Deutschlands Familienpolitik ist gescheitert, steht in den Zeitungen. Hinzu kommt die gesellschaftliche Nicht-Akzeptanz von Kindern. Verdammt.

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Lisa, Lisa, guten Morgen erst einmal! 

Man soll es ja kaum glauben! Überall berichten sie jetzt darüber, der SPIEGEL titelte am Sonntag: „Deutschlands gescheiterte Familienpolitik“. Dann zogen sie alle nach: Radiosender, Zeitungen und natürlich die Tagesthemen. Eine Milliarde Euro gibt Deutschland im Jahr für seine Familienpolitik aus und die Geburtenrate ist weiterhin rückläufig. 

Und jetzt mal die Frage: Warum kam die Nachricht, dass da gehörig was schiefläuft, für mich, dich und viele andere Mütter so wenig überraschend? 

Neben all den Fehlinvestitionen der Regierung gibt es nämlich noch ein Problem, das starken Einfluss auf die Situation der Familien hat: Deutschland gehört zu den kinderunfreundlichsten Ländern in ganz Europa. 

Ich sag Dir was, Lisa: Bevor ich schwanger wurde, hat die Politik und freie Wirtschaft alles versucht, mir als junge Akademikerin das Kinderkriegen mies zu machen. Ich musste zwei Jobangebote, die ich schon sicher hatte (eines bei der Bundesregierung, lustigerweise!) absagen, weil das ja schwanger nicht ging. Ich musste später Unsummen für einen Babysitter ausgeben, damit ich weiter meine Uni-Seminare besuchen konnte, weil mir ziemlich deutlich signalisiert wurde, dass mein Baby in der Uni, trotz anderer Bekundungen, nicht erwünscht war. 

Die Rückkehr in meinen regulären Job mit Arbeitszeiten bis 19 Uhr wurde mir quasi unmöglich gemacht, weil 99 Prozent aller Kitas um 18 Uhr dicht machen und die vier, die es nicht tun in meiner Gegend, leider überfüllt sind. 

Während ich am Sonntag erst Kita-Anzeigen im Internet suche, weist der freundliche Kellner im Café mich darauf hin, dass mein Kinderwagen hier (im leeren Café!) nicht stehen darf, sondern nach draußen gehört. „Aber mein Sohn schläft“, sage ich. „Ja, dann stellen sie ihn halt an die Tür neben die Heizung gleich an den Eingang“, erwiderte er, worauf ich wortlos zehn Euro auf den Tisch knallte und ging. 

„Stimmt so“, sagte ich. Aber eigentlich stimmt natürlich gar nichts. 

Wundern wir uns aber ruhig noch ein bisschen, was so schief läuft und gehen wir doch nochmal die Zahlen durch, liebe Politiker! 

Leider ohne mich heute. Ich bin nach wie vor auf der Suche nach einem Kita-Platz!

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7 comments

  1. Meine Maus und ich haben sehr
    Meine Maus und ich haben sehr flexible Arbeitszeiten. Da die Kindergärten bei uns fast alle schon um 18 Uhr schließen, wie bei Caro, haben wir arge Probleme, wie das momentan der Fall ist. Meine Maus ist daher zu Hause, weil es anders nicht geht. Wie sie wieder in Arbeit kommen soll, das wissen wir auch noch nicht.

    Kinder- und Familienfreudlich ist das alles nicht.

    Lg. Christian

  2. In München nicht anders
    Liebe Caro,
    oh ja, genau diese Erfahrungen habe ich auch gemacht. München ist noch sehr weit davon entfernt, jedem Kind einen Kita-Platz anbieten zu können. In städtische Kitas kommt man kaum rein (ich frage mich, ob ich mir schon VOR Davids Befruchtung einen Platz hätte sichern sollen…). Und private Kitas sind unglaublich teuer. Ein Vollzeitplatz kostet schnell mal zwischen 700 und 1000 Euro im Monat…
    Ich empfinde auch unsere Gesellschaft als sehr kinderfeindlich – die Situation im Café mit Kinderwagen: oftmals erlebt, ein schimpfender Herr auf dem Gehweg, ich solle doch gefälligst mit dem Kinderwagen rechts gehen (häh??), Menschen, die die Tür hinter sich zufallen lassen, eine ältere Dame, die meinem Kind den Schnulli aus dem Mund zieht – das sei nicht gut (bitte?). Das lässt sich endlos weiterspinnen… Naja, ich bin dennoch gerne Mami (etwas weniger gern beim Zahnen oder Erkältungen des kleinen Lieblings), freue mich, wenn Leute an der Kasse mein Kind anlachen und dass ich eine tolle Tagesmutter habe.

  3. 19 Uhr!
    Ihr Lieben,

    also Maxime geht tatsächlich immer um 19 Uhr ins Bett! Da reibt er sich auch immer schon die Äuglein. 19 Uhr wäre mir tatsächlich zu krass. Aber: Es muss flexiblere Angebote geben. Flächendeckend. Damit es Müttern nicht immer unnötig schwer gemacht wird.
    Danke für Eure Antworten!

  4. *WundertSich*
    Um wieviel Uhr gehen die Kinder denn ins Bett, die bis 19 Uhr in der Kita sind?! Ist nicht böse gemeint, mir ist durchaus klar, dass es Familien gibt, in denen die Mütter sich nicht den Luxus leisten können bei dem Kind zuhause zu bleiben, aber wenn ich so an mein Kerlchen (1,5 J.) denke…. Der wird pünktlich ab 18 Uhr unleidlich und um 19:30 Uhr ist der im Bett und schläft. Ihn bis 19 Uhr in einer Kita zu haben ist unvorstellbar für mich.

  5. OHNE WORTE!
    1.) Du hast bezahlt? (ich hätte es nicht getan)
    2.) Du willst DEIN Kind bis 19h in die KiTa geben? (Warum lässt du dir dein Kind nehmen? Ganau das sollten WIR MÜTTER zu verhindern wissen!!!! Das ist doch das eigentliche Problem)

    LG von frau brezel. mutter von dreien.