ZDF-Hebamme Lena Lorenz: Schauspielerin Judith Hoersch über Wunder und die Geburt ihrer Tochter

Lena Lorenz

Schauspielerin Judith Hoersch. Foto: Puria Safari

Ihr Lieben, Judith Hoersch ist Schauspielerin, Musikerin, Schriftstellerin – und nun auch seit einem Jahr Mutter. In der gleichnamigen ZDF-Serie Lena Lorenz spielt sie als Hebamme die Hauptrolle – auch in diesem Monat dreht sie wieder in den Bergen. Mit am Start: natürlich ihre kleine Tochter… der liest sie nun ab und zu auch aus ihrem eigenen Buch vor – ihrem ersten Roman Juno und die Reise zu den Wundern. Eine fabelhafte Geschichte (Affiliate Link).

Vielleicht noch zu Beginn eine kurze Anmerkung, warum wir uns duzen: Judith und ich haben im Abi zusammen in Köln die Schulbank gedrückt und unseren Deutschlehrer dazu überredet, statt Goethes Faust lieber die Übersetzung von „The Beach“ zu lesen, weil wir dann einfach den Film mit Leonardo Di Caprio anschauen konnten… SO werden Autorinnen geboren, liebe Leute 😉

Juno
Juno und die Reise zu den Wundern. Eine fabelhafte Geschichte (Affiliate Link)

Liebe Judith, wo bist du gerade und wie geht es dir im Lockdown light derzeit?

Ich bin derzeit noch im Berchtesgadener Land und drehe noch bis Ende November die ZDF-Reihe Lena Lorenz. Dann kann ich endlich wieder nach Berlin. 5 Monate ist eine lange Zeit. Aber ich liebe die Berge und das Landleben. 

Du bist vor einem Jahr Mutter geworden, was genau hat dich am Mutterwerden und in diesem ersten Jahr am meisten überrascht?

Mich hat überrascht wie unsicher ich am Anfang war, wenn es nicht glatt lief. Egal wie gut man vorbereitet ist oder wird, alles ist neu und man hat halt keine Ahnung. Mutter im ersten Semester ist eine spannende Angelegenheit. Aber das waren vor allem die ersten Lebenswochen und ich bin froh, dass ich meinem Freund hatte, mit dem ich das teilen konnte.

Mich hat überrascht, wie viel Freude es mir macht mich komplett auf meine Familie zu fokussieren, denn ich habe mich vorher am meisten über mein künstlerisches Schaffen definiert. Außerdem finde ich es toll, wie sehr ich bereit bin zu improvisieren und wieviel flexibler ich geworden bin. Perfektion war gestern, mein Kind lehr mich Leben im Jetzt. Und ja die Liebe… Mein Herz ist einfach größer geworden. 

Als Kreative lässt du dich mit Sicherheit nicht gern in Routinen drängen, nun sagt man ja aber Kindern nach, dass sie doch so ein paar Rituale brauchen… wie kriegst du das in deinem bewegten Leben hin?

Ich liebe Rituale und bin ein total ritualisierter Mensch. Ich habe von Anfang an Rituale (Schlafen zum Beispiel) eingeführt und sowohl wir Großen als auch unserer Tochter kommt damit super zurecht. Aber es ist eben immer das Maß an Routine und Flexibilität. Ich würde sagen: Ich bin eher geschmeidiger geworden, wo ich vorher zu fest war. 

Wo knirscht es denn noch in Sachen Gleichberechtigung – und wie läuft das im Filmgeschäft als Mutter?

Es gibt – soweit ich weiß – keine einzige Männertoilette mit Wickeltisch. Darüber hinaus haben Frauen im Filmgeschäft Angst davor, dass sie nicht mehr ’stattfinden’. Ist man nicht mehr sexy genug für die Liebhaberin? Denken dann alle das ich für immer schwanger bin? Bekomme ich danach nochmal eine Rolle?

All diese Fragen bewegen viele Frauen, die vor der Kamera stehen. Viele verheimlichen, dass sie Mutter geworden sind – schlimm finde ich das! Ich würde mir wünschen, dass Kunst und Kind zusammengehören. Man wird außerdem ein besserer Künstler durch das Muttersein, denn man ist gehäuteter – sensibler und feiner. Jedenfalls ist das meine Erfahrung. 

Nun hast du lange bevor du selbst Mutter wurdest oder mit Geburten zu tun hattest als Lena Lorenz eine Hebamme gespielt – schaust du nun, da du selbst ein Kind hast, anders auf deine Rolle?

Meine Rolle die Lene Lorenz wurde ja auch Mutter. Meine Schwangerschaft wurde in die Rolle eingearbeitet. Das ist sicherlich eine sehr komfortable Rolle. Aber ich habe viel Kontakt mit ‚echten‘ Hebammen und sie haben genau die gleichen Unsicherheiten am Anfang ihrer Mutterschaft. Nur, weil man Kindern auf die Welt helfen kann, ist man als Mutter dennoch neu. Somit hat meine Rolle der Lena nun auch noch eine Komponente mehr: Sie ist nicht nur Hebamme, sondern auch Mama. Aber im Drehprozess macht es vieles einfacher.

Unsere Fachberaterin (eine tolle Hebamme) witzelt immer, das wenn ich mal aufhöre als Schauspielerin zu arbeiten, dass ich bei ihr im Kreißsaal anfangen soll. 🙂 Hebamme ist ein toller Beruf und da ich natürlich jetzt so viel mehr weiß, sieht man das sicher auch in den Filmen: Wickeln, Babys hochnehmen, tragen, stillen, beruhigen – all das ist keine Theorie mehr, sondern gelebte Erfahrung geworden. 

Was genau fasziniert dich an der Arbeit von Hebammen am meisten?

Sie sind die, die das Leben in Empfang nehmen, ein total magischer Moment. Man ist den Müttern sehr nah, man ist sozusagen oft näher als so manches Familienmitglied. Hebammen sind liebevoll, aber eben auch praktisch. Es ist so urweiblich und ein wunderbarer Beruf. Ich habe bei einer Geburt zur Vorbereitung im Kreißsaal hospitiert und muss sagen: Das war eines der irrsten Erlebnisse überhaupt. Ich war richtig high danach. 

Nun hast du mit dickem Neun-Monats-Bauch auch noch ein Buch zur Abgabe gebracht, das sehr fantasievoll ist, es kommen sogar Nixen darin vor, hast du das Gefühl, dass dich deine Schwangerschaft nochmal anders kreativ gemacht hat? 

Anders kreativ würde ich nicht unbedingt sagen, aber es gab eben eine klare Deadline. Das hat den Schreibprozess intensiviert. Ich wusste: So ungestört und ganztägig werde ich sobald nicht wieder schreiben und ich spürte, dass sich die Kleine bald auf den Weg machen würde. Als der hohe Feiertag – der ‚Tag der deutschen Einheit‘ – kam, sprach ich mit meiner Literaturagentin und wir entschlossen uns, trotz des Feiertages durchzuarbeiten. Am Abend vor der Geburt wurde das Buch dann fertig. Kein Scherz. Keine 24 Stunden später war meine Tochter geboren. 

Punktlandung, würden wir sagen 😉 Nun möchtest mit deinem Buch Jungs und Alt zum Träumen bringen. Worum geht es im Inhalt genau?

Juno ist eine schüchterne junge Frau und sie verträumt ihr Leben mehr, als dass sie es wirklich lebt. Sie ist eine sehr besondere Figur und wir erleben sie als Kind, das Eltern hat, die mit ihren ganz eigenen Lebensproblemen so überfordert sind, das Juno sich sehr alleine fühlt. Als sie erwachsen wird, geht sie in die schielende Stadt, dort trifft sie auf ihren ersten Freund und Mentor, den alten Mr. James.

Sie verbringt viel Zeit mit ihm und er lehrt sie viel über das Leben, ermahnt sie aber auch, dass sie ihr Leben mutig leben soll. Irgendwann (ich will ja nicht zu viel verraten!) bricht sie auf zu einer wundersamen Reise rund um den Globus und bekommt dort zehn Lebensweisheiten gelehrt. Es ist ein Märchen für Erwachsene und trägt viele spirituelle Botschaften ohne zu sehr ins Sachbuch abzudriften. Ich würde sagen, es ist für alle etwas, die ‚Die fabelhafte Welt der Amelie‘ lieben, oder ‚Die Möwe Jonathan‘. 

Was mich als Autorin interessiert: Kam die Geschichte zu dir oder du zu ihr?

Gute Frage und das können auch nur Autoren fragen, denn die wissen, dass beide Wege möglich sind. 😉 Juno kam tatsächlich zu mir. Sie war eines Tages einfach da. Sie war auch schon recht vollständig, das war das Verrückte. Aber ihre Geschichten entfalteten sich immer mehr. Es hat gedauert und es war nicht so, dass ich in der Absicht, ein Buch zu schreiben, an den Schreibtisch gegangen bin. 

Sicherlich hat es der Geschichte auch gutgetan, das sie immer wieder in der Schublade verschwunden ist und ich selber als Mensch gewachsen bin. Denn Junos Reise ist ja auch aus den Erfahrungen erwachsen, die ich selber auf den vielen Reisen meines Lebens erlebt und erfahren habe. Irgendwann Anfang 2019 gab es dann ein erstes Manuskript, das man vorzeigen konnte und ich habe damit eine Literaturagentur gefunden. Sie war sofort angetan, hatte aber eine viel größere Vision zu meinem Buch. Also setzte ich mich nochmal hin und eine sehr intensive Schreibphase begann in mehreren Etappen, die letzte eben wie gesagt bis einen Tag vor der Geburt meiner Tochter. 

Aber schreiben ist ja vor allem auch eine Sache der Hartnäckigkeit und Disziplin und man ist permanent mit unsichtbaren Menschen zusammen. Ich liebe es! 

Warum ist es dir ein so großes Bedürfnis, uns Menschen – besonders auch uns Großen – die eigene Fantasie zuzugestehen, ja, uns sogar zum Träumen zu ermutigen? Verlernen wir irgendwann das Fantastische? Wird es und mit dem Alter abtrainiert?

Ich denke schon. Schon als Kind wurde ich ermahnt, ich solle nicht so viel Tagträumen. In meinem Buch verschwimmt Traum, Wunsch und Wirklichkeit. Es bleibt Raum für den Leser und für seine Fantasie. Wir leben in einer Leistungsgesellschaft. Wir müssen immer etwas tun und effizient sein. Juno ist anders. Sie ist das verkörperte innere Kind, das staunt. Das können wir von Juno lernen: Staunen über die kleinen Dinge, über die Wunder des Alltags. 

Wir Großen sollten uns mit unseren Träumen und Wünschen verbinden. Wir sollten in der Idee leben, dass wir uns nicht zwischen ’Entweder oder’ entscheiden müssen, sondern ein ‚Sowohl als auch‘ leben können. Das Leben ist voller irrwitziger Widersprüche, wieso dürfen wir das nicht auch sein? Das möchte ich meiner Tochter mitgeben: Eine gute Portion Disziplin und einen festen Glauben an ihre Träume und Wünsche. 

Und was möchtest du deinen LeserInnen mithilfe von Juno mit auf den Weg geben?

Dass sie wieder ihre Träume und die kleinen Dinge des Alltags sehen. Dass sie mutig in die Welt gehen, dass sie sich auf den Weg machen zu ihren Wundern. Ich glaube wirklich, alles ist mit allem in Verbindung und es ist eine lebenslange Aufgabe, sich selbst in Verbindung mit allem zu erforschen. Es ist eine spannende Reise, die wir hier als Menschen machen, wir sollten sie genießen und neugierig sein.

In “Juno und die Reise zu den Wundern(Affiliate Link) steckt all das spirituelle Wissen drin, das ich über die Jahrzehnte von meinen Lehrern und durch die Beschäftigung mit Yoga, Meditation und spirituellen Lebensformen gelernt habe. Auch durch das Reisen (besonders alleine). Aber man muss nicht weit reisen, um die Schönheit unserer Welt zu sehen. Man braucht nur den richtigen Blick. Aber wir können auch viel über das Leben lernen, durch die 10 Lektionen, die Juno erlebt, denn das Leben ist Schwingung und wenn wir ihr nicht im Weg stehen, kommen die Dinge sowieso zu uns. 

An was denkst du zuerst, wenn du an deine eigene Kindheit zurückdenkst?

Ich denke an meine Träume, an den Geruch von Herbstlaub, an warme Pferdemäuler, an traurige Tage – denn nicht alles war rosig in meiner Kindheit, an Blätter und Bäume, in denen der Wind rauscht. Und an mein Kinderzimmer, das mir damals so groß vorkam…

Weitere Informationen zu Judith Hoersch: Instagram: @judith_hoersch_official Facebook: @judithhoersch Website: www.judith-hoersch.de Und hier könnt ihr noch an einem Gewinnspiel des Verlags teilnehmen, das bis 16.12.2020 läuft: Ihr könnt hier eine Ballonfahrt gewinnen.

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