Ihr Lieben, wenn es dem eigenen Kind nicht gut geht, leiden wir Eltern ja immer mit. Der Sohn von Simone wird in der Klasse gemobbt und sie weiß einfach nicht mehr weiter. Deshalb hat sie uns geschrieben und bittet um eure Meinung.
Ständig gemobbt: Soll mein Sohn sich einfach mal wehren?
Ihr Lieben, mein Name ist Simone und ich habe zwei Kinder, eine Tochter (14) und einen Sohn (12). Wir wohnen in einer mittelgroßen Stadt und beide Kids gehen aufs Gymnasium. Ich schreibe diesen Text, weil ich etwas Hilfe brauche, denn mein Sohn wird ständig gemobbt.
Wobei: Ich weiß nicht, ob es wirklich Mobbing ist – er wird nicht geschlagen oder getreten, aber er ist in der Schule ständigen Schikanen ausgesetzt. Es ist eine Gruppe von drei kleinen Arschlöchern (sorry, aber ich kann es nicht anders sagen), die ihn ständig ärgern. Mein Sohn ist ein ziemlich ruhiger Typ, liest gerne, ist kein cooler Fußballspieler und das macht ihn zum Opfer.

Die anderen Jungs nehmen ihm die Brille weg, schmeißen seine Schuhe durchs Treppenhaus nach unten, verstecken seine Hefte. Manchmal fliegt mein Sohn über ein Bein, das „versehentlich“ und „zufällig“ gerade rausgestreckt wird, wenn mein Sohn vorbeirennt. Sie machen Witze über ihn im Klassenchat, einmal haben sie ihm beim Sport die Hose runtergezogen. Es sind ständige Spitzen, ständige kleine Angriffe.
Anfangs haben wir Eltern ihm geraten, das Ganze zu ignorieren. Dann würden die anderen sicher das Interesse verlieren und es würde aufhören. Hat es aber nicht. Dann haben wir das Gespräch mit den Lehrern gesucht. Aber da hat sich auch nicht viel daraus ergeben, denn „wirklich körperlich schlimm“ sei ja bisher noch nichts gewesen. Wir haben dann die Eltern der Jungs kontaktiert. „Jungs sind halt so, die sind halt rauer. Aber klar, wir können ja nochmal mit ihnen sprechen“, war die lustlose und verantwortungslose Antwort. Das hat mich so wütend gemacht. Wie kann man sich als Eltern einfach wegducken, wenn die Kinder anderen Kindern schaden?
Mein Sohn erträgt das alles irgendwie still. Er hat sich daran gewöhnt und sich einen Panzer zugelegt. Aber natürlich leidet er, denn wer würde das alles schon jeden Tag ertragen wollen? Natürlich haben wir auch schon darüber nachgedacht, die Schule zu wechseln, aber eigentlich bin ich dazu nicht bereit. Was für ein Zeichen wäre das? Die Opfer gehen, die Täter bleiben? Noch will ich das nicht akzeptieren (außer mein Sohn würde uns darum bitten, die Schule zu wechseln, dann würden wir das selbstverständlich machen).
Ich frage mich also, was wir unserem Sohn sagen sollen: Schubs endlich zurück, schmeiß auch Schuhe durchs Treppenhaus? Such dir Verbündete oder sag es immer sofort einer Lehrkraft? In dem Betrieb, in dem ich arbeite, gibt es einen Azubi, der ein richtiger Schrank ist. Er trainiert im Studio, geht boxen und dem habe ich das alles mal erzählt. Er wurde auch richtig wütend und hat schon angeboten, unseren Sohn mal von der Schule abzuholen und sich mit den anderen Jungs zu „unterhalten.“ Vielleicht brauchen die drei anderen Jungs ja auch einfach mal einen ordentlichen Dämpfer.
Was meint ihr dazu? Was für einen Weg kann es geben, damit das nicht so weiter geht oder noch schlimmer wird? Es muss doch irgendeine Lösung her! Ich würde mich freuen, wenn ihr mir sagt, was ihr an unserer Stelle tun würdet.
5 comments
Ich sehe das wie die anderen, die hier schon kommentiert haben. Das ist auf jeden Fall Mobbing und wenn es noch länger anhält besteht die Gefahr, dass Dein Sohn schlimme Folgen davonträgt. Mein Mann wurde als Kind auch gemobbt und leidet bis heute darunter. Entsprechend gehen wir bei unseren Kindern auch schon bei „Kleinigkeiten“ direkt dagegen vor. Einige Jungs hatten z.B. unsere Tochter in der 3. Klasse häufiger geärgert, als „Heulsuse“bezeichnet, etc. Mein Mann hat die Kinder dann einmal direkt und sehr deutlich darauf angesprochen und seitdem ist Ruhe. Ignorieren hilft dagegen meist nicht.
Ich würde also auch sagen: ihr müsst in die Offensive kommen. Wenn die Lehrer:innen nicht dagegen vorgehen (was sie eigentlich auf jeden Fall sollten!), würde ich auch mit den dokumentierten Geschehnissen zum Schuldirektor, Schulamt, etc. gehen. Außerdem würde ich auch schauen, ob Euer Sohn Verbündete in der Klasse finden kann und ihn ermutigen, einen Selbstverteidigungskurs zu machen. Das Angebot des Azubis finde ich auch nicht schlecht und würde das wahrscheinlich annehmen, wenn ich in Eurer Situation wäre. Notfalls würde ich auch einen Schulwechsel oder einen Klassenwechsel in Erwägung ziehen, wobei ich Dir zustimme, dass das eigentlich nicht die richtige Lösung sein kann.
In jedem Fall würde ich das nicht länger ignorieren, denn die Gefahr besteht, dass es umso schlimmer wird, je länger es sich verfestigt.
Guten Morgen,
ich kann dir leider keinen richtigen fachlichen Rat geben. Aber dein Beitrag macht mich wütend und traurig. Es kann doch nicht sein, dass die Lehrer es einfach abtun. Spontan finde ich deinen Kollegen gar nicht so schlecht ;-). Dein Sohn ist das Opfer, aber es ist nicht seine Schuld. Er muss sich auch nicht wehren, aber die Jungs müssen in ihre Schranken gewiesen werden. Lass deinen Kollegen doch mal Klartext mit Ihnen sprechen. Außerdem: alles dokumentieren und nochmal mit den Lehrern, Vertrauensperson und Rektor sprechen. Ansonsten ans Schulamt wenden. Ihr müsst in die Offensive. Und den Klassenchat dokumentieren, dem Rektor vorlegen. Hier würde der gesperrt. Und für deinen Sohn: Selbstverteidigung und Stärkung des Selbstvertrauens. Nicht, um sich zu wehren, aber um fürs Leben gerüstet zu sein. Nicht, dass er ein Trauma und Ängste bekommt/zurück behält.
Alles Gute für Euch!
Erstmal tut es mir leid, ich kann das nachvollziehen.
Ich persönlich als Teeny war in der selben Situation und unser Sohn, damals auch 12, wurde in einer Schul AG gemobbt. 1 Jahr war Ruhe, damals wurde ihm Wasser in seinen Ranzen geschüttet mit Laptop als Inhalt. Wir konnten es nicht beweisen wer es war. Ca. 1 Jahr später haben die Täter sich verraten und haben dann wieder angefangen, meinen Sohn direkt angegriffen. Erstmal hatte er Glück, weil seine Freunde in der Klasse ( die Mobber sind eine Klasse über ihn), zu ihm hielten und mit ihm zusammen zu den Lehrern gegangen sind. Sie mussten alles aufschreiben, es gab für die Jungs eine Konferenz und wir hatten ein Gespräch mit der Klassenlehrerin. Wir haben bis jetzt Ruhe. Da hat es aber tatsächlich nur geklappt, aufgrund von Zeugen und weil die Lehrerin so gut reagiert hat.
Bei mir damals war es anders. Ich hab leider lange Zeit „aushalten „ müssen. Meine Eltern haben alles versucht. Mit den Lehrern geredet, mit den Eltern. Nichts hat was gebracht. Mich hat das Traumatisiert und ich habe heutzutage mehr Angst denn je um meine eigenen Kinder. Was mich kaputt macht. Also 1. das was du schilderst, ist Mobbing. 2. ich würde erstmal Kinder finden, die das bezeugen. Dann damit zum Klassenlehrer und wenn das nicht hilft zur Schulleitung oder Schulamt. Wichtig: alles aufschreiben. Jeden kleinen Vorfall. Sollte das alles nichts helfen. Gibt es nur die Möglichkeit des Schulwechsels. Ich verstehe deine Meinung, das Opfer soll nicht gehen, aber glaube mir, dein Sohn wird langfristig davon krank.
Er hat noch viele Jahre Schule vor sich. Oder er hält aus wie ich damals. Es hat ca. 1 Jahr gedauert, dann hatten sie keine Lust mehr auf mich und ließen mich in Ruhe. Mich hat das sehr schlimm geprägt. ( Heute mit 39) kämpfe ich für jede Kleinigkeit bei meinen Kindern und Versuch sie davor zu bewahren. Was auch nicht immer gut ist.mache mir zu viele Sorgen. Versuch Freunde mit ins Boot zu holen. Er braucht Unterstützung. Liebe Grüße und alles Gute !
Dass sich in der Schule die verantwortlichen Lehrkräfte nicht kümmern, finde ich unmöglich. Das ist ihr Job! Gibt es schulintern jemand anders, den du ansprechen könntest? Schulsozialarbeiter, Vertrauenslehrer, Abteilungsleitung? Da die Situationen während des Schultages passieren, ist es Aufgabe der Schule, deinen Sohn zu schützen! Nicht nur vor körperlicher Gewalt, auch vor dem, was du beschreibst (ja, ich würde es schon als Mobbing bezeichnen). Den Tätern muss klar aufgezeigt werden, dass sie Grenzen überschreiben – entweder mit erzieherischen Maßnahmen oder Ordnungsmaßnahmen (Klassenkonferenz).
Alles Gute für euch!
Ich würde ab sofort und falls möglich noch rückwirkend die Vorkommnisse genauestens protokollieren, und dann würde ich schnellstmöglich nochmal um ein Gespräch mit den Klassenlehrern bitten und ihnen das vorlegen. Da ist auf jeden Fall Mobbing!!! Da muss die Schule aktiv werden! Bestimmt gibt es auch eine/n Vertrauenslehrer/in an der Schule? Vielleicht könnte es auch helfen sich zusätzlich dort zu melden. Das darf keinesfalls so weitergehen!! Hat dein Sohn denn Freunde in der Klasse gefunden? Eventuell könnte man noch einen Klassenwechsel in Erwägung ziehen. Hab das in der Klasse meiner Tochter gesehen, dort hat ein Kind wohl keinen richtigen Anschluss gefunden. Es durfte dann zur Probe für 2-3 Wochen in die Parallelklasse gehen und hat sich dann entschieden dort zu bleiben. Vielleicht mal als Option im Hinterkopf behalten?