Wir Lehrer*innen sind einfach nur müde und überlastet

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Ihr Lieben, wir hatten hier neulich das Interview von der Grundschullehrerin Diana, die uns über die Folgen der Pandemie berichtet hat. Doch natürlich hatten die letzten zwei Jahre auch Auswirkungen auf die älteren Schüler*innen. Ulli arbeitet an einer Oberschule und berichtet uns aus ihrem Alltag.

Liebe Ulli, Du bist Lehrerin. An was für einer Schule unterrichtet du welche Klassen?

Ich unterrichte an einer Realschule und unterrichte momentan die 5., 6. und 9. Klasse. 

Wie hast du die Kinder während der Pandemie erlebt?

Wir haben online über Teams unterrichtet. Teilweise per Videokonferenz, teilweise mit Arbeitsaufträgen, die ich immer zu einem bestimmten Zeitpunkt hochgeladen haben wollte. Einige haben gut mitgemacht, aber manche sind komplett abgetaucht. Da waren dann viele Elternkontakte nötig, damit es einigermaßen funktioniert hat.

Vielen Kindern ist es schwer gefallen, pünktlich aufzustehen oder sie mussten sich mit mehreren Geschwistern ein Zimmer teilen. Ich empfand es insgesamt als schwierig. Lehren und lernen ist stark an die Lehrerpersönlichkeit und ein soziales Miteinander geknüpft. Das hat mir sehr gefehlt. 

Nun gibt es ja eine Studie unter Lehrer*innen, die angegeben haben, dass der Leistungsstand der Schüler noch nie so schlecht war. Wo merkst du im schulischen die Defizite ganz besonders?

In der Konzentrationsfähigkeit- die Schüler*innen sind nicht aufnahmefähig, können sich nicht auf Aufgaben einlassen, vergessen während dem Arbeiten komplette Arbeitsschritte. 

Und wo im sozialen Bereich?

Es fällt ihnen schwer altersgerecht zu agieren. Da rangeln 16-jährige, als wären sie in der 5. Klasse… Sie können sich schwer zurücknehmen. Jedes Bedürfnis muss sofort erfüllt werden. 

Wie versucht ihr, diese Schüler wieder „einzufangen?“

Durch unsere alltägliche pädagogische Arbeit, Regeln einführen und durchsetzen… ich lasse sie viel einzeln und ruhig arbeiten, damit sie lernen, an etwas dran zu bleiben. Aber die Zeit fehlt überall. Es gibt ja auch noch Schulstoff nachzuholen. Und so viele Unterrichtsausfälle durch Kollegen, die wir vertreten. Es ist eigentlich fast unmöglich, die zwei Pandemie-Jahre auszugleichen. 

Überall liest man ja vom Lehrermangel. Wie geht es dir? Fühlst du dich auch überarbeitet?

Ich habe erst letztens zu Bekannten gesagt, dass ich so fertig bin wie nie zu vor. Wir leiden sehr unter Unterrichtsausfällen von Kollegen*innen, die nicht ersetzt werden und vertreten werden müssen. Dazu die Schüler mit ihren Schwierigkeiten im Sozialen und im Unterricht (Hereinrufen, Regeln im Unterricht verlernt etc.) Davor die täglichen Testungen aller Schüler, Abgleich der Atteste, Sonderregelungen, Distanzunterricht bei Quarantänen, nie waren alle Schüler*innen komplett bei Leistungsnachweisen, Ersatztermine finden und und und… es kam immer etwas on top. 

Wie erlebst du deine Kolleg*innen?

Es sind viele stärker belastet als sonst und einfach müde. Es ist nicht mehr so fröhlich und unbedarft. Alle sind häufig gestresst. 

Mit Blick auf den Herbst: Was fürchtest du am meisten und was wünscht du dir am meisten? 

Ich fürchte mich am meisten vor einem erneuten Lockdown. Ich wünsche mir einen normalen Start ohne Masken- diese schaffen eine große Distanz. Gemeinsames Lachen tut uns einfach so unendlich gut.

Foto: Symbolbild Pixabay

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3 comments

  1. Ich bin selbst Lehrerin und kann die Erfahrungen absolut nachvollziehen, aber ich verstehe den Maskrnkommentar nicht. Masken in Innenräumen schützen, fertig. Wie haben weder Luftfilter noch werden die Schüler regelmäßig getestet. Es ist jetzt schon so, dass ich oft die einzige mit Maske im Raum bin. Der Krankenstand im Kollegium ist so hoch wie noch nie.

  2. Ich kann nur immer wieder sagen, wie bewusst mir/ uns, gerade wegen der Lockdown/ Homeoffice Situation, der Wert guter Lehrer/ Erzieher überhaupt der Schule ( Kita) geworden ist! Nicht entmutigen lassen von uns manchmal echt nervigen Eltern ( die eure Aufmerksamkeit extra noch von den Kindern ablenken)! DANKE ist hier die Untertreibung des Jahrhunderts!

  3. Gleiches sogar am Gymnasium – vielleicht weniger Lehrermangel, aber es werden nicht genügend Lehrer mit Planstelle eingesetzt, was eine Fluktuation der Kollegen infolge zieht. Aber die Defizite der Kinder sind enorm.

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