Schlechte PISA-Ergebnisse: Woran liegt’s? Hier antworten die Lehrerinnen

Pisa

Foto: Pixabay

Ihr Lieben, ihr habt es sicher mitbekommen: Die deutschen Schülerinnen und Schüler haben in der internationalen Leistungsstudie PISA im Jahr 2022 so schlecht abgeschnitten wie noch nie zuvor. Sowohl im Lesen als auch in Mathematik und Naturwissenschaften handle es sich um die niedrigsten Werte, die für Deutschland jemals im Rahmen von PISA gemessen wurden, teilte die Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD) mit. Wir haben die Lehrerinnen aus in unserer Community gefragt, woran das ihrer Meinung nach liegt. Hier kommen die Antworten:

Susi: „Ich bin Lehrerin an einer Gesamtschule und es wundert mich überhaupt nicht, dass wir so schlecht abgeschnitten haben. Heute gibt es sehr viel mehr Schüler, die mehr Hilfe brauchen. Und wir Lehrer sind fast nur noch mit diesen Schülern beschäftigt. Dann fehlt uns sie Zeit, uns um die leistungsstärkeren Schüler zu kümmern.

An unserer Schule fehlt leider zudem die Bereitschaft vieler Lehrerinnen und Lehrer, sich mit der Technik auseinander zu setzen und den Schülern so die Möglichkeit eines digitalen Austauschs zu geben.“

Hannah: „Kinder können sich heute schlechter konzentrieren. Das merkt man schon, wenn man ihnen einfach was vorliest oder ein neues Spiel spielen möchte. Nach wenigen Minuten werden viele zappelig und suchen Nebenbeschäftigung. Hinzu kommt, dass Kinder keine Langeweile kennen, sie können mit wenigen Knopfdrücken für ihre gewünschte Unterhaltung sorgen.“

Judith: „Ich habe eine ganz tolle Klasse und kann mich auch gut um meine Schüler kümmern, weil es nur 21 Schüler und Schülerinnen sind. 19 von ihnen haben übrigens einen Migrationshintergrund und trotzdem klappt es super. Aber in vielen Klassen sind 30 und mehr Kinder und natürlich gibt es auch Kinder, die nicht gut deutsch sprechen. Diese Kinder sollen von Lehrkräften mit 9 Stunden Deutsch in der Woche auf den Stand eines Muttersprachlers gebracht werden… ich merke schon auch, dass immer mehr Kinder auffällig sind und die Eltern nicht mehr mit uns Lehrern an einem Strang ziehen. Auf der einen Seite sollen wir Lehrer erziehen, aber bitte nicht so streng! Die armen Kinder sollen keine Konsequenzen spüren dürfen.“

Pisa lebt vom Leistungsgedanken – den gibt es nicht mehr

Marie: „Dass wir so schlecht abgeschnitten haben, hat meiner Meinung nach viele Gründe. Man merkt, dass Schüler heute andere Hobbys haben als lesen, in den Kinderzimmern gibt es zu wenige Bücher – das zeigt sich in der allgemeinen Sprache. Viele Kinder haben zu früh durch Handys Zugang zu Tiktok und Co und nutzen es ohne Anleitung und ohne Aufsicht, dadurch werden sie nicht mehr zum Selbstdenken angeregt, es wird alles vorgekaut und Meinungsbildung ist nicht mehr nötig. Leistungsbereitschaft wird nicht mehr vorgelebt, Leistungen sind unbequem und dass Schüler Hausaufgaben haben und lernen sollen, nervt Eltern mehr als Schüler – und dementsprechend werden Schüler nur halbherzig oder gar nicht dazu angehalten.

Ich merke in meinem Alltag, wie viele Kinder sich schwer tun, Regeln einzuhalten. Es gibt weniger Anstand und Respekt. Bitte, Danke, Guten Morgen, Auf Wiedersehen, Zuhören, Mitdenken, Mitarbeit, Meinungen hören, äußern, anerkennen, Wissen erwerben wollen, Nachfragen, Unterricht nicht stören, Mitschüler nicht stören – all sowas muss man hart erarbeiten und permanent und konsequent einfordern. Das kostet mehr Kraft als Sachinhalt an sich. Man kommt in manchen Stunden kaum zum Ziel, weil man wirklich permanent die einfachsten Grundsätze einfordern muss. Ich glaube, es wäre zudem sinnvoll, die Lehrerausbildung in ein duales Studium umzuformen. Nicht 5 Jahre an die Uni und dann der erste Kontakt mit Unterricht und den Höhen und Tiefen des Berufs, sondern direkt 3 Tage Praxis, 2 Tage Theorie.“

Nadja: „In der Großstadt bzw. in dem sozialen Brennpunkt, in dem sich meine Schule befindet, haben wir einen sehr hohen Anteil von Schülern mit Migrationshintergrund. Viele Kinder haben zwar einen deutschen Pass, aber Deutsch nicht als Muttersprache. Außerdem leben die Kinder oft in beengten Verhältnissen, da Wohnungen knapp und teuer sind. Einen Schreibtisch zum Hausaufgaben machen haben wenige Kinder. Die Defizite zeigen sich insbesondere in der Sprache, also Rechtschreibung aber auch im Wortschatz. Gerade in Fächern wie Erdkunde, Geschichte etc. fehlen den Kindern wichtige Begriffe. Auch das Allgemeinwissen hat stark abgenommen und wird ersetzt durch Halbwissen und Fake News aus irgendwelchen TikTok-Videos. Von der Konzentration und der Motorik will ich gar nicht anfangen.

Es müsste definitiv kleinere Klassen geben mit mehr Personal. Es sollte nicht nur den Klassenraum geben, sondern auch Rückzugsräume für Kinder, denen es schwer fällt sich in Gruppen zu konzentrieren. Besonders sehe ich die Eltern aber auch in der Verantwortung, den Kindern beizubringen sich zu konzentrieren und etwas zu Ende zu bringen. Das geht z.B. wunderbar mit Gesellschaftsspielen. Viele meiner Schüler kennen das aber gar nicht richtig. Ich denke, die Pandemie hat dazu geführt, dass viele Defizite sichtbar wurden. Die Kinder haben neben den sozialen Kompetenzen teilweise auch die Fähigkeit zum Lernen verloren.“

Verena: „Es müsste sofort viel mehr Personal geben. Damit meine ich nicht nur Lehrer, sondern auch Menschen, die bei der Vorbereitung des Unterrichts helfen, sich um ein krankes Kind kümmern, bis die Eltern da sind, bei Ausflügen helfen und und und. Wir Lehrer sind einfach total überlastet und haben so viele Aufgaben – da ist nicht mehr zu schaffen. Das zeigt sich natürlich auch in der Qualität des Unterrichts. Ich spüre zudem täglich, dass viele Kinder die einfachsten sozialen Regeln nicht mehr beherrschen, die Frustrationstoleranz kaum noch da ist und man zu viel mit Streit schlichten und für Ruhe sorgen beschäftigt ist.“

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25 comments

  1. Liebe/r A. Heinisch,
    ich glaube kaum, dass die Kinder, die wirklich freitags demonstrieren gehen, bei den PISA-Tests keinerlei Probleme haben. Es sind eher die, die es nicht tun.
    Und vor den blauen Briefen hab ich noch nie Angst gehabt. Von welcher Disziplinierung reden Sie sonst? Prügelstrafe?

  2. Digitalisierung gehört dazu, ist die Zukunft, liebe Mittelalterfans hier! Und die Kinder machen nur das, was sie von den Eltern vorgelebt kriegen ( die selbst JEDES Ereignis, jede Mahlzeit… meinen posten zu müssen). Und viele Erwachsene vergessen hier das Kinder weder Erwachsene noch Maschinen sind. Alle brauchen Erholungspausen vom lernen, warum darf ein Schüler nach einem Schuktag nicht abschalten sondern muss noch bis 20 Uhr durcharbeiten? Wenn ich solch einen Unfug lese!!! Gymnasiasten lernen auch gute, richtige Lerntechniken und dazu gehört auch Pause! Sonst funktioniert die Aufnahmefähigkeit garnicht mehr. Und solche Verallgemeinerungen „alle tiktok süchtig, Zocker…) es gibt auch E Books liebe Gestrige. Hier haben eher die Älteren ein Problem mit den modernen Medien und verurteilen dieses Wissen weil sie selbst es nicht beherrschen. Und solche Leute wollen Kindern etwas beibringen? Kann ja nicht funktionieren. ( wenn ich in meinem Beruf mit Dementen nicht klarkomme, liegt das nicht am Dementen sondern an mir, dann muss ich was überdenken- mal zum Nachdenken für einige Lehrerinnen, dankenswerterweise nicht alle). Und wo ist eigentlich die männliche Lehrersicht abgeblieben? Andersrum wäre hier gleich wieder ein Riesenaufschrei ( System, Patriarchat…).

  3. Meine beiden Söhne gingen bzw gehen in einen Integrationskindergarten mit spezieller Sprachförderung für Kinder mit Migrationshintergrund. Viele Kinder starten in den Kiga mit keinerlei Sprachkenntnissen in Deutsch. Nach 3 Jahren können manche Kinder perfekt deutsch und andere nicht. Interessanterweise können die Eltern der Kinder meist genauso gut bzw schlecht deutsch sprechen wie die Kinder. Eine Sprachförderung der Eltern würde sich auch positiv auf die Sprachkenntnisse der Kinder auswirken.

    Mein Großer geht jetzt in die 2. Klasse und ohne Unterstützung der Eltern läuft da nichts. Schule hat so viele neue Aspekte, Herausforderungen und Probleme, dass Kinder ohne Hilfestellung und Unterstützung von zu Hause fast nur scheitern können. Dazu sind die Schulen personell (Lehrer, Sozialpädagogen, Hilfskräfte) einfach zu schlecht aufgestellt. Wie soll den eine Lehrkraft 30 Kindern gerecht werden, erziehen, fördern und fordern, wenn manche Eltern schon zu zweit an einem Kind scheitern?

    1. Moin,

      Danke für den Artikel. Ich möchte gerne etwas positives einbringen: Wir haben auch zwei Kinder in der Grundschule, eins inklusiv beschult mit dem Förderbedarf „Geistige Entwicklung“ (Niedersachsen) und sind sehr zufrieden mit der Schule.

      Ich habe keine Ahnung, ob Schüler „unserer“ Schule grundsätzlich gut oder schlecht bei Pisa abschneiden, die Qualität der Bildung kann ich also (noch) nicht beurteilen. Das kommt wohl erst in der weiterführenden Schule ans Licht, falls es Wissenslücken geben sollte.

      Aber: wenn ich hier so die Kommentare lese, haben wir anscheinend eine super Schule erwischt. Es gibt sie! Obwohl auch bei uns der Migrationsanteil recht hoch ist, und in (fast) jeder Klasse 1-3 Kinder mit Förderbedarf beschult werden, ist das Klassenklima in beiden Klassen unserer Kinder tatsächlich so angelegt, dass auch richtig „gelernt“ werden kann.

      Und das mit Hilfe von einem Pool an Schulbegleitern und einem wahnsinnig engagiertem Team. Die Kinder gehen gerne zur Schule und lernen was. Die Direktorin ist sehr umtriebig und zieht finanzielle Mittel für bestimmte Projekte ab Land (Schulzirkus, Klasse2000, Kooperationen mit der Uni fürs programmieren lernen…), das ist beeindruckend.

      Der rein schulische Unterstützungsbedarf von den Eltern tendiert hier gegen Null: es gibt (zumindest bis zur dritten Klasse) keine Hausaufgaben. Alle Materialien sind in der Schule. Ganztag wird angeboten, fast jeden Tag gibt es eine begleitete „Lern und Übungsstunde“. Unsere Kinder kommen nach Hause und sind „fertig mit Schule“. Das obligatorische Lesen Üben und 1×1 üben wird zu Recht auf zu Hause verlagert.

      Aber abgesehen davon: wenn wir es den Kindern nicht aus der Nase ziehen würden, wüsste ich gar nicht, mit was sie sich schulisch gerade beschäftigen. In der Schultasche der Kinder liegt nur die Postmappe und evtl. ein oder zwei Hefter (Mathe..), mehr nicht.

      Das setzt natürlich auch ne Menge Vertrauen in die Lehrer und ihre Lehrmethoden voraus, aber es funktioniert bis jetzt.

      Ich möchte nur sagen: Es gibt auch tolle Schulen! Es gibt tolle Lehrer die ihren Job prima machen.

      Viele Grüße
      Stiefelkind

      1. Ein Bildungssystem, an dem seit Jahrzehnten gespart wurde, kann nicht erfolgreich sein. Wenn man mehr Frauen in Arbeit bringen will, Gründe sind bekannt, dann hätten die Familien durch die Politik mehr Entlastung im Bereich Bildung gebraucht. Ich spreche hier ausdrücklich von Bildung und nicht von Erziehung. Aber hier hat die Politik, die Eltern mehr als hängen lassen. Wo fang ich an…zu wenig Lehrer, daraus folgt zu große Klassen und weil das noch immer nicht reicht Stundenausfall in Millionenhöhe. Von den Aufbewahrungsstationen im Kleinkindbereich ganz zu schweigen. Bei all diesen Mängeln, können wir doch noch mit dem Ergebnis zufrieden sein. Ein zweiter Punkt ist die Erziehung. Wer Kinder nicht mehr nach Bauchgefühl erziehen kann, sondern alles nachlesen muss. Wenn Eltern überfordert sind nörgelnde Kinder auszuhalten und lieber gleich mit Geschenken und Bespaßung ruhig stellen, dann erziehen wir Kinder denen alles langweilig ist, die immer den Funfaktor brauchen und bei kleinstem Anlass gefrustet sind. Warum…… Weil keiner schreibt wie anstrengend es für Eltern ist, auszuhalten was der Tag oder die Nacht, manchmal so bringt, Das Erziehung zur Selbständigkeit am Anfang viel Geduld und vor allem Ausdauer braucht. Und das es trotz alle dem nichts Schöneres gibt, als miterleben zu dürfen, wie die Kinder, groß, selbständig und irgendwann erwachsen werden.Liebt Eure Kinder über alles, sie sind das Wichtigste und der Motor in unserem Leben. Deshalb meine Bitte an Eltern, erkennt und fördert die Talente Eurer Kinder, hört auf sie zu bespaßen, das ist nicht immer leicht, aber als Erwachsene, die mit beiden Beinen im Leben stehen werden sie es Euch danken. Eine Oma die auch nicht immer alles Richtig gemacht hat und zu Ihren Fehlern steht . Ich hatte als berufstätige Alleinerziehende zu wenig Zeit für meine Kinder, jedoch immer ein offenes Ohr. Nehmt Euch Zeit, hört und schaut hin und zu und genießt es, die Kleinen werden nämlich viel zu schnell groß. Ich habe das große Glück Enkel zu haben, für die ich mir mehr Zeit nehmen kann und mit denen ich auf meine alten Tage noch so viel Wundervolles erleben darf. Ich wünsche allen Eltern und Lehrern viel Kraft und Zuversicht. Allen Großeltern wünsche ich viel Spaß bei der Mithilfe in der Erziehung der Enkel, in einer schwierigen Zeit für alle.

  4. WO WIR DOCH ALLES FÜR EINE GUTE SCHULBILDUNG TUN:
    Freitag lieber Demonstrieren,
    schwierige Aufgaben einschränken (Diktat, Gedichte lernen, etc.),
    Fächer und Stunden verringern,
    fehlende Wiederholungen und „gefällige“ Noten,
    Mängel in der Lehrerausbildung; früher gab es den Schulrat zur Diziplinierung und Kontrolle,
    Belohnung und Übung der Tugenden wie Fleiß, Höflichkeit, Pünktlichkeit, Sauberkeit, Leistungswillen,
    konsequente Ahndung nicht tolerierbaren Verhaltens wie schwänzen, Hausaufgaben ignorien, rüpelhaftes, freches Benehmen,
    alles zerreden und fehlende Maßnahmen.

    Man hat sich doch so bemüht und keiner dankt es den modernen „Pädagogen“.

    1. @A.Heinisch:
      Sie kennen sich anscheinend gar nicht mit dem Schulrecht und vielen anderen Regeln (Schulcurricula, Vorschriften bei Zeugnissen und Noten) aus, an die sich Lehrer halten müssen. Welche Konsequenzen schlagen Sie denn vor? Viele sind durch das Schulrecht nicht oder sehr eingeschränkt erlaubt. Und wie man mit Noten, Leistungsnachweisen etc. umgeht ist auch vorgeschrieben. Die Regeln zum Umgang mit vielen Aspekten geschieht sehr oft in Absprache und mit Zustimmung des Schulrates.
      Im Übrigen demonstrieren nur angestellte Lehrer(Beamten ist das Streiken verboten), was im Vergleich zur Anzahl von verbeamteten Lehrern sehr wenige sind.
      Sie haben wahrscheinlich noch nie oder vor sehr langer Zeit unterrichtet. Und trotzdem meinen Sie, Sie wissen, was Lehrer alles falsch machen und scheren auch noch alle über einen Kamm.

      Was machen Sie beruflich? Soll ich Ihnen mal aufzählen, was Ihr Berufsstand angeblich alles falsch macht?

      1. @skywise,
        ach, diese frustrierten Leute, die vom sicheren, anonymen Sessel aus Gift und Galle verspritzen, ohne selbst die Welt nur ein kleines Stück besser zu machen, sind der Worte doch eigentlich nicht wert. Alles Kritisieren und Klugscheissen ist so leicht, es besser machen wäre wertvoll, das kapieren diese Hater aber nicht.
        Trotzdem eine gute Entgegnung von dir.

        1. Danke Franzi. 😊
          Du hast absolut Recht, meistens verkneife ich es mir auch, weil solche Menschen selten einsichtig sind. Aber hier konnte ich nicht anders.

  5. Zwanzig Jahre habe ich als Ausbilderin in Bildungszentren gearbeitet. Mit benachteiligte jungen Menschen, die schon in der Schule versagt haben. Ohne Abschluss und ohne Perspektive. Mir hat die Arbeit mit den Jugendlichen immer viel Spaß gemacht. Die letzten vier Jahre dagegen waren schlimm. Die jungen Menschen sind quasi im Handy verschwunden. Das Leistingsprinzip wurde abgeschaltet. Darüber hinaus fehle der Respekt nicht nur gegenüber der Lehrkraftauch untereinander bei den Jugendlichen. Die Fäkaliensprache ist sehr ausgeprägt. Es hat viel Kraft gekostet, die einfachen Grundregeln zu vermitteln. Geschweige den fachlichen Unterricht. Ich persönlich hätte gern mit viel mehr moderne Technik gearbeitet. Wir sind mit den technischen Arbeitsmittel noch in den siebziger und achtziger Jahren. Natürlich gibt es keine Superlösung, aber ich bin der Meinung, die ersten fünf Schuljahre in Form von Frontalunterricht die Grundlagen in Deutsch, Mathematik zu vermitteln. Keine Projektarbeit aber durchaus junge und ältere Schüler zusammen, weil an voneinander lernen kann. Ab sechste Klasse Praxis bezogener Unterricht. Klassen aufteilen in verschiedene Berufsgruppen zum einen und dann zwei Tage in der Woche zusammen lernen. Den Unterricht mehr auf Wirtschaft, Allgemeinwissen, Kunst, Musik beziehen. Angebote Instrumente zu spielen, Tanzen zu lernen, eigene Übunfsfjrmen zu gründen und Natur erforschen und noch vieles mehr. Dazu muss das ganze Konzept Lernen umgestellt werden. Das kostet viel Geld und das haben wir nicht.Ich bin mir sicher, dann kommt der Spaß an lernen zurück. Dann step by step zu Leistungsltmrinzip zurück und bessere Pisaergebnisse. Es wäre zu diskutieren.

  6. Ich gabe 17 Jahre als Lehrerin in einer Grundschule gearbeitet. Im Brennpunkt in Berlin. Die Kinder sind meiner Meinung nach nicht dümmer oder klüger als früher. Ihr Kopf ist nur mit ganz anderen Dingen beschäftigt. Viele haben großes Wissen bezüglich psychologischer Vorgänge. Sie können schon mit sieben Jahren genau auf den Punkt bringen, was ihnen fehlt bzw. was sie für ein ausgefüllteres Leben bräuchten. Natürlich kommt da auch vor, dass sie sich einen Lamborghini wünschen (; aber wenn man nachhakt können sie sehr selbstreflektiert ihre Lage einschätzen. Viele Kinder haben nur für mich gelernt. Weil ich mich gefreut habe, wenn sie etwas verstanden haben. Wo ist da die Freude und das Interesse der Eltern? Ich sehe auch die Schulbücher sehr skeptisch. Während die Kids zuhause Egoshooter spielen und Techno hören, sollen sie in der Schule ganz einfache Kinderlieder singen? Kinder sind heutzutage kleine Erwachsene und müssen sich in diesen verschiedenen Welten zurechtfinden. Auch denke ich grade im Mathematik- Unterricht, dass die diversen Rechenschritte die man trainieren soll, ein Produkt der Erwachsenen Vorstellung ist. Mathe hat immer dann keinen Spaß gemacht wenn man einen Rechenschritt ausführen sollte, der einem das Rechnen erschwert hat, obwohl man es vorher konnte. Mit Grauen denke ich an die Übungen: erst bis zum Zehner und dann weiter zurück. Natürlich soll das das Rechnen vereinfachen, aber die Vereinfachung kommt dann ja von außen und das Gehirn muss es dann nicht selber einfordern. Nach all diesen Jahren habe ich gekündigt. Und ich hoffe es gibt da draußen noch Lehrer*innen mit genug Energie.

  7. Alles das, was Kati und Kathi sagen, kann ich zu 100 Prozent unterstützen. Ich finde es zu kurz gedacht, wenn man behauptet, es würde alles an der „Jugend von heute“ liegen. Das System Schule ist einfach nicht dem „Heute“ angemessen und gehört gehörig erneuert.

  8. Ich stimme definitiv mit den Lehrerinnen überein, die sagen, dass Kinder zu viel mit dem Handy und Social Media beschäftigt sind. Wenn man am Nachmittag stundenlang auf Instagram, Tik Tok usw. verbringt, ist es doch völlig klar, dass man sich anschließend schwer zum Lernen motivieren kann oder ein ganz „banales“ Buch zu lesen, einen Sachtext, Vokabeln zu lernen oder eine Matheaufgabe zu lösen. Was das mit den Gehirnen langfristig macht, ist auch noch sehr unerforscht.
    Und ja, die starken Schüler und Schülerinnen gehen dabei unter, was extrem unfair ist, denn es geht zu 90% immer nur darum, sich um die Schwachen zu kümmern, aber die Energie einer Lehrkraft ist auch endlich…!
    Dass mehr Lehrkräfte sich der neuen Technik öffnen sollten (was meiner Erfahrung nach bei den allermeisten Lehrkräften ohnehin passiert, es sind Einzelfälle, wo das nicht der Fall ist und hier werden wieder schnell einfach mal alle Lehrkräfte über einen Kamm geschert!), ist schön und gut, es gibt allerdings bis dato keinerlei Beweis, dass man mit neuen Medien bzw. digital besser lernt als analog! Diese heilige Kuh namens Digitalisierung wird nichts verändern, wenn die Kinder zu Hause auch noch ständig vor dem Bildschirm hängen und nicht richtig lesen und schreiben!

    1. Das sehe ich auch so: Digitalisierung ist extrem überschätzt und vor allem für die schwachen Schüler nicht entscheidend. Ich arbeite an einer Schule mit eher schwachen Schülern, und in der Corona-Zeit tauchten sie zum Online-Unterricht gar nicht erst auf. Das rauschte völlig an denen vorbei. Sie brauchen Zuwendung und direkte Instruktion. Die Milliarden sollten besser in Personal gesteckt werden. Aber woher nehmen?

      1. Das sehe ich genauso!
        Schreckliche Situationen in Corona-Zeiten, wenn diese Kinder verzweifelt versuchten, am Online-Unterricht teilzunehmen, während sich im Hintergrund die Eltern lautstark stritten und auf keinerlei Ansprache agierten. Diese Kinder sind vollkommen allein gelassen worden und konnten trotz massiven(!!) Bemühungen seitens der Lehrkräfte nicht erreicht oder abgeholt werden. Häufig ist gerade die Schule der einzige Schonraum für diese Kinder, die aufgrund von beträchtlichem Platzmangel, fehlender Unterstützung etc. zuhause gar keine Chance auf Bildung haben. Was in diesen Zeiten verloren wurde, lässt sich nun kaum noch auffangen…

    2. Schülee können sich heute noch genau so lange Konzentrieren wie ein Tiktok Video dauert. Mit einem Film von 39 min länge belohnt man nichts cht mehr sondern es wird als Strafe empfunden sich solange konzentrieren zu müssen.
      wie soll man da einen PisaTest bis ans Ende konzentriert bearbeiten?
      Anstrengung wird nicht mehr belohnt, von den Eltern als eingriff ins Privatleben empfunden wenn man am Freitag Hausaufgaben aufgibt. Als Werktage zählen im übrigen immer noch Mo – Sa. Aber die lieben Kleinen die ihre Aufgaben nicht machen nacharbeiten lassen oder irgendeine Form von Konsequenz erleben lassen ist nicht mehr Zeitgemäß, nicht mehr gewollt – WO SOLL DENN DA EIN LEISTUNGSWILLE HERKOMMEN, WENN MAN IHN NIE ERLEBT?!

  9. Ich stimme definitiv mit den Lehrerinnen überein, die sagen, dass Kinder zu viel mit dem Handy und Social Media beschäftigt sind. Wenn man am Nachmittag stundenlang auf Instagram, Tik Tok usw. verbringt, ist es doch völlig klar, dass man sich anschließend schwer zum Lernen motivieren kann oder ein ganz „banales“ Buch zu lesen, einen Sachtext, Vokabeln zu lernen oder eine Matheaufgabe zu lösen. Was das mit den Gehirnen langfristig macht, ist auch noch sehr unerforscht.
    Und ja, die starken Schüler und Schülerinnen gehen dabei unter, was extrem unfair ist, denn es geht zu 90% immer nur darum, sich um die Schwachen zu kümmern, aber die Energie einer Lehrkraft sind auch endlich…!
    Dass mehr Lehrkräfte sich der neuen Technik öffnen sollten (was meiner Erfahrung nach bei den allermeisten Lehrkräften ohnehin passiert, es sind Einzelfälle, wo das nicht der Fall ist und hier werden wieder schnell einfach mal alle Lehrkräfte über einen Kamm geschert!), ist schön und gut, es gibt allerdings bis dato keinerlei Beweis, dass man mit neuen Medien bzw. digital besser lernt als analog! Diese heilige Kuh namens Digitalisierung wird nichts verändern, wenn die Kinder zu Hause auch noch ständig vor dem Bildschirm hängen und nicht richtig lesen und schreiben!

  10. Ich bin selbst Lehrerin und über die PISA-Ergebnisse kaum verwundert. An Schulen wird größtenteils noch nach einem System unterrichtet, wie es vor mehreren hundert Jahren eingeführt wurde. Neue Erkenntnisse im Bereich der Lerntheorie werden weiterhin nicht berücksichtigt. Das würde auch viel zu viel Geld kosten, das man aber vielleicht endlich mal in die Hand nehmen müsste. Unsere Schulen passen überhaupt nicht mehr zur Lebensrealität unserer Schülerinnen und Schülern.
    Ich wünsche mir Räume, in denen Kinder und Jugendliche die Möglichkeit haben, in unterschiedlichen Sozialformen zusammenzuarbeiten. Ich wünsche mir multiprofessionelle Teams, um den Schülerinnen und Schülern wirklich helfen zu können und nicht nur Fehlverhalten abzustrafen. Wenn ein Kind sich nicht konzentrieren kann, muss es Möglichkeiten haben, diese Fähigkeit zu lernen oder die Umgebung so weit anzupassen, dass es ihm leichter fällt, sich zu fokussieren.
    Ich könnte noch ewig weitermachen. Fakt ist, dass wir zu wenig gut ausgebildete Lehrer:innen auf immer mehr Schüler:innen mit Verhaltensauffälligkeiten sind und dass das Lernen in Räumen stattfindet, die keineswegs zum Lernen und Verweilen einladen. Es ist zermürbend!

    1. Hallo Kathi, ich stimme deinem Kommentar zu 100 Prozent zu. Ich glaube, es liegt auch daran, dass Kinder und Familien so eine schlechte Lobby in Politik und Gesellschaft haben. Dabei sollte angesichts des demografischen Wandels und unserem Wohlstand, der in Deutschland allein auf klugen Köpfen anstatt wie in anderen Ländern auf Rohstoffen basiert, die Bildung im Interesse von allen Deutschen liegen. Wir Eltern sollten uns organisieren und neue Strukturen einfordern. Ich würde sofort mitmachen, aber – um ehrlich zu sein – weiß ich nicht richtig, wie und wo anfangen.

    2. Sorry, irgendwie hat Ihr Beitrag wenig bis gar nichts mit Schulrealität zu tun.
      Er erscheint mir wie eine Ansammlung von überkommenen Vorurteilen und Kritiken aus einer außerschulischen Position mit den typischen, nicht realisierbaren und auch nicht einmal erfolgversprechenden Wunschwelten, die keinen Leistungsgedanken enthalten, sondern auf eine – vermeintliche – Wohlfühlwelt ohne Anstrengung zielen und damit auch nicht auf Lebenswirklichkeit und Lebensbewältigung vorbereiten.
      Auch unterrichten wir heute nicht nach einem „System, wie es vor mehreren hundert Jahren eingeführt wurde.“ Diese Aussage ist so pauschal, dass sie vollkommen falsch ist. „Fehlverhalten“ wird auch „nicht abgestraft“.

      Ich unterrichte an einem Gymnasium in SH. Dort ist die Unterrichtsatmosphäre , sofern ich für meinen und den Unterricht der meisten Kolleginnen und Kollegen sprechen kann, angstfrei und von positiver Annahme „auf Augenhöhe“, Wertschätzung, gegenseitigem Respekt sowie dem Bemühen der – meisten – SuS geprägt, zumindest befriedigende, am besten sehr gute Ergebnisse zu erzielen. Auch durch überwiegende Freude am Unterricht und konzentriertes Arbeiten.
      – Als Ergebnis eines interaktiven Unterrichtsprozesses. Dabei werden die Kinder und Jugendlichen maximal unterstützt, durch geduldiges Erklären und Wiederholen, Rückmelden, Beraten, Hilfen, Bestätigen, Loben.

      Die Probleme sind allerdings ebenfalls mehr oder weniger komplex und fordernd, anstrengend und kräfteraubend. Nur ein Beispiel: Wenn Eltern ein Kind mit einem erhöhten kognitiven (?) Förderbedarf, das eigentlich an einer Förder- bzw. Sonderschule individuell in kleinen Gruppen mit anderen Inhalten und Methoden bzw. ganz anders als im allgemeinen Klassenverband unterrichtet werden müsste, aus Prestigegründen und gegen jede Beratung am Gymnasium angemeldet und dort gehalten wird, auch weil die Eltern meinen, es müsse eine „gute Bildung“ erhalten, obwohl dieses Kind nicht in der Lage ist, auch nicht mit direkter Hilfe eines schließlich hinzugezogenen Sozialpädagogen in dauerhafter Einzelbetreuung, die einfachsten Dinge umzusetzen und stattdessen ein komplexes wie permanentes Störverhalten entwickelt, das schließlich in ständige Prügeleien mündet und die Schule keine Handhabe hat, dieses Kind in eine therapeutische Einrichtung zu überstellen, in der ihm geholfen werden kann, dann ist dies schlicht verantwortungslos bzw. dann läuft hier in unserem System etwas grundlegend anderes falsch.
      Zum einen, weil dieses Kind sich nicht entwickeln kann und statt dessen in verschenkten Jahren nur Negativerlebnisse internalisiert und auf eine fatale Bahn gerät.
      Zum anderen, weil schon ein solches Kind ausreicht, um den Unterricht für alle anderen und die Lehrer zur Hölle zu machen, verbunden mit entsprechenden Lerndefiziten aller anderen. Plus des immensen Zeitaufwandes für u.a. – fruchtlose – Elterngespräche und Konferenzen für den Beschluss von Ordnungsmaßnahmen, ohne wirklich problemlösende Handhabe.

      Das alles hat nichts mit schlechtem, vermeintlich antiquiertem Unterricht und schlechten Lehren zu tun, sondern mit einem kolossalen Politiker- bzw. Parteienversagen, die – u.a. – das viergliedrige Schulsystem zerstört und kaputtgespart haben und durch – eine schon theoretisch nicht funktionierende – „Inklusion“ und andere Sparmaßnahmen wie viel zu große Klassen und Pflichtstundenerhöhungen immer mehr in den Kollaps führen.
      Auch zunehmend durch eine fatal kurzsichtige wie grundgesetzwidrige Migrationspolitik und in der Folge durch eine immer größere Anzahl an Schülern aus sog. bildungsfernen Milieus, die ohne Deutsch sprechen zu können eingeschult werden und dies vielfach auch nicht mehr in einem ausreichenden Umfang lernen, weil die Chancen hierfür bereits in ihren ersten Lebensjahren in ihrem häufig analphabetischen Umfeld vertan wurden. – Die damit verbundenen Defizite kann kein Schulsystem der Welt ausgleichen.
      Die weiteren Folgen für unsere Gesellschaft und Wirtschaft, für unsere Demokratie und Zukunft insgesamt, werden ebenfalls fatal sein.
      – Hilfreich wäre, als Schritt eins, endlich einmal ehrlich die tatsächlichen Mängel und Ursachen anzusprechen.

  11. Da man mit großer Sicherheit davon ausgehen kann, dass die schlechten Ergebnisse der PISA-Studie nicht der Spiegel einer dümmer werdenden Jugend (im Sinne von Intelligenz) sind, muss man die Ursachen bei den Verantwortlichen, uns Erwachsenen die diese Gesellschaft gestalten, suchen. Kaputt gesparte Schuleinrichtungen, ausgebrannte und/oder schlecht ausgebildete Lehrkräfte, fehlende Freizeitangebote, gesellschaftliche Isolation durch Überhand nehmende digitale Parallelwelten, überarbeitete Eltern, Zukunftsangst und Perspektivlosigkeit mit einhergehender konfliktvermeidender Leckarscheinstellung, leichter Zugang zu Drogen.. usw usw. Die Ursachen sind bekannt, denke ich. Was können, was sollten, was müssen wir für unsere Kinder tun, die immerhin die Zukunft sind?

    1. Danke für diesen Kommentar.
      Es ist schön zu lesen, das jemand mal nicht die Schuld bei „faulen“ Eltern und „dummen“ Kindern sucht…

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