Nennt mich Google – ich bin die #suchmaschine meiner Kinder (und meines Mannes)

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Katharina, Du kennst das doch sicherlich auch, oder? „Maaaaamaaaa?“ „Ja?“ „Wo ist xyz (…hier bitte vom Regenschirm bis zur Reiswaffel, vom Slip bis zum Schulhefter alles beliebig einsetzen)?“

Es ist egal, ob das Kind gerade vor dem Kleiderschrank steht: „Maaaamaaa, wo ist mein Tiiiiiiiiii-Shirt?“ Ob es sich gerade die Haare bürstet und seine Haarbänder nicht findet. Ob es eine Frühstücksdose braucht, ob es das Headset für den Walkman, die Lieblingskeks-Packung, den Glitzer-Gelstift. MAAAAAMAAAAAAA.

Und das Komische: Nachdem ich jetzt ein paar Mal einfach mit „Keine Ahnung“ reagiert habe, mit „Keine Ahnung, wo hattest Du es denn zum letzten Mal?“ oder „Keine Ahnung, leg es doch beim nächsten Mal einfach an eine Stelle, die Du Dir merken kannst“, wenden sich die Männer des Haushalts einfach an meine große Tochter. „Duuuuuuu, wo ist denn xyz?“ Sie weiß ziemlich genau, wo was liegt, woher auch immer und ich frage mich insgeheim, ob das so eine Geschlechtersache ist. Denn es sind ja nicht allein die Jungs, auch der Mann ruft dauerhaft nach seinen Joggingschuhen, Rasierer-Adaptern (die hab bestimmt ICH entwendet). „Liiiiiiiiiiisa, wo ist xyz denn jetzt schon wieder?“

Unser Leben wird zu 30 Prozent aus Suchaktionen bestimmt. Besonders schlimm ist es, seit wir nicht mehr in unserer Berliner Vierzimmer-Wohnung wohnen, sondern in einem Haus. Alle können alles jederzeit in andere Räume, nein, sogar in andere Stockwerke transportieren. Ich weiß nicht, wie oft am Tag ich die Treppe rauf- und wieder runterrenne, um Dinge zu suchen, Badehosen, Zahndosen, Hosenboden.

Am Ende aber, muss ich sagen, können sich die Ergebnisse meiner Suche sehen lassen. Mein Führerschein zum Beispiel war über Monate verschollen, nun hab ich ihn doch tatsächlich am Wochenende in meiner Reithose wieder gefunden, wo ich ihn zum letzten Ausritt scheinbar sorgsam reingesteckt hatte. Waaas? Ich verlege auch Dinge, nicht nur die Männe.. äh, Kinder des Haushalts? Naja, ich brauch mich halt auch mal selbst als Suchmaschine.

Google ist ja reich geworden mit der Idee der Ergebnispräsentation nach Suchfeldeingabe. Vielleicht sollte ich also auch mal meine Algorhythmen sortieren. Anzeigen schalten. Und dann kann nicht nur die ganze Nachbarschaft meine Suchdienste in Anspruch nehmen, nein, die ganze Welt! Aber. Nein. Lassen wir das lieber. Mir reicht die Suche zu Hause. Voll und ganz. Ich suche schon genug.

Und das Beste: Reich werde ich jetzt schon durch mein Suchen! Reicher als Google sogar. Wenn ich nämlich nach schweißtreibenden Badehosen-Suchaktionen plötzlich das neongelbe Ding in der Hand habe und es hechelnd dem Sohn präsentiere. Und er strahlt. Und ein Danke-Mama-Du-bist-die-Beste haucht. Dann freut sich die Maschine. Die Suchmaschine namens Mama. Das bin ich.

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5 comments

  1. Auf den Punkt gebracht
    Treffend herrlich beschrieben. Genau so läuft es bei uns auch ab. Am schlimmsten ist es, ‚2 Minuten vor der Angst’…so kurz vor der Schule oder bevor die Tür sich Hunter uns schließt. Dann rattert meine Suchmaschine auf Hochtouren.
    Mein Mann bringt es dann noch fertig, wenn ich nicht gleich beschreiben kann wo xyz zu finden, die komplette Wohnung auf der Suche danach zu „verwüsten“. Da kommen dann wieder rum andere xyz ans Tageslicht 🙂

  2. Wie bekannt mir das vorkommt!!!
    Oh wie bekannt mir das vorkommt!!! Ich bin auch den ganzen Tag nur am rennen und Sachen suchen. Bei unseren vielen Treppen müsste ich schon spindeldürr sein, ist das beste Fitnessprogramm!!! Wobei ich mich jeden Tag frage, wie man nur ständig alles verlegen kann. Das Kind hat gefühlte 5.000 Handtaschen in die sie alles reinstopft. Und dann fragt sie mich, wo ihr Glitzerstein ist? Nach dem Durchwühlen aller 5.000 Handtaschen ist der Glitzerstein gefunden, aber das Chaos auf dem Boden ist wirklich erschreckend!!! Wie kann man nur so viele Steine horten???

  3. Seht ihr…
    ….das sind die Erlebnisse, die man Unbeteiligten und vor allem Kinderlosen so schwer erklären kann. Diese kleinen Augenblicke, in denen Stress und Arbeit zu Liebe mutieren. Ich würde sagen: Für so ein „Mama, du bist die Beste“ lohnt sich ein ganzes Leben. Schnüff. Toll geschrieben, danke.

  4. Das kenne ich auch..
    … am beliebtesten ist bei uns: (Mann steht vor dem Kühlschrank) „Duuuuuu, Schaaaaatz“ „Ja?“ „Hast du keinen Käse/keine Milch/kein Joghurt… gekauft?“ „Doch, steht doch da!“ „Stimmt nicht, hier ist nichts“ Ich gehe rüber und natürlich steht das gesuchte DIREKT vor seinem Gesicht! 😉