Pflegeeltern: Gebt uns bitte unsere 2 Pflegekinder zurück!

Pflegeeltern

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Ihr Lieben, uns berührt es immer, wenn sich Freundinnen von Leserinnen bei uns melden, die helfen wollen. Auch dieser Beitrag hier entstand so: Eine Freundin von Pflegemama Lisa schickte uns einen Zeitungsartikel, in dem es darum ging, dass Lisa und ihrem Mann als Pflegeeltern eventuell die zwei Pflegekinder wieder abgenommen werden sollen. Als es dann wirklich passiert war, kontaktierte sie uns. Weil sie findet, dass nicht sein kann, wie da mit den Plegeeltern und ihren Kindern umgegangen wird.

Liebe Lisa, wann und warum habt ihr euch entschieden, Pflegekinder bei euch aufzunehmen und Pflegeeltern zu werden?

Mein Mann ist als Kind selbst in verschiedensten Einrichtungen aufgewachsen, weshalb uns dieses Thema immer begleitet hat. Als ich im SOS-Kinderdorf dann R. kennenlernte, war es sofort um mich geschehen und ich wusste, diesem Mädchen möchte ich ein Zuhause schenken. Ihr Bruder K. war zu dieser Zeit noch in einer Krisenpflegefamilie und kam erst zwei Monate später in unsere Familie. 

Ihr habt die beiden als Geschwisterpaar aus dem SOS Kinderdorf bei euch aufgenommen, das Mädchen 6, der Jungs 3 Jahre alt. Wie hast du die ersten Tage mit ihnen erlebt?

R. zog im November 2022 bei uns ein, K. im Februar 2023. Die ersten Tage waren natürlich eine riesen Umstellung. Man ist plötzlich nicht mehr nur für sich selbst verantwortlich, der ganze Alltag richtet sich nach den Kindern. Einfach mal vor den Fernseher werfen war nicht mehr. Aber man gewöhnt sich sehr schnell daran vor allem an die Liebe, die die Kinder zu geben haben.

Nun wolltet ihr mit den Kindern gern umziehen, weil ihr – ihr lebt ja in Österreich – in einer anderen Region drei Stunden entfernt ein Haus mit Garten besitzt, in dem ihr früher auch wohntet und wo du wieder als Kindergärtnerin arbeiten könntest. Der Jugendhilfeträger war damit aber nicht einverstanden… warum genau?

Die Kinder- und Jugendhilfe (KJH) hat den leiblichen Eltern in dem Fall sehr viel Mitspracherecht eingeräumt. Nachdem diese nicht wollten, dass wir mit den Kindern umziehen, hat sich auch die KJH dagegen ausgesprochen und eine neue Familie für die Kinder gesucht.

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Nun argumentiert das Jugendamt, dass von vornherein geplant war, dass die Kinder nicht dauerhaft bei euch bleiben, weil ihr nicht als Pflegeeltern, sondern als IN-Familie ausgewählt wurdet. Was genau bedeutet das und war dir das selbst vorher auch so klar?

Eine IN-Familie ist ein besonderes familiäres Betreuungsmodell in Oberösterreich, bei dem ein Teil der „Pflegeeltern“ eine pädagogische Ausbildung haben muss und für den organisatorischen Aufwand (Weiterbildungen, Dokumentationen, Supervisionen etc.) bezahlt wird. Uns war von Anfang an klar, dass die Kinder uns wieder verlassen könnten, jedoch sind wir davon ausgegangen, dass dies nur geschieht, wenn die leiblichen Eltern stabil genug sind, um ihre Kinder wieder selbst zu betreuen.

Das Argument war ja nun, dass der Umzug deswegen nicht in Frage kommt, weil eine räumliche Nähe zu den leiblichen Eltern gegeben sein sollte… was sagt ihr dazu?

Das ist für mich kein Argument, wir haben nämlich von Beginn an gesagt, dass wir dazu bereit sind, die monatlichen Besuchskontakte trotz dieser Entfernung wahrzunehmen. Außerdem kommt noch hinzu, dass eine weitere Schwester der Kinder ca. zwei Autostunden entfernt untergebracht ist, was meiner Meinung nach auch keine „räumliche Nähe“ ist. Wären wir innerhalb des Bundeslandes ans andere Ende gezogen – so wurde es uns gesagt – hätte das kein Problem dargestellt. Es geht alleine darum, dass wir das Bundesland wechseln wollten.

Fakt ist: Die Kinder hatten sich ganz wunderbar bei euch eingelebt und ihr hattet auch euer Herz an sie verloren, erzähl doch mal ein bisschen was zu eurem Familienleben bislang und zu den schönen Momenten… 

Dieser Teil ist für mich sehr emotional, ich werde trotzdem versuchen, etwas dazu zu schreiben. Wir hatten von Beginn an eine wunderbare Verbindung zu den Kindern, es hat sich für keinen von uns jemals fremd angefühlt. Die Kinder waren super offen allen Familienmitgliedern gegenüber, es hat sich eigentlich angefühlt, als wären sie nie woanders gewesen.

Die Große war ein richtiges „Plappermaul“, stille Minuten kannten wir nicht. Das war teilweise echt anstrengend, dennoch sind das die Dinge, die jetzt fehlen. Sie konnte richtig gut argumentieren und hat meinen Mann regelmäßig gedisst :-). Außerdem war sie unsere Kuschelmaus, sie hat keine Gelegenheit ausgelassen, an uns zu kleben und uns zu sagen, wie sehr sie uns liebhat.

Unser Kleiner war ein richtiger Wirbelwind. Vor ihm war nichts sicher und er war ständig in Bewegung. Trotzdem hat er immer wieder die Nähe zu uns gesucht und gebraucht. Der schönste Moment war, als er zu mir das erste Mal gesagt hat: „Mama, ich liebe dich.“

Wisst ihr, wo die Kinder grad sind?

Leider bekommen wir darüber keine Auskunft.

Ihr habt nun einen Anwalt eingeschaltet, der von einer „extremen Kindeswohlbeeinträchtigung“ spricht.

Wir hatten uns erhofft, die Kinder beim Umzug mitnehmen zu dürfen. Leider mussten wir sie mittlerweile abgeben, uns wurde damit gedroht, dass sie sonst von der Polizei geholt werden.

Hätten die Kinder denn bei euch bleiben können, wenn ihr nicht umgezogen wärt?

Nein, wir hätten sie nicht behalten dürfen, da die leiblichen Eltern nicht wollten, dass wir ins normale Pflegesystem wechseln.

Was erhofft ihr euch im besten Falle?

Auch wenn unser Fall leider ziemlich aussichtslos ist, möchten wir, dass darüber berichtet wird. Wenn man in das System der Kinder- und Jugendhilfe involviert ist, merkt man erst, wie sehr mit Kinderseelen gespielt wird. Ich möchte nicht sagen, dass es immer so ist. Leider habe ich abgesehen von unserem Fall mehrere Geschichten gehört, die mich entsetzt haben.

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12 comments

  1. Wieso kommt man auf die Idee, dass es sich in einer Pflegefamilie immer um eine Rückführung handelt? Woher kommt dieses Wissen?
    Alleine dieser Artikel gehört in den Medien veröffentlicht, da es eine sehr, sehr interessante Denweise über Pflegefamilien zeigt!

  2. ich kann es aber auch nicht verstehen. im Text steht dass die Schwester der Kinder auch zwei Stunden weit weg wohnt und es kein Problem wäre wenn die Familie innerhalb des Bundeslandes bleibt.
    und weiterhin Treffen statt finden würden.
    Klar wäre es besser die Kinder bleiben vor Ort aber ich kann aus dem oben geschrieben nicht verstehen wie die Kritik in den Kommentaren zustande kommt

  3. Wie so oft wird hier mal wieder bürokratsch entschieden und nicht an das Wohl der Kinder gedacht. Das diesen beiden Kinddrn eine Familie genommen wird, in der sie behütet aufwachsen können, sie umsorgt und geliebt werden ist unwichtig, Hauptsache die Richtlinien wurden eingehalten. Die Treffen hätten ja auch in Zukunft statt gefunden und wären die leiblichen Eltern in der Lage gewesen, sich um die Kinder zu kümmern, wären sie nicht schon so lange fremd untergebracht gewesen, daher war eine Rückführung sowieso nicht angedacht. Auch Kinder haben ein Recht darauf, nicht wie Kostenstellen hin und her geschoben zu werden.

    1. Angie
      Hier wird ganz klar geschrieben, dass den Pflegeeltern klar gemacht wurde es ist nicht für dauerhaft. Und ob Eltern stabilbgenug sind bzw für ihre Kinder ( wirder) sorgen können entscheiden die Behörden. Alles Andere hier ist reine Anmaßung der Pflegeeltern, die darüber nun nicht zu entscheiden haben.

      1. Silvia
        Behörden sind auch nur Menschen und in den meisten Fällen welche, die die Kinder nicht wirklich kennen.
        Angie hat absolut Recht! Leider meinen – wie auch hier in den Kommentaren zu lesen – immer die Erwachsenen die Weisheit mit Löffeln gefressen zu haben.
        Kinder in dem Alter haben schon ein sehr gutes Bauchgefühl, wo sie leben möchten und sich wohlfühlen, und können das auch mitteilen. Leider spielt das in den meisten Fällen aber absolut keine Rolle. Das ist sehr traurig und hat häufig schwerwiegende Auswirkungen bis ins hohe Alter…

  4. Der Kontakt zu den leiblichen Eltern muss erhalten bleiben. Und PFLEGEkind ist nicht Adoptivkind. Im Pflegesystem geht idealerweise immer um die Rückführung in die leibliche Familie. Und die größten Rechte am Kind haben nun mal leibliche Eltern ( zu haben!)! Bitte bei Interesse an Pflegekindern vorher genau informieren und nicht so blauäugig rangehen. Zumal Kinder auch kein Eigentum sind und Liebe uneigennützig sein sollte. Nicht jedes Pflegekind landet aus Bosheit in Pflege ( Alleinerziehende bei denen ev. ein Eingriff ansteht bzw schwerer Erkrankung und Reha…) und jeder Mensch hat die Chance sich zu bessern! Und auch im regulären Umgangsrecht nach Trennung darf ein Partner eben nicht ohne Erlaubnis des anderen Elternteils einfach umziehen usw. Diese ( und andere) Regeln gelten auch für leibliche Eltern untereinander im Umgangsrecht. Der Kontakt Kind zu leiblichen Eltern hat immer Vorrang. Das kann für Pflegeeltern sehr entmutigend sein aber man sollte da realistisch rangehen, sich das wirklich klar machen und wirklich das Beste fürs Kind sehen können.

    1. ich bin Selbstpflegemutter und kann nur bestätigen , dass Stabilität alles für die Kinder und das Pflegeverhältnis bedeuten.
      Von der Beziehung der pflegeeltern bis zum Wohnort. Und je nach Alter , in dem die Kinder herausgenommen wurden , ist der Kontakt zu den leiblichen Eltern auch vom Jugendamt gewünscht, falls keine Rückführung passiert. Das passiert wegen der sogenannten Biografiearbeit.
      Aber das Märchen von der intakten Familie, die vielleicht auch noch gebildet? und gut situiert ist und wegen einer OP die Kinder in Pflege geben muss, ist eine nette Erzählung, Silvia, die Leute gerne glauben, die sich ein Pflegekind wünschen.
      Wenn du mal bei Leuten rumfragst , die sich damit auskennen oder beim Jugendamt selbst , wirst du merken, das die Kinder in der Regel psychisch kranke, total verwahrloste oder süchtige Eltern haben.

  5. Da würde ich ja gerne mal die andere Seite hören. Grundsätzlich finde ich es richtig, wenn die Behörden versuchen sicherzustellen, dass eine Kontaktmöglichkeit auch zu den leiblichen Eltern gewahrt bleibt und dass den leiblichen Eltern auch weitreichende Mitspracherechte eingeräumt werden.

    Außerdem war den Pflegeeltern ja bewusst, dass die Kinder nicht dauerhaft bleiben werden. Die Pflegeeltern hätten sich auch schon vorher mit dem Jugendhilfeträger absprechen und sich über die Rechtslage informieren können. Dann wäre es vielleicht gar nicht erst zu dieser Situation gekommen.

    Wenn man ein Bisschen zwischen den Zeilen liest, entsteht eher der Eindruck, dass diese Pflegeeltern hier den leiblichen Eltern die Kinder „entreißen“ wollten, denn scheinbar haben sie ja angestrebt, die Kinder aus dem IN-Betreuungsmodell in ein „normales Pflegeverhältnis“ zu überführen.

    Man kennt natürlich nicht den ganzen Sachverhalt und von daher ist es schwer die Sache objektiv zu beurteilen, aber zumindest nach dem Artikel hier gewinnen diese Pflegeeltern bei mir keine Sympathiepunkte.

  6. Hallo liebe Community,

    die Kinder sind keine Sachen, die mit dem Geld der staatlichen Einrichtung gekauft werden können. Mama ist nicht der, der Unmenge von Geld und Sicherheiten bekommt, auf die Kinder aufzupassen, sie zu verwalten, und durch berufliche Erwerbstätigkeit an Kindern sich die Liebe der Kinder erschleicht und kauft. Genau das aber ermöglicht das berufliche System und gewerblche Handel mit Kindern, sich Kinder als Produkte und Waren und Artikel sich zuzulegen, weil man damit den eigenen Mangel der Bedürftigkeit gut retuschieren und sich das Grundmittel der Liebe perse mittels Kindererwerb staatlich kaufen kann. Unethisch und unmoralisch ist das Geschäftsmodell Kinderhandel auf dem Markt.

  7. Ich bin der Meinung das die Behörden hier richtig entschieden haben ! Das mitspracherecht der Eltern sollte immer gewahrt bleiben.Es gibt Pflegeeltern die massen sich ernorm viel Rechte an,die sie einfach nicht haben.Das Ziel der Jugendhilfe ist und muss immer eine Rückführung zu der Herkunftsfamilie sein .Das vergessen viele gern .Ich finde es absolut Richtig das die Kinder hier nicht so weit von den LE wegziehen dürfen.Den wenn es dann soweit ist das eine Rückführung ansteht ,werden die Umgänge erweitert und finden öfters statt.Werden dann die PE immernoch bereit sein für wöchentliche Umgänge die Strecken zu fahren? und warum sollen die Kinder diese langen Strecken fahren? was mutet man den kindern hier zu ? Ich finde schon ok das sie aus dem SOS Kinderdorf in eine PF wechseln konnten.Dies hat aber schon ein Bindungsabruch mit sich gebracht und ein Wechsel des sozialen Umfeldes,jetzt sollen sie wieder aus ihrem gerade gewohnten Umfeld wieder umziehen? und dann ggf . zurück zu den LE ? Ich finde keiner denkt an die kinder auch die PE nicht !

  8. Leider ist der Text viel zu kurz und nichtssagend um aussagekräftig zu sein.
    Ich verstehe auch das Problem der Pflegeeltern nicht ganz.
    Es war doch von Anfang an klar, dass die Kinder nicht bleiben würden, auch nicht ohne Umzug.
    Natürlich ist die Situation für alle Beteiligten sehr unschön, dennoch war sie von vornherein klar.
    Ich verstehe auch nicht, was die Pflegeeltern bezwecken wollen.
    Geht es um das Kindeswohl oder um das eigene Bedürfniss eine Familie zu haben?

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