Eingreifen oder laufen lassen? Wie viel Einmischung ins Leben unserer Kinder ist gut?

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Ihr Lieben, das Muttersein verlangt uns allzu oft einen Spagat ab. Wir möchten unsere Kinder beschützen, aber nicht allzu sehr. Wir möchten unsere Kinder Entscheidungen treffen lassen, aber eben nicht alle. Wir möchten unsere Kinder zu selbstbewussten Menschen erziehen, die aber trotzdem empathisch sind und auch die anderen nicht aus dem Blickfeld verlieren.

Muttersein bedeutet Entscheidungen treffen – jeden verdammten Tag. Mach ich heut die Brokkolisuppe oder gönn ich uns mal wieder Pommes? Wecke ich die Kinder früher, damit sie vor der Schule noch ein bisschen spielen können oder lasse ich sie lieber länger schlafen. Mische ich mich in die Klamottenwahl ein oder nicht? Mach ich lieber schnell den Haushalt, arbeite oder lege mich einfach nochmal hin?

Ihr wisst, was ich meine. Ich selbst habe mir über solche Dinge nie Gedanken gemacht – bevor die Kinder kamen. Aber heute ist die Zeit eben knapp und es bedarf einiger Strukturen und Regeln und Überlegungen, wie man das Leben mit den Kindern gestaltet.  

Ich bin ein Mensch, der Dinge gern laufen – und sich dann überraschen lässt. Ich bin nicht der Typ Strippenzieher, der einen Weg vorbestimmt und dann alles danach ausrichtet. Ich laufe eher so herum und schaue, was mir dabei über den Weg läuft. Mich mach das flexibel und ich brauche Flexibilität, um mich nicht eingeschränkt zu fühlen. Jeder andere Weg ist selbstverständlich genauso richtig, solange er für die jeweilige Person passt. Aber im Moment frage ich mich doch manchmal, ob ich ab und zu mehr steuern sollte.

Konkret geht es darum, dass ein Kind jetzt auf der weiterführenden Schule ist und die anderen beiden nun neuerdings mit Noten in der Schule konfrontiert sind. Heißt das für mich, dass ich sie nicht mehr die Hausaufgaben machen lassen sollte, wie sie mögen? Soll ich sie täglich abends nochmal abfragen? Soll ich sie verbessern? Oder besser nicht? Wie viel Selbständigkeit kann ich ihnen zumuten? Wie viel Hilfe sollte ich geben?

Ich glaube, jedes Elternteil überlegt sich das. Und fragt sich ab und zu, ob wir als Eltern vielleicht die Schuld an der schlechten Note tragen, weil wir nicht genug zum Lernen aufgefordert haben. Oder weil wir den Termin für die Klassenarbeit übersehen haben. Baue ich darauf, dass die Kinder schon selbst einen Ehrgeiz entwickeln werden oder halte ich die Fäden in der Hand und habe ein waches Auge darauf?

Ach, ich glaube es ist eine Mischung aus allem. Ich glaube, dass jedes Kind irgendwann an den Punkt kommt, an dem es Hilfe braucht. Und ich glaube trotzdem, dass das Kind auch selbst Erfahrungen sammeln sollten, auch wenn diese erstmal negativ sind. Wir lernen aus unseren Fehlern, heißt es so schön. Und ich glaube fest daran. Wir dürfen den Kontakt zu unseren Kindern nicht verlieren, wir müssen aufmerksam sein und genau beobachten.

Das ist anstrengend, es lohnt sich aber immens. Denn nur dann können wir fair entscheiden, ob wir und einmischen oder ob wir es laufen lassen. Und wenn dann doch mal eine Fünf unter der Arbeit steht, dann liegt es an uns, die Kinder aufzufangen. Und sie  so aufzubauen, dass sie ihr Selbstbewusstsein behalten. Und trotzdem fürs nächste Mal intensiver Vokabeln oder Matheformeln auswendig lernen…

Fotoquelle: geralt/pixabay

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2 comments

  1. Ich bin Lehrerin am Gymnasium
    Ich bin Lehrerin am Gymnasium. In der Unterstufe (bis inkl. Klasse 7) finde ich Hilfe durch die Eltern in Ordnung. Aber spätestens dann sollten sich die Eltern zurück ziehen. Irgendwann müssen sie selbstständig werden. Die eine oder andere schlechte Note gehört dazu, bei manchen auch Nacharbeit weil sie die Hausaufgaben nicht erledigt haben. Wenn jemand länger krank war o.ä. ist das natürlich was anderes.

  2. Ich bin da offenbar eine Lisa
    Ich bin da offenbar eine Lisa vom anderen Schlag 😉
    Meine Tochter geht noch nicht zur Schule, für mich ist aber selbstverständlich, dass ich natürlich ihre Hausaufgaben durchsehen und mit ihr etwas durchgehen werde, wenn ich merke, dass es irgendwo hakt. Anders kann ich es mir gar nicht vorstellen. Sofern man nicht das Glück einer ausgezeichneten Schule mit kleinen Klassen hat, ist doch klar, dass die Schule nicht auf jedes Kind einzeln eingehen kann und da kommen wir Eltern ins Spiel.