Familienurlaub? Keine Erholung, sondern Alltag unter anderen Bedingungen…

Famlienurlaub

Strand Kinder

Ihr Lieben, die Sommerferien haben begonnen oder stehen kurz vor – und natürlich freuen sich alle auf den Familienurlaub. Doch wir alle wissen, dass Urlaub mit kleinen Kindern kein Relax-Urlaub ist, Sonden mitunter echt anstrengend sein kann.

Judith Luig, Journalistin und Autorin, hat ein Buch über den Familienurlaub geschrieben. Sie hat 11 Modelle aufgeschrieben, wie sie versucht, dass Familienurlaub doch gelingen kann: Sie fuhr mit ihren Eltern nach Italien, die leider ihr eigenes Ding machten; sie fror bei acht Grad an der holländischen Nordsee; sie tanzte im Robinson-Club mit einer Riesenrobbe – das alles ist in ihrem Buch „Du wolltest doch auf den Ponyhof!“ nachzulesen. Wir haben mit ihr über die kommenden Sommerferien und falsche Erwartungen an Urlaube gesprochen.

Liebe Judith, du hast ein Buch über Urlaub mit Kindern geschrieben. Wohin gehts denn dieses Jahr in den Sommerferien bei dir?

Korsika! Wir lieben Frankreich und wir lieben Italien und wir vermuten, Korsika ist beides. Außerdem waren wir da noch nie, und wir entdecken im Urlaub immer gerne etwas neues (was dazu führt, dass alles etwas turbulenter und nun, ja, stressiger wird.) Wir landen an der Ostküste und arbeiten uns über die Südspitze rüber zur Westküste. Zwei Unterkünfte sind klar, beim Rest wird improvisiert. 

In deinem Buch elf Versuche für Urlaub mit Kids aufgeschrieben. Was war bei diesen 11 Versuchen die größte Überraschung für dich?

Definitiv das Familienhotel. Ich hätte nicht gedacht, dass es mich so nerven könnten, auf einem Luxusareal gefangen zu sein. Die größere Tochter, die war da sieben, war total geflasht, dass sie ganz alleine über all rumlaufen durfte, aber natürlich musste ich immer irgendwo auf dem Gelände sein, falls was ist. Jeden Morgen, Mittag und Abend derselbe Speisesaal, ich dachte, das würde mich entspannen, hat mich aber irre gemacht. Außerdem war es sehr laut und voll. 

Beim Urlaub in Serbien waren wir gleich zweimal überrascht: Erstmal, wie extrem gut die Menschen da auf Kinder eingestellt waren, es gab zum Beispiel überall Popcorn Buden, und dann waren wir auch überrascht, wie wenig das Land auf Tourismus eingestellt, jenseits der beiden großen Städte. Also wurde das ein echter Abenteuerurlaub.

Was meinst du: Von welchen Vorstellungen müssen sich Eltern beim Thema Familienurlaub einfach verabschieden?

Urlaub ist Familienzeit unter anderen Bedingungen. So wie wir Urlaub machen, dass wir rumreisen und auch mal abends in ein Restaurant essen gehen, eine Stadt besichtigen, das bedeutet auch, dass wir uns im Urlaub nie so richtig erholen. Denn natürlich nölt dann ein Kind in der Pizzeria, dass es jetzt Fish und Chips will, das andere legt sich im Museum mitten auf den Marmorboden und will nicht weiter, aber ich finde, da müssen sie und wir durch.

Erholsamer ist sicher immer auf die selbe friesische Insel fahren, wo man seit Jahrzehnten alles kennt. Ich glaube, als Eltern hofft man immer, dass die Kinder das alles wertschätzen, was man ihnen bietet. Das tun sie sicher auch, nur halt nicht in dem Moment. Sondern irgendwann später im Rückblick.  Hoffe ich. 

Was hälst du davon, mit befreundeten Familien oder den Großeltern zu verreisen? Bringt das Entspannung?

Wir haben Freunde, die uns in total vielem ähnlich sind. Wir waren auch schon vor den Kindern befreundet und haben dann zufällig zur selben Zeit die Kinder bekommen. Mit denen läuft es super. Wir waren auch schon drei mal im Urlaub mit allen. Urlaub mit denen bedeutete tatsächlich, dass nicht einmal nach einem Endgerät gebettelt wurde. Aber wir würden jetzt auch nicht ständig miteinander wegfahren, wir genießen es auch, nur wir vier zu sein.

Was meine Eltern angeht, hm, guter Punkt. Als meine Schwestern Kinder bekamen, haben wir einmal im Jahr Urlaub als Großfamilie gemacht, das fand ich toll, auch wenn ich da natürlich dauernd eingespannt war. Ich habe auch sehr gerne Urlaub mit meinen Eltern und meinen Kindern gemacht, allerdings konnte ich mir schnell abschminken, dass die nur als günstige Babysitter mitreisten. 

Wie ist das bei euch zu Hause: Welche Urlaubs-Charakter habt ihr vier? Also wie sähe von jedem von euch der perfekte Urlaub aus?

Für die große ist der perfekte Urlaub möglichst lang, für die kleine möglichst kurz, mein Mann will viel rumfahren und ich will was, wo ich abends auf der Veranda  sitze und lese. Also inkompatibel. 

Kannst du verstehen, dass viele Eltern nach dem Urlaub noch urlaubsreifer sind als zuvor? Kennst du das?

Komplett. Ich glaube, die Erwartungen an Urlaub sind überall riesig. Man will Spaß haben, was erleben, was neues kennen lernen, man will sich entspannen, erholen, alles zusammen kann man nie erfüllen. Außerdem sind die Ferien ja die intensivste Zeit, die man miteinander hat als Familie. Als Eltern weiß man, hier werden all die Erinnerungen geschaffen, an die man später zurück denkt.

Wenn ich daran denke, was meine Eltern und meine Schwestern und mich als Familie ausmacht, dann fallen mir die langen Autofahrten ein, der spektakulär schlecht gepackte Proviantkorb meiner Mutter, den wir schon vor der Autobahnauffahrt leer gefuttert hatten, ihre schöne Stimme, wenn wir zusammen gesungen haben, die Geschichten meines Vaters. Und auch wenn manche Fahrten lang waren, und wir gestritten haben, dann lachen wir trotzdem heute in der Erinnerung daran.  

Was brauchen Eltern, damit sie sich im Urlaub auch ein bisschen erholen? Welchen Tipp kannst du geben?

Ich glaube, ich brauch da eher Tipps. Ich habe ne ganze Menge Rückmeldungen zu meinem Buch bekommen, da schreiben mir Leute, dass sie einfach immer an denselben Ort fahren, dann erholen sie sich alle total, weil diese Orientierungsphase wegfällt, in der man den Supermarkt sucht und schaut, wie die Lichter angehen und wo der schnellste Weg zum Strand ist.  

Gäbe es ein Urlaubsziel, das für dich/euch gar nicht (also unter keinen Umständen) in Frage kommt? Und warum nicht? 

Oh, spannend. Da muss ich drüber nachdenken. Ich habe durch meinen Job ein paar mal Luxusfernreisen gemacht, wo man sich zwar mitten im Paradies fühlt, mit eigenem Infitiy Pool und Massage Raum, aber das war dann in Gegenden, wo man die Menschen, die da eigentlich leben, nur durch gut gesicherte Zaunanlage raus hält. Ich mache lieber Urlaube, bei denen man mittendrin im Leben ist und nicht in einer Fernsehkulisse. Aber ich kann natürlich schon verstehen, was einem daran gefallen kann. 

Das Buch „Du wolltest doch auf den Ponyhof!“ könnt ihr hier bestellen

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2 comments

  1. Auch ich muss ein tolles Kind haben, wir sind im Urlaub echt entspannt, ob Bauernhof Urlaub, Ferienwohnung oder Kreuzfahrt. Jeder kommt auf seine Erholung und Auszeit.
    Wir sprechen ab, was wir am Tag machen wollen, wer welche Auszeit braucht oder Wunsch hat und dann geht’s in den Abenteuer Tag.
    Essen klappt auch immer super mit dem fast 8 Jährigen, aber auch früher war es entspannt.
    Wir haben aber auch nicht die Erwartung, dass der Urlaub später noch in absoluter Erinnerung sein muss.. Es soll einfach nur eine schöne Zeit zusammen sein.

  2. Da habe ich bis jetzt scheinbar wirklich Glück gehabt oder ich habe einfach richtig tolle Kinder. Ich bin alleinerziehend (Vater spielt keine Rolle in unserem Leben) und habe ein inzwischen 7-jähriges Zwillingspaar (eins davon mit Pflegegrad 2 nach Krebserkrankung). Und ich erhole mich wunderbar in unseren Urlauben. Egal ob im Wohnwagen an der Nordsee, im Hotel in Sachsen oder der Ferienwohnung in Frankreich… die Kinder sind entspannt, können überall super schlafen, bleiben mit Spielen beschäftigt in Restaurants am Tisch sitzen und sind so gut wie nie unleidlich sondern meist fröhlich lieb und gut gelaunt. Ich liebe unsere Urlaube und bin schon entspannt , wenn wir im Auto sitzen und losfahren. So geht es eben auch. Aber vielleicht habe ich eben einfach nur Glück. Oder ich bin nach der kräftezehrenden Zeit mit Chemos und Tumor-OP einfach nur generell in der Lage schnell entspannen zu können.

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