Ein Regenbogenbaby! Wie aus dem Schmerz neue Hoffnung entstehen kann

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Ihr Lieben, es ist so schön, dass wir mit Vielen von euch über einen längeren Zeitraum in Kontakt bleiben. Und das Allerschönste ist es, wenn wir dann auch noch gute Nachrichten verkünden können. Christiane musste vor einem Jahr ihren Sohn Hans gehen lassen, der viel zu früh geboren war. Nun dürfen wir ein Update geben, wie es der Familie heute geht:

Liebe Christiane, vor einem halben Jahr haben wir hier ein Interview mit dir veröffentlicht, in dem du uns von Hans erzählt hast. Dein Sohn wurde in der 25. SSW geboren und ist nach vier Tagen verstorben. Wie präsent ist Hans heute in Eurem Alltag und wie geht es dir ganz aktuell mit der Trauer um Hans?

Hans ist hier sehr präsent. Sein Geburtstag rückt näher, der 23.01. Wir werden den Tag ganz bewusst als Familie zusammen verbringen. Konstantin, der sechsjährige große Bruder, spricht oft über Hans. Manchmal übermannt uns die Trauer, wir lassen diese Gefühle dann einfach zu. Aber wir versuchen auch immer, uns nicht komplett von dieser Trauer einnehmen zu lassen und uns über die positiven Dinge zu freuen.

Bereits kurz nach dem Tod von Hans hattest du erneut einen Kinderwunsch. Magst du uns nochmal von diesen gemischten Gefühlen berichten?

Mein Partner und ich waren uns eigentlich schnell wieder einig, dass wir noch ein Baby möchten. Als wir das erste Mal darüber gesprochen haben, war Hans noch keine zwei Monate verstoben. Ich fühlte mich schuldig, dass ich Hans „ersetzen“ will und habe das auch meiner Ärztin erzählt. Sie sagte, es sei wichtig, dass ich nach vorne blicken würde und dass es keinen Grund gäbe, mich schuldig zu fühlen. Klar war, dass wir uns nicht komplett fühlten.

Und nun gibt es wunderbare Nachrichten. Du bist wieder schwanger. Erzähl uns doch mal von deinen Gefühlen, als du den positiven Test hattest. 

Ich bin ein halbes Jahr nach Hans Tod wieder arbeiten gegangen und das tat mir so gut. Die Ablenkung, andere Leute, andere Themen. Ich arbeite in der Landwirtschaft und die Arbeit mit den Tieren hatte eine heilende Wirkung für mich.

Geplant war, dass ich ein Jahr arbeiten gehe und wir dann versuchen, wieder schwanger zu werden. Ich bin nicht davon ausgegangen, dass es schnell klappen würde. Aber Pustekuchen, einmal nicht richtig aufgepasst und nach einem halben Jahr war ich schwanger. Ich habe es SOFORT gespürt, dass da was passiert mit meinem Körper und war sehr glücklich.

Wie hat dein Partner und dein Umfeld darauf reagiert?

Mein Partner und unsere Familien freuen sich. Natürlich sitzt die Sorge bei allen im Nacken. Aber ich merke: Wenn ich ruhig bin, sind es die anderen auch. Wenn ich doch mal Sorgen habe, reden mein Partner und ich viel darüber und er beruhigt mich. Und auch meine Schwägerin ist eine echte Stütze für mich – sie hat immer ein offenes Ohr und macht mir Mut.

Sicherlich ist diese Schwangerschaft nicht ganz leicht für dich. So stößt du immer wieder an deine emotionalen Grenzen? 

Es gibt keinen Tag bisher in der Schwangerschaft, in der ich mir keine Sorgen mache. In der 16. Woche hatte ich plötzlich leichte Blutungen, da dachte ich: Jetzt ist es vorbei. Aber es war nur ein kleiner Bluterguss, also Entwarnung.

Als ich näher an die 25. Woche kam (Hans wurde 25+3 geboren) war ich sehr angespannt, sehr gereizt und sehr emotional. Ihn dieser Zeit hatte ich viel Angst. Wenn es mal Tage, in denen das Baby ruhiger im Bauch ist, verspüre ich auch schnell Panik. Ich bin aktuell in der 27. Woche und kann mich langsam immer mehr entspannen. Zum einen, weil wir jetzt schon weiter sind als damals mit Hans und zum anderen, weil dieses Kind insgesamt aktiver im Bauch ist als Hans es war.

Was hilft dir, wenn du unruhig und sorgenvoll bist?

Wenn die Sorgen doch zu groß sind, kann ich immer meine Ärztin anrufen. Sie sagt, ich kann jederzeit vorbei kommen und dann schaut sie, ob alles okay ist.

Wie wirst du gerade medizinisch betreut? 

Am Anfang der Schwangerschaft musste ich eine höhere Dosis Folsäure nehmen, Gelbkörpertabletten und Blutverdünner. Ab der 20. Woche musste ich mich mit Heparin spritzen, was auch Blutverdünner ist. Dafür konnte ich die Tabletten wieder absetzen. Die Blutverdünnung sorgt dafür, dass meine Plazenta schön mit Blut versorgt wird und es zu keinen Verstopfungen kommt. Dadurch wird das Kind einfach besser versorgt. Das Baby wird in der gleichen Klinik wie Hans geboren, es wird ein geplanter Kaiserschnitt.

Wie hat dich das letzte Jahr als Mensch verändert? 

Ich mache mir inzwischen mehr über alles Sorgen und überdenke viel. Ich lebe nicht mehr so in den Tag hinein, bin insgesamt doch ängstlicher geworden.

Und wie eure Beziehung?

Unsere Beziehung ist stärker geworden. Wir haben am 30.12. noch geheiratet, weil wir einfach einen schönen Abschluss vom Jahr haben wollten. Das Jahr begann so schrecklich für uns, das wollten wir so nicht stehen lassen. Die Liebe für unsere kleine Familie wächst täglich und wir hoffen sehr, dass 2022 unser unser Regenbogenbaby gesund zur Welt kommt.

Was möchtest du anderen Eltern, die sich ebenfalls ein Regenbogen-Baby wünschen, sagen? 

Ich würde anderen Eltern gerne Mut machen. Laut Statistiken bekommen 85-90% der Frauen, die ein Sternenkind haben, danach ein lebendes Kind. Ich will nicht verschweigen, dass diese Schwangerschaft dann anstrengend und oft sorgenvoll ist. Aber das ist es wert. Also traut euch, redet viel über eure Gefühle und versucht, voll guter Hoffnung zu sein.


Hier nochmal das erste Interview mit Christiane: https://www.stadtlandmama.de/content/geburt-in-der-25-ssw-hans-kaempfte-vier-tage-lang-dann-starb-er

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1 comment

  1. Ich fühle sehr mit euch, auch wenn unsere Geschichte ein wenig anders verlief. Ich habe an Silvester 2020 das erste mal in meinem Leben einen positiven Schwangerschaftstest in den Händen gehalten und wir waren einfach nur verdammt glücklich. Aufgrund meines Diabetes Typ 1 war ich schon sehr früh zur Kontrolle beim Gyn und leider war in der 10.ssw kein Herzschlag mehr zu sehen es folgte eine direkte Ausschabung unseres ‚Sternchens‘. 4 Wochen lang war ich einfach ‚vom Erdboden verschluckt’…. Wir haben viel geweint, geredet und dann kam irgendwann der Punkt an dem wir gesagt haben, dass wir es weiter versuchen wollen ohne Druck. Ich ging wieder arbeiten, ich arbeite mit Kindern das war nicht immer einfach aber ich habe meine erste Sternengeburt (ich finde das Wort Fehlgeburt schrecklich, denn es ist kein Fehler gewesen) immer offen mit Freunden und Bekannten thematisiert. Das hat mir in meiner Situation geholfen. Ende April 2021 habe ich wieder positiv getestet und mich wahnsinnig gefreut, aber auch ständig Angst gehabt. Zum Glück habe ich einen sehr einfühlsamen Gynäkologen der mir oft geholfen hat, mich über unser Wunder zu freuen. In der 14.ssw war beim NIPT zum Glück alles gut und ab da haben wir begonnen das Kinderzimmer herzurichten da ich mir nicht immer vor Augen halten wollte was alles passieren kann, auch wenn es natürlich oft nicht klappte. Jetzt liegt unsere 10 Wochen alte, gesunde Tochter neben mir und ich könnte einfach ständig vor Glück weinen. Wir waren auch schon öfter beim Spaziergang auf dem Grab unseres Sternchens das vom Krankenhaus geführt wird und manchmal fühle ich mich auch, als würde ich unser Sternchen etwas ‚verstecken‘ wenn ich sage sie ist unser erstes Kind. Aber obwohl ich offen bin in dem Thema, finde ich hat es an der Kasse, bei fremden Omas die mal in den Wagen schauen etc. nichts verloren… Es ist unsere Geschichte die ich gerne erzähle, sie tut immernoch etwas weh, egal wie offen ich damit umgehe. Und ich teile sie mit den Menschen die mehr mit mir zu tun haben als einen einfachen Smalltalk und/oder mir wichtig sind. Würde mich jemand fremdes direkt darauf ansprechen ob ich eine Fehlgeburt hatte, würde ich es auch ehrlich kommunizieren, aber jedem in allen Situationen zu erzählen, dass es ein Kind in meinem Herzen aber nicht auf der Welt gibt, das finde ich dann auch unpassend.
    Danke für deine Geschichte!

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