Urlaub mit Teenagern: Teen-Time Jugendkolumne zum Reisen

Urlaub mit Teenagern

Ihr Lieben, als ich am Montag mit meiner Freundin telefonierte, um zu erzählen, wie unser Urlaub mit Teenagern lief und ich sie wiederum nach ihrer Abenteuerreise zu fragen, sagte sie, ihr Sohn habe den Unterschied zwischen einer Reise und einem Urlaub so zusammengefasst: Bei einem Urlaub sage man dauern: Oh, wie schön“. Und bei einer Reise eher „Oh, wie krass“. Ist das nicht die perfekte Beschreibung?

Wenn uns Fünf in unserer Familie eins wirklich eint, dann ist es eine recht ausgeprägte Reiselust. Wir lieben es die Welt zu entdecken, unsere Große hat in Namibia laufen gelernt, mein Bruder hat in Mexiko geheiratet und wir sind immer komplett fasziniert, wenn wir über den Tellerrand schauen können.

Aber: Reisen bedeutet nicht unbedingt Erholung. Reisen ist aufregend, anstrengend, Input gebend. Urlaub hingegen hat einen ganz anderen Zweck. Da ist man auch fern des Alltags, es geht aber eher um Slowdown und Innehalten und Gehirn lüften und ungeplant in den Tag hineinleben.

Manche können das auch zu Hause gut, mir persönlich fällt es als Selbständige, die aus dem eigenen Wohnzimmer heraus arbeitet, aber recht schwer, in den eigenen vier Wänden abzuschalten und mal nichts zu tun. Also ist es fantastisch, wenn es einen Ort gibt, der außerhalb der eigenen Heimat liegt, an dem man aber trotzdem alles kennt.

Jahaaaaaa, spießig klingt das. Ich hätte doch auch nie gedacht, dass ich sowas mal schreibe, aber in unserer Familie gibt es einen solchen Ort. Ich war schon als Kind dort, ich kenne quasi jeden Winkel, weiß, wo das Besteck liegt, wo wir morgens das leckerste Baguette bekommen und muss mir nichts mehr erschließen.

Urlaub mit Teenagern kann so herrlich entspannt sein

Urlaub mit Teenagern

Exakt so geht es auch meiner Familie. Sie wissen, welche Wanderung sie schön finden, wo es den besten Ausblick und das beste Frozen Joghurt Eis gibt, kennen zum Teil die Kellner in den Restaurants und kennen sich aus, das WLAN-Passwort springt automatisch an. Das heißt: Der Urlaub, die Erholung und Entspannung können an Tag 1 beginnen. Wir müssen nichts mehr entdecken, wir können einfach sein. Ein Traum zum wirklich mal abschalten…

Ich höre das auch von anderen, auch Shari schrieb Anfang der Woche, dass sie vermutlich zum dritten Mal am gleichen Ort urlauben werden, weil dort alles bekannt und für gut befunden ist bei vier Kindern, von denen eines besondere Bedingungen braucht. Und vielleicht kennt ihr das auch?

Nun ist es bei uns aber mittlerweile so, dass wir immer mal wieder in unterschiedlichen Konstellationen hinfahren. Mal war mein Mann nur eine von zwei Wochen mit wegen der Arbeit, mal hatte die Große Uni oder wollte lieber sturmfrei zu Hause haben, diesmal war es so, dass nur einer der beiden Zwillinge mitkam, weil der andere mit einer befreundeten Familie weggefahren ist.

Urlaub mit Teenagern

Das war unfassbar neu vom Gefühl her, denn die beiden waren noch nie über eine Woche voneinander getrennt. Beide haben diese Tage auf ihre eigene Weise sehr genossen. Sie haben sich zwischendurch geschrieben („Werder verkauft Burke, WTF“, sowas halt), aber konnten mal ganz sie selbst sein.

Einer erzählte mir, er habe am Urlaubsort Zwillinge gesehen und gedacht, ha, die schauen uns bestimmt gleich an – und dann habe er erst gemerkt, dass er ja diesmal ohne seinen Schatten unterwegs sei. Es gab keine Konkurrenzkämpfe, keine Auseinandersetzungen, kein schnelleres Essen, damit der andere nichts wegisst, kein schnelleres Reden, damit nicht der andere die Geschichte weitererzählt oder unterbricht.

Es gab keine Beschwerden, wenn mal Ausflüge anstanden, alles war so entspannt, wie wir es so noch nicht erlebt haben. Unsere Tochter hatte ihren Freund dabei, unser Mittlerer fuhr komplett runter und unser Jüngster schickte immer wieder Fotos aus seiner Woche und freute sich dann sehr, als er uns alles erzählen konnte, was er so in der Woche erlebt hat.

Ich glaube, es war für alle eine neue Erfahrung. Und für alle war sie irgendwie herrlich. Ich möchte euch also Mut machen, sollten sich die Ferien bei euch noch anstrengender anfühlen als die Werktage. Jahreslang war das bei uns so. Und nun ist im Urlaub sogar wieder rumliegen und lesen möglich… irgendwie kommt also doch alles wieder. Irgendwann.

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3 comments

  1. Dieses Gefühl kenne ich sehr gut, wir haben auch so einen Ort, da fühlt sich ankommen auch ein bisschen wie heimkommen (nur eben mit viel Entspannung und Zeit, statt Stress und Alltag) an…

  2. Das ist toll ! Und wir merken es auch schon obwohl unsere Jüngste erst 10 bzw. sogar erst 9 war im letzten Urlaub! Allerdings hoffe ich sehr, dass dieses noch mehr runterkommen auch an verschiedenen Urlaubszielen möglich ist, denn ich bin tatsächlich in meinen 44 Jahren noch nie am genau gleichen Ort gewesen. Für mich bedeutet Urlaub: etwas Neues, unbekanntes entdecken/ sehen..Die Welt ist ja so gross und das Leben viel zu kurz um alles zu sehen. Mich würde es tatsächlich sehr schnell langweilen, wenn ich immer in den gleichen Ort fahren müsste. Das wäre ja dann wie Alltag für mich. Aber das ist wohl einfach Geschmackssache und ich habe Glück, dass meine Familie das einfach mitmacht und / oder genauso fühlt wie ich.

  3. Danke für diesen Artikel! Ich finde es unglaublich angenehm und erfrischend das alles zu lesen. Vom eigenen Erholungswunsch abgesehen, werden auch gewisse gesellschaftliche Erwartungen an einen herangetragen. Und oft heißt es: mehr ist besser. Mehr Reisen, unterschiedliche Urlaubsziele, Freizeitstress in der Urlaubszeit. Ich habe mich davon vor einiger Zeit distanziert und verreise gern dorthin, wo ich es bereits etwas kenne – den Ort oder die Unterkunft bspw. Aber: ich höre so selten ähnliche Erzählungen! Umso schöner zu lesen, dass spiessig auch Entspannung bedeuten kann:) Das sehe ich nämlich genau so 🙂

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