Ist das Gymnasium wirklich gut für mein Kind? Eine Lehrerin gibt Tipps.

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Ihr Lieben, neulich hatten wir hier die Leserfrage von Mimmi, deren Sohn nach der Grundschule nicht aufs Gymnasium wechseln wird. Mimmi erzählte, dass viele andere Eltern das seltsam fänden und ihr mangelnde Förderung der Kinder vorwerfen würde. Viele von euch haben daraufhin ebenfalls berichtet, dass für die meisten Eltern nur das Gymnasium als weiterführende Schule zählen würde. Auch Suse hat sich bei uns gemeldet, sie ist Lehrerin an einem Gymnasium , wir haben mit ihr über schulischen Druck und zu ehrgeizige Eltern gesprochen:

Liebe Suse, Du bist Lehrerin an einem Gymnasium. Erzähl mal ein bisschen mehr über deine Schule.

Ich bin schon ein paar Jahre im Geschäft und habe einige Jahre als Vertretungslehrkraft in Schleswig-Holstein und Hamburg gearbeitet, bevor ich vor kurzem eine Planstelle bekommen habe. So konnte ich viele verschiedene Schulen, Schularten und Schulstandorte kennenlernen. Ich war also schon sowohl auf dem Dorf an der kleinen Grund- und Gemeinschaftsschule tätig als auch am städtischen Gymnasium im wohlhabenden Vorort mit rund 1000 Schüler*innen. Meine Fächerkombination ist klassisch gymnasial: Latein und Geschichte, außerdem habe ich eine Zusatzqualifikation in DaZ (Deutsch als Zweitsprache), daher unterrichte ich eher ab Klasse 6/7 aufwärts. An der Gemeinschaftsschule gab es diese Fächer so nicht, da habe ich dann Weltkunde (Mischfach aus Geographie und Geschichte) und Fächer im Wahlpflicht-Bereich unterrichtet. Nun bin ich an einem relativ großen Gymnasium einer Mittelstadt tätig.

Du hast dich auf die Leserfrage gemeldet, warum für viele Eltern es so wichtig ist, dass das Kind aufs Gymnasium geht. Wie erlebst du die Eltern an deiner Schule?

Alle Eltern möchten natürlich, dass ihrem Kind die besten und möglichst viele Chancen offenstehen und sehen im Gymnasium mit dem Abitur den direkten Weg zum Ziel. Viele sind auch durch die starken Strukturreformen der letzten Jahre verunsichert. Das Gymnasium ist die Schulform, die in Schleswig-Holstein aus dem bekannten dreigliedrigen Schulsystem übriggeblieben ist. Der „neuen“ Gemeinschaftsschule stehen viele skeptisch gegenüber, weil sie gar nicht genau wissen, wie diese Schulform arbeitet. Ihnen ist oft auch gar nicht klar, dass ihr Kind nach einem guten MSA (Mittlerem Schulabschluss) problemlos in die Oberstufe wechseln kann, auch wenn die Schule selbst keine eigene Oberstufe anbietet. 

Es gibt nicht „die“ Eltern an einer Schule. Es gibt Eltern, die ihre Kinder toll unterstützen – emotional, materiell, inhaltlich. Und es gibt Eltern, die das aus verschiedensten Gründen nicht können. Es gibt Eltern, die sehr genau auf ihre Kinder schauen, die merken, wenn ihr Kind dauerhaft unter Druck steht durch die schulischen Anforderungen und im Zweifelsfall auch (gemeinsam mit Lehrer*innen und im Idealfall dem Kind selbst) eine andere Schule oder Schulform wählen. Und dann gibt es auch Eltern, für die es zum Abitur keine Alternative gibt und die es quasi für das angeborene Recht ihres Kindes halten, dass es die Schule mit der allgemeinen Hochschulreife verlässt – und das fordern sie sowohl vom Kind als auch von der Schule ein.

Insgesamt ist mein Eindruck, dass der Druck auf die Kinder und Jugendlichen, einen möglichst hohen Schulabschluss zu machen (das gilt auch an der GemS für den MSA), gestiegen ist. Dass ein höherer Abschluss mit schlechter Note dann nicht unbedingt die Eintrittskarte für den Traumjob ist oder die Anforderungen des Studiums zu hoch sind, spielt in diesem Denken keine Rolle.

Kannst du dich an eine besonders krasse Situation erinnern?

Die ganz besonders krassen Fälle sind die, in denen Eltern oft auch wegen weniger Notenpunkte oder einer 4- mit einem Anwalt und der Klage gegen die Schule drohen. Das kommt aber selten vor. Oft erlebe ich aber, dass ein Kind in mehreren Fächern Nachhilfe und Förderpläne erhält und dadurch kaum noch Freizeit hat – gerade in den G8-Jahrgängen ist das ein riesiges Problem mit den „Langtagen“ mehrmals pro Woche. Manche Eltern bestehen auf eine Versetzung/Aufsteigen auf Probe, obwohl ein Kind in sehr vielen Fächern so schwache Leistungen zeigt, dass absehbar ist, dass ein Aufholen bis zum Halbjahr nicht möglich ist. Manche Eltern unterstützen ihre Kinder bei den Hausaufgaben nicht nur, sondern erledigen sie gleich für sie. 

Welche Eigenschaften braucht ein Kind, um gut auf einem Gymnasium zu sein?

Diese Frage halte ich für schwierig. Es gibt ganz unterschiedliche Schüler*innen, die auf ihre eigene Art das Gymnasium gut absolvieren können. Wenn ich mir meine Schüler*innen so anschaue, geht es denjenigen am Gymnasium besonders gut, die Neugier und Offenheit für möglichst viele verschiedene Bereiche mitbringen und bereit sind, Inhalte auch tiefergehend zu erarbeiten oder länger an einer Sache herumzuknobeln, bis sie eine Lösung gefunden haben. Dazu gehört natürlich Konzentrationsfähigkeit und eine schnelle Auffassungsgabe genauso wie Leistungsbereitschaft.

Eine Teilleistungsschwäche (z.B. LRS) bedeutet dagegen nicht, dass ein Kind das Gymnasium nicht schafft. Es gibt inzwischen auch am Gymnasium viele Förderungsmöglichkeiten und Unterstützung. Umfangreiche Unterstützung gibt es auch für Kinder, deren Muttersprache nicht Deutsch ist – das sollte also kein Kind davon abhalten, auf das Gymnasium zu gehen.

Auf der anderen Seite kommt es nicht selten vor, dass Kindern, die vergleichsweise leicht durch die Grundschule gekommen sind, der Sprung zur Lernarbeit schwerfällt. Ein Beispiel: In der Grundschule genügt es bei vielen Schüler*innen, dass sie gut aufpassen und die Minimalanforderungen an Hausaufgaben machen, um gute Ergebnisse zu erzielen. Am Gymnasium reicht es in den Fremdsprachen z.B. dann nicht mit dieser Strategie; die Schüler*innen müssen sich an den Schreibtisch setzen, Karteikarten schreiben, üben und wiederholen. Das ist eine Umstellung, die oft auch noch mit dem Eintritt der Pubertät zusammenfällt, und manchen fällt die sehr schwer.

Klar muss sein: das Gymnasium ist in seiner Gesamtausrichtung nach wie vor eher theoretisch (auch wenn sich da viel getan hat in den letzten Jahren), fordert abstraktes Denken und nicht jeder Lerninhalt hat einen direkten Praxisbezug, auch wenn wir in allen Fächern bemüht sind, Anknüpfungspunkte an die Lebenswelt zu bieten. Darauf muss ein*e Schüler*in sich einlassen können.

Wie erlebst du viele Kinder auf dem Gymnasium? 

Der Großteil der Kinder und Jugendlichen geht gern zur Schule, nimmt auch gern die Angebote des Schullebens wahr (wie AGs, Bands, Mittagessen…), sofern Corona es zulässt. Manche kämpfen aber auch mit den schulischen Anforderungen, wirken oft müde, reagieren mit physischen Beschwerden wie Kopf- oder Bauchschmerzen vor Klassenarbeiten oder zeigen sich im sozialen Miteinander aggressiv. In den letzten zwei Jahren haben auch die psychischen Beschwerden wie Depressionen und Essstörungen stark zugenommen. 

Mein Eindruck ist aber auch, dass die Rückkehr zu G9 vielen Schüler*innen wieder mehr Luft zum Atmen lässt.

Was macht das mit den Kindern, wenn sie schulisch ständig Misserfolge haben?

Viele resignieren. Sie erleben, dass sie hart arbeiten, aber der Lohn ausbleibt. Sie bekommen zurückgemeldet, dass ihre Leistung nicht ausreicht. Aber welches Kind/ welcher Jugendliche kann schon unterscheiden, dass es um seine Leistung geht und nicht um seine Person? In dem Menschen entsteht das Gefühl: Ich bin nicht gut genug, ich reiche nicht aus, ich bin dumm. Das Selbstwertgefühl bekommt einen Knacks. Darum rate ich dringend von dem Experiment ab: „Ach, wir versuchen es mal auf dem Gymnasium. Er/Sie kann ja immer noch wechseln.“ Das hinterlässt Spuren.

Was würdest du Eltern raten, die unsicher sind, auf welche Schulform sie ihr Kind geben sollen?

Schaut auf euer Kind, schaut nicht nur auf das letzte Schuljahr (vor allem nicht dieses Jahr!), geht in das Gespräch mit den Lehrer*innen, nehmt die Empfehlungen ernst. Ihr kennt euer Kind natürlich am besten, kennt auch seine geheimen Stärken und Schwächen – betrachtet sie aber bitte auch ehrlich. Nehmt auch die Einschätzung der Lehrer*innen an, denn in der Schule erleben sie manchmal ein Kind ganz anders als wir Eltern zuhause.

Folgende Aspekte würde ich miteinbeziehen:

  • Sind Hausaufgaben ein großes Konfliktthema (Distanzlernen/Homeschooling ausgenommen! Das ist ein Sonderfall!)? – Hausaufgaben gibt es zwar in (fast) jeder Schulform, aber oft sind Konflikte bei diesem Thema ein Anzeichen dafür, dass das Kind schon überfrachtet mit Lerninhalten aus der Schule kommt. 
  • Braucht mein Kind viel Anleitung/ Unterstützung beim Lernen? – natürlich wird am Gymnasium auch unterstützt, erklärt, differenziert; in den Gemeinschaftsschulen ist aber Binnendifferenzierung (also Aufgabenstellungen mit unterschiedlichen Schwierigkeitsgraden oder Hilfestellungen) viel stärker in den Unterrichtsalltag eingebunden.

Last, but not least: Fragt euer Kind, bezieht es mit ein. Die Wahrscheinlichkeit ist hoch, dass es noch andere Aspekte einbringt, wie z.B. Freunde, die auf eine bestimmte Schule gehen. Übergeht das nicht einfach! Klar, wenn ein Kind nur auf das Gymnasium möchte, weil XYZ dorthin geht, wäre das problematisch. Es muss schon stimmen. Aber Freundschaften können auch Sicherheit bieten und den Übertritt in die neue Schule erleichtern. Und es wird lieber in eine Schule gehen, die es sich selbst (mit-) ausgesucht hat.

Von Überlegungen wie: „Mein Kind will Arzt werden, es muss auf das Gymnasium!“ rate ich dringend ab. Erstens kann sich der Berufswunsch noch ändern, zweitens ist das Bildungssystem viel durchlässiger als noch zu unseren Schulzeiten geworden und es gibt viele Wege zum Abitur

Wenn du etwas an dem aktuellen Schulsystem verändern würdest, was wäre das? 

Oh, das wäre viel – dazu bräuchte es einen eigenen Beitrag 😉

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8 comments

  1. Ich verstehe dieses System, wo fast 50 Prozent Kinder, die aufs Gymnasium gehen, gar nicht. Die meisten Kinder, die das Gymnasium besuchen, sind Normalos, die da gar nicht hingehören. Die sind total überfordert, überbelastet, ohne Elternhilfe und Nachhilfe schaffen sie gar nichts. Sie dürfen gar nicht Kinder sein und spielen. Viele werden später aussortiert, bleiben sitzen, in der sensiblen Zeit Pubertät, müssen sich von ihren Freunden trennen. Es ist einfach nur grausam. Viele sind da nur deswegen, weil das ein gewisses „Statussymbol“ für die Eltern ist, ein Kind aufm Gymnasium zu haben. An den Unis sitzen dann viele junge Erwachsene, die sich nichts trauen, ständig depressiv sind, lustlos und ohne Humor. Einfach nur traurig…

    1. Das sehe ich auch so. Die Klassen an den Gymnasien werden dadurch immer heterogener und für diese Schulform ist es nicht vorgesehen, dass man auch sehr schwache Schüler*innen mit viel Differenzierung und Förderung mit Ach und Krach in die Oberstufe bringt (sofern es Perspektiven und eine gewisse Entwicklung gibt, ja, aber nicht, wenn schon absehbar ist, dass es spätestens im nächsten Schuljahr wieder „krachen“ wird) und es fragt sich auch, ob es für das Kind wirklich sinnvoll ist. Auf der anderen Seite muss man die, die wirklich gut und schnell sind, phasenweise links liegen lassen und kann sie nicht nach ihrem Bedarf fördern, aber auch die Guten haben ein recht darauf! Eigentlich funktioniert das Gymnasium nicht mehr so, wie es eigentlich gedacht war, mit Übertrittsquoten von 50, 60% und mehr…

  2. Hallo zusammen,
    vorausgesetzt, dass mein Kind wirklich die Voraussetzung fürs Gymnasium mitbringt, fehlen mir bei der Diskussionen in den Foren folgende Aspekte:
    – ist es nicht von Vorteil dem Kind die Möglichkeit geben und zeigen was ein Leben am Gymnasium bedeutet?
    – andere Anforderungsprofile zeigen? Zeigen wie die anderen Kinder damit umgehen?
    – eine Chance dem Kind zu geben einfach etwas anderes ausprobieren? Das Kind muss nicht Abitur machen, aber eine Chance zu bekommen das Leben am Gymnasium kennenzulernen. Ist es nicht eine Bereicherung fürs Leben?

    Ich selbst bin ein Ausländer mit der schulischen Erfahrung aus drei unterschiedlichen Ländern (angelsächsisch, deutsch und osteuropäisch). In Osteuropa sowohl auf Gesamtschule wie Gymnasium gewesen. Nach Umzug nach Deutschland sowohl Realschule (Realschulabschluss) wie Gymnasium (Abitur), College im angelsächsischen Raum (Hochschulabschluss).
    Aus meiner Erfahrung kann ich mindestens folgendes sagen: der Schulweg muss nicht geradlinig verlaufen, aber auch am Gymnasium gewesen zu sein, bereichert die Persönlichkeit und war für mich persönlich definitiv ein Plus.

  3. Das Gymnasium ist eben gefragt, weil dort in der Regel Kinder mit gewissem Standard an Erziehung, Verhalten und Intelligenz hingehen. Ich war an einer problematischen Grundschule, wo Viertklässler schon kleinkrimnell waren. Am Gymnasium war es anders, da konnte man lernen und ich habe mich sicher gefühlt. Ein Bekannter von mir an der damals noch Hauptschule wurde regelmäßig verprügelt.
    Für meinen Sohn wünsche ich mir eine gewaltfreie Schulzeit. Ich zwinge ihn nicht zu studieren oder so, aber er soll eine schöne Schulzeit haben. Eben am Gymnasium, nicht an einer Problemschule.

  4. Ich empfinde die Empfehlung der Grundschulen Mittlerweile als sehr schwierig. Da dort leider oft nicht das angeschaut wird, was das Kind wirklich kann, sondern auch viel persönliche Sympathie vom Lehrer einfließt. Mein ältester zb. nachgewiesen HB aber mit LRS, wurde in der GS nicht so gefordert/gefördert wie es nötig gewesen wäre. Die Lehrerin und Schulleitung konnten ihn nicht leiden da er durch Langeweile den Unterricht gestört hat. Sie wollten ihn auf eine Sonderschule schicken, haben ihn in eine Schublade gesteckt und nie wieder raus geholt. Für die weiterführende Schule wurde die Hauptschule empfohlen. Er ist aktuell in Klasse 10 einer Gesamtschule mit Notendurchschnitt 1,9 und wird sein Abitur machen. Mein zweiter Sohn war ebenfalls nicht einfach in der GS (andere Schule) und bekam als Empfehlung Hauptschule und auf unsere Bitte Realschule mit Einschränkungen. Er ist jetzt Klasse 7 Gesamtschule, Notendurchschnitt 2,2, bekommt die ersten 2 E-Kurse und vermutlich auch die nächsten wenn sie eingeteilt werden. Sprich auch er kann sehr wahrscheinlich sein Abitur machen (wenn er das möchte). Mein 3. Sohn hat -trotz Corona- die 2. Klasse übersprungen. Nun steht der Schulwechsel an, seine Lehrerin glaubt nicht an ihn und empfiehlt maximal Realschule (er hat einen Notendurchschnitt von 2,5 obwohl er in der Klasse immernoch ein Außenseiter ist, teilweise gemobbt wird und keinen Anschluss hat, da einfach zu wenig Präsenzunterricht war um da irgendwie den Anschluss zu bekommen). Er wird aufs Gymnasium gehen. Ich weiß genau das er das kann und auch er weiß das er das kann. Auch er will unbedingt aufs Gymnasium.
    Es mag sein das die Empfehlungen oft passend sind. Bei meinen Kindern waren sie bislang aber jedesmal falsch.

  5. Meine Tochter wollte gerne auf ein Gymnasium. Allerdings kämpft sie jetzt schon in der vierten Klasse mit dem Streß und Druck. Ihr fliegt nichts zu. Sie hat schon in Klasse drei angefangen eigene Lernstrategien zu entwickeln,was ihr sicher zu gute kommt in der Weiterführenden Schule.
    Hinzu kommt das sie noch sehr verträumt und verspielt ist. Auch hat sie Prüfungsangst,die sie blockiert. Da wird aus einer eins ,plötzlich eine drei oder vier.
    Wir als Eltern haben ihr die Möglichkeit einer Gemeinschaftsschule gezeigt. Hier lernen Kinder bis zur 7 Klasse gleich dann wird entschieden ob Hauptschulabschluss,Realschulabschluss oder Abitur (nach Klasse 10 wechselt man auf ein Gymnasium) und die Kinder werden dementsprechend unterrichtet. Hier hat sie die Zeit die sie braucht. Hat die Möglichkeit auch eine dritte Fremdsprache zu lernen (Abiturvorraussetzung) und ihren Weg zu finden. Als das andere Eltern erfuhren,wurde ich gefragt,wie zulassen könne,mein Kind auf eine Resterampeschule zu schicken. Ich dachte ich höre nicht richtig. Seit wir den Druck nicht mehr haben,ist auch unser Familienleben viel entspannter. Keine Kämpfe, Wutausbrüche und Nervenzusammenbrüche mehr wegen den Hausaufgaben,nur weil sie mal etwas nicht versteht. Sie ist plötzlich selbstständiger,fragt mich um Rat. Was weniger Druck doch ausmachen kann. Unser Kind soll keine Angst haben,mit einer schlechten Note nach Hause zu kommen. Es ist mir ein Rätsel,das es Eltern gibt,die auf Teufel kommen raus und biegen und brechen ihr Kind auf das Gymnasium schicken. In der Klasse gibt es Kinder die wegen einer 2- in Tränen ausbrechen. Damn geht unsere Tochter eben auf eine Resterampeschule aber dafür ist sie ein glückliches ,ausgeglichenes Kind, was die Möglichkeit hat seinen eigenen Weg zu finden. Übrigens…Meine Tochter kann im Gegensatz zu den künftigen Gymnasiumskinder einen Stadtplan eins a lesen,weiß wie man U-Bahnpläne liest,gegebenenfalls den Busfahrer nach den richtigen Bus fragt,Fahrkarte selbstständig kauft und kommt so selbstständig voran. Als das Thema in der Schule war,war sie die einzige die sich damit überhaupt auskennt. Und das ist mir mehr wert,als eine, eins in allen Fächern.
    Und ja,dieses Lob was es dafür gab und was im Elterngespräch erwähnt wurde, zeigt mir das wir auf den richtigen Weg sind. Die schulischen Leistungen sind das eine aber das drum herum muss in meinen Augen auch stimmen. Ich sehe die beste Freundin meiner Tochter die kämpft wie eine Löwin,das sie auf das Gymnasium kann,ihren Vater der einen zweiten Job stimmt um ihr eine gute technische Ausstattung zu kaufen.Sie ist eines der Kinder die es weit bringen werden. Weil sie nicht die voraussetzung hat,wie sie andere haben,die es als ihr Recht ansehen auf ein Gymnasium zu gehen,komme was wolle und egal wie.Sie wird kämpfen und es schaffen
    Die anderen Kinder,tun mir schon wieder irgendwie leid.Einige wurden nicht einmal gefragt was sie überhaupt möchten,da wird das Abitur vorraus gesetzt. Dabei hat man gerade in Deutschland so unglaublich viele Möglichkeiten und muss nicht schon den Weg mit 9 oder 10 Jahren stur festlegen. In unserer ,schnellen Zeit,in Zeiten von TilTok und Instagram, wo 10 jährige schon aussehen wie 13,vergisst man ist, das sie trotz allem noch Kinder sind. Und diese Zeit sollte so unbeschwert wie möglich sein. Sie kommt nie wieder.

  6. Hallo, interessant den Blick einer Lehrerin auf das Thema zu lesen. Ich war selber auf dem Gymnasium, habe mein Abitur 2000 gemacht, als es in Thüringen noch bedeutete bei einem durchgefallenen Abitur komplett ohne Schulabschluss da zu stehen. Wahnsinn, wenn man das heute bedenkt. Was ich schade finde, ist die Aussage Lerninhalte ohne Praxisbezug- da bin ich immer etwas traurig. Haben mir doch LehrerInnen immer mal wieder entgegnet, wenn ich Praxisbezug suche möge ich auf die Regelschule gehen. Ich fand dann den Praxisbezug der Analysis in Mathe im BWL Studium und fand die Kurvendiskussionen dann um so spannender, warum dann diese doofe Antwort meiner Lehrerin? Ich hoffe das wird meinem Sohn, der nun neugierig und wissbegierig aufs Gymnasium gewechselt ist, nicht begegnen. Obwohl ich bisher echt erstaunt über die heutige Herangehensweise bin. Ich wäre bis jetzt heute gerne wieder Schüler!

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