik, für die allermeisten sehr anstrengende, zumeist mit Niederlagen verknüpfte Fächer. Mein Anliegen war, dass möglichst viele selbständig zu Hause in der Lage waren, die neuen Inhalte und die dazugehörigen Übungen zu bewältigen. Ich habe Videokonferenzen angeboten, Präsentationen besprochen, eigene Videos gedreht, Wochenpläne erstellt, Lösungen der Schülerschaft regelmäßig eingefordert, mir angeschaut und beurteilt, samt individuellen Rückmeldungen. Meines Erachtens war es zu keiner Zeit notwendig, dass Eltern inhaltlich mitarbeiten mussten. Lediglich das Einstellen der Technik und die, zugegeben schwere Aufgabe, ihr eigenes Kind zu motivieren, sich damit zu beschäftigen, waren nötig, damit sich ein Erfolg einstellen hätte können. Eltern denken, dass Kinder besser lernen, wenn sie alle Stunden in Videokonferenzen sitzen. Ich habe aber die Erfahrung gemacht, dass viele bei den Konferenzen nicht wirklich anwesend waren, nur angemeldet. Die kleinen Klassen haben sich gerne in der Zeit mit Onlinespielen beschäftigt. Interaktion mit den Schülern war so gar nicht möglich. Bei den großen Schülern war ich strenger. Hier musste immer einer einen Teil der Wochenaufgaben vorstellen. Ganz oft gingen dann plötzlich Mikrofon und/oder Kamera nicht mehr, der Upload hat nicht funktioniert oder es gab andere Ausreden. Ich denke, viele Schüler haben die Zeit genutzt, um lange zu schlafen, Netflix auszureizen, Spiele zu zocken, mit Freunden zu chatten oder andere Dinge im Netz zu treiben. Und wer kann es ihnen schon verübeln? Jetzt in der normalen Schulzeit fällt es vielen von ihnen nun auf die Füße. Es geht nun auch soweit, dass ein großer Teil überhaupt nicht mehr in den Arbeitsrhythmus kommt. Viele Kinder sind überfordert und jetzt kommen die Eltern wiederum ins Spiel und versuchen, uns zu erklären, wie wir unsere Arbeit machen sollen. Wir wären zu streng und zu sehr am Lehrplan festhaltend, testen zu viel und nehmen keine Rücksicht. Was soll ich sagen? Das stimmt alles eben nicht. Wir haben die Ansprüche auf ein Minimum heruntergefahren, die Lehrpläne untersucht, auf welche Inhalte man eventuell verzichten kann, Anzahl der Tests auf das Minimum reduziert, wiederholt und wiederholt. Aber irgendwann ist mit Blick auf das Abitur eben auch mal Schluss.

    Was mich und meine Doppelrolle angeht, so würde ich mir das gute Recht einräumen, mal ordentlich „jammern“ zu dürfen. Denn ich habe neben dieser Arbeit, bei der ich mich maßlos übernehmen musste, um das zu schaffen, meiner eigenen Tochter noch das Lesen und Schreiben beigebracht und dafür gesorgt, dass mein Jüngster nicht den ganzen Tag nur vor der Glotze hing. Ich habe mich trotz Impfungen mehrfach mit dem Coronavirus infiziert und bin immernoch unendlich erschöpft und kämpfe damit, meine Motivation für den Beruf nicht zu verlieren.

  11. Ich kann das auch nur bestätigen. Wir sind in den zwei Jahren über unsere Grenzen gegangen. Als das Homeschooling los ging waren unsere Schulkinder in der 1. und 2. Klasse. Die Monate vom März 2020 bis zu den Sommerferien haben wir noch irgendwie hinbekommen. Mit Homeschooling/ Wechselunterricht. Ich war zum Glück Zuhause im BV wegen meiner Schwangerschaft. Zu Beginn des neuen Schuljahres haben sich dann bei einem Kind schwere Lernlücken gezeigt. Raus kam dann aufgrund meiner Hartnäckigkeit Dyskalkulie. Homeschooling im Winter 2020 wurde immer mehr zu unserem Alptraum. Das Kind hat alles für die Schule komplett verweigert. Wir haben beide schon morgens geweint weil wir uns so aneinander gerieben haben. Von der Schule kam zwar viel Verständnis in Form „er soll nur machen was er will“. Rückblickend auch der falsche Weg. In die Notbetreuung durfte natürlich keines der Kinder weil ich ja Zuhause war. Irgendwann hatte ich hochschwanger mit Kindergartenkind und zwei Grundschülern keine Kraft / Nerven mehr.Ich habe in der Schule angerufen und gesagt ich kann den Unterricht Zuhause in der Form nicht mehr leisten. Ab da durften die Zwei in die Notbetreuung in die Schule. Es war unglaublich wie die Kinder wieder aufgeblüht sind und auch gelernt haben. Unser Sohn hat tatsächlich seine meiste Grundschulzeit entweder im Homeschooling, Notbetreuung/ Wechselunterricht oder in Quarantäne verbracht. Richtig Schule hat er ein halbes Jahr erlebt. Bei nun vier Kindern und einem arbeitenden Vater im sozialen Bereich waren wir dann zusammengerechnet von Dezember 2020- März 2021 fast drei Monate in Quarantäne oder an Corona erkrankt. Wegen jeden kleinem Erkältungssymptom wurden alle Eltern auch von Seiten der Schule gebeten das Kind Zuhause zu lassen. Was die Kinder natürlich auch irgendwann ausgenutzt haben. Unser Sohn wird jetzt die 3. Klasse freiwillig wiederholen. Seine ganze Klasse hat Defizite in Rechnen und Schreiben. Unser ältestes Kind ist zum Glück gut durch das Homeschooling gekommen und geht ab Herbst auf das Gymnasium. Wir hatten auch weder Tablet/Computer für zwei Kinder Zuhause und mussten uns alles kaufen. Von unserer Schule bin ich trotzdem enttäuscht. Die 3. Klasse meines Sohnes hat von allen Lehrern den Stempel „Corona -Klasse“ bekommen. Sie seien alle schlecht, zu still im Unterricht und unmotiviert. Kein Wunder, wenn der Lernplan normal durch gezogen werden muss. Inzwischen machen auch die Lehrer keinen engagierten Eindruck mehr. Es gab während dem Lockdown keinen bzw nur unregelmäßig Online-Unterricht. Es blieb sehr
    viel an den Eltern hängen. Ich denke wirklich mit Bauchweh an den Herbst 2022!! Ich bin so froh daß meine Kinder gerade Normalität in der Schule und Kita erleben.

  12. Uui, und ich freue mich einfach nur, dass wie während dieser Corona-Zeit in Schweden leben durften. Für meine drei Kinder ist kein einziger Tag Kindergarten oder Schule ausgefallen. Und den Druck mit Noten, Zeugnissen, Sitzenbleiben und weiterführenden Schulen gibt es hier sowieso nicht. Respekt an alle Eltern, Kinder und Lehrer in Deutschland!

  13. Es klingt wirklich sehr gut, was Sie von der Schule Ihrer Kinder beschreiben. Dabei fällt mir aber etwas auf: den bearbeiteten Wochenplan haben die Kinder am Ende der Woche abgegeben und montags korrigiert zurück bekommen. Das ist super für die Kinder, bedeutet für die Lehrkraft aber, dass sie übers Wochenende sämtliche Aufgaben von ca 25 Kindern korrigiert und darauf abgestimmte neue Wochenpläne zusammen stellt. Eine Aufgabe, die in ihrem Umfang nicht zu unterschätzen ist und das große Engagement der Lehrkraft zeigt!
    Andersrum ist es aber auch verständlich, wenn das nicht jede Lehrkraft so leisten kann und grade die Arbeitszeit am Wochenende nicht unbegrenzt zur Verfügung steht.

  14. Ich bin Lehrerin und Mutter zweier Schulkinder und kann beide Seiten nur bestätigen. Es war und ist noch immer eine wirklich schwierige Lage. Ein paar Dinge möchte ich gerne noch aus Lehrersicht ergänzen: Leihtablets haben wir auch haben wollen und sollten auch beschafft werden, wegen Lieferschwierigkeiten würden dann nur 15 Stück für über 200 Kinder geliefert. Dann mussten wir sehr schwere Entscheidungen treffen, wer eins bekommt und viele Kinder fielen unteren Tisch. Und zum Nachholprogramm: da es zu wenige Lehrer gibt, mussten wir als Schule externes Personal dafür einstellen, dieses zu finden und den nötigen Verwaltungskram dazu zu erledigen war extrem aufwändig und es war kaum einer bereit die Stellen anzunehmen, weil schlecht bezahlt. Dadurch stehen nur wenige Plätze zu Verfügung und ja schon wieder, wir Lehrer mussten extrem unangenehme Entscheidungen treffen und ja leider wurde dies verheimlicht, um noch mehr Arbeit in Form von elterngesprächen für die ohnehin belastenden Kollegen zu vermeiden…
    Es ist also oft wirklich nicht der fehlende Wille der Lehrer schuld, sondern äußere Umstände und fehlende Kraft weitere Aufgaben zu stämmen… und dass das an den Kindern rausgeht finde, ich als Mutter und Lehrerin äußerst tragisch, aber auch mir fehlt allmählich die Kraft…

  15. Ich glaube ein großer Teil des Frusts kommt auch daher, dass es so ungerecht gelaufen ist. Wie gut die Kinder beschult wurden, hängt vom Bundesland bzw. der Gemeinde ab, in der man lebt.Oft war auch das einzelne Engagement der Lehrer entscheidend. Wir wohnen in München, unsere Schule hat eine sehr heteterogene Schülerschaft und wir waren absolut positiv überrascht, wie gut organisiert das gelaufen ist. Jedes Kind bekam einen Wochenplan mit Aufgaben, wer das nicht selber drucken konnte, durfte das abholen. Jeden Morgen gab es eine Videokonferenz, wo die Aufgaben des Tages besprochen wurden, ca.45 Minuten, dann arbeiteten die Kinder selbständig, bei Fragen durfte man jederzeit die Lehrerin anrufen, die auch Termine mit einzelnen Kindern ausmachte um lesen zu üben (jeden Tag 3 Kinder).Am Ende der Woche wurde der Wochenplan eingesammelt, am Montag bekam man alles korrigiert wieder. Leigeräte waren bereits am Anfang des Schuljahres ausgeteilt worden. Das heißt jetzt nicht, dass deswegen die Situation für uns als Familie nicht super anstrengend war,wir haben auch mehrere Kinder, aber ich hatte wirklich das Gefühl, dass unsere Grundschule alles gemacht,was für sie möglich war.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert