Drei Tage Ausnahmezustand – wenn das Baby plötzlich nur noch brüllt

kat1

Ihr Lieben, eine der Geschichten, die mich im letzten Jahr besonders berührt hat, war die Beschreibung von Kathi über die ersten sieben Monate mit ihrem Kind. Denn das hat praktisch nur geschrieen (HIER der Artikel dazu).  

Und auch Katja erzählte uns, dass sie monatelang ein brüllendes Kind zu Hause hatte und dass nichts, aber auch gar nichts, dagegen half (HIER der Bericht)

Meine beiden Großen waren realtiv unkomplizierte Kinder, klar habe ich auch durchwachte Nächte mit ihnen gehabt und Tage, an denen sie sich nicht ablegen ließen – aber es war natürlich in keinster Weise mit dem verglichbar, was Kathi und Katja beschrieben haben. 

Ich glaube sowieso, dass keiner das nachvollziehen kann, wenn er es nicht selbst erlebt hat. Das gilt auch für mich, wobei ich vor einer Woche eine leise Ahnung bekam, wie es sein könnte. Da hatte nämlich meine kleine Tochter drei Schrei-Tage. Was ich damit meine: Entweder sie hat geschlafen oder geschrieen. Hieß: Kaum machte sie die Augen auf, ging das Gebrülle los. 

Und nichts half. Kein Tagen, kein Stillen, kein Singen, kein Geschuckel, kein Schnuller.

Ich wusste einfach nicht, was ich tun sollte. Mal hatte ich das Gefühl, sie will Nähe, mal bog sie sich praktisch von mir weg, als wäre ihr das alles viel zu eng. Sie wollte aber auch nicht alleine liegen oder von ihren Geschwistern bespaßt werden. 

Manchmal brüllte sie so, dass sie nicht mal mehr an die Brust wollte oder konnte. Sie spuckte "wütend" den Schuller aus, obwohl sie kurz zuvor wie wild daran gesaugt hatte. 

Ich bekam eine Anhnung davon, wie hilflos man als Mutter sein kann. Und ich bekam richtig Angst vor dem Moment, wenn sie aufwacht. Denn dann ging die Sirene ja wieder los. 

Selbst wenn sie schlief, war ich nicht entspannt. Ich hörte "Phantom-Schreie". Die hörte ich auch, wenn ich unter der Dusche stand oder mein Mann mit der Kleinen draußen spazieren war. Ich stand wie unter Strom, nonstop. 

Auch nachts wachte sie plötzlich auf und schrie. Was mich zusätzlich in Panik versetzte, weil ich nicht wollte, dass die Großen aufwachen. 

Isabel von little years hat einmal geschrieben, dass es ja immer schnell heißt, das Baby würde schreien, weil die Eltern unentspannt seien und sich das eben übertrage. Doch genau wie Isabel glaube ich daran nicht. Denn ich war bevor es losging nicht unentspannt. Die Schrei-Tage kamen wie aus dem Nichts. 

Ich kann mir mittlerweile ein kleines bisschen vorstellen, wie sehr die Schreierei den Familienalltag belasten. Wir konnten nicht mehr gemeinsam essen, weil ich mit der Kleinen den Raum verlassen musste. Die Großen hatten nämlich keine Lust, sich während des Abendessens vollschreien zu lassen und sich permanent die Ohren zu zuhalten. Sie wollten von ihrem Tag erzählen, was ich ihnen auch zugestehen wollte. Also aß erst der Mann mit ihnen und löste mich dann ab. 

Von Stunde zu Stunde wurden meine Nerven dünner, das gebe ich gerne zu. Natürlich tat mir die Kleine unfassbar leid, weil ich ja weiß, dass Babys nicht schreien, um Eltern zu ärgern, sondern, weil eben irgendwas los ist. Aber stundenlanges Geschrei geht eben an Keinem spurlos vorüber. Man wird ungnädiger, verletzlicher, ärgerlicher, fährt seinen Partner schneller an als sonst. Unschön ist das. 

Nach drei Tagen war es so plötzlich vorbei wie es angefangen hatte. Ich weiß nicht, warum. Ich habe nichts verändert, nichts anders gemacht. Vielleicht hatte die Kleine einen Entwicklungsschub oder der Bauch tat weh oder oder oder. Kurz: Ich habe wirklich keine Ahnung. 

Diese drei Tage haben ich auf jeden Fall mal wieder Demut gelehrt. Und noch mehr als zuvor ziehe ich vor allen Müttern und Vätern meinen Hut, die wochenlang dieses Geschrei durchgestanden haben. Ihr seid meine Helden. Ich drücke Euch fest! 

 

Foto: Lina Grün

 

 

 

e4228c682ec14653a39333d1d3ee10b5

Du magst vielleicht auch


1 comment

  1. So war es bei uns…
    So war es bei uns beinahe 1,5 Jahre lang. Das Kind war und ist zum Glück gesund, das hat keiner jemals in Frage gestellt, also können wir bis heute nur mutmaßen, was da los war. Ich hatte zu der Zeit, in der ich zudem noch an einer krassen Schilddrüsen-Unterfunktion gelitten habe, wirklich scheußliche Gedanken. Auch meinem Kind gegenüber. Gott sei dank ist es immer nur bei den Gedanken geblieben! Und zum Glück waren die auch immer ziemlich schnell wieder weg, sobald der Kleine dann doch mal schlief (aber NIE! länger als 90 min am Stück). Man lernt wirklich eine Menge über sich selbst in solchen Situationen. Ich bin sehr froh, dass ich den Luxus hatte, mir meine Zeit und Arbeit frei einzuteilen, sonst weiss ich nicht, wie das jemals hätte klappen sollen. Mein Arzt sagte mir jedenfalls, ich sei einfach komplett „ausgelutscht“. Besser hätte man es nicht formulieren können….