„Ich bin noch gar nicht müde!“ – Warum will mein Kind abends nicht ins Bett?

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Ihr Lieben, na, wie klappt das Einschlafen bei euch? Gehen eure Kinder brav ins Bett, geben euch ein Küsschen und schlummern sanft hinüber ins Land der Träume? Oder ist bei euch Remmidemmi, Alarm und tausendmal „Hunger, Pippi, Durst“ und du bist abends immer total genervt? Dann haben wir hier einen entlastenden Beitrag zu dem Thema für euch, er stammt aus dem Buch „Gemeinsam aus dem Mamsterrad. Wie du es schaffst, stressige Momente im Alltag mit mehr Leichtigkeit zu meistern.“

Die Situation

„Jetzt aber ab ins Bett!“, hörst du dich sagen, „Geh schon mal vor und such dir ein Buch aus.“ Noch die Wasserflasche füllen und schnell hinterher ins Kinderzimmer, bevor dein Kind noch mal den Turbo einlegt. Es empfängt dich mit drei Pixi-Büchern in den Händchen.

Eigentlich wolltest du nur eins vorlesen, es ist schließlich schon spät, und du möchtest noch ein bisschen auf der Couch sitzen und deine Lieblingsserie schauen. Vielleicht musst du auch noch ein Formular für die Kita ausfüllen, oder die Steuer ist fällig. So oder so sehnst du dich nach deinem „Feierabend“.

Ihr einigt euch auf zwei Bücher, dann heißt es hinlegen und Licht aus. Aber dein Kind hat andere Pläne. Nach den beiden Büchern geht natürlich die Diskussion um die dritte Geschichte los. Dann ist das liebste Kuscheltier verschwunden, als es endlich am Einnicken ist, steckt dein Kind sich versehentlich den Finger ins Auge und zack, ist es wieder hellwach: „Ich bin noch gar nicht müde! Ich schlafe nie, Mama!“ Also noch mal von vorn …

Vielleicht schläft dein Kind aber auch allein ein. Also gibst du ihm nach der letzten Geschichte einen Kuss und verlässt wie üblich das Zimmer. Du bist noch nicht mal an der Couch angekommen, da steht dein Kleines schon wieder hinter dir, weil es Durst hat. Also Flasche holen, Kindchen wieder ins Bett bringen, unter dem Bett ein paar Monster verjagen, Gute-Nacht-Kuss, „Träum süß, mein Schatz“. 

Du atmest tief aus und gehst in die Küche, zum Abendessen bist du nämlich noch gar nicht gekommen. Ihr wart spät zu Hause, und alles musste schnell gehen, um den Zu-Bett-geh-Moment nicht zu verpassen, also hast du nur das „Kinderabendbrot“ vorbereitet. Du überlegst gerade, was du essen könntest – da hörst du es hinter dir tapsen … „Ich kann nicht einschlafen, Mama!“ Orrrr, das darf doch alles nicht wahr sein!

Der Perspektivwechsel: Der Blick auf dein Kind

Der Tag war wirklich pickepackevoll für dein Kleines! Den ganzen Vormittag über hat es geregnet, und die Kinder konnten in der Kita nicht raus – war das eine Lautstärke im Gruppenraum! Als es dann am Nachmittag endlich vor die Tür ging, kamst du auch schon zum Abholen, und dein Kind musste sein Spiel unterbrechen.

Danach wart ihr zwar nur noch schnell beim Bäcker, aber auch solche Wege sind für dein Kind voller neuer Eindrücke, die es aufsaugt wie ein Schwamm. Vielleicht wart ihr recht spät zu Hause, und der Zu-Bett-geh-Prozess musste heute etwas schneller gehen. Hinzukommen die vielen kleinen Kooperationen, die dein Kind über den ganzen Tag mit anderen Kita-Kindern, seinen Betreuungspersonen und auch mit dir eingehen musste. Aber obwohl dein Kind eigentlich hundemüde ist und sein kleiner Körper nach nichts mehr verlangt als sich auszuruhen, kann es einfach nicht zur Ruhe kommen. 

Auch wenn es das vielleicht noch nicht in Worte fassen kann: Manchmal will (oder kann) dein Kleines zum Abend hin schlichtweg nicht mehr „mitmachen“. Dann kann es bei deinem zügigen Tempo nicht mithalten, und der Druck, den du dabei – bestimmt noch nicht einmal bewusst – ausübst, ist ihm einfach zu viel.
Indem dein Kind nun, wenn es endlich im Bett liegt, plötzlich wieder aufspringt und umherläuft, versucht es, noch einmal „Dampf abzulassen“ – aufgestaute Energie des Tages muss erst noch freigegeben, Erlebtes einmal mehr mitgeteilt werden.

Hinzukommt, dass bei Kindern besonders am Abend ein ganz besonderes Bedürfnis nach Nähe und Sicherheit aufkommt. Sie müssen sich einfach wieder und wieder vergewissern, dass ihre vertrauteste Person, ihr Ein und Alles, bei ihnen oder mindestens in greifbarer Nähe ist. Nur können sie dieses Bedürfnis noch nicht in Worte fassen. Was bei dir ankommt, ist darum, dass dein Kind offenbar gerade einfach alles tut, um bloß nicht schlafen gehen zu müssen.

Der Blick auf dich

Auch für dich ist der Zu-Bett-geh-Prozess mit deinem Kind nach einem langen Tag anstrengend. Selbst, wenn ihr nach der Kita zusammen nur auf dem Spielplatz um die Ecke wart – vorher bist du vielleicht noch deinem Beruf nachgegangen, und woran du wieder alles denken musstest … 

Besonders die ersten Jahre mit Kindern sind – so schön und wunderbar sie auch sind! – oftmals wirklich herausfordernd, auf körperlicher, aber auch auf geistiger Ebene. Wenn du dich dann abends nur noch nach Ruhe sehnst und dein Kind dich aber einfach nicht loslassen kann, knallen natürlicherweise die Bedürfnisse aufeinander.

Das schlägt sich auf deine Stimmung nieder: Du bist ungeduldig, gereizt, ertappst dich dabei, dass du nur noch motzt und – ganz ehrlich – eigentlich kannst du dich selbst schon nicht mehr hören. Einmal mehr denkst du, dass du dir das alles ganz anders vorgestellt hast, du bist nicht die Mama, die du gern sein willst. Aber was zu viel ist, ist auch für dich einfach zu viel. Zeit für dich? Gab es lange nicht mehr. Du kannst dich schon fast nicht mehr erinnern, wann du das letzte Mal etwas nur für dich getan hast – nicht einmal deinen Gedanken kannst du in Ruhe nachhängen, geschweige denn, sie mal zu Ende denken.

Gemeinsam aus dem Mamsterrad: Was du für dein Kind tun kannst

Die Entwicklung deines Kindes findet in Phasen statt, die mal mehr und mal weniger anstrengend sind – für euch beide. Wenn du dein Kind beobachtest, wirst du seine Signale schnell erkennen. Schenke ihm die Zeit, die es braucht, meistens sind es nur ein paar Tage, bevor sich eure Abläufe wieder reibungsloser umsetzen lassen.

Wenn du also merkst, dass dein Kind plötzlich wieder mehr Nähe braucht oder schwerer zur Ruhe kommt als sonst, entspanne eure Nachmittage. Es ist okay, das lange vereinbarte Date mit der Kindergartenfreundin kurzfristig zu verschieben und ein paar Nachmittage nach der Kita einfach in Ruhe zu Hause zu verbringen, ohne Spielbesuch einzuladen. Kurzum: Versuche euren Alltag eine Zeit lang an das Tempo deines Kindes anzupassen, nicht andersherum. 

In wilden Zeiten kannst du euch mehr Zeit für die Abendroutine einräumen, indem du einfach deutlich früher damit beginnst. Es spricht beispielsweise gar nichts dagegen, schon um halb fünf in die Badewanne zu hüpfen und in den Schlafi zu schlüpfen. So habt ihr den Teil des Abends, der noch einmal viel Kooperation erfordert, schon hinter euch gebracht, wenn die Stimmung noch einigermaßen friedlich ist, und müsst später nur noch zu Abend essen und Zähne putzen. Achte auch darauf, dann keine lauten Gespräche oder hektischen Telefonate mehr zu führen und versuche alle Bildschirme ausgeschaltet zu lassen.

Was du für dich tun kannst

Achte nicht nur gut auf dein Kind, sondern auch besser auf dich. Unser Alltag ist oft viel zu voll, Zeit für uns selbst ist nicht nur tatsächlich selten vorhanden, wir nehmen sie uns auch nicht. So bleibt die dringend benötigte Erholung auf der Strecke, und unsere Akkus laden nicht auf.

Sowohl für die Zeit mit als auch ohne dein Kind gilt: Versuche, etwas Druck aus dem Alltag rauszunehmen – er tut weder dir noch deinem Kind gut. Statt an Geplantem festzuhalten, fällt dir vielleicht auch ein Plan B ein. Selbst, wenn ihr mal zu spät dran seid: Es hilft nicht, sich da­rüber zu ärgern. Nimm es auch mal, wie es eben kommt. Und hab Nachsicht mit dir selbst, du bist auch nur ein Mensch. Und mit Sicherheit ein ziemlich toller. Auch wenn es dir anfangs schwerfällt, lass dich wirklich darauf ein, Punkte in eurer Tagesplanung, gerade am Abend, bewusst ruhiger anzugehen. Es wird nicht nur deinem Kind guttun, sondern auch dir selbst.

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Familienalltag
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6 comments

  1. Hallo! Ich bin gerade zufällig auf deinen Beitrag gestoßen und ich finde ihn super interessant. Bei meiner kleinen Tochter war das auch ein langer Weg bis wir uns da eingespielt haben.
    Ich hab ihr irgendwann eine Schneekugel gekauft. Die hat sie so fasziniert, dass das schlafengehen ein Kinderspiel wurde. Sie hört meistens ein Hörbuch am Abend, spielt gleichzeitig mit der Kugel und schaut den Schnee an. Dadurch wird sie irgendwie total ruhig und müde und kann dann ganz entspannt einschlafen.

  2. als meine kinder es verstehen konnten habe ich ihnen ehrlich gesagt das ich keine geduld habe ewig neben ihnen zu liegen sondern das ich noch was zu erledigen habe und jetzt noch zb eine geschickte vorlesen kann und dann zwanzig minuten sie im arm halten kann und dann aber aufstehe. die kinder schlafen auch noch bei uns. damit können wir ihnen auch sagen wenn sie noch zu wild sind das und dsd zu wild ist und wenn sie noch toben müssen bitte ins kinderzimmer gehen. das hilft dann auch weil sie da nicht alleine hin wollen.
    und die kinder haben auch unterschiedliche bedürfnisse, mein sohn mag es dunkel und leise also ohne hörbuch oder musik und meine tochter mit musik oder hörbuch und am besten nicht an. vielleicht kannst du an sowas auch ausprobieren was deinem kind gut tut?
    und was noch wichtig ist-die kinder brauchen vielleicht auch aufmerksamkeit. wenn dein kind bis 4 uhr im kindergarten ist ist das einfach eine lange zeit. davon ist es müde aber von den ganzen eindrücken auch aufgekratzt. vielleicht schaffst du es ihn vorher noch mehr zeit zu schenken? zusammen spielen oder buch lesen oder raus gehen….. das merke ich bei unseren auch. wenn wir keine zeit hatten am nachmittag mit ihnen zu spielen wollen sie es vor dem schlafen nachholen.
    und die kinder merken auch wenn man unruhig ist was man natürlich ist wenn man noch eine ewig lange go do liste im kopf hat…
    also ich finde an den kindern ist es meist nichts falsch, nur wir müssen das umfeld für sie passend machen.
    oft brauchen

  3. Bei uns hat sich in der Lockdownzeit eingebürgert, dass wir nach dem Sandmännchen alle Kinder bettfertig machen. Dann dürfen die Großen (4 und 6) noch leise spielen oder ein Hörspiel anmachen. Ihr Zeitlimit ist ein Lichtwecker, der immer dunkler wird (über 45 Minuten). Ist es zu dunkel zum Spielen, legen sie sich hin. So geben wir Ihnen die Zeit runterzukommen und nochmal den Tag zu verarbeiten. Ausnahmen gibt es natürlich trotzdem mal…

  4. Hallo J.,

    ja diese Situationen kenne ich. Meine sind schon Schulkinder aber eigentlich ging es schon im größeren Kindergartenalter, dass ich ihnen dann erklärt habe, dass ich gerade einfach nicht kann, weil noch dies oder jenes ist. Ich sie aber verstehe und ob sie dann ausnahmsweise noch ein ruhiges Hörspiel anhören wollen oder sich ein Buch ansehen (oder jetzt lesen), dafür lasse ich die Tür offen, da können sie mir oder uns noch zuhören, was wir machen. Tastaturklappern oder Erwachsenengespräche oder Putzgeräusche sind dann meist so langweilig, dass sie einfach einschlafen, zwar meist etwas später, als an guten Tagen, aber was solls, wir Erwachsenen können ja auch manchmal erst später einschlafen. Wenn es gar nicht klappt, dann hilft bei uns noch eben die 5-10 Minuten investieren, dass sie sich nochmal von der Seele reden können, was sie wach hält, oder sich in der Zeit ganz ruhig neben sie legen (da muss ich dann allerdings dolle aufpassen, dass ich nicht einschlafe und der ganze Abend ist vorbei).

  5. Hallo, danke für den Beitrag, ich glaube es tut jedem gut Mal daran erinnert zu werden, dass es bei vielen auch nie so Instagram tauglich zugeht 🙂
    Was mir bei solchen Beiträgen aber oft fehlt ist: was wenn ich mir nicht mehr Zeit nehmen kann? Wenn ich das Kind pünktlich zu Bett bringen muss, weil ich noch Arbeit für den nächsten Tag machen MUSS (manches kann man nicht nicht erledigen), wenn ich nicht schon um 4.30 mit dem Abendritual anfangen kann, weil ich das Kind gerade erst um kurz 4 abgeholt habe? Wenn an manchen Tagen es nicht anders geht als zu sagen „eine Geschichte und mehr nicht.“ :/

    Ich finde solche Beiträge ja immer gut und wichtig, aber wenn die Antwort lautet „nimm dir mehr Zeit,“ dann ist das nicht für alle hilfreich. Nicht jeder hat den Luxus… Hat da jemand Erfahrung/Tipps etc?

    1. Meine Erfahrung war die, dass ich geschaut habe, was das Kind braucht und das Abendritual angepasst habe. Meine Mutter hat mir immer im Bett vorgesungen, ich habe es geliebt und natürlich sang ich meinem Kind auch vor, aber davon wurde mein Kind WACH. Es setzte sich auf, wollte interagieren, also komplett kontraproduktiv. Ähnlich mit dem Vorlesen oder Anschauen von Büchern. Im Bett wirkten die wie „Aufputschmittel“.
      Also habe ich alles „entrümpelt“. Wir haben natürlich am Tag viel gesungen und gelesen und Bücher angeschaut, aber nach dem Baden /Duschen nicht mehr. Dann gab es Abendbrot, Kuscheln, Zähne wurden geputzt, oft schon bei gedämpften Licht und dann ging es ins Bett. Das führte bei uns zu viel mehr Ruhe und es klappt auch, wenn man wenig Zeit hat, sofern das Kind gesund ist und in den Schlaf findet. Zahnen, Husten usw. sind natürlich Faktoren, die dazu führen, dass alles über den Haufen geworfen wird.

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