Interview mit Rüdiger: Nach einer Trennung darf ein Elternteil nicht einfach entsorgt werden!

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Lieber Rüdiger, du hast zwei Töchter. Wann ging die Beziehung mit der Mutter deiner Kinder auseinander und warum?

Zuerst einmal: Toll, dass Ihr einen Vater interviewt. Für Kinder ist es wichtig, dass nach einer Trennung nicht einfach ein Elternteil rausgekegelt wird – die Kids brauchen Vater und Mutter! Aber nun zu der Frage: Die Mutter meiner Kinder ist vor knapp 9 Jahren heimlich –  während ich auf einer beruflichen Fortbildung war – mit unseren Töchtern weggezogen. Als ich zurück kam, war das Haus leer und ich hatte keine Ahnung, wo meine Frau und meine Kinder sind. Das war für mich der schlimmste Schock meines Lebens, weil ich eine sehr enge Beziehung zu meinen Töchtern habe.  

Was hast Du dann gemacht?

Ich fühlte mich wirklich, als ob mir jemand das Herz rausgerissen hätte. Ich bin dann aber nicht sofort zu Anwälten oder zum Jugendamt gerannt, sondern habe mich an den evangelischen Seelsorger der Uni-Klinik gewandt. Er kontaktierte meine Ex-Frau und vereinbarte einen gemeinsamen Termin – diesen hat sie allerdings platzen lassen.

Wie ging es dann weiter?

Das Jugendamt wurde eingeschaltet, es kam auch zu mehreren Gerichtsverhandlungen. Außerdem wurden Gutachten über uns Eltern erstellt – meiner Ex-Frau wurde dabei ohne fundierte Analyse eine psychische Erkrankung unterstellt. Ich war total geschockt über das ganze Vorgehen, es war wie ein Albtraum. Mein Eindruck ist, dass unser Streit von den Behörden befeuert wurde und wir von dieser ganzen Gerichtsmühle kaputt gemacht werden. Schlussendlich bekam ich das Sorgerecht für die Kinder. Die anschließenden Betreeungungszeiten und Spielkontakte mit der Mutter waren leider schwierig, obwohl ich finde, dass sie eigentlich eine gute, liebevolle Mutter ist. Und vorallem glaube ich, dass Kinder Mama und Papa brauchen. Deshalb wäre ich stark für ein neues, zeitgemäßes Familienrecht mit dem Leitbild des Wechselmodells. 

Das Wechselmodell hat auch Kritiker – warum befürwortest du es?

Zuerst einmal glaube ich, dass Eltern gemeinsam klären sollten, wie die Betreeung der Kinder aussieht. Das Wechselmodell 50 zu 50 kann in einigen Fällen genau richtig sein. Manchmal passt das aber vom Job oder vom Wohnort her nicht. Dann ist vielleicht ein Wechselmodell 30:70 sinvoller. Ich finde einfach, dass Kinder beide Eltern brauchen und kann nur allen raten: Einigt Euch, lasst es nicht andere für Euch entscheiden – denn das geht meistens nicht gut aus. Meine Ex und ich haben das nicht geschafft und haben heute kein besonders gutes Verhältnis. Das ist schade. 

Es ist ja immer noch ungewöhnlich, dass die Kinder nach einer Trennung beim Vater leben. Welche Reaktionen hast Du erfahren? 

Ich habe ausschließlich positive Reaktionen erlebt. Ich liebe meine beiden Töchter über alles und galt hier als Vorzeigevater. Über sechs Jahre war ich in Elternzeit mit entsprechender Teilzeitarbeit und habe auch danach weiter in Teilzeit gearbeitet. 

Doch dann wurde wieder alles anders….

Ja, die Mädchen sollten übers Wochenende zu ihrer Mutter, doch ich bekam sie am Sonntag nicht zurück. Es hieß, die Kinder würden nun aufgrund eines neues Gutachtens doch bei der Mutter leben. Ich war völlig fassungslos und machtlos. 

Wie ist die Umgangsregelung heute?

Ich durfte meine Töchter dann sechs Monate gar nicht sehen. Auch für meine Töchter muss das hart gewesen sein – sie haben von einem Tag auf den anderen alle Freundinnen, ihre Schule, meine komplette Familie verloren. Nach zwei Jahren und inzwischen 25 Gerichtsverfahren dürfen meine Töchter mich jetzt jeden zweiten Sonntag für 3,5 Stunden sehen. Bald kommen sie und ich freue mich riesig. Ich backe versunkenen Apfelkuchen und wir machen eine kleine Radtour. Dennoch finde ich, dass diese ganze Umgangsregelung skandalös ist. 

Wir haben oft Beiträge, in denen Mütter berichten, dass die Väter sich raushalten nach einer Trennung, sich also nicht kümmern, keinen Unterhalt zahlen. Du möchtest dich mehr um Deine Kinder kümmern. 

Ich möchte immer für meine beiden Töchtern da sein und möglichst viel Zeit mit ihnen verbringen. Ich möchte in jeder Hinsicht für sie da sein, auch finanziell. Ich zahle also natürlich Unterhalt. Aber ich muss auch sagen, dass mich all dieser gerichtliche Streit und die Anwälte fast 100000 Euro gekostet haben. Dieses Geld hätte ich sehr viel lieber in die Ausbildung der Kinder gesteckt… 

Foto: Pixabay

 

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6 comments

  1. Also ich finde schon, das eine Frau die nicht mal reden kann das ein oder andere Problem hat. Das ist überhaupt keine Art und Weise mit Menschen umzugehen, Respekt das Du sie trotzdem verteidigst. Normalerweise klappt der Umgang dann ohne amtliche Einmischung, wieso ist die Mutter immer noch nicht in der Lage normal zu kommunizieren? Das Drama war und ist ja auch nicht im Sinne der Kinder. Klingt jetzt hart, aber Du hättest tatsächlich von Anfang an ausschließlich DEINEN Standpunkt stärker verteidigen sollen auch wenn das bedeutet hätte das die Mutter sich untersuchen lassen muss. Sie hat kein Problem, Dich in die Pfanne zu hauen. Und das sage ich als selbst Frau/ Mutter. Ich weiß dass sowas beim eigenen (Ex) Partner schwer vorstellbar ist, und so respektlos wie die Mutter mit der Vater- Töchterbindung umgeht ist sie eben nicht Mutter des Jahres.

  2. Es gibt genug Väter die sich selbst entsorgen, weil sie ihr Leben wieder haben wollen und das Kleinkind sogar nur monatlich besuchen WOLLEN.

    1. Sind
      was soll jetzt so eine reflexhafte unkluge Verallgemeinerung? Die garnichts mit dem Thema zu tun hat? Warum haben nur Mütter immer Recht und Väter nicht? Tut mir leid das Sie so frustriert sind aber das behebt Ihr persönliches Problem auch nicht.

  3. Was ist denn
    … geschehen, dass die Kinder ihren Vater plötzlich so lange nicht mehr sehen durften und jetzt nur noch jeden zweiten Sonntag???

  4. Fragen offen
    Ich finde es auch toll, dass hier auch mal die Väterperspektive zu Wort kommt. Was zum besseren Verständnis allerdings fehlt ist die Vorgeschichte. Warum ist die Ex von jetzt auf gleich heimlich ausgezogen? Was war denn vorher passiert? Und mit welcher Begründung darf der Vater plötzlich seine Kinder nicht mehr sehen, wenn er vorher derjenige war, der vorwiegend die Familienarbeit geleistet hat?

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