Schaffen wir ein zweites Kind? Ein Denkanstoß.

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Liebe Dani, in einem Gastbeitrag bei Bella von familieberlin beschreibst Du Deine Gefühle, nachdem Dein Mann Dir gesagt hat, dass er sich ein zweites Kind wünscht. Du hattest mit dem Thema Zweites Kind abgeschlossen, dachtest Du. EIN Kind ist super für Dich. Besonders, nachdem Dein Leben nach der ersten Geburt ganz schön durcheinander geriet.  

Und ja, liebe Dani, ein Kind kann super sein. Zwei Kinder können auch super sein. Warum ich Dir schreibe? Weil mich einige Dinge beschäftigen, die Du formulierst.

  • Du schreibst, Du hättest Dir früher immer zwei Kinder gewünscht.
  • Du schreibst, Ihr hättet schon einmal versucht, ein zweites Kind zu bekommen, aber es habe nicht geklappt.
  • Du zweifelst daran, ob Du das schaffen kannst mit einem zweiten Kind.
  • Du fragst Dich ob Du ein zweites Kind so lieben könntest wie Dein erstes.
  • Du befürchtest, eine hundsmiserable Mama und Ehefrau zu werden.
  • Du sagst, es rattert in Deinem Kopf, seit Dein Mann seinen Wunsch nach einem zweiten Kind geäußert hat.
  • Du sagst, du seist sehr perfektionistisch. Und fragst Dich, wie Du das bitteschön bei zwei Kindern beibehalten sollst.
  • Du seist eine Glucke, schreibst Du.
  • Du bittest Deine „Bloggerblase“ um Rat. Den sollst Du bekommen.

Lass uns die Punkte nach und nach gemeinsam durchgehen. Du hast Dir einmal zwei Kinder gewünscht. Natürlich können sich Wünsche ändern und sich der aktuellen Lage anpassen, aber horch doch nochmal tief in Dich hinein, vielleicht ist da ja noch ein Stückchen von Deinem alten Wunsch. Nicht, dass Du später bereust, nicht doch noch einmal drüber nachgedacht zu haben. Und Du denkst ja darüber nach. Vielleicht ist der Schluss aus diesen Gedanken diesmal ein anderer. Vielleicht auch nicht. Beide Optionen wären okay.

Ihr habt schon einmal versucht, ein zweites Kind zu bekommen. Es hat nicht geklappt. Vielleicht klappt es wieder nicht, wenn Ihr es noch einmal versucht. Vielleicht lasst Ihr die Dinge einfach geschehen und schaut, was passiert? Ganz ohne Druck.

Ob du das schaffen kannst mit einem zweiten Kind? Ich erzähle Dir etwas. Unser erstes Kind hat recht viel geschrien in den ersten Monaten, die Geburt war schwer, vielleicht waren es die Nachwirkungen. Wir hatten also Respekt vor dem zweiten Kind, zumal sich – Zwillingsschwangerschaft – gleich zwei Kinder angekündigt hatten. Das zweite und das dritte. Und in den ersten vier Monaten mit den Zwillingen haben wir uns oft staunend angesehen. Wir schaffen das ja, haben wir gedacht. Sie schreien ja gar nicht so viel. Sie sind ja ganz anders. Wir hatten uns gerüstet, auf alles vorbereitet. Und wurden dann erst einmal positiv überrascht. Es war ein Honeymoon voller Glück. Es wurde dann noch anstrengend. Aber die Basis dieser vier Monate hat uns getragen. Planen konnten wir das nicht. Wie man so wenig planen kann in Sachen Kinder. Herz über Kopf.

Ob Du Dein zweites Kind so lieben kannst? Schau Dir Dein erstes Kind an: Ist es nicht perfekt? Es ist die Liebe Deines Lebens, stimmt´s? Stell Dir vor, es gäbe noch jemanden, der so toll ist wie Dein erstes Kind, ganz anders bestimmt, aber auch so toll? So stolzmachend. So liebeschaffend. Mich hat es vor den Schwangerschaften immer neugierig gemacht, wer da wohl noch zu uns kommt. Wie er oder sie ist. Für mich gibt es kaum etwas Spannenderes im Leben. Aber ich spreche da von mir. Schau, ob das bei Dir auch so ist. 

Du befürchtest, eine hundsmiserable Mutter und Ehefrau zu werden. Ich verspreche Dir: Das wirst Du nicht. Denn selbst wenn Du manchmal verzweiflungsausflippst, so tust Du das, weil Du das Beste für Euch willst. Weil Du Deine Familie liebst. Weil Du möchtest, dass es allen gut geht. Dir das vor Augen zu führen, dass alles aus Deinem Drang, es gut zu machen, passiert, das kann sehr wertvoll sein. Allein, dass Du Dir jetzt schon so viele Gedanken darüber machst, zeigt, wie verantwortungsvoll Du mit der Situation umgehst. Und das ist etwas Gutes.

Es rattert in Deinem Kopf. Ja, und das mag Dich zurzeit schwindelig machen, aber es ist der Weg hin zu einer Entscheidung, die sehr prägend sein wird. Du hast alles Recht der Welt, Dich schwindelig zu fühlen. Dass Du aber überhaupt über ein zweites Kind nachdenkst und sogar einen Beitrag schreibst, zeigt mir, dass Dein Traum vom zweiten Kind eventuell doch noch nicht ganz aus Deinem Herzen gestrichen ist. Ein kategorisches Nein klingt wohl anders. Das soll jetzt aber nicht überredend wirken. Ich sage einfach, was ich durch Deine Worte hindurch gelesen habe.

Die Frage nach dem Perfektionismus ist meine Lieblingsfrage. Denn ich glaube, Du hast recht, Du wirst es nicht schaffen, auch mit zwei Kindern so perfektionistisch zu bleiben. Du wirst auch mal eine Dosensuppe öffnen, statt frischen Gemüseauflauf zu kochen. Du wirst schon mal zwei Tage alte Krümel unter dem Küchentisch herfegen, die sonst vielleicht direkt nach dem Auftreten weggesaugt worden wären. Du wirst vielleicht einmal Flecken auf der Bluse haben oder ein ungebügeltes Hemd tragen oder mal erst nach zehn Uhr duschen. All das macht Dich nur menschlich. Wir sind keine Maschinen, wir haben auch Fehler und wir haben keine unendlichen Ressourcen. Und das darfst Du auch zeigen. Ich gehe noch weiter: Es wird Dir vielleicht gut tun. Nicht im ersten Moment vielleicht. Aber auf lange Sicht. Und Deinem Kind auch. Denn ein Kind braucht keine perfekte Mutter. Ein Kind braucht eine Mutter, die es liebt. Die Krümel unter dem Tisch sind ihm egal. Und nichts im Gegensatz zu dem, was Du ihm dauerhaft geben kannst: Deine bedingungslose Mutterliebe.

Eine Glucke ist eine Mutter, die liebt. Du kannst lieben. Du kannst beschützen, das lese ich aus Deinen Worten heraus. Für mich ist der Begriff Glucke nicht negativ besetzt. Wahrscheinlich, weil ich selbst eine bin, in gewisser Weise, und damit ganz glücklich. Weil ich keine Glucke bin, die fixiert aufs Klettergerüst starrt, wenn das Kind mal hoch hinaus will. Sondern so eine, die will, dass sich die Kinder entfalten können, dass sie sich auch mal entfernen dürfen und trotzdem wissen, dass sie sich auf die tiefen Wurzeln unserer Verbundenheit verlassen können.

Liebe Dani, vielleicht war dies kein konkreter Rat. Aber es war womöglich ein Gedankenanstoß. Wir sind davon überzeugt, dass Du die richtige Entscheidung treffen wirst. Egal, wie Du Dich entscheidest. Viel Glück auf Deinem Weg dahin!  

 

Wer mal in Danis Leben schauen mag, sie bloggt als Glucke Und So

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12 comments

  1. Was hab ich mir bloß den Kopf
    Was hab ich mir bloß den Kopf zerbrochen…. Sechs lange Jahre haben wir gewartet auf unser 2. Kind. Kurz nach Lilis Geburt wollte meine Mann unbedingt direkt Nr. 2. Dass konnte ich ihm ausreden… Zu kurz waren noch die Nächte und ich wollte doch jetzt erstmal im Beruf durchstarten. Dann nach ca 4 Jahren wurde mein Wunsch nach Nr. 2 ganz groß. Da wollte mein Mann dann grad nichts ändern… Läuft doch alles prima, also wieso Veränderung. Nach 6 Jahren wurden wir uns einig und viel später hätte es für meinen Geschmack auch nicht sein dürfen. Jetzt ist Luuk 1,5 Jahre und ich kann sagen: auf dich haben wir 6 Jahre gewartet. Ich habe ehrlich das Gefühl wir als Familie sind jetzt komplett. Und auch wenn der Altersunterschied mit 6 Jahren ein großer ist, spielen die beiden miteinander. Zum Glück musste ich bisher meine Liebe nie teilen, was auch eine meiner größten Ängste war !!

  2. Liebe Dani, bei uns ist Nr 3
    Liebe Dani, bei uns ist Nr 3 unterwegs und ich stellte mir vor ein paar Monaten ähnliche Fragen in Bezug aufs dritte Kind! Niemals hätte ich gedacht, mal drei Kinder zu haben. Meine nervlichen Kapazitäten sind oft ausgereizt und vieles ist bei uns weit entfernt von perfekt. Aber es zählt für mich letzten Endes nur eines- die Kinder machen mich glücklich! Klar, sie nerven, sie strengen an, sie kosten Zeit und Geld und machen Dreck und Lärm. Sie bringen Dich an die Grenzen und ja, das nimmt natürlich mit dem zweiten Kind zu…mit dem dritten wahrscheinlich auch noch einmal…aber sie machen mich glücklich! Weil sie glücklich sind! Weil sie sich anstrahlen, sich abkuscheln, füreinander da sind, sich immer nach dem anderen umschauen, aufeinander aufpassen, obwohl sie selbst noch so klein sind, brüderlich teilen und sich ganz fest an den kleinen Händen halten. Und alles, was zählt ist für mich ein „Heute war ein schöner Tag, Mama!“ aus dem Mund meiner Kinder! Man kann das schaffen, wenn man es denn will. Und wenn man sich dafür entscheidet bereichert man das Leben seines Einzelkindes um all das…es hat einen Herzensbegleiter fürs Leben! Mir hat das gereicht als Entscheidungsbasis fürs Dritte! Aber das ist meine Erfahrung und Du wirst schon die richtige für dich treffen! Viel Glück!

  3. Zwei Kinder
    Liebe Dani,

    Wir wollten immer gerne ein zweites Kind, weil wir das Gefuehl hatten, wir seien noch nicht komplett. Nun wirbelt Kind Nr. 2 schon seit ueber acht Monaten unser Leben durcheinander, und wir bereuen es nicht. Es gibt viele Dinge, die mit zweien anstrengender werden.

    Mehr Waesche, mehr Dreck, mehr Kochaufwand, und man hat einfach weniger Ruhe, weil Kind Nr. 1 eben essen moechte, spielen will, Aufmerksamkeit braucht etc, aber ich finde es insgesamt deutlich einfacher mit zwei Kindern als mit nur einem, weil man viel fokusierter wird, und man weiss, man kann sich eben manchmal nur um einen kuemmern, und das zweite muss dann warten.

    Und unsere Nr. 1 ist der beste Bespasser fuer Nr. 2. Von Anfang an freute sie sich wahnsinning, wenn er sich mit ihr beschaeftigte. Klar, gibt es Reibereinen, Eifersuechteleien und so weiter, aber man kann jetzt schon sehen, wie die zwei sich mal gegen uns verschwoeren werden…

    Wie auch immer die Entscheidung ausfaellt, alles Liebe und Gute fuer Deine Familie. Wenn du jetzt so viel gruebelst, ist vielleicht einfach noch ein bisschen warten, die richtige Loesung.

  4. Solche Gedanken kenne ich nur zu gut
    Liebe Dani, liebe Lisa,

    diese alles entscheidende Frage ist wirklich unglaublich schwierig zu beantworten. Bevor wir den Bruder bekamen, habe ich mir dieselben Sorgen gemacht.

    Werde ich je ein zweites Kind so lieben können? Will ich meine Liebe überhaupt teilen? Liebe ich mein Mädchen nicht so sehr, dass gar kein Platz für noch mehr Liebe ist? Was tue ich dem Kind damit an, wenn es mich auf einmal teilen muss? Schafft sie das oder nimmt sie daran Schaden? Oder nehme ich daran Schaden? Wie würde ich damit zurecht kommen, wenn das zweite Kind total anstrengend und fordernd ist? Schaffen das meine Nerven und meine Geduld?

    Der Bruder ist nun seit 5 Monaten bei uns und ich kann ein kleines Fazit ziehen: Liebe ist unendlich groß, sie wird immer größer und zwar für beide Kinder. Ich liebe beide Kinder ohne Unterschied, das hätte ich nie vorher für möglich gehalten. Das Kind liebt ihren Bruder und ist sehr aufmerksam. Sie steckt momentan viel zurück, aber sie weiß, dass ein Baby nun einmal viele Bedürfnisse hat. Der Bruder ist ein Goldschatz, ein meistens rundum zufriedenes Baby. Und meine Nerven? Klar sind sie am Anschlag, aber nicht mehr als vorher! Es wird immer Situationen geben in denen ich mich frage, ob es die richtige Entscheidung war, aber diese Momente gehen vorüber und ich bereue nichts!

    Eure schimpfmalmama Julia

  5. Wir haben drei kleine Kinder
    Wir haben drei kleine Kinder und ich flippe regelmäßig aus, weil ich überfordert bin und müde und ausgelaugt.
    Und ich kuschele, schmuse, spiele, liebe noch viel viel regelmäßiger, weil ich so glücklich, liebend, fühlend bin.
    Die sind alle so unterschiedlich. Wie kann das sein? Alles meine Kinder?
    Ich bin Einzelkind und das beste, was ich meinen Kindern schenken konnte und immer wollte, waren Geschwister. Wenn ich meine Freunde und Freundinnen anschaue höre ich eigentlich durchgängig das Selbe: Als Kinder haben wir uns gestritten wie die Kesselflicker und heute sind wir enge Freunde.
    Ich hätte meiner Tochter niemals antun wollen, dasss sie keine Geschwister hat.
    Alles Gute für diese deine Entscheidung, Grüße von Ni

  6. Aber da
    fehlt noch ein wichtiger Aspekt: Ein zweites Kind gräbt nicht nur deinem „Prinzen“ die mütterliche Aufmerksamkeit ab, sondern schenkt ihm gleichzeitig eine weitere ganz tolle Bezugsperson, die ihn auch dann noch begleiten kann, wenn Mama und Papa schon nicht mehr auf dieser Erde weilen. Mama ist irgendwann eh nicht mehr „the one and only“, die wird abgehängt, von Oma, Opa, Tante, Kindergartenfeundin, Nachbarn, erste Freundin, große Liebe usw., gut wenn es für die abgehängte Mama dann noch ein Kind gibt, dass vielleicht noch etwas mehr Mama braucht, als der große Bruder?

  7. Tränchen wegwischen
    Ihr Lieben,
    Ähmm ich muss mich kurz sammeln. Ich weiß jetzt nicht so recht was ich dazu sagen soll. Ich gehe kurz auf die Punkte ein. Mit Perfektionismus meine ich andere Dinge. Ich möchte einfach immer für mein Kind da sein, ihn Kind sein lassen, ihm das geben, was mir oft als Kind gefehlt hat. Ich möchte einfach nicht bestimmte Fehler machen, die meine Familie gemacht hat. Bei uns liegen oft Krümel, denn ich bin nicht als Reinigungskraft auf die Welt gekommen und es gibt wichtigeres als das. Ich schaue lieber wie ein kleiner Groupie meinem Prinzen beim Spielen zu. Oder beim schlafen. Eine Freundin meinte gestern zu mir, dass ich geboren wurde um Mama zu sein. Vllt. ist das so, zumindest empfinde ich eine unglaubliche Liebe, wie nie zuvor. Jedes Kind bringt mich zum Lachen und zum Schmelzen. Meine Ängste sind einfach, dass ich versage und dann? Was ist wenn ich dann meinen Kindern nicht mehr gerecht werden kann? All das beschäftigt mich. Die Denkanstöße von euch sind alle wahr und plausibel und es rührt mich so sehr, dass ihr euch Gedanken um mich macht.
    Ich halte euch auf dem Laufenden.
    Ganz liebe Grüße
    Eure Dani
    P.S. Ich bin sehr gerne ein Glucke.

    1. Liebe Dani,
      Was Du schreibst, klingt sehr sympathisch! Bei Perfektionismus denke ich immer gleich an Krümel (weil ich die bei mir zu Hause auch nicht in den Griff kriege) 😉 Wenn Dein Perfektionismus der ist, dass Du Deinem Kind gern beim Schlafen zuschaust, dass Du für ihn da sein willst, dann bist Du eine ganz wunderbare Mutter. Die Liebe zu Deinem Kind wird sich durch ein weiteres vermutlich nicht teilen, sondern vermehren (da gibt es auch ein ganz schlaues Sprichwort, das mir gerade nicht einfällt). Versagensängste haben wir alle. Aber hattest Du die nicht auch vielleicht vor dem ersten Kind? Und dann ist es trotzdem so ein Tolles geworden?
      Liebe Grüße!
      Lisa

      1. Du hast schon rwcht
        Liebe Lisa,

        Ich schicke dir gleich etwas per Mail, vllt. Verstehst du ein bisschen besser was ich meine. Ich würde dich gerne mal treffen und Dich in den Arm nehmen. Es hilft mir sehr, wieviel Zuspruch und trotzdem Realismus in deinen Worten ist. Viele denken sicher, was macht die hier rum aber das Thema ist soooo komplex und daher hast du gleich Post.
        Liebe Grüße
        Dani

      2. Perfektionismus
        Ich weiß natürlich nicht ob ich Recht habe, aber ich habe selbstzweifelnden Müttern schon öfter gesagt, dass ich denke, dass man dem Kind nicht unbedingt einen Gefallen tut, wenn man immer „da“ ist. Ich glaube für den Charakter ist es auch gut, wenn man mal „vernachlässigt“ wird. Es hat bestimmt jedes Kind andere Bedürfnisse. Aber wer will schon immer im Fokus stehen?