Wie wir nach dem Verlust unseres Kindes mit Zwillingen beschenkt wurden

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Mein Name ist Nina. Im Juli 2017 ist unsere Tochter sehr unerwartet in der 21. Schwangerschaftswoche verstorben.

Mein Mann und ich haben danach sehr lange überlegt, ob wir nochmal eine Schwangerschaft wagen sollen. Zum einen wegen des schmerzvollen Verlustes unserer Tochter, zum anderen, weil wir bereits zwei größere Kinder haben. Wir wollten keinen zu großen Altersunterschied…

Ich war eigentlich ganz zufrieden mit der Situation. Ich hatte eine tolle Arbeit im Behindertenbereich als Krankenschwester, wohnte endlich in der Nähe meiner Eltern, meine Familie war gesund. Nur manchmal kam der Wunsch nach einem Baby wieder hoch. Doch der Gedanke, dass das Baby wieder sterben könnte, war zu beängstigend für mich. Ich wusste, dass ich diesen Schmerz kein zweites Mal aushalten könnte… Aber mein Mann ließ nicht locker. Er sagte immer, er fühle, dass wir noch nicht komplett seien.

Im Januar 2019 hielt ich dann plötzlich den positiven Schwangerschaftstest in der Hand. Plötzlich war nur noch Freude über dieses kleine Wesen in mir. In der achten Woche hatte ich den ersten Frauenarzt-Termin. Die Ärztin machte einen Ultraschall und zack, ich sah es sofort – da waren zwei kleine Punkte. Zwillinge. Und beide Herzen schlugen kräftig.

Mir verschlug es erstmal die Sprache. Gerade war ich noch voller Freude gewesen, plötzlich mischte ich Angst dazu. Unser Haus war zu klein für zwei weitere Kinder. Unser Auto auch. Wie sollte ich es schaffen, zwei Kinder gleichzeitig zu versorgen und den beiden Großen auch noch gerecht zu werden? Würden wir das alles schaffen? Emotional, finanziell? Und vorallem: Würden die Babys gesund sein?

Mein Mann nahm die Nachricht deutlich entspannter auf. Er freute sich und steckte mich dann auch wieder mit seiner Freude an. Dann bekamen wir die Nachricht, dass wir einen Jungen und ein Mädchen erwarteten – ich hätte nicht glücklicher sein können.

In der 20 Woche war ich im Krankenhaus zum Organscreening. Dort sagte mir ein nicht sehr feinfühliger Arzt, dass das eine Baby viel zu klein und vorallem zu leicht sei und er nicht wisse, ob es überleben werde. Diese Aussage riß mir den Boden unter den Füßen weg. Ich fiel in ein tiefes Loch, denn meine größte Angst kroch hervor: Würde ich wieder ein Baby verlieren? Wieso ging es meinem kleinen Mädchen nicht gut? Warum wuchs es nicht ordentlich? Die Sorge war fast unerträglich.

Ab diesem Zeitpunkt musste ich wöchentlich zu Wachstumskontrollen. Und siehe da, das Mädchen wurde immer kräftiger. Die Kontrollen machten mir Mut, aber noch immer lag ich nachts wach und hoffte, dass mir nicht noch ein Kind genommen werden würde.

Die Wochen vergingen und die Kinder entwickelten sich gut. Die Ärzte waren mittlerweile auch zuversichtlich. Die Angst aber ließ mich nicht los. Manchmal konnte ich kaum atmen und ich war wie gelähmt.

An einem verregneten Oktobertag kamen schließlich unsere Zwillinge per geplanten Kaiserschnitt zu Welt. Die Tränen flossen und ich konnte mein Glück kaum fassen, dass ich nach so vielen Monaten voller Angst und Ungewissheit endlich unsere Babys im Arm halten durfte. Beide Babys waren gesund.

Das ist nun einige Monate her. Unser Leben ist so bunt, so schön, so chaotisch. Ich bin bis heute unendlich dankbar. Wir sind jetzt komplett, mit vier Kindern an der Hand und einem im Himmel.

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